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Der Autor des Weltbestsellers "Über Tyrannei" schreibt die Chronik einer über uns hereinbrechenden politischen Katastrophe - der Aufstieg autoritärer Regime in Russland, Europa und den USA. Timothy Snyder zeigt in seinem furchtlosen Buch, wie Putins Russland freie Wahlen manipuliert, Fake News verbreitet, Cyberangriffe startet, Schwule verfolgt und rechtsradikale Parteien finanziert - und warum es das tut. Er schildert die beängstigenden Kontakte zwischen russischen Oligarchen und Donald Trump, und er warnt uns vor den Konsequenzen: Wenn wir nicht endlich aufwachen, dann wird die freie Welt vielleicht schon bald Vergangenheit sein.…mehr

Produktbeschreibung
Der Autor des Weltbestsellers "Über Tyrannei" schreibt die Chronik einer über uns hereinbrechenden politischen Katastrophe - der Aufstieg autoritärer Regime in Russland, Europa und den USA. Timothy Snyder zeigt in seinem furchtlosen Buch, wie Putins Russland freie Wahlen manipuliert, Fake News verbreitet, Cyberangriffe startet, Schwule verfolgt und rechtsradikale Parteien finanziert - und warum es das tut. Er schildert die beängstigenden Kontakte zwischen russischen Oligarchen und Donald Trump, und er warnt uns vor den Konsequenzen: Wenn wir nicht endlich aufwachen, dann wird die freie Welt vielleicht schon bald Vergangenheit sein.
Autorenporträt
Tomothy Snyder ist Professor für Geschichte an der Yale University und Autor der Bücher "Über Tyrannei" (2018), "Black Earth" (2015) und "Bloodlands" (2015). Er hat u. a. den Hannah-Arendt-Preis und den Leipziger Buchpreis für Europäische Verständigung erhalten. Seine Bücher wurden in mehr als dreißig Sprachen übersetzt.
Rezensionen
"Jeder, der die politische Krise verstehen will, die gegenwärtig die Welt erfasst hat, sollte diese brillante Analyse lesen."
Yuval Noah Harari

"Brillant. Düster. Wortgewaltig."
The Times

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 06.10.2018

Der Aggressor sitzt im Kreml

Timothy Snyder glaubt, er kenne den Masterplan, mit dem Russland die Weltherrschaft anstrebt. Aber unterschätzt er nicht die Rolle des Westens?

Von Herfried Münkler

Nicht die Auflösung der politischen Ordnung im Nahen Osten und die dortigen Kriege sind für Timothy Snyder der Ausgangspunkt der gegenwärtigen Probleme, sondern der russische Überfall auf die Ukraine, die Annexion der Krim und der seitdem fortschwelende Krieg im Donbass. Man ist schon deswegen geneigt, genauer hinzuhören, weil hier einmal nicht die Selbstblockade der arabischen Welt und das aggressive Ressentiment des Islamismus gegenüber dem Westen zum Schlüsselproblem der Weltpolitik, jedenfalls zur größten Bedrohung der Demokratie erklärt werden. Freilich hat die Fokussierung des Blicks und die damit verbundene Identifizierung des Feuerlegers von Flächenbränden immer auch etwas mit der Profession des Beobachters und seinem jeweiligen Arbeitsfeld zu tun.

Snyder ist Osteuropa-Historiker und hat sich mit seinem Buch "Bloodlands" einen Namen gemacht, in dem er sich mit der Verheerung des östlichen Mitteleuropas durch Hitler und Stalin beschäftigt hat. Da liegt es nahe, dass der Blick auf die Ukraine fällt und Russlands Präsident Putin als Brandstifter ausgemacht wird - und eben nicht der Vordere Orient beziehungsweise die von mehreren amerikanischen Präsidenten dort betriebene Politik. Der Autor stilisiert die Jahre zwischen 2013 und 2015 zum entscheidenden Wendepunkt in der politischen Entwicklung Europas und der Vereinigten Staaten, weil diese von da an mit einem aggressiven Russland konfrontiert worden seien, das, weil es selbst den Weg in Richtung Demokratie und offene Gesellschaft nicht gehen konnte, die politische Ordnung des Westens zu zerstören versucht und den Westen sich ähnlich machen will, um nicht länger an einem für es selbst unerreichbaren Vorbild zu leiden.

Hinter der russischen Politik der letzten Jahre steht für Snyder ein Masterplan, dessen politische Umsetzung von der Destabilisierung der Ukraine und der Unterstützung rechtspopulistischer und nationalistischer Bewegungen in den östlichen EU-Ländern bis zum Brexit-Votum der Briten und zur Wahl Donald Trumps reicht. Bei der Identifikation der von Putin und der ihn umgebenden Oligarchen dabei verfolgten Ziele schwankt Snyder indes: Manchmal geht er davon aus, es gehe bloß um die Zerstörung des Westens, die Auflösung der EU und die Schwächung Nordamerikas, aber mitunter glaubt er, ein auf die Dominanz im euroasiatischen Raum gestütztes Projekt russischer Weltherrschaft ausmachen zu können. Weil eine selbständige, an die EU angelehnte Ukraine dem Projekt im Wege stand, sollte sie als Erstes aus dem Weg geräumt werden.

Das Suggestive an Snyders Darstellung ist, dass er eine Fülle von Mosaiksteinchen zusammenträgt, die augenscheinlich in diesen großen Plan passen. Indem die russische Politik Fakten durch Fiktionen ersetze, die Wahrheit durch emotionale Erzählungen und Bilder aushöhle und schließlich dieses fingierte Weltbild mit Hilfe von Bots und Trollen durchzusetzen versucht, solle die Widerstandsfähigkeit der westlichen Demokratien untergraben werden, bis sie zusammenbrechen oder sich in die Arme Russlands flüchten. Die Einzigen, die sich nach Snyders Auffassung diesem russischen Projekt tapfer entgegengestellt hätten, seien die Ukrainer gewesen; Deutschland sei vorerst nur leicht lädiert davongekommen, während die EU weitgehend handlungsunfähig geworden sei und die Vereinigten Staaten von einem Präsidenten regiert würden, der als eine von Russland geschaffene Fiktion - "Trump, erfolgreicher Geschäftsmann" - an die Macht gekommen sei.

Snyder schreibt in einem reportageähnlichen Stil, der von reflektierenden Zusammenfassungen und Erklärungen des gerade Berichteten durchzogen ist. So entsteht ein dichtes Gewebe aus Erzählungen, die, wiewohl Disparates betreffend, durch die reflexiven Einschübe so miteinander verbunden sind, dass sie Snyders Erklärung, Russlands Unfähigkeit zu Modernität sei die "Mutter aller Unfreiheit" und Putins Politik ziele auf die Ausbreitung dieser Unfreiheit ab, auf den ersten Blick recht plausibel erscheinen lassen. Es ist jedoch, wenn man genauer hinsieht, mehr die geschickte Darstellung als die analytische Durchdringung der Ereignisse und Entwicklungen, an der die Überzeugungskraft von Snyders Welterklärung hängt.

So kommen die Eigendynamiken der amerikanischen Gesellschaften, die Trump an die Macht gebracht haben, bei Snyder so gut wie nicht vor, ebenso wenig wie die schon lange vor den russischen Einflusskampagnen entstandenen zentrifugalen Kräfte in Europa. Und die Ummantelung militärischer Angriffe auf ein anderes Land mit Falschmeldungen und Lügengeschichten, wie Snyder sie am Beispiel des russischen Angriffs auf die Ukraine eindrucksvoll beschreibt und die für ihn am Anfang des "Wegs in die Unfreiheit" steht, ist ein Begleiter des Krieges, spätestens seit Kriegserklärungen nicht mehr als legitime Interessenverfolgung gelten, also seit Ende des Ersten Weltkriegs. Wenn Putin dafür eine unmittelbare Vorlage gebraucht hätte, dann wären dies wohl die amerikanischen Erklärungen vor dem Einmarsch in den Irak zum Sturz Saddam Husseins gewesen.

Ein wichtiger Unterschied sollte nicht übersehen werden: Im Westen konnte eine freie Presse an den amerikanischen Behauptungen und den mitgelieferten Bildern ungehindert Zweifel geltend machen, während derlei in Russland schon im Ansatz unterdrückt wird. Aber das gehört eher in die Geschichte des sich selbst blockierenden Russlands, als dass darin eine Strategie der Weltbeherrschung zu sehen ist. Zweifellos haben russische Einflussnahmen beim Ausgang der jüngsten amerikanischen Präsidentenwahlen eine erhebliche Rolle gespielt, und die unterschiedlichen Methoden dieser Einflussnahme bei Snyder nachzulesen ist desillusionierend im Hinblick auf die Klugheit der amerikanischen Wähler.

Bei all dem haben die Russen jedoch - wie im Übrigen auch bei ihrem Eingreifen in den syrischen Bürgerkrieg - nur Gelegenheiten genutzt, die ihnen eine wenig durchdachte westliche Politik eröffnet hat: naive Selbstüberschätzung, strategische Fehleinschätzungen und immer wieder das Zurückschrecken von unkalkulierbaren Risiken auf Seiten des Westens erklären vieles sehr viel besser als Snyders Obsession eines russischen Masterplans.

Timothy Snyder: "Der Weg in die Unfreiheit". Russland, Europa, Amerika.

Aus dem Englischen von Ulla Höber und Werner Roller.

C. H. Beck Verlag, München 2018. 376 S., Abb., geb., 24,95 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 22.09.2018

Der feindliche Arzt
Von Putin über die Annexion der Krim und den Brexit zu Trump: Timothy Snyder warnt vor
dem „Weg in die Unfreiheit“ – und erzählt eine verkürzte Geschichte der Gegenwart
VON JENS BISKY
Im Jahr 2013 erhielt der Geschäftsmann Donald Trump einige Millionen Dollar für einen Schönheitswettbewerb in Moskau. Er besaß die Rechte am „Miss Universe“-Spektakel. Das Gelände, auf dem es stattfand, gehörte dem Immobilienmogul Aras Agalarow, dessen Frau in der Jury saß und dessen Sohn, der Popstar Emin, sang. Die Bilder vom Ereignis zeigen verkrampfte Ausgelassenheit. Man möchte lieber nicht dabei gewesen sein.
Die Miss-Wahl in Moskau ist eine der Schlüsselszenen in „Der Weg in die Unfreiheit“, dem neuen Buch des amerikanischen Historikers Timothy Snyder. Vieles traf damals zusammen. Agalarows Schwiegervater war einst KGB-Chef in Aserbaidschan, Agalarow selbst hatte vor Kurzem einen Orden von Putin erhalten. Er und seine Familie halfen, Kontakte zwischen Trump und dem Kreml einzufädeln. Eben damals verschärfte die russische Propaganda ihre Angriffe auf „Gayropa“, erklärte die Schwulenrechte zum trojanischen Pferd der Globalisierung und Vorboten westlicher Dekadenz. Da musste eine Miss-Wahl als wichtiger Beitrag zur Stärkung der „globalen Heterosexualität“ erscheinen. Während Trump sich fragte, ob Putin nicht sein neuer bester Freund werden würde, erhielt der Front National einen Kredit von einer russischen Bank und Nigel Farage behauptete im Propagandasender RT, das europäische Projekt liege „nun tatsächlich im Sterben“.
Für Timothy Snyder agiert Russland wie ein böser Arzt der westlichen Demokratien, der alles dafür tut, dass es dem Patienten schlechter geht. Gerade deshalb sollte man die Diagnosen des feindlichen Arztes ernst nehmen. Sie zeigen deutlich die eigenen Schwächen. „The Road to Unfreedom“ erschien im Frühjahr dieses Jahres. Snyder, der an der Yale University lehrt, will darin viel: die Feinde der liberalen Gesellschaften beschreiben, eine Geschichte der Gegenwart skizzieren und eine Politik zur Verteidigung der Demokratien ermöglichen. Das Buch mischt Zeitgeschichtsschreibung und liberale Erweckungspredigt, und dabei leidet beides. Der Historiker wird ungenau, der politische Kommentator verfehlt entscheidenden Punkte.
Timothy Snyder beherrscht all die Sprachen, die es braucht, Europa zu verstehen. „Bloodlands“ (2011) führte auf die Schlachtfelder der Diktatoren Hitler und Stalin, an die Schauplätze der Vernichtung und erklärte die osteuropäischen Erfahrungen im 20. Jahrhundert, die in den Selbstverständigungsgesprächen der Westeuropäer regelmäßig übergangen wurden. Nach dem Wahlsieg Donald Trumps verfasste er die politische Streitschrift „Über Tyrannei“ (2017), die genretypisch manches überzeichnete, aber die Voraussetzungen demokratischer Öffentlichkeit klar benannte. Das traf einen Nerv, das Buch wurde ein Bestseller.
Nun erzählt Snyder vom Aufkommen faschistischer Ideologie in Russland, von der ukrainischen Revolution der Würde, auf die Putins Annexion der Krim und der unerklärte Krieg gegen die Ukraine folgten. Beides haben die EU und die Vereinigten Staaten und Barack Obama mit Grummeln, scharfen Bemerkungen und einigen Sanktionen hingenommen. Aber sie vermieden es, Putin entschlossen entgegenzutreten. Snyder rekapituliert den Brexit, streift die Entwicklung in Polen und den Aufstieg der AfD, um mit den russischen Kontakten Donald Trumps zu enden. Der Sonderermittler Robert Mueller findet in diesem Buch viele nützliche Hinweise.
Eingebettet aber ist die kurze Geschichte all dessen, was Timothy Snyder beunruhigt, in eine Diagnose zum Zeitgefühl der Gegenwart. Er unterscheidet eine „Politik der Unausweichlichkeit“ von der „Politik der Ewigkeit“. Unausweichlichkeitspolitiker glauben an die eherne Macht des Fortschritts und daran, dass es keine Alternative gebe. In den Neunzigerjahren etwa waren sie vom unaufhaltsamen Triumphzug der Marktwirtschaft und der Demokratie überzeugt. Sie neigen dazu, „Fakten zu einem Kokon des Wohlgefühls zu verschönern“. Ewigkeitspolitiker konstruieren einen Mythos der Unschuld und definieren jedes Ereignis als „Moment einer zeitlosen Bedrohung“. Sie unterdrücken Fakten, erzeugen „künstliche Krisen und tägliche Aufregergeschichten“. Snyders These besagt, dass die russische Politik der Ewigkeit die Schwächen der europäischen Politik der Unausweichlichkeit erkannt und ausgenutzt habe.
Viel Platz räumt Snyder dem russischen Philosophen Iwan Iljin ein, der von 1883 bis 1954 lebte und dessen Vorstellungen von einer autoritären, „organischen“ Staatlichkeit in Putins Russland wiederentdeckt wurden. 2005 wurden Iljins Gebeine von Zollikon nach Moskau überführt, er wird immer wieder zitiert und empfohlen. Neben der Eurasien-Ideologie gehören Iljins Ideen zur geistigen eisernen Reserve der „gelenkten Demokratie“. Nur tragen die Zitate aus seinem Werk wenig zum Verständnis des Geschehens bei.
Großartig ist Snyders Kapitel über die Ukraine im Jahr 2014 und seine Erinnerung daran, wie sich auf dem Maidan eine Zivilgesellschaft bildete, die von der Zusammenarbeit mit der EU ein Ende der Korruption und der Oligarchen-Kleptokratie erhoffte. Er schildert die Kultur des Schenkens – und die frühe Denunziation der Demonstranten als Vorreiter einer angeblich bedrohlichen Homosexualität. Wie Snyder die Absurditäten des russischen Informationskrieges analysiert, muss man gelesen haben. Statt über den realen Krieg mit Tausenden Toten redete alle Welt über Putins „Rhetorik der russischen Welt“. Sie machte „die Bürger der Ukraine zu Geiseln der Launen eines ausländischen Machthabers“.
So wie die deutsche Öffentlichkeit Putins Feinderklärung gegen die EU und die Effizienz seiner Propagandamaschinerie regelmäßig unterschätzt, überschätzt Snyder deren Erfolge. Er überinterpretiert seine Quellen. Erstes Beispiel: 2010 warb Putin in dieser Zeitung für einen gemeinsamen Wirtschaftsraum „von Lissabon bis Wladiwostok“. Snyder deutet das als Angebot, die EU solle ihre Regeln aufgeben und sich Russland angleichen. Davon steht im Text nichts, Kommentatoren verstanden es damals nicht so. Zweites Beispiel: Snyder behauptet, die deutsche Regierung habe am 8. September 2015 bekanntgegeben, sie plane die „Aufnahme von einer halben Million Flüchtlingen pro Jahr“. Seine Quelle ist ein Bericht des Guardian über ein ZDF-Interview mit Sigmar Gabriel, der sagte, so viele könnte das Land aufnehmen. Snyder setzt unvermittelt fort: Russland habe „keineswegs zufällig“ drei Wochen später mit der Bombardierung Syriens begonnen, um Flüchtlinge zu produzieren und Panik unter den Europäern zu schüren. Das ist eine liberale Verschwörungstheorie, für die er Belege schuldig bleibt. Gewiss hat Putin allen Grund, von seiner eigenen „ewigen“ Herrschaft und dem Versagen bei der Modernisierung Russlands abzulenken. Schuld sind immer die anderen. Aber im Falle Syriens wäre doch auch von wirtschaftlichen und geopolitischen Interessen zu reden – und vom völligen Scheitern der Syrien-Politik Barack Obamas.
Snyder verweist auf den Ur-Fehler des Irakkriegs von 2003, auf Ungleichheit in den USA und Schwächen des demokratischen Westens, aber er hat kein Bild der liberalen Gesellschaften. Sie erscheinen bei ihm in erster Linie als Objekte russischer Propaganda. Da für Snyder „der Westen“ nicht durch Handlungen, sondern allein durch seine Existenz eine Bedrohung für Russland darstellt, fehlen in seinem Buch die verschiedenen Akteure, die Auseinandersetzungen innerhalb einzelner Länder, die Grauzonen und Differenzierungen.
Es mag naheliegen, eine Linie von Putin bis Trump zu ziehen und Ereignisse wie den Brexit, den Wahlsieg von Kaczynskis PiS in Polen oder die Erfolge des Front National als Schritte auf dem „Weg in die Unfreiheit“ einzuordnen. Man gewinnt so ein bedrohliches Szenario und verliert an analytischer Klarheit. Die Voraussetzungen für die Krisen der demokratischen Institutionen waren und sind in jedem dieser Fälle verschieden gewesen. Sie genau zu beschreiben, würde mehr helfen, als den Blick starr auf den bösen Arzt zu richten. Snyder fordert eine „Politik der Verantwortlichkeit“. Sie begänne mit der Einsicht, dass Verzagtheit, Verlogenheit und Indifferenz der westlichen Liberalen, Sozialdemokraten, Konservativen die Demokratien so geschwächt haben, dass sie nun die falschen Arzneien schlucken.
Timothy Snyder: Der Weg in die Unfreiheit. Russland, Europa, Amerika. Aus dem Englischen von Ulla Höber und Werner Roller. C. H. Beck Verlag, München 2018. 376 Seiten, 24,95 Euro.
Snyder mischt Zeitgeschichte
und liberale Erweckungspredigt,
zum Nachteil beider
Der Yale-Historiker
fordert eine neue „Politik
der Verantwortlichkeit“
Eine Frau mit
Putin-Bild in Moskau 2012 vor einem
Kreml-Bild.
Unten:
Timothy Snyder.
FotoS: reuters (oben) / imago
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Jens Bisky erfährt aus dem neuen Buch des Historikers Timothy Snyder, wie Russland die westlichen Demokratien schwächt. Allerdings gemahnt Bisky zur Vorsicht angesichts von Snyders Vorgehen, Zeitgeschichtsschreibung und liberale Erweckungspredigt zu mischen. Allzu ungenau wird es seiner Meinung nach, wenn der Autor vom Ukrainekonflikt, Brexit, von Trump und der AfD erzählt, weil er immer auch Zeitdiagnose betreibt. Zweifellos groß findet der Rezensent, wie der Autor über den russischen Propagandafeldzug 2014 in Sachen Ukraine schreibt. Allerdings geht Snyder für Bisky zu weit, wenn er die Erfolge von Putins Propaganda auch auf den Syrien-Konflikt anwendet. Eine liberale Verschwörungstheorie, findet Bisky. Überhaupt differenziert ihm der Autor oft zu wenig, übergeht Grauzonen und Akteure und verspielt so analytische Klarheit.

© Perlentaucher Medien GmbH
"Sorgsam referiert und dekonstruiert er die politische Ideologie Russlands unter Wladimir Putin, die auf den Pfeilern Eurasismus und christlicher Faschismus ruht."
Der Tagesspiegel, Konstantin Sakkas
"Als Historiker beschreibt Timothy Snyder nicht nur die politischen Entwicklungen. Er fragt auch nach ihren Ursachen, nach den Gründen für den Erfolg einer Politik, die auf Emotionen statt auf Fakten setzt."
BR 24, Niels Beintker
"Vor allem macht dieses Buch Werbung: für das Streben nach Wahrheit in einer immer komplizierteren Welt."
Spiegel Online, Peter Maxwill
"Schwindlig vom Lesen hässlicher Schlagzeilen brauchen wir Bücher zum Innehalten und Begreifen. Eines der besten Bücher dieser Art ist in diesem Jahr Timothy Snyders 'Der Weg in die Unfreiheit', das uns zeigt, wie sich vergiftete Ideen, autokratische Machtausübung und Fake News von Russland und der Ukraine über Westeuropa bis ins Weiße Haus ausgebreitet haben. Snyder zeigt, wie es dazu gekommen ist - und wie wir, vielleicht, wieder einen Weg zurückfinden."
TIME, Lucas Wittmann
"Unbedingt lesenswert...Erschreckend und unignorierbar."
The Guardian
"Von allen Büchern, die die gegenwärtige Krise der westlichen Demokratien zu erklären versuchen, ist keines brillanter und furchteinflößender als 'Der Weg in die Unfreiheit' von Timothy Snyder."
Foreign Affairs
"Brillant. Düster. Wortgewaltig."
The Times
"Jeder, der die politische Krise verstehen will, die gegenwärtig die Welt erfasst hat, sollte diese brillante Analyse lesen."
Yuval Noah Harari
"Der Historiker Timothy Snyder bietet mit seinem Buch eine exzellente Erklärung dafür, warum die Entwicklungen so aus dem Ruder gelaufen sind."
Sebastian Christ, Huffington Post, 11. Mai 2018…mehr