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Teleorientalis

Bewertungen

Insgesamt 5 Bewertungen
Bewertung vom 30.12.2009
Orchesterwerke, Konzerte und Der Messias von Georg Fr. Händel

Orchesterwerke, Konzerte und Der Messias von Georg Fr. Händel


schlecht

Milde ausgedrückt: Schlechte Klangqualität. Was in den Angaben zum Produkt nicht sofort ins Auge springt: Die Aufnahmen stammen aus den Jahren 1954, 1973/1974 und 1946. Das Geld sollte man sich sparen!

Bewertung vom 15.02.2009
Der Kaukasus
Gumppenberg, Marie-Carin von / Steinbach, Udo (Hrsg.)

Der Kaukasus


ausgezeichnet

Ich habe mir das Buch zur Vorbereitung einer Georgienreise, die dann wegen der Eskalation im Südossetienkonflikt nicht durchgeführt werden konnte, gekauft. Der Band, der in der Beck'schen Reihe erschienen ist, enthält in seinem ersten Teil sehr dichte Artikel über Armenien, Georgien, Aserbaidschan, den russischen Nordkaukasus, Iran und die Türkei. Einen zweiten wichtigen Teil des des Werks bilden präzise Analysen der schwelenden Konflikte. Gerade die Abschnitte zu Abchasien und Südossetien sind für das Verständnis des Kriegs zwischen Georgien und Russland sehr hilfreich. Einen letzen Block bilden thematische Querschnitte zu Themen wie Religion, Rechtsverständnis oder politische Kultur. Wer dieses Buch durchgearbeitet hat, ist bestens über die Kaukasusregion informiert. Angesichts des akademischen Niveaus sollten sich Leser, die es gewohnt sind, Informationen unterhaltsam präsentiert zu bekommen, jedoch nach anderen Werken umsehen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 15.02.2009
Missbrauchte Götter
Graf, Friedrich W.

Missbrauchte Götter


sehr gut

Luzides Essay

Der systematische Theologe Friedrich Wilhelm Graf (ev. Theologie, Ludwig-Maximlians-Universität, München) verlässt sein akademisches Feld und äußert sich in einem umfangreichen Essay pointiert zur Diskussion um Menschen- und Gottesbilder. Der Leibnizpreisträger will als Religionsintellektueller „Glaubensanalyse“ (S. 13) betreiben und erhofft sich ein „besseres Verständnis der religionskulturellen Entwicklungen in der Moderne seit 1800 und speziell der wenig übersichtlichen religiösen Lage der Gegenwart“ (S. 13). Nach einem einleitenden Kapitel („Sehepunkte“) gelangt Graf in drei Schritten („Gottesbilder“, „Ebenbilder“ und „Menschenbilder“) zu seinem Schlusskapitel, welches den schönen Neologismus „Gottesgnadenwürde“ als Titel trägt. Darin kritisiert der scharfzüngige Wortartist unter anderem, dass „die Menschenwürde“, welche von Kirchenvertretern beider großen Konfessionen gerne auf die jüdisch-christliche Tradition zurückgeführt werde, tatsächlich aber von der ev. und die kath. Kirche Deutschlands „erst entdeckt [wurde], als sie im Rechtssystem der Bundesrepublik bereits zur 'Grundnorm' avanciert war“ (S. 199). Trotz seiner kritischen Grundhaltung gegenüber dem Agieren ausgebildeter Theologen rundet Graf sein überwiegend diagnostisches Essay in theologisch-apodiktischer Form ab. So gießt er er die Verhältnisbestimmung der Konzepte Menschenbild, Gottesbild, Bilderverbot und Menschenwürde in folgende Worte: „Mit dem Bilderverbot schützt Gott sich vor unserer Bemächtigung. Und die Unantastbarkeit unserer Würde haben wir nicht selbst erarbeitet, sondern sie ist vom unantastbaren Gott garantiert“ (S. 202). Während ihn hier dogmatische Unbedingtheit zum theologischen Werbetexter werden lässt, schießt er an anderen Stellen um der Pointe Willen über das Ziel hinaus: So vernebelt bei dem von Graf mehrfach verwendeten Begriff „Milieutheologie“ die wertende Konnotation den beschriebenen Gegenstand (vgl. z.B. S. 80); auch Bilderunterschriften wie „Amerikanische Truppen sind gern Ikonoklasten“ (S. 89) bedienen eher Klischees als dass durch sie soziale Zusammenhänge erhellt werden. So ist zu bedauern, dass Graf für dieses elementar wichtige Thema eine Textform gewählt hat, bei welcher er die Kriterien streng wissenschaftlicher Methodik vernachlässigen kann.

Wer also Friedrich Wilhelm Grafs pointiert formulierte Artikel aus FAZ, SZ oder NZZ kennt und schätzt, kann sich freuen, da er nun einen luziden journalistischen Text im theologischen Terrain in den Händen hält, dessen schiere Länge die Dimensionen des Feuilletons einer Tageszeitung sprengen würde.

1 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 14.02.2009
Jesus von Nazareth Bd.1
Benedikt XVI.

Jesus von Nazareth Bd.1


weniger gut

Joseph Ratzinger entscheidet sich bei seinem Jesusbuch für den Glauben an die menschliche und göttliche Natur Jesu und gegen wichtige Erkenntnisse der historisch-kritischen Erforschung des Neuen Testaments. Sein oberstes Ziel ist es, Jesus von dessen "Gemeinschaft mit dem Vater her" darzustellen, ohne die man "nichts verstehen" könne und von der her "er uns auch heute gegenwärtig" werde (S. 12). Ratzinger lehnt die moderne historisch-kritische Bibelauslegung in ihrer extremen Ausdifferenziertheit ab und schließt sich dem katholischen Exegeten Rudolf Schnackenburg an, der schon vor Jahrzehnten resigniert festgestellt hat, dass sich eine abgesicherte Darstellung der historischen Jesusfigur auf dem Weg der historisch-kritischen Exegese "kaum oder nur unzulänglich" erreichen lasse (S. 12). Dennoch legt Ratzinger ein Bekenntnis zur historisch-kritischen Methode ab (sie sei "unverzichtbar", S. 15) und er greift in seinem Werk immer wieder auf Ergebnisse dieser theologischen Disziplin zurück (vgl. zu den Problemen, die hierbei auftreten: Gerd Lüdemann: „Das Jesusbild des Papstes. Über Joseph Ratzingers kühnen Umgang mit den Quellen“, Springe 2007). Die Lücken, welche die extrem ausdifferenzierte Forschung lässt, füllt Ratzinger mit Bruchstücken der katholischen Glaubenstradition auf, was das Endprodukt recht glatt und widerspruchsfrei erscheinen lässt. Dennoch ist Ratzingers "Jesus von Nazareth", kein reines Glaubenswerk. Vielmehr handelt es sich um ein dogmatisch inspiriertes Jesusbuch, dessen Autor die Ergebnisse der historisch-kritischen Exegese eklektisch rezipiert hat.
Gerade angesichts der aktuellen Debatte um die ambivalenten Haltung Ratzingers gegenüber der Pius-Bruderschaft, deren Vertreter teilweise antisemitisch eingestellt sind, lohnt sich eine Betrachtung seines Umgang mit dem „Alten Testament“, bzw. den Schriften der jüdischen Bibel. Ratzinger betrachtet verschiedene alttestamentliche Stellen als Christuszeugnis. So schreibt er über das Buch Deuteronomium, dass sich darin „eine Verheißung [finde], die von der messianischen Hoffnung anderer Bücher des Alten Testaments durchaus verschieden, aber für das Verständnis der Gestalt Jesu von entscheidender Bedeutung“ sei (S. 26). Es liegt der Schluss nahe, dass es sich beim Judentum um eine defizitäre Religion handeln müsse, da die Anhänger dieses „alten“ Glaubens noch nicht erkannt haben, dass der erwartete Messias mit Jesus Christus erschienen sei.
Ratzingers Werk mag konservativen katholischen Christen Trost spenden, weil Ratzinger es gelungen zu sein scheint, ein Jesus-Buch zu schreiben, das Glaube mit Vernunft versöhnt. Bei näherer Betrachtung stellt sich aber heraus, dass neben der wissenschaftlichen Vernunft auch die Toleranz leidet, wenn dem Glauben ein Primat eingeräumt wird.

3 von 16 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 14.02.2009
Jesus von Nazareth Bd.1
Benedikt XVI.

Jesus von Nazareth Bd.1


weniger gut

Joseph Ratzinger entscheidet sich bei seinem Jesusbuch für den Glauben an die menschliche und göttliche Natur Jesu und gegen wichtige Erkenntnisse der historisch-kritischen Erforschung des Neuen Testaments. Sein oberstes Ziel ist es, Jesus von dessen "Gemeinschaft mit dem Vater her" darzustellen, ohne die man "nichts verstehen" könne und von der her "er uns auch heute gegenwärtig" werde (S. 12). Ratzinger lehnt die moderne historisch-kritische Bibelauslegung in ihrer extremen Ausdifferenziertheit ab und schließt sich dem katholischen Exegeten Rudolf Schnackenburg an, der schon vor Jahrzehnten resigniert festgestellt hat, dass sich eine abgesicherte Darstellung der historischen Jesusfigur auf dem Weg der historisch-kritischen Exegese "kaum oder nur unzulänglich" erreichen lasse (S. 12). Dennoch legt Ratzinger ein Bekenntnis zur historisch-kritischen Methode ab (sie sei "unverzichtbar", S. 15) und er greift in seinem Werk immer wieder auf Ergebnisse dieser theologischen Disziplin zurück (vgl. zu den Problemen, die hierbei auftreten: Gerd Lüdemann: „Das Jesusbild des Papstes. Über Joseph Ratzingers kühnen Umgang mit den Quellen“, Springe 2007). Die Lücken, welche die extrem ausdifferenzierte Forschung lässt, füllt Ratzinger mit Bruchstücken der katholischen Glaubenstradition auf, was das Endprodukt recht glatt und widerspruchsfrei erscheinen lässt. Dennoch ist Ratzingers "Jesus von Nazareth", kein reines Glaubenswerk. Vielmehr handelt es sich um ein dogmatisch inspiriertes Jesusbuch, dessen Autor die Ergebnisse der historisch-kritischen Exegese eklektisch rezipiert hat.
Gerade angesichts der aktuellen Debatte um die ambivalenten Haltung Ratzingers gegenüber der Pius-Bruderschaft, deren Vertreter teilweise antisemitisch eingestellt sind, lohnt sich eine Betrachtung seines Umgang mit dem „Alten Testament“, bzw. den Schriften der jüdischen Bibel. Ratzinger betrachtet verschiedene alttestamentliche Stellen als Christuszeugnis. So schreibt er über das Buch Deuteronomium, dass sich darin „eine Verheißung [finde], die von der messianischen Hoffnung anderer Bücher des Alten Testaments durchaus verschieden, aber für das Verständnis der Gestalt Jesu von entscheidender Bedeutung“ sei (S. 26). Es liegt der Schluss nahe, dass es sich beim Judentum um eine defizitäre Religion handeln müsse, da die Anhänger dieses „alten“ Glaubens noch nicht erkannt haben, dass der erwartete Messias mit Jesus Christus erschienen sei.
Ratzingers Werk mag konservativen katholischen Christen Trost spenden, weil Ratzinger es gelungen zu sein scheint, ein Jesus-Buch zu schreiben, das Glaube mit Vernunft versöhnt. Bei näherer Betrachtung stellt sich aber heraus, dass neben der wissenschaftlichen Vernunft auch die Toleranz leidet, wenn dem Glauben ein Primat eingeräumt wird.

0 von 11 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.