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Laurie
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FT

Bewertungen

Insgesamt 6 Bewertungen
Bewertung vom 26.08.2020
Schwarzpulver
Lichtblau, Laura

Schwarzpulver


sehr gut

Ich habe mich sehr auf das Buch gefreut da ich Dystopien gerne lese und ich muss sagen dass die düstere Stimmung, die im Roman in Deutschland herrscht, wirklich sehr gut beschrieben ist und sehr gut rüber kommt. Mit den Charakteren hatte ich jedoch Probleme, denn ich bin leider mit keinem der Drei warm geworden. Ich denke nicht dass die negative Stimmung im Buch dazu beigetragen hat. Ich denke eher es war die Sprache und der Stil der Autorin. Mir war es auf Dauer einfach zu poetisch und zu gekünstelt. Ständige Umschreibungen und ständige Vergleiche im Stil von „ es sah aus wie…“, es bewegte sich wie…“, „es roch wie…“ haben meinen Lesefluss gestört. Auch kann ich mir nicht vorstellen dass zwei junge Menschen wie Charlie und Burschi auf diese Art reden.
Die Autorin beschreibt im Buch immer wieder die Rauhnächte von Ende Dezember bis Anfang Januar und das Mysterium darum herum. Warum sie das tut habe ich beim Lesen nicht verstanden. Es war jedoch interessant für mich im Anschluss an das Buch selbst ein bisschen darüber nachzulesen und somit mehr Verständnis für Lichtblaus Einbringen der Rauhnächten zu bekommen
Ich kann nicht sagen dass es ein schlechtes Buch ist, auf keinen Fall! Aber man muss wissen auf was man sich einlässt. Die Sprache steht hier meiner Meinung nach absolut im Vordergrund, die Geschichte weniger. Es ging mir definitiv nicht genug in die Tiefe, alles wird nur wage angerissen und angedeutet und das war sehr schade. Auch ist es kein Buch das man in gewohntem Tempo lesen kann, man muss sich auf den Stil von Laura Lichtblau einlassen und dann ist das Buch an vielen Stellen ein Genuss.

Bewertung vom 02.04.2020
Eine Farbe zwischen Liebe und Hass
Zentner, Alexi

Eine Farbe zwischen Liebe und Hass


ausgezeichnet

Gleich zu Beginn muss ich sagen dass dieser Roman einer der besten ist, die ich je gelesen habe! Alexi Zentner schafft es das Thema Rassismus nicht nur von einer Seite zu zeigen. Er beleuchtet beide Seiten, die Rechtsradikale und die „Gegenseite“ und am Ende des Romans kommt man zu dem Schluß dass es kein schwarz oder weiß gibt in dieser Geschichte, sonder dass sehr viele Schattierungen dazwischen liegen. Auch zeigt Zentner auf dass Rechtsradikale nicht gleich Rechtsradikale sind, sondern dass es auch Menschen gibt, die von der Gesellschaft in diese Schublade gesteckt werden obwohl sie keinerlei rechtsradikale Gedanken hegen, sie sind leider einfach nur Mitglied der „falschen“ Familie.
Mit Hilfe seiner Hauptfigur Jessup hat der Autor einen wunderbaren Menschen geschaffen der dem Leser zeigt wie schwer es ist aus einer Familie, in der so viel Abneigung gegen Andersfarbige herrscht, auszubrechen. Der Wille kann noch so groß sein, aber die Liebe zur eigenen Familie lässt sich eben nicht einfach ausschalten und somit geraten seine eigenen Überzeugungen und Wünsche in den Hintergrund. Eine große Mitschuld an Jessups Situation hat die Gesellschaft, die ihn von vorne herein verurteilt, obwohl er nie etwas Schlimmes getan hat. Diese Gesellschaft sieht nur das Verbrechen dass sein Stiefvater und sein Bruder begangen haben und unterstellt ihm, genauso zu sein. Aber Jessup ist das Gegenteil - er ist ein vorbildlicher Schüler, arbeitet um die Familie zu unterstützen, opfert sich für seine Mannschaft auf und tut einfach alles um ein guter Mensch zu sein. Aber es ist nie genug, und dafür findet Zentner immer die richtigen Worte um Jessups Gefühle zu beschreiben. Er ist so ein sensibler junger Mensch der sich seiner Situation und seiner schlechten Chancen bewusst ist und trotzdem nie aufgibt! Und dadurch wächst er einem beim Lesen schnell ans Herz.
Es gibt in dem Roman viele tolle Figuren. Jessups Schwester ist ein tolles Mädchen das zu ihrem Bruder aufschaut, ihn bewundert und sehr liebt. Aber auch sie wird geprägt durch ihre Eltern die der „Heiligen Kirche des weißen Amerika“ angehören und auch für sie werden die Chancen im Leben schlecht stehen, so sehr sie sich auch bemüht. Und auch Jessups Stiefvater ist im Grunde ein guter Mensch, er arbeitet hart und hat Jessups Mutter und somit auch ihn und seinen Bruder vor Armut und Alkoholsucht bewahrt - wäre da nur nicht sein Hass! Und wie bei Jessup werden von jedem Charakter im Buch beide Seiten beleuchtet und es wird sehr verständlich erklärt warum sie alle so denken und warum sie ihre Überzeugungen haben und das geschieht niemals verurteilend oder wertend und das macht diesen großartigen Roman aus!
Von mir gibt es eine uneingeschränkte Leseempfehlung!

Bewertung vom 21.11.2017
Kleine Stadt der großen Träume
Backman, Fredrik

Kleine Stadt der großen Träume


ausgezeichnet

In Fredrik Backmans neuem Roman „Kleine Stadt der großen Träume“ geht es um die Einwohner von Björnstadt, einer kleinen Stadt im Norden Schwedens, und deren Begeisterung für Eishockey und ihr Eishockeyteam. Der Sieg eines wichtigen Spiels könnte alles für immer verändern, könnte alles besser machen. Jedoch ist es ein anderes Ereignis das alles für immer verändern wird.
Das war mein erstes (und bestimmt nicht letztes) Buch von Backman und ich bin überaus begeistert. Seine Sprache und sein Schreibstil sind wunderbar. Er findet die perfekten Worte für teils schlimme Ereignisse und er findet die perfekten Worte für überaus freudige Dinge. Sein Stil ist so warmherzig und gefühlvoll dass beim Lesen schon mal die ein oder andere Träne kullern kann. Er schafft es im Leser so viele Emotionen zu erzeugen wie kaum ein anderer. Und trotz seiner ruhigen Sprache konnte ich das Buch kaum aus der Hand legen, da die Geschichte teils so spannend war dass ich bis in die Nacht hinein gelesen habe.
Die kleine Stadt sieht zu Beginn sehr idyllisch aus, am Rand des Waldes gelegen wo jeder jeden kennt. Doch der Schein trügt und es ist wie in jeder Stadt, mag sie noch so klein sein, es gibt die besseren und schlechteren Viertel, es gibt die besser und schlechter Verdienenden und es gibt die Helden und die Verlierer. Das New York Journal of Books schreibt „In dieser Stadt findet sich die ganze Welt“ und das trifft es auf den Punkt! In dieser Stadt finden wir auch jede Menge verschiedene Charaktere: der ehemalige Eishockeyprofi Peter und jetziger Sportdirektor, die große Hoffnung des Teams Kevin, sein bester und absolut loyaler Freund Benji, der schüchterne aber blitzschnelle Amat, seine wunderbare Mutter Fatima und die besten Freundinnen Maya und Ana. Sie alle sind von Backman toll beschrieben und herausgearbeitet und machen das Buch zu dem was es ist: ein wundervoller Roman über Freundschaft, Liebe, Zusammenhalt, Hoffnung und natürlich Eishockey.

Bewertung vom 11.08.2009
Stadt, Land - Schluss
O'Reilly, Judith

Stadt, Land - Schluss


sehr gut

Judith O'Reilly zieht ihrem Mann zu Liebe mit ihm und ihren drei Kindern aufs Land, viele Stunden entfernt von ihrem ursprünglichen Zu hause London.
Und damit nimmt ihre kleine persönliche Odyssee ihren Lauf: seltsame Landmenschen, die sie, ihrer Meinung nach, für eine versnobte Stadtmutti halten und die seltsame Berufe und Hobbys haben. Weit und breit keine Einkaufszentrum in Sicht und ständig zieht sie das Unglück magisch an. Und ausgerechnet die Wurzel allen Übels, ihr Mann, ist mehr in London als in ihrem neuen Heim.
Die selbst gesetzte Frist von zwei Jahren rückt immer näher und sie muß sich entscheiden, ob sie in ihrer neuen Heimat bleibt, oder doch wieder nach London zurück kehrt.
Die kurzen Kapitel, die in Blogform im Internet veröffentlicht wurden, haben mir gut gefallen. Man konnte das Buch schnell zur Hand nehmen und genau so schnell wieder bei Seite legen.
Teilweise ist mir O'Reilly zu tief im Selbstmitleid versunken, was ich ziemlich nervig fand. Immerhin hat niemand sie zu diesem Umzug gezwungen.
Aber sie hat auch einen tollen sarkastischen Humor, der mir sehr gut gefallen hat und mich des öfteren laut auflachen ließ. Und der sie wohl vorm Durchdrehen bewahrt hat.

Bewertung vom 30.07.2009
Frau Ella
Beckerhoff, Florian

Frau Ella


ausgezeichnet

Frau Ella ist für mich die typische Oma von nebenan: ordentliche, korrekt, freundlich und voller Vertrauen in ihren "Herrn Doktor", weil der ja weiß was richtig ist. Dass sie sich da irrt, merkt sie jedoch erst, als sie von ihrem Bettnachbarn Sascha aus dem Krankenhaus gerettet wird.
Sascha ist auf den ersten Blick das genaue Gegenteil von Frau Ella. Er ist völlig planlos was er mit seinem Leben anfangen soll, und nun hat er auch noch diese alte Dame in seiner chaotischen Wohnung einquartiert.
Beide stehen einander erst einmal sehr skeptisch gegenüber, doch mit der Zeit merken sie, daß sie so verschieden gar nicht sind, und das dieses Zusammenleben ihrer beider Leben bereichert.
Zusammen mit Saschas Freund Klaus, der für mich das absolute Highlight in diesem Roman ist, erleben die beiden eine höchst turbulente Zeit. Doch als Saschas Ex-Freundin auftaucht, muß er sich entscheiden: Freundschaft oder Liebe, oder am besten beides zusammen?
Florian Beckerhoff hat einen wirklich tollen Roman mit fantastischen Charakteren geschrieben. Er zeigt einerseits wie wichtig die Erfahrung älterer Menschen ist, wie viel wir von ihnen lernen können und wie toll es ist alte Geschichten zu hören. Und andererseits wie junge Menschen das Leben Älterer durch das Näherbringen von "dem ganzen neu modischen Kram" bereichern können.
Ich habe mich auf jeden Fall bestens amüsiert.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 31.05.2009
Der Schuh auf dem Dach
Delecroix, Vincent

Der Schuh auf dem Dach


weniger gut

Die Idee des Buches finde ich wirklich toll, doch die Umsetzung sprach mich leider gar nicht an. Ich kann nicht sagen, daß es ein schlechtes Buch ist, aber als Philosophie-Uninteressierte habe ich mich durch einige Kapitel ganz schön durch quälen müssen.
Zu Beginn jedes Kapitels hat man als Leser erst einmal wenig Ahnung um was es eigentlich geht, bis auf den Schuh auf dem Dach natürlich. Aber mit jedem weiteren Satz nähert man sich der Auflösung der Handlung.
Kapitel eins, sieben und acht haben mir wirklich gut gefallen. Ich fand sie lustig und originell. Mit den restlichen Kapiteln wußte ich jedoch nicht viel anzufangen. Das fünfte Kapitel über die Männer auf dem Dach hat mich nur verwirrt. Das sechste Kapitel "Das Märchensyndrom" hat mich von der Handlung her eher an einen Stanley Kubrick Film erinnert, also auch verwirrt. Und das neunte Kapitel hat mich an den Rand der Kapitulation getrieben. Die meisten Künstler-, Schriftsteller- und Philosophennamen, die darin vorkommen, sagen mir überhaupt nichts und ich war kurz davor das Buch nicht weiter zu lesen (oder zumindest dieses Kapitel zu überspringen).
Nun habe ich es doch geschafft und was mir am Ende positiv auffiel war, daß die Geschichten nicht nur den Schuh auf dem Dach gemeinsam haben, sondern daß sich die Handlungsstränge am Ende ineinander verflechten.
Für Philosophen und darin Belesene ist es bestimmt ein tolles Buch, aber meinen Geschmack hat es leider nicht getroffen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.