Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Giselas Lesehimmel
Wohnort: 
Landshut
Über mich: 
Bücher sind die schönste Unterhaltung

Bewertungen

Insgesamt 670 Bewertungen
Bewertung vom 18.04.2024
Mord unterm Reetdach / Kristan Dennermann ermittelt Bd.1
Weißmann, Eric

Mord unterm Reetdach / Kristan Dennermann ermittelt Bd.1


ausgezeichnet

Man merkt, der Autor ist auch im realen Leben Immobilienmakler der auf Sylt lebt. So wie der Hauptprotagonist Kristan Dennermann in diesem absolut stimmigen Krimi. Der Schreibstil gefällt mir unheimlich gut. Ganz unaufgeregt erzählt uns Kristan von seinem Leben auf Sylt. Ich hatte beim Lesen das Gefühl, Kristan sitzt mit mir bei einer Tasse Kaffee auf dem Sofa und erzählt mir von einem brutalen Mord, bei dem er sich besser nicht eingemischt hätte. Jedoch kann er einfach nicht anders. Er verfügt über eine Sensibilität, die ihn Dinge förmlich spüren lässt.



Der Prolog ist unheimlich spannend. Die Spannung steigert sich kontinuierlich. Die Geschichte kommt nicht unnötig brutal daher, aber es reicht. Ich hatte des öfteren richtige Gänsehaut bekommen.



Mir ist Kristan total sympathisch. Er ist nicht nur ein erfolgreicher Immobilienmakler. Als Ermittler wäre er bestimmt eine Koryphäe. Vor allem liebt er seinen Hund abgöttisch. Der Corgi *Prinz of Wales* hat ihn zu dem ermordeten Hinerk Petersen in dessen Garten geführt. Der lag tatsächlich mausetot da und Kristan alsbald bewusstlos daneben. Als er wieder erwacht, wird er von einem jungen Ermittler für verdächtig befunden. Soll Kristan doch für den Ermordeten das Haus verkaufen. So hat sich Kristan das Sylter Sonnenwendfeuer nicht vorgestellt.







Der immer wieder eingestreute Humor ist köstlich. Das können die Sanitäter auf Sylt bestätigen, dessen Hilfe Kristan mehrere Male in Anspruch nimmt. Auch der Prinz of Wales kommt einmal in den Genuss. Ob in seinem Maklerbüro oder am Strand. Kristan spürt eine große Gefahr, die ihm droht.

Sämtliche Personen konnte ich mir bildlich vorstellen. Seine Angestellte Hella, (Honeypenny) ist Kristans Fels in der Brandung. Auf sie ist immer Verlass! Sie nennt ihn Jamie. Lilo, die Biohundefutter herstellt, (Happy Belly)und eine sehr patente Frau ist, die halbtags leckeren Kaffee verkauft. Simon, der ehemals beste Freund von Hinerk Petersen. Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen sie ihren Apotheker Sven Atzorn. Kröger, ein junger Kommissar, der gerne Kristan als Täter sehen würde. Spart viel Arbeit.



Sylter Feeling ist beim Lesen absolut garantiert. Der vielseitige Kristan ist auch noch ein hervorragender Hobbykoch. Er kann mit Matjes und Bratkartoffeln eher weniger anfangen. Statt Bier und Schnaps bevorzugt er edlen Rotwein.

An Eurer Stelle würde ich mich aber jetzt nicht von den netten Beschreibungen einlullen lassen. Es geht hoch her auf der Insel. Ich war mir wirklich nicht sicher, ob Kristan nochmal die Gelegenheit zum Kochen haben wird .....



Fazit:

Das Setting spiegelt den Lokalkolorit in Sylt wider. Vor allem die Mentalität der Insulaner kommt voll zum tragen.

Von mir eine absolute Empfehlung, für diesen spannenden Krimi. Mit diesem Ende habe ich nun wirklich nicht gerechnet.

Danke Eric Weissmann. Ich gratuliere zum Krimi-Debüt.

Bewertung vom 15.04.2024
Café Alba
Lombardi, Emilia

Café Alba


ausgezeichnet

Meine Meinung:
Eine süße Geschichte, mit einem interessanten historischen Hintergrund
Dies ist nicht das erste Buch, welches ich von der Autorin gelesen habe. Sie konnte mich schon mehrmals mit ihren Geschichten abholen. Aber mit Café Alba hat sie sich nun selbst übertroffen. Eine historische Geschichte, die die Anfänge des Vorgängers von einem bekannten Brotaufstrich erzählt. Dabei ist der Name der Schokoladencreme kein einziges Mal gefallen. Dennoch waren die Zusammenhänge sofort ersichtlich. So kurz nach dem Krieg waren sämtliche Lebensmittel noch knapp. So auch Kakao. Aus Not wurden gemahlene und geröstete Haselnüsse verwendet, mit einem Minimum Kakao. Ich kann es gar nicht fassen, dass mein Lieblings-Brotaufstrich aus der Not nach dem Krieg entstanden ist.


Die 16-jährige Francesca kommt als Hausmädchen zu der Familie Milani, die im Piemont das Café Alba betreibt. Mit einem kleinen Köfferchen, welches ihre wenigen Habseligkeiten enthält, landet sie mutterseelenallein in einer Welt, die so gar nichts mit dem Winzergut gemein hat, in dem sie aufgewachsen ist. Francesca ist harte Arbeit gewöhnt. Schon bald merkt auch die strenge Senora Milani, welch guten Fang sie mit der Winzertochter gemacht hat. Die Senora versteckt sich hinter einer Fassade. Zu groß ist ihr Schmerz, um ihren im Krieg verschollenen Sohn Valentino. Senior Milani ist ein herzensguter Mann, der die Preise in seinem Café so gering hält, dass auch ein einfacher Arbeiter sich ein Stück Kuchen leisten kann. Immer wieder verschenkt er auch süßes Backwerk an arme Leute. Nachdem Senor Milani an Magenkrebs verstorben ist, steht die Familie vor großen Herausforderungen. Senor Milani hat eine einen großen Schuldenberg hinterlassen. Das Café Alba steht vor dem Bankrott. Der jüngere Sohn Matteo versucht das Café zu retten. Francesca ist ihm eine große Hilfe. Schon bald hat das junge Mädchen eine Idee, die alles zum Guten wenden könnte. Die Schokonusscreme Crema Pirmontese. Matteo weiß nicht nur Francescas Arbeitseinsatz zu schätzen. Wenn er das bildhübsche Mädchen sieht, schlägt sein Herz höher ...


Dies ist eine Geschichte, von leckerer Haselnusscreme umhüllt. Die historischen Fakten dazu kann man auch im Internet nachlesen. Ich habe jedes einzelne Wort genossen und mir immer wieder mal einen Löffel der leckeren Sünde gegönnt. Wieder mal wird deutlich, wie schwer es Frauen früher im Berufsleben hatten. Positiv ist die Tatsache, dass nach dem Krieg ein Wiederaufbau stattfand. Damit auch ziemlich unbegrenzte Möglichkeiten. Zumindest wenn man mit so viel Fleiß und Ideenreichtum wie Francesca und Matteo gesegnet ist. Beiden wurde wahrlich nichts geschenkt. Intrigen machen der Familie Milani das Leben schwer.


In dieser Geschichte passiert sehr viel. Neben den leckeren Düften von Kuchen und den Anblick von köstlichen Pralinen, gibt es auch eine sehr süße Liebesgeschichte. Der Produktionsaufbau, eines heute noch beliebten Lebensmittels, und Abschiede von geliebten Menschen, sowie eine Naturkatastrophe.



Fazit:

Diese gut recherchierte Geschichte konnte mich von Anfang an abholen. Ein schnuckeliges Café in Piemont und wunderbare Menschen laden zum Verweilen ein. Fieslinge bringen jede Menge Spannung in die Geschichte. Das Ende ist für mich rund. Ich darf dennoch das Café Alba wieder besuchen. Bald. Von mir eine absolute Empfehlung.

Danke Emilia Lombardi

Bewertung vom 12.04.2024
Divine Rivals / Letters of Enchantment Bd.1
Ross, Rebecca

Divine Rivals / Letters of Enchantment Bd.1


ausgezeichnet

Meine Meinung:

Liebe mitten im Krieg der Götter

Mein Standardsatz im Genre Jugendbücher lautet stets: Ich bin von der Zielgruppe weit entfernt. Bei diesem Buch hat dieser Satz keine Berechtigung. Ich gehöre absolut auch zur Zielgruppe! Und warum, erzähle ich Euch jetzt.
Cover spielen bei meinen Bewertungen keine Rolle. Nur der Inhalt zählt. Dennoch wurde meine Kaufentscheidung durch das traumhafte Cover stark beeinflusst. Wie süß ist der Buchschnitt mit den kleinen Briefchen bitte?

Briefe spielen in der Geschichte eine magische Rolle. Iris Winnow hat von ihrer verstorbenen Großmutter eine Schreibmaschine geerbt. Es herrscht ein Krieg zwischen den Göttern. Ihr Bruder gilt als vermisst. Um ihren Schmerz zu lindern, schreibt sie ihm auf ihrer Schreibmaschine Briefe. Nimmt einen Job bei der Oath Gazette an. Sie möchte es dort zur Kolumnistin bringen. Aber sie hat einen ernst zu nehmenden Rivalen. Den attraktiven und arroganten Roman Kitt! Ein junger Mann, der mit einem goldenen Löffel im Mund geboren wurde. Der Iris ständig wütend macht.
Während Iris versucht ihre Mutter und sich über Wasser zu halten, erhält sie magische Briefe, die aus ihrem Kleiderschrank purzeln. Wer ist der Briefeschreiber, der immer mehr ihr Herz berührt? Der Klappentext verrät leider schon, dass es sich um Roman handelt.
Die Geschichte kommt sehr emotional und absolut spannend daher. Der Krieg kommt absolut authentisch rüber. Gewürzt mit magischen Wesen und Göttern verleiht er der Geschichte eine extra Portion Spannung. Iris und Roman haben mich sehr berührt. Beide haben ihre Päckchen zu tragen. Beide sind absolut keine Feiglinge. Iris muss erkennen, dass sie Roman total falsch eingeschätzt hat. Der romantische Roman vermag es ihr mitten im Krieg den Sternenhimmel zu zeigen.

Von Anfang an konnte mich die Geschichte mitreißen. Alle Protagonisten sind authentisch. Der bildhafte Schreibstil hat mir Orte und Geschehen vor Augen geführt. Wäre es kein Krieg zwischen Göttern, hätte man es tatsächlich für einen realen Weltkrieg halten können. Magische Wesen haben mir mehr wie einmal das Blut in den Adern gefrieren lassen. Die Autorin hat die magischen Elemente gut dosiert. Nichts davon kam mir zuviel vor. Vor allem hat sie es geschafft, trotz des Krieges unheimlich romantische Szenen einzubauen. Das Ende hat mir dann tatsächlich ein paar Tränen entlockt. Es war für mich total unvorhersehbar.

Fazit:
Von mir eine absolute Empfehlung, für diese durch und durch stimmige Geschichte. Ich kann sie jeder Altersklasse empfehlen, die aufgeschlossen für Jugend- und Fantasybücher ist.

Danke Rebecca Ross. Ich freue mich sehr auf die Fortsetzung.

Bewertung vom 02.04.2024
Amaryllis (eBook, ePUB)
Speidel, Jutta

Amaryllis (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Meine Meinung:
Das abenteuerliche Leben der Valerie
Eigentlich interessieren mich weder männliche- noch weibliche Clowns. Da Jutta Speidel das Buch geschrieben hat, habe ich mich ran getraut. Ich habe es wirklich nicht bereut.

Die Geschichte wird aus der Perspektive der Hauptprotagonistin Valerie erzählt. Als kleines Mädchen hat sie mit ihren Eltern und der heißgeliebten Oma in einer kleinen Wohnung am schönen Bodensee gelebt. Von dieser Zeit gibt es humorvolle Passagen. Die Gedanken der kleinen Valerie sind zum Schreien komisch. Das Familienleben kommt harmonisch rüber.

Als Kind durfte sie mit ihren Eltern nach Italien fahren. Dort hat sie den Schweizer Lorenzo kennengelernt. Mit ihm verbrachte sie wunderschöne Urlaubstage. Der liebenswürdige Junge hat ihr Kunststücke gezeigt. Jahre später besucht sie ihn in der Schweiz. Sie setzt ihren Wunsch, ein weiblicher Clown zu werden, in die Tat um.


Wir dürfen Valerie über Jahrzehnte begleiten. Ihre Ausbildung zur Clownin ist durchaus interessant; nimmt aber nicht zuviel Raum ein. Immer wieder werden Gedanken der knapp 70jährigen Valerie eingestreut.


Mal ist Valerie von Unsicherheiten, dann wieder von großem Selbstbewusstsein beflügelt. Ihr Leben ist von vielen schönen, sowie traurigen Momenten geprägt. Es zeigt wie schwer es einer Frau fällt, mitsamt ihrem Talent, beruflich hinter dem Mann zu stehen.


Lorenzo und Valerie kommen total authentisch und unheimlich sympathisch rüber. Ihre große Liebe und tiefe Verbundenheit ist zwischen den Zeilen spürbar. Auch alle anderen Personen fügen sich harmonisch in die Geschichte ein. Der locker flockige Schreibstil spiegelt Landschaften und Menschen exakt wider. Für mich war es Lesegenuss pur.



Fazit:

Das abenteuerliche Leben der Valerie empfehle ich gerne weiter. Neben wunderbaren Landschaften lernt man total sympathische Menschen kennen. Ob mir das Ende gefallen hat? Was soll ich sagen. So ist das Leben!


Danke Jutta Speidel. Ich habe das Buch sehr genossen.

Bewertung vom 27.03.2024
Wie Inseln im Licht (eBook, ePUB)
Gänsler, Franziska

Wie Inseln im Licht (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Meine Meinung:

Eine Geschichte vom Schweigen und Wahrheit suchen.

Franziska Gänsler hat eine Art zu schreiben, die jedes Achtsamkeitsseminar bereichern würde. Ihr Worte scheinen aus ihrem Innersten entsprungen zu sein. Nie unbedacht oder gar oberflächlich. Aber aus tiefstem Herzen. Dies war nun das zweite Buch, das ich von der Autorin gelesen habe.
Auch diese Geschichte ist keine leichte Kost. Dennoch wurde mir beim Lesen leicht ums Herz. Zeigt sie doch; für jedes Problem gibt es eine Lösung. Zoeys Geschichte ist tragisch. Vor 20 Jahren war ihre kleine Schwester auf einmal weg. An der Atlantikküste in Frankreich. Da haben sie allein mit der Mutter in einem Bauwagen gelebt. Nachts, eng aneinander gekuschelt. Auf einmal war die kleine Schwester spurlos verschwunden.
Die Mutter mittlerweile verstorben, versucht Zoey herauszufinden, was mit ihrer kleinen 5jährigen Schwester passiert ist. Nebenbei wartet sie auf die Feuerbestattung ihrer Mutter. Die Asche möchte sie auf der Insel verteilen, wo sie mal eine Familie zu dritt waren.
Die Geschichte ist spannend und kommt dennoch total unaufgeregt daher. Zoey lernt Menschen kennen, bei denen sie sich verstanden fühlt.
Zoey will endlich wissen, warum die Mutter nie eine Vermisstenanzeige bei der französischen Polizei gemacht hatte. Mit Zoey von Frankreich nach Berlin gezogen ist. Ohne die kleine Schwester!
Zoey kommt der Wahrheit Stück für Stück näher ....

Fazit:

Das Setting ist wunderbar gewählt. Ich habe die Möwen an der Atlantikküste schreien gehört. Die geheimnisvolle Atmosphäre auf einem Campingplatz gespürt. Das große Schweigen und die damit verbundenen Ängste von Zoey erlebt.

Von mir eine absolute Empfehlung für diese Geschichte, deren Ende mir Gänsehaut beschert hat. Wie schon bei *Ewig Sommer* liegt auch bei diesem Roman die Würze in der Kürze.

Danke Franziska Gänsler. Ich freue mich auf weitere Geschichten von ihnen.

Bewertung vom 26.03.2024
Murder in the Family
Hunter, Cara

Murder in the Family


ausgezeichnet

Meine Meinung:

Ich habe sehr gerne mitgerätselt, bei diesem ungeklärten Cold Case.
Warum wurde der wesentlich jüngere Mann der vermögenden Caroline umgebracht? Anfangs hatte ich ein bisschen Schwierigkeiten in die Geschichte hineinzukommen. Ich musste mich erst an die vielen Personennamen gewöhnen. Aber nach ein paar Seiten war ich nur noch gefesselt von dem Geschehen.




Die Idee dieses Thrillers finde ich ausgesprochen gut. Sie mutet wie ein spannendes Theaterstück an. Was jedoch neu für mich ist, dass ein Mordfall, der 20 Jahre zurück liegt, vor laufender Kamera nochmal aufgerollt wird. Und das mit einem Angehörigen (Stiefsohn) des Opfers, der Regie führt. Das Buch ist so aufgebaut, dass ich stets das Gefühl hatte, beim Dreh dabei zu sein. Auch der Mailaustausch nach Drehschluss ist sehr spannend und oftmals total aufschlussreich. Abgerundet wird das ganze noch durch alte Zeitungsausschnitte. Ich habe das e-Book gelesen. Die Bilder sind auf dem Reader sehr klar.

Das Verfahren kommt wahnsinnig spannend daher. Für meinen Geschmack Jedoch wurde am Ende einfach zu viel dazu gepackt. Das ist total schade, weil die Glaubwürdigkeit etwas darunter gelitten hat.

Wer letztendlich für den Mord verantwortlich war, hat meine erste Vermutung bestätigt. Ich habe im Lauf der der Geschichte mehrfach meine Meinung geändert. Raffiniert führt uns die Autorin an der Nase herum. Ich habe wirklich noch nie bei einem Thriller so mitgerätselt wie bei *Murder in the Family.* Das Expertenteam bringt eine extra Portion Spannung in die Geschichte. Auch bei Ihnen hatte ich so meine Vermutungen ...

Fazit:

Trotz meines Kritikpunktes konnte ich das Buch nicht mehr zur Seite legen. Spannung vom Feinsten. Ich werde gerne weitere Krimis lesen, die so aufgebaut sind wie *Murder in the Family*!

Danke Cara Hunter.

Bewertung vom 22.03.2024
Yellowface
Kuang, R. F.

Yellowface


sehr gut

Meine Meinung:

Dieses Buch wurde ja von Anfang an sehr gehypt. Gefühlte 1000 mal ist es mir alleine schon auf Instagram begegnet. Bei mir war es der Klappentext, der mich zum Kauf überreden konnte. Eine berühmte Autorin stirbt. Ihr Autorenfreundin schnappt sich daraufhin ihr Manuskript, bearbeitet es und veröffentlicht es als ihr *eigenes* Buch. Kann das gutgehen, habe ich mich gefragt. Nein, habe ich mir gesagt. Sonst wäre doch das Buch, lange vom Erscheinungsdatum, nicht so ein Bestseller geworden. Ist denn der Hype gerechtfertigt, habe ich mich gefragt. Nein, habe ich mir gesagt. Es handelt sich hier um ein gutes Buch. Jedoch bei weitem nicht besser als manch anderes Buch, das ich gelesen habe. Bis auf das Ende gefiel es mir gut. Ich wollte einen größeren Knall!

Bei der Diebin handelt es sich um die erfolglose Autorin June Hayward. Geklaut hat sie das Manuskript von der qualvoll verstorbenen Athena Liu. Die erfolgreiche Halbchinesin wollte mit June einen schönen Abend verbringen.
Ich konnte die Kaltblütigkeit von June manchmal nicht mehr ertragen. Im Affekt stehlen! Soso. Athena und June galten in der Öffentlichkeit als beste Freundinnen. Was ich jedoch gelesen habe, erzählt etwas Anderes.
Die weiße Frau June wird jedoch schon bald von der Öffentlichkeit zerissen. Dies in einer Sprache, die Instagram und Co leider oftmals gerecht wird. Besonders auf Twitter bricht ein Shitstorm gegen sie aus, der jeden Menschen mit einem Hauch Gewissen zu einem verheulten Geständnis bringen würde. June nicht. Die verlogene Möchtegernautorin bringt zwar aus eigenem Antrieb keine passable Geschichte zustande, aber windet sich wie ein Aal aus den Beschuldigungen. Der Verlag spielt mit. Das ganze Theater sorgt für gigantische Verkaufszahlen.

Angeblicher Rassismus wird dem Buch der Verstorbenen Athena Liu Juniper Song ( Künstlername) vorgeworfen. Als kleines Zuckerle wird am Fließband gegendert: Autor*in.

Nach anfänglicher Beliebtheit bekommt June viel Zeit zum Nachdenken. Einladungen zu Lesungen usw bleiben aus. Ihre Nerven sind zum Zerreißen gespannt. Sie weint viel. Hat Angst; aber nicht so viel, dass es für ein Geständnis reichen würde. Mensch Mädel. Das kann doch nicht gut gehen, hab ich mir gesagt.

Fazit:

Ich habe diese Geschichte sehr gerne gelesen. Viel über die Literaturszene erfahren. Einen Blick in die Verlagswelt werfen dürfen. Mobbing im Internet miterlebt. Das meiste davon wusste ich schon. Hab ich mir doch selbst schon mal beim großen A ein Plagiat heruntergeladen, welches dann, nebst Autorin, auf einmal im Nirwana verschwunden ist. Ist so was richtig, habe ich mich gefragt. Nein, hab ich mir gesagt.

Eine Empfehlung von mir für Yellowface. Das Buch konnte mich von Anfang an mitnehmen. Okay, manchmal wurde ich richtig sauer. Aber bringt ja nichts, hab ich mir gesagt.

Danke Rebecca F. Kuang

Bewertung vom 20.03.2024
Lügen, die wir uns erzählen
Freytag, Anne

Lügen, die wir uns erzählen


ausgezeichnet

Meine Meinung:

Mitten aus dem Leben

Anne Freytag konnte mich schon immer mit ihren Worten abholen. So auch in dieser Familiengeschichte. Die Geschichte wird überwiegend aus der Sicht von der Autorin Helene erzählt. Im späteren Verlauf meldet sich ihre Tochter Anna zu Wort.

Helene und ihr Mann Georg leben schon seit Jahren nebeneinander her. Der Anwalt und die Krimiautorin geben in der Öffentlichkeit das perfekte Paar. Irgendwann waren sie das auch mal. Helene war nach zwei Fehlgeburten einfach nicht mehr die Gleiche. Liebe mit ihrem Mann artete zum Pflichtprogramm aus.

Anderswo starben Kinder an Hunger. In mir starben sie, bevor sie geboren wurden. (Zitat aus dem Buch)

Dazu noch die Erinnerung an ihre große Liebe Alex. Als Studentin in einer WG in Frankreich, hatte sie mit ihm eine sehr intensive Zeit erlebt.

In einer wunderschönen Sprache erzählt Anne Freytag von einem Ehepaar, das kein Ventil findet, um Emotionen heraus zu lassen. Beide hatten keine Eltern, von denen sie richtig angenommen wurden. Der große Kinderwunsch hatte sich zwar erfüllt, aber die Ehe blieb problematisch. Georg kann einfach nicht mit seinem Sohn umgehen. Seine Tochter ist sein ein und alles. Bei Helene ist es genau umgekehrt. Sie hat ein sehr gutes Verhältnis zu ihrem Sohn. Die Tochter entgleitet ihr immer mehr.

Eigentlich haben Helene und Georg alles was man zum glücklich sein braucht. Ein schönes Haus, zwei wohlgeratene Kinder und tolle Berufe. Helene merkt erst, als Georg sie für eine andere Frau verlässt, wie gerne sie ihn eigentlich noch hat. Der Schmerz, wenn sie ihn mit der anderen Frau sieht, ist gewaltig. Dabei hatte sie doch eigentlich mit dem Gedanken gespielt, ihn zu verlassen. Immer wieder an Alex gedacht ...

Ich hatte wirklich das Gefühl, Helene auf ihrem steinigen Weg zu begleiten. Wie sie mit der Trennung umgegangen ist, fand ich genial. Obwohl ich erst dachte, warum macht sie denn jetzt dies oder das. Was dabei heraus gekommen ist, hätte ich so nicht vermutet. Vor allem hatte es eine reinigende Wirkung für die gesamte Familie. Ich fand alle Personen total okay. Als ein Ventil gefunden wurde, sämtliche Emotionen zum Vorschein kamen, hatte auch ich feuchte Augen. Anne Freytag hat so viele Gefühle in die Geschichte gepackt. Wunderbare Zitate haben das Emotionale noch zusätzlich unterstrichen. Das alles gelingt der Autorin, ohne kitschig zu werden. Alles könnte wirklich so passiert sein.

Fazit:

Eine Familiengeschichte die zeigt, was ein liebloses Elternhaus anrichten kann, hat mir zwei spannende Nachmittage beschert. Die Personen kommen absolut authentisch daher. Ob mir das Ende gefallen hat? Ja! Ich mag Enden, die mich überraschen können.

Danke Anne Freytag. Ich habe jedes Wort genossen.

Bewertung vom 17.03.2024
Mein Name ist Estela
Trabucco Zerán, Alia

Mein Name ist Estela


ausgezeichnet

Meine Meinung:
Hallo? Ist hier jemand?

Da ist eine Frau, die auf mich Anfangs wie ein Mädchen gewirkt hat. Ihr Name ist Estela. Sie verlässt ihr heißgeliebte Mutter, um bei einer reichen Familie als Hausmädchen zu arbeiten. Die Senora bekommt ein ein Kind. Als Baby ist das kleine Mädchen glücklich. Estela kümmert sich um es und entwickelt eine Liebe zu der Kleinen, die von der Mutter nicht gerne gesehen wird. Wie der Klappentext schon verrät, stirbt das Mädchen im späteren Verlauf.
Wir erfahren die Geschichte aus der Sicht von Estela. Bei einem Verhör erzählt sie ausschweifend, was sie in den sieben Jahren bei der Familie erlebt hat. Endlich kann sie ihre Stimme gebrauchen. Bei ihrer Arbeit erhielt sie nur Anweisungen. Denn Menschen Estela hat keiner wahrgenommen.

Ich weiß gar nicht, wann mich das letzte Mal eine Protagonistin in einem Roman so berührt hat. Die Klassenunterschiede sind sehr deutlich zu erkennen. Estela vereinsamt mitten in einer Familie. Den Esstisch deckt sie stets für drei Personen. Sie muss alleine in der Küche essen. Ihre Schlafstatt befindet sich direkt neben der Küche. Getrennt mit einer Schiebetür aus Milchglas. Somit ist noch nicht mal ein kleines bisschen Privatsphäre gegeben.
Um das Mädchen kümmert sie sich sehr liebevoll. Estela muss mit ansehen, wie der Senor und die Senora aus dem glücklichen Baby ein unglückliches Kind machen. Es zu Höchstleistungen anspornen und dafür sorgen, dass ihr Kind stets der normalen Entwicklung voraus ist.

Ihr Verhör gleicht einem inneren Monolog. Auf eine Antwort wartet man vergeblich. Estela erzählt sehr ausschweifend, da man zu einem gerechten Urteil alles wissen muss. Der Schreibstil ist so detailliert, dass ich die Hitze Santiagos auf meiner Haut spüren konnte. Die viele Hausarbeit und die mangelnde Konversation mit Menschen, machen aus der einst glücklichen Estela eine tieftraurige Frau. Das haben Estela und das Kind gemeinsam. Für Estela ist das Kind ein Blick in den Spiegel.

Schritt für Schritt kommt man der Katastrophe näher. Es gibt so viele Situationen, die mich fassungslos machten. Wunderbare Zitate erhöhen den Lesegenuss.
Das Mädchen beisst sich seine Finger stets blutig. Zitat aus dem Buch:
Zum Nägel kauen muss man die Hände frei haben
Nicht mal dafür hätte Estela Zeit gehabt.
Das Ende ging mir durch Mark und Bein: Hallo? Hört ihr mich? Ist da wer?
Estela, ich habe dir zugehört. Mit mir auch viele Andere.

Fazit:

Von mir eine absolute Empfehlung, für dieses außergewöhnlich gute Buch.
Ein großes Dankeschön Alia Trabucco Zerán

Bewertung vom 16.03.2024
Nackt war ich am schönsten
Peters, Veronika

Nackt war ich am schönsten


gut

Meine Meinung

Nicht schlecht, aber mit Luft nach oben.

Der Titel und das Cover sind eine Sünde wert. Der Inhalt ist auch nicht zu verachten, jedoch mit ein paar Kritikpunkten.

Antonia kehrt nach 20 Jahren in ihre Heimat zurück. Irgendwie hat sich in dem Haus ihrer verstorbenen Oma und Mutter nichts geändert. Anderseits fehlt dem Haus ohne Oma die Seele. In dem kleinen oberhessischen Dorf begegnet man ihr nach so vielen Jahren erstmal mit etwas Abstand. Toni möchte schnellstmöglichst das Haus loswerden und wieder zurück in die Bretagne. Dort hat sie einen Ehemann und verdient ihr Geld als Restaurateurin. Alte beschädigte Dinge restaurieren ist ihre Passion.

Zu ihrer alkoholkranken Mutter hatte sie die letzten 20 Jahre keinen Kontakt mehr. Wohnte auch ihrer Beerdigung nicht bei. Die eigentliche Mutter war ihre Oma. Die Mutter war stets in der Scheune beim Malen oder trinken. Hat Toni nie richtig wahrgenommen. Eigentlich wäre Toni richtig einsam in dem alten Fachwerkhaus, wäre da nicht die verstorbene Baroness Elsa von Freytag-Loringhoven. (geb. 1874 - + 1927) Die Dame mit dem eigenwilligen Mode und Schmuckgeschmack, steht der etwas ratlosen Toni mit Rat und Tat zur Seite.

Ich habe diese Geschichte wirklich sehr gerne gelesen. Aber irgendwie erschließt sich mir nicht, warum den Geist der Baroness wirklich jeder sehen konnte. Die Idee mit der Toten fand ich richtig gut. Warum soll nicht eine längst verstorbene Baronesse als Ratgebertante agieren? Aber als Tote eine Art Berühmtheit im Dorf zu sein, war mir dann doch zu weit hergeholt. Ferner störten mich die häufig eingestreuten französischen Wörter und Sätze. In gesunden Maßen hätten sie Elsas Vergangenheit in Paris unterstrichen. So hatte ich das Gefühl, ich werde damit erschlagen. Elsa war einst eine Dada-Künstlerin. Ihre Art zu sprechen ist so speziell, wie ihre Bilder. Den einen oder anderen Satz musste ich zweimal lesen, damit sich mir der Sinn erschloss. Verstand ich Anfangs nicht, warum Toni keine Fragen über ihre Mutter stellte, so konnte ich ihr Verhalten im späteren Verlauf verstehen. Möchte sogar behaupten, ich hätte stellenweise genauso gehandelt.

Was mir besonders gut gefallen hat, wie Elsa per Gemälde Toni ihre verstorbene Mutter näher gebracht hatte. Toni fand ich eigentlich ganz okay. Jedoch verstand ich ihre Passivität in verschiedenen Dingen nicht.

Trotz der Kritikpunkte habe ich mich immer aufs Weiterlesen gefreut. Das dürfte der unkonventionellen Baronesse geschuldet sein. Widersprüchlich und doch irgendwie total charmant. Eine alte tote Frau, mit der Körperhaut eines jungen Mädchens. Nackt war sie wirklich am schönsten! Den Sinn, den die Baronesse in der Geschichte hatte, fand ich richtig raffiniert dargestellt.

Fazit:
Nicht alles in der Geschichte konnte mich überzeugen. Ich kann das Buch jedem empfehlen, der bereit ist ein paar Abstriche (aus meiner Sicht)zu machen.

Danke Veronika Peters.