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Wondertime
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Niedersachsen

Bewertungen

Bewertung vom 29.03.2010
Meister der Wünsche
Sethi, Ali

Meister der Wünsche


sehr gut

Pakistan – da kommen mir persönlich ruckzuck Assoziationen zum Islam, zum Tschador, der Musliminnen verhüllt, Krieg, einem "gebeutelten und traumatisierten Volk…

Und eben in diesem Land spielt die Geschichte des Ich-Erzählers Zaki, der als Halbwaise, gemeinsam mit seiner leicht "kämpferisch" veranlagten Cousine Samar Api bei der Großmutter Daadi aufwächst. Natürlich gehen auch an dieser Familie die oft rasant auftretenden politischen Entwicklungen des Landes nicht spurlos vorbei, sondern be-treffen sie. Dennoch spürt man in dem eher gutbürgerlichen Haushalt etwas Wesentliches: Lebensfreude und Zusammenhalt.

Der Autor Ali Sethi erzeugt in dieser Familiensaga eine farbenprächtige, "fühlbare", bildhafte und glaubwürdige Stimmung, die die Leser/innen in ihren Bann zieht, sofern diese es denn zulassen. :-) Manchmal geschieht dies leider auch ein wenig "langatmig". Dennoch wirken die Dialoge auf mich authentisch, wenig aufgesetzt. Nuanciert, und hin und wieder mit einem Schuss Komik versehen, zeigt Sethi in seinem Werk seine Sicht des Lebens in seiner Heimat Pakistan. Eine Sichtweise, die an der einen oder anderen Stelle nachhaltiges Erstaunen bei mir hervorrief. Geht es dort doch inzwischen zunehmend "moderner" zu. Beeindruckend zeigt der Autor auf, wie sich alte und neue Kulturbereiche vermischen. So scheint die eine oder andere "Heimlichkeit" auch in Pakistan kein Fremdwort zu sein, was ich positiv und mit einem Lächeln wahrgenommen habe.

Die gängigen Klischees gegenüber des Islams und Pakistans "umschifft" Sethi in seinem Buch geschickt, und ich denke auch gewollt. Das habe ich als angenehm empfunden. Sein Schreibstil erleichterte mir zudem, dass ich die knapp 500 Seiten flüssig lesen konnte". Ich hatte nur wenige wirkliche "Hänger" Dennoch möchte ich anmerken, dass mir einige Worte "kein Begriff" waren. An diesen Stellen habe ich mir die überaus positive Eigenschaft von Kindern und Jugendlichen "geborgt": Ich habe es schlicht "hingenommen", nicht hinterfragt, einfach weiter gelesen. Ich reise gerne und viel – sehr oft gibt es in fremden Ländern Situationen/Dialoge/Worte, die nicht "zuzuordnen" sind, aber letztlich der Situation "keinen Abbruch tun". Einfach weiter machen! So habe ich es mit dieser Lektüre auch gehalten und bin damit gut gefahren.

Gerne und interessiert habe dieses Buch gelesen, das ich voller Skepsis begonnen habe. Ich habe viele Bruchstücke einer fremden Kultur in mich aufgesogen, die mir vor der Lektüre nahezu unbekannt war. Es hat sich für mich gelohnt.