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Kein anderer Revolutionär hat die islamische Welt so sehr verändert wie Ruhollah Musawi Khomeini (1902 - 1989). Katajun Amirpur entdeckt in dieser ersten umfassenden Khomeini-Biographie in deutscher Sprache einen im Westen weitgehend unbekannten Gelehrten, Dichter und Mystiker und erklärt, wie es dem charismatischen Asketen gelang, den schiitischen Islam zu politisieren und den übermächtigen Westen in Angst und Schrecken zu versetzen.
Khomeini gibt bis heute Rätsel auf: Der modebewusste Ayatollah besang in eleganten Gedichten den Wein und die Liebe, verband Mystik mit klassischer
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Produktbeschreibung
Kein anderer Revolutionär hat die islamische Welt so sehr verändert wie Ruhollah Musawi Khomeini (1902 - 1989). Katajun Amirpur entdeckt in dieser ersten umfassenden Khomeini-Biographie in deutscher Sprache einen im Westen weitgehend unbekannten Gelehrten, Dichter und Mystiker und erklärt, wie es dem charismatischen Asketen gelang, den schiitischen Islam zu politisieren und den übermächtigen Westen in Angst und Schrecken zu versetzen.

Khomeini gibt bis heute Rätsel auf: Der modebewusste Ayatollah besang in eleganten Gedichten den Wein und die Liebe, verband Mystik mit klassischer Gelehrsamkeit und nahm im Pariser Exil Liberale und Linke für sich ein. War er wirklich so vielschichtig? War vieles Verstellung? Oder nahm er innerlich keinen Anteil? Auf die Frage eines Journalisten, was er nach fünfzehn Jahren im Exil bei der Rückkehr nach Iran empfinde, antwortete er schlicht: «Nichts!» Ähnlich emotionslos verheizte er die Jugend an der Front und ließ politische Gegner hinrichten. Katajun Amirpur erzählt anschaulich und im Kontext der iranischen Geschichte das Leben Khomeinis von der Kindheit in einer Provinzstadt bis zum Tod in Teheran. Sie beschreibt seine frühe Prägung durch den schiitischen Islam, stellt seine wichtigsten Lehrer, Weggefährten und Werke vor und erklärt, wie er eine traditionell unpolitische Glaubenswelt in wenigen Jahren umpolte. Noch über dreißig Jahre nach seinem Tod ist Khomeini in Iran übermächtig: Selbst Oppositionelle reklamieren sein wahres Erbe für sich, wie Katajun Amirpur am Ende ihres fesselnden Buches zeigt.
Autorenporträt
Katajun Amirpur ist Professorin für Islamwissenschaft an der Universität zu Köln und schreibt regelmäßig für große Zeitungen und Zeitschriften.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Der hier rezensierende Historiker René Wildangel erkennt in Katajun Amirpurs Khomeini-Biografie ein Buch, das dem Leser nicht nur die Widersprüche in der Person Khomeinis auseinandersetzt, sondern auch diejenigen des Irans, seiner Geschichte und der Gegenwart in der Islamischen Republik. Umfassend und unter Einbezug der umfangreichen Literatur über den Ayatollah erläutert die Autorin laut Wildangel seinen Lebensweg und sein Denken. Sichtbar werden unter anderem für den Rezensenten Khomeinis Frauenbild und die alternativen Entwicklungen, die der Iran politisch und gesellschaftlich hätte nehmen können.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 29.06.2021

Der Schlussstein einer Entwicklung
Eine bemerkenswerte Biographie über den iranischen Revolutionsführer Ajatollah Khomeini

Die Monographie der Kölner Islamwissenschaftlerin Katajun Amirpur ist mehr als nur eine lesenswerte Biographie des iranischen Revolutionsführers Ajatollah Khomeini (1902-1989). Denn die Autorin begnügt sich nicht damit, die charismatische Persönlichkeit eines Mannes herauszuarbeiten, der im 20. Jahrhundert die islamische Welt wie wenige andere verändert hat. Zur spannenden Lektüre wird, wie sie drei Ebenen zu einem Geflecht zusammenfügt, in dem verständlich wird, dass Khomeini lediglich der Schlussstein einer vielschichtigen Entwicklung war, die im Nachhinein geradezu zwingend erscheint.

In einem ersten Strang zeichnet sie die Ideengeschichte Irans in der Moderne nach. So lieferten sich die schiitischen Religionsgelehrten seit dem 19. Jahrhundert lebhafte Debatten darüber, wie sie sich gegenüber der Politik verhalten sollten. Den lange dominierenden Quietisten, die sich aus jeglicher Politik heraushielten, hielten immer mehr Gelehrte einen politischen Auftrag der Kleriker entgegen. Die einen leiteten dabei aus den islamischen Quellen einen Einsatz für eine konstitutionelle Herrschaft durch die Menschen ab, andere aber aus denselben Quellen die alleinige Herrschaft Gottes, deren Durchsetzung die Aufgabe der Religionsgelehrten sei. Es war dann Khomeinis Doktrin von der "Herrschaft des (am besten qualifizierten islamischen) Rechtsgelehrten" (velayat-e faqih), die diese Entwicklung machtvoll abschloss. Bis heute ist sie aber nicht unumstritten und wird von vielen Gelehrten auch in Iran angefochten.

In einem zweiten Strang skizziert die Autorin die politische Geschichte Irans: den Aufstieg und Fall der Pahlawi-Dynastie, die seit den 1940er Jahren starke kommunistische Bewegung, die stark politisierte Jugend der großen Städte. Khomeini war seinem Gegenspieler, Schah Mohammad Reza Pahlawi, in allen Belangen überlegen. Während der despotisch regierende Schah immer mehr gesellschaftliche Gruppen gegen sich aufbrachte, scharte Khomeini zum Zeitpunkt der Revolution alle Oppositionellen hinter sich. Nach dem Erfolg der Revolution schaltete er diese dann aber nach und nach aus.

Bei der Schilderung der Geschichte der Revolution und des ersten Jahrzehnts der Islamischen Republik hat die Autorin auch für westliche Leser Unbekanntes zu bieten. Sie zeigt auf der Grundlage persischer Originalquellen, wie während des Kriegs gegen den Irak von 1980 bis 1988 weniger Khomeini selbst Iran angeführt hat als vielmehr ein Triumvirat. Dem gehörten Khomeinis Sohn Ahmad, der seinem Vater gerne gefolgt wäre, sein dann tatsächlicher Nachfolger Ali Khamenei und der damalige Parlamentssprecher Ali Akbar Haschemi Rafsandschani an. Der Autorin zufolge ist Khomeini zu einem frühzeitigen Frieden mit dem Irak bereit gewesen. Die Verantwortung für das Fortdauern des Krieges trage Rafsandschani. Und es sei Ahmad Khomeini gewesen, der seinen Vater vor vielen Nachrichten abgeschirmt und den Sturz des von Khomeini selbst bestimmten Nachfolgers Ali Montazeri eingefädelt habe. Demzufolge hat Khomeini in seinen letzten Lebensjahren also wesentliche politische Entscheidungen nicht mehr selbst gefällt.

In einem dritten Strang leuchtet die Autorin die vielschichtige Persönlichkeit Khomeinis aus. Mit seinen rednerischen Fähigkeiten, seinem organisatorischen Geschick, seiner religiösen Glaubwürdigkeit und seiner religiösen Sprache, die alle verstanden, mobilisierte er Menschenmassen. Er war immer radikaler als alle anderen, ging keine Kompromisse ein und hatte, anders als andere Akteure seiner Zeit, ein untrügliches Gespür dafür, wann eine politische Handlung erfolgversprechend war und wann nicht.

Die Autorin macht die Leser zudem mit dem bislang nicht bekannten Dichter Khomeini bekannt, der in der Tradition von Hafiz überwiegend postum veröffentlichte Gedichte verfasste. Handwerklich seien sie gut gemacht gewesen, schreibt die Autorin. Jedoch schockierte er mit der Verwendung von Metaphern wie dem Weintrinken oder der Liebe andere Geistliche und tiefreligiöse Menschen. Den Hauptteil ihrer Monographie schließt sie mit den drei Gedichtzeilen Khomeinis: "Bin mit dem Wein deiner Liebe trunken, / von solch einem Betrunkenen / frag nach dem nüchternen Rat eines Weltenmannes nicht." Solche Zeilen würde man dem Revolutionsführer, der kaltblütig eine Generation von Jugendlichen im Irakkrieg verheizt hat, nicht zutrauen.

Nach der Lektüre der Biographie könnte man versucht sein, eine Geschichte der Revolution anhand der Straßennamen in Teheran zu verfassen. Immer wieder erwähnt die Autorin, dass nach diesem Theologen oder jenem revolutionären Denker in Teheran eine bedeutende Straße benannt sei. Eine der wichtigsten Schnellstraßen trägt den Namen von Scheich Fazlollah Nuri. Er war ein entschiedener Gegner der konstitutionellen Revolution in Iran, die 1905 begann und 1911 erfolglos endete. Nuri sprach sich gegen die 1906 verabschiedete Verfassung mit bürgerlichen Grundrechten aus und argumentierte, nur Gott könne Gesetze machen, nicht aber der Mensch. Vor allem an ihn knüpfte Khomeini an. Die Autorin nennt Nuri "einen der wesentlichen Ideengeber der Islamischen Republik".

Von der unpolitischen Mehrheit der damaligen Religionsgelehrten setzte sich Khomeini erstmals ab, als er 1944 eine aktive politische Rolle der Geistlichen forderte und sie zu einer Kontrollinstanz machen wollte. Nur sie könnten moralische und spirituelle Führer sein, schrieb er. Nach 1950 bereiteten andere Denker, etwa Morteza Motahhari und Ali Schariati, den Boden für Khomeinis Erfolg, indem sie ein islamisches System als Alternative zur Monarchie propagierten. Vom Sozialkritiker Dschalal Al-e Ahmad übernahm Khomeini die Fundamentalkritik am Westen. Khomeinis unbestrittene Neuerung war jedoch die Lehre von der "Herrschaft des Rechtsgelehrten". Der sollte die Herrschenden nicht mehr kontrollieren, sondern sollte selbst und absolut herrschen.

Die politische Bühne betrat Khomeini 1962, als er den Schah erstmals offen herausforderte. Auch säkulare Gegner fanden nun in Khomeinis politischer Botschaft Übereinstimmungen mit ihrer Agenda. Während seines Exils im irakischen Nadschaf entwickelte er sich von 1965 bis 1978 von einem einfachen Gelehrten zu einem weithin auch theologisch respektierten Großajatollah fort.

Einer der Vorzüge der Monographie ist, dass die Autorin nebenbei in die Besonderheiten des schiitischen Islams einführt, die diesen Zweig des Islams so verschieden von dem sunnitischen Islam machen. Deutlich wird, wie sehr im schiitischen Islam eine revolutionäre Ideologie steckt. Deutlich wird aber auch, wie wenig sich das, was sich in Iran ereignet hat, auf arabische Länder mit sunnitischer Mehrheitsbevölkerung übertragen lässt.

RAINER HERMANN

Katajun Amirpur: Khomeini. Der Revolutionär des Islams. Eine Biographie.

C.H. Beck Verlag, München 2021. 352 S., 26,95 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 05.07.2021

Vom Befreier zum Despoten
Katajun Amirpurs hervorragende Biografie erklärt, wie Khomeini die Religion in Iran politisierte
Strenger Blick, langer Bart, schwarzer Mantel, der schwarze Turban mit Verweis auf die Nachkommenschaft des Propheten – das Titelbild zeigt den personifizierten „Mullahstaat“, wie die Islamische Republik nicht selten mit Blick auf Ruhollah Khomeini und seine Nachfolger verächtlich genannt wird. Im Westen verhasst, in Iran verehrt – so einfach ist es keineswegs. In seinem energischen Widerstand gegen den Schah faszinierte Khomeini (1902 – 1989) in den Siebzigerjahren auch westliche Intellektuelle wie Michel Foucault, in Iran ist er dagegen gerade für eine jüngere Generation heute der Urheber eines Systems, das Pressefreiheit, Menschen- und Frauenrechte unterdrückt. Katajun Amirpur, seit 2018 Professorin für Islamwissenschaftlerin an der Universität Köln, gelingt es hervorragend, die vielen Widersprüche, die sich in Khomeini, aber auch in der von ihm gegründeten Islamischen Republik manifestieren, darzustellen und ihre Hintergründe zu erklären.
Der grundlegendste Widerspruch liegt schon in der Existenz eben dieser Islamischen Republik: Denn die schiitische Geistlichkeit in Iran war in ihrer Mehrheit stets quietistisch geprägt und hielt sich aus der Politik weitgehend heraus. Gesellschaftlich bedeutend war sie dennoch, besonders die als „Quelle der Nachahmung“ (Mardscha) bezeichneten größten Gelehrten, an deren religiösem Rat in allen Lebensfragen sich Hunderttausende orientieren. So einer ist der in Iran geborene Großayatollah Ali al-Sistani, der im März Papst Franziskus im irakischen Nadschaf empfing. Ein solcher einflussreicher Gelehrter war Khomeini eigentlich nicht. Er war weit mehr, ein „Revolutionär des Islam“, so der Untertitel des Buches.
Amirpur legt erstmals in deutscher Sprache eine umfassende Biografie jenes Mannes vor, der wie kein Zweiter die jüngere Geschichte Irans geprägt hat. Dabei gelingt es der Autorin, der überlebensgroßen Gestalt des „Imam Khomeini“, der eigentlich Ruhollah Musavi Khomeini hieß, nahezukommen, obwohl die Quellen zu seinem Wirken und Denken umfangreich und auch teils widersprüchlich sind. Durch ihren Überblick über die Literatur von und über Khomeini, aber auch seine religiösen und säkularen Zeitgenossen entsteht ein fundiertes und immer ausgewogenes Bild.
Etwa wenn die Autorin über Khomeinis Frauenbild schreibt. Obwohl in seiner eigenen Familie mit Mutter und Ehefrau starke Frauen präsent waren, denen Khomeini großen Respekt entgegenbrachte, war dieses Bild zunächst äußerst reaktionär geprägt. Aber Khomeini gestand Frauen zunehmend politische und soziale Rechte und Teilhabe zu, da er ihnen eine wichtige Rolle in der Islamischen Revolution zuwies. So unterstützen ihn auch säkulare Aktivistinnen, angesichts der Schleierverbote unter der Monarchie wurde der Hidschab zum Befreiungssymbol. Erst nach der Revolution begann die rasante Islamisierung des öffentlichen Lebens und die Durchsetzung eines Schleierzwangs für alle Frauen, die in dieser Form auch von Khomeini selbst vorher gar nicht propagiert worden war.
Auch in Bezug auf die jüdische Gemeinde in Iran, zu der Amirpur vielfach publiziert hat, zeigt die Autorin Widersprüche auf: Einerseits dienten antiisraelische und auch antisemitische Tiraden ebenso wie eine antiimperialistische Rhetorik und das Feindbild USA Khomeini zur Mobilisierung der Massen. Andererseits genossen die iranischen Juden stets ein gewisses Maß an Schutz, von der Rettung in Paris lebender iranischer Juden durch einen iranischen Diplomaten im Zweiten Weltkrieg bis hin zu Khomeinis Abgrenzung seiner antizionistischen Rhetorik von der iranischen jüdischen Gemeinde, was fortan den in Iran verbliebenen Juden als Versicherung gegen Angriffe diente.
Prägnant zeichnet Katajun Amirpur die Entwicklung von Khomeinis Wirken und Denken nach. 1922 ging der junge Khomeini zum Studium der schiitischen Theologie nach Qom. Die Haltung seiner berühmten Lehrer, Haeri Yazdi und später Hosein Borudscherdi, die für eine Trennung von Staat und Religion eintraten, lehnte er von Anfang an ab. Khomeini war in seinen Studienjahren eher ein Außenseiter und widmete sich anstelle der dominierenden theologischen Rechtsauslegung vor allem der Philosophie und Mystik. In einem kurzen Kapitel zeigt Amirpur, dass Khomeini auch äußerst weltlich gewandte Gedichte im Stile des iranischen Nationalpoeten Hafez verfasste, die sogar posthum veröffentlicht wurden.
So geriet er früh in die Konfrontation mit der persischen Monarchie, die sich immer weiter von den Nöten der iranischen Bevölkerung entfernt hatte. Khomeini prangerte die Missstände an und machte sich zum Anwalt der vielen Iraner, die von den übereilten und halbherzigen Reformen, mit denen sich der Schah nun retten wollte, nicht profitierten. Die zunehmende Repression des Schah-Regimes gegen seine Gegner wirkte als Brandbeschleuniger und löste Massenproteste aus. Schritt für Schritt radikalisierte sich eine politisch ausgerichtete Kaste schiitischer Geistlicher, die unter Führung Khomeinis mit anderen politischen Kräften agierte.
Mit Khomeinis Verhaftung am 5. Juni 1963 begann eine große Protestwelle mit Tausenden Toten. Auch die wichtigsten schiitischen Gelehrten zeigten nun ihre Solidarität und verliehen Khomeini die höchste Weihe als „Quelle der Nachahmung“ – obwohl er dazu eigentlich nicht das nötige theologische Standing hatte. Der Titel verlieh ihm die notwendige Autorität, um sich später selbst ins Zentrum seiner Theorie der „Herrschaft des Rechtsgelehrten“ (velayate faqih) zu stellen. Als Khomeini das Land verlassen muss, entwickelt er diese Lehre im irakischen Exil und später in Paris weiter. Erstmals machte er sie Amirpur zufolge 1970 in Nadschaf öffentlich. Damit revolutioniert er den politischen Islam und seine spezifische schiitische Variante, die nun auch mit einem konkreten Herrschaftsmodell einhergeht. Dies führte zum Erfolg der Islamischen Revolution 1979 und Khomeinis triumphaler Landung in Teheran – und einem neuen Regime, das nicht minder brutal seine Gegner bekämpft.
Amirpur macht klar, dass diese Entwicklung keineswegs alternativlos war, denn die Vorstellungen, was eine „Islamische Republik“ überhaupt sein sollte, gingen weit auseinander. Viele säkulare Oppositionelle, aber auch religiöse ehemalige Mitstreiter waren mit den zunehmenden Einschränkungen der Freiheit nicht einverstanden. Doch der zermürbende Iran-Irak-Krieg und die zunehmende Militanz der Gegner Khomeinis, vor allem der Volksmudschahedin, lieferten den Vorwand für die gnadenlose Verfolgung der Opposition. Insbesondere die Rolle von Großayatollah Hosein Ali Montazeri, der Khomeini eigentlich nachfolgen sollte, stellt Amirpur umfassend dar. Seine 1200 Seiten starken Aufzeichnungen sind eine wichtige und in Deutschland kaum bekannte Quelle für die Interpretation der Entwicklung der Islamischen Republik in ihren frühen Jahren.
Als Khomeini 1989 im Alter von 87 Jahren starb, stand kein hochrangiger Gelehrter mehr für das oberste Staatsamt zur Verfügung. Während Amirpur bei Khomeini ein „Pendeln zwischen Flexibilität und Beständigkeit“ erkennt, erwies sich das von ihm maßgeblich geprägte System in den folgenden Jahrzehnten als erstarrt und reformunfähig. Amirpur macht deutlich, dass dies auch das Ergebnis seiner in Kernpunkten unerschütterlichen ideologischen Agenda war, die er konsequent vorantrieb und umsetzte. Dabei half dem „Revolutionär des Islam“ seine rhetorische Begabung, über die er „Millionen von Iranern für zwei Jahrzehnte mit wirkungsvollen Parolen und Schlagworten“ versorgte, die bis heute nachwirken.
Ein unerlässliches Buch für jeden, der die komplexe Geschichte und Gegenwart Irans verstehen will.
RENÉ WILDANGEL
René Wildangel ist Historiker und schreibt unter anderem zum Schwerpunkt Naher/Mittlerer Osten.
Als Student verfasste er
weltlich gewandte Gedichte
im Stile des Nationalpoeten Hafez
Die Vorstellungen, was eine
„Islamische Republik“ überhaupt
sei, gingen weit auseinander
Große Verehrung: Plakat mit dem Gründer der Islamischen Republik, Ruhollah Khomeini (l.), und dem aktuellen Religionsführer Ali Chamenei.
Foto: Atta Kenare/AFP
Katajun Amirpur:
Khomeini. Der Revolutionär des Islam. Eine
Biographie. Verlag C.H. Beck, München 2021.
352 Seiten, 26,95 Euro.
E-Book: 19,99 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
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"ein vielschichtiges und kenntnisreiches Portrait des iranischen Revolutionsführers (...) Es dürfte wohl keine bessere Expertin für diese Materie geben" quantara.de, Marian Brehmer

"Eine bemerkenswerte Biographie (...) mehr als nur lesenswert." Frankfurter Allgemeine Zeitung, Rainer Hermann

"Hervorragende Biografie (...) Ein unerlässliches Buch für jeden, der die komplexe Geschichte und Gegenwart Irans verstehen will." Süddeutsche Zeitung, René Wildangel

"Schildert lehrreich seine Rolle im schiitischen Diskurs über die Legitimierung von Macht."
Neue Zürcher Zeitung, Moritz Behrendt

"Erste umfassende Biografie auf Deutsch (...) spannend und faktenreich."
Deutschlandfunk, Ina Rottscheidt

"Eine eindrucksvolle Biografie."
Die WELT, Wolf Lepenies

"Detailliert und kenntnisreich... und über die historische Dimension hinaus erfährt die Leser:in auch etwas über den Menschen Khomeini."
ZDF Forum und Freitag, Abdul-Ahmad Rashid

"Erzählt die Biografie eines Mannes, der als Befreier kam und zum Unterdrücker wurde."
WDR 3. Walter van Rossum

"Liefert eine schrittweise Annäherung an den Mann, von dem in seinen frühen Jahren wenig überliefert oder auch nur bekannt ist, indem sie die Entwicklungen in Politik und Geistlichkeit im Iran beschreibt und analysiert." Goslarsche Zeitung

"Unaufgeregt, nüchtern, präzise beschreibt Iran-Kennerin Amirpur, wie der rätselhaft emotionslose Khomeini den Islam politisiert, Politiker fanatisiert und ein Terrorsystem geschaffen hat." Wulf Schmiese

"Empfehlenswert (...) mit ausgezeichnetem Hintergrundwissen." Das Parlament, Aschot Manutscharjan

"Ein sehr interessantes und kenntnisreiches Buch."
NDR Kultur, Bita Schafi-Neya

"Begibt sich auf Spurensuche."
Deutsche Welle Online

"Erste umfassende Biografie Ajatollah Khomeinis in deutscher Sprache."
Cicero, Ulrike Moser

"Grundlegende Themen gehen zurück auf die Zeit der Revolution, die Katajun Amirpur in ihrem Buch analysiert."
OE1, Lise Abid

"Katajun Amirpur hat sich auf die Spuren des iranischen Revolutionsführers Khomeini begeben. (...) Schnell wird in Amirpurs Buch der Blick auf eine Person voller Widersprüche frei." Badische Zeitung, Otto Schnekenburger

"Fulminantes Buch."
Augsburger Allgemeine, Simon Kaminski
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