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Der Vormärz hat einen schlechten Ruf. Die Jahre zwischen 1815 und 1848 gelten als Zeitalter der Restauration und Repression, als verlorene Übergangsepoche, die auf die Umwälzungen der Französischen Revolution und der Napoleonischen Herrschaft folgte. Doch wurden damals zugleich auf vielen Feldern die Grundlagen für die rasante Modernisierung gelegt, die Deutschland in der zweiten Jahrhunderthälfte durchlief. Wilhelm Bleek holt die Epoche des Vormärz aus ihrem Schattendasein und lässt sie in ihrer faszinierenden Vielfalt und Widersprüchlichkeit wiederaufleben. Kulturell gelten die Jahre des…mehr

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Produktbeschreibung
Der Vormärz hat einen schlechten Ruf. Die Jahre zwischen 1815 und 1848 gelten als Zeitalter der Restauration und Repression, als verlorene Übergangsepoche, die auf die Umwälzungen der Französischen Revolution und der Napoleonischen Herrschaft folgte. Doch wurden damals zugleich auf vielen Feldern die Grundlagen für die rasante Modernisierung gelegt, die Deutschland in der zweiten Jahrhunderthälfte durchlief. Wilhelm Bleek holt die Epoche des Vormärz aus ihrem Schattendasein und lässt sie in ihrer faszinierenden Vielfalt und Widersprüchlichkeit wiederaufleben. Kulturell gelten die Jahre des Vormärz als Zeit des Biedermeier, in der sich der deutsche Michel mit Schlafrock und Zipfelmütze ins Private zurückzog und einer behäbigen Spießigkeit hingab. Doch gleichzeitig legte das Bürgertum ein gehöriges Selbstbewusstsein an den Tag, förderte Innovationen und bereitete der Obrigkeit durch ein lebendiges Vereinswesen großes Kopfzerbrechen. Goethe verfasste den zweiten Teil des Faust, die ersten Eisenbahnlinien entstanden, der Telegraf wurde erfunden, die Naturwissenschaftler organisierten und vernetzten sich in neuer Form, Sängervereine provozierten mit nationalen Liedern, Universitäten entstanden, und der preußische König weckte anlässlich der Wiederaufnahme der Arbeiten am Kölner Dom nationale Hoffnungen. Die Epoche mündete in die gescheiterte Revolution von 1848/49. Doch jenseits dieses Scheiterns legte sie die Grundlagen für Deutschlands Aufbruch in die Moderne.

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Autorenporträt
Wilhelm Bleek ist Professor em. für Politikwissenschaft an der Universität Bochum.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 28.03.2019

Mit dem Fahrplan in die Moderne
Zwischen Goethe und Karl Marx, zwischen guter alter Zeit und bedrohlichem Fortschritt:
In einem erzählerischen Bilderbogen vergegenwärtigt Wilhelm Bleek die Epoche des Vormärz
VON GUSTAV SEIBT
Wenn nach den Epochen mit den stärksten Nachwirkungen auf unser heutiges Leben gefragt würde, würden wohl kaum sehr viele Menschen antworten: die Zeit des Vormärz. Dass die Reformation, die die konfessionelle Spaltung Deutschlands brachte, heute noch ein gewaltiger Faktor ist, zeigen Lutherfeiern jedes Halbjahrhundert. Der Dreißigjährige Krieg ist unvergessen, nicht nur wegen Schillers „Wallenstein“, sondern vor allem als mentalitätsprägender Faktor. Napoleon hat die deutsche Landkarte umgepflügt, mit Wirkungen, die sich nicht mehr rückgängig machen ließen. Von Bismarck stammt der kleindeutsche Nationalumriss, der uns bis heute bestimmt. Der blutige und kriegerische Vorlauf der Gegenwart in zwei Weltkriegen ist ohnehin dauerpräsent. Aber der Vormärz? Schon der Name dieser Epoche zwischen dem Wiener Kongress von 1814/15 und der Revolution von 1848 benennt ein Interim, einen Vorlauf, weil die bürgerliche Revolution eben im März 1848 erst richtig begann. Alternative Bezeichnungen sprechen von „Restauration“ und „Biedermeier“.
Biedermeier ist ein bis gestern populärer Möbelstil von bescheidener, aber zierlicher Schlichtheit als Ausdruck bürgerlich-familiärer Häuslichkeit, eine Welt von Hausmusik und Stimmungslyrik. Restauration meint gegenrevolutionäre Beruhigung nach dem napoleonischen Sturm, in Deutschland Kleinstaaterei, Zensur und ein bisschen jugendliche Rebellion. Offiziöse Anlässe, an diese Zeit zu erinnern, bieten eigentlich nur noch die Büchner- und Börnepreise, weil da an die Namensgeber erinnert wird, beide Exilanten aus stickigen Verhältnissen.
Man kann eine Gegenrechnung aufmachen, und dazu lädt die eingängig geschriebene, geschickt komponierte Darstellung von Wilhelm Bleek ein. Es ist eins der inzwischen seltenen, umso rühmenswerteren Geschichtsbücher, die sich nicht einem Gedenktag verdanken, sondern dem Interesse und der Kompetenz des Autors, der daher auch nicht mit zehn anderen Darstellungen konkurrieren muss. Schon die Inhaltsübersicht erinnert an Errungenschaften und Ansätze dieser Zeit, die allzu selbstverständlich wirken: geschriebene Staatsverfassungen, die Eisenbahn, die Schwerindustrie, den fertiggestellten Kölner Dom, den Baedeker mit seinen Sternen, den politischen Kommunismus, den zweiten Teil des „Faust“.
Wollte man diese Epoche in einer einzelnen Person vorstellen, böte sich Bettine von Arnim an, die Schwester des Romantikers Clemens Brentano, die aus enger persönlicher Vertrautheit einen schwärmerischen Goethe-Kult begründete. Später wurde Bettine zur ersten Autorin, die auf die neue soziale Frage aufmerksam machte, die sich aus Übervölkerung, Landflucht und einem städtischen Lumpenproletariat ergab, in einem Buch, das sie 1843 direkt an den preußischen König Friedrich Wilhelm IV. richtete. Sie lernte noch den jungen Karl Marx kennen und interessierte sich so stark für ihn, dass sie ihn während eines Aufenthalts in Bad Kreuznach 1842 dauernd auf lange Wanderungen entführte, zum Ärger von dessen Braut Jenny.
Bleek hat seinen Stoff auf zwei Dutzend farbige Episoden verteilt, die jeweils für eine größere Tendenz des Zeitalters stehen. Den Frühkonstitutionalismus stellt er anhand der Verfassung von Sachsen-Weimar-Eisenach vor, die 1816 eingeführt wurde und für kurze Zeit die allgemeine Pressefreiheit behauptete. Die deutsche Nationalbewegung und ihren radikalen Flügel lassen das Wartburgfest von 1817 und die Ermordung des Schriftstellers Kotzebue durch einen Studenten 1819 anschaulich werden, samt nachfolgender Reaktion im System Metternich. Festkultur und Gesangsvereinswesen, für die Politisierung breiter Schichten unentbehrlich, werden dem Leser anhand des Hambacher Festes von 1832 und des Schleswig-Holstein-Lieds von 1844 erklärt; das letztere führt in die neuartige Problematik einer sich in Nationalitäten sortierenden Welt ein.
Dass das Kölner Dombaufest (1842), mit dem die Fertigstellung des im Spätmittelalter liegen gebliebenen Baus eingeläutet wurde, und die Rheinische Zeitung von Karl Marx (1843) in unmittelbarer örtlicher und zeitlicher Nähe liegen, zeigt mehr von den Spannungen der Epoche als lange Erörterungen. Das Rheinland wurde auch Anziehungspunkt des neuen bürgerlichen Massentourismus, der nach Reiseführern mit Sehenswürdigkeiten, Gaststätten und Fahrplänen verlangte – Eisenbahn und Dampfschifffahrt erlaubten erstmals Reisen nach Kalender und Uhrzeit, und Karl Baedeker machte ein Buchgeschäft daraus. Einen weiten Bogen spannt Bleek auch vom Bau Bremerhavens 1827 zum Abschluss von Goethes „Faust“ mit seinem Landgewinnungs- und Hochseeprojekt. Bremerhaven wurde alsbald zum wichtigsten Auswandererhafen Deutschlands, von dem der Bevölkerungsüberschuss der immer noch an Hungerkrisen leidenden Gesellschaft nach Übersee verschifft wurde.
Frühindustrialisierung – die Anfänge der Firma Krupp –, die elektromagnetische Telegrafie, in Göttingen von Gauß erfunden, in unmittelbarer Nachbarschaft jener berühmten sieben Professoren, die gegen einen königlichen Verfassungsumsturz protestierten, weisen weit voran ins späte 19. Jahrhundert. Schön auch, dass Bleek der Kultur, vor allem der Musik, so großen Raum gibt. Mit Webers „Freischütz“ und der Wiederentdeckung von Bachs Matthäus-Passion durch Felix Mendelssohn Bartholdy kommen zwei bis heute populäre Leistungen vors innere Ohr – allerdings hätte man auf diesem Gebiet auch an Beethovens neunte Symphonie und Schuberts romantisches Kunstlied denken können.
Ein erzählerischer Bilderbogen also, der damit vom 19. Jahrhundert entwickelte Erzählformen aufgreift, nicht unähnlich den „Bildern aus der deutschen Vergangenheit“ Gustav Freytags. Dass Bleeks eigenes Gebiet die Geschichte des politischen Denkens ist – er ist Verfasser einer großen Biografie von Friedrich Christoph Dahlmann, einem der führenden politischen Denker der Zeit, Teil der „Göttinger Sieben“ und Mitautor der Verfassung von 1848 –, bemerkt man durchaus, jedoch zeigt es sich nicht in einer Überproportion.
Was unterbelichtet bleibt, ist die politische Geschichte im engeren Sinn. Auch wer sich auf Deutschland beschränkt, hätte den Deutschen Bund als integralen Teil der europäischen Sicherheitsarchitektur zeigen können. Vergleichende Blicke auf die Nationalbewegungen in Italien, Griechenland und Polen hätten der Epoche noch mehr zwiespältig flackernde Zukunftsspannung verliehen. Wenig erfahren wir in diesem grundprotestantischen Buch vom interessant auflebenden Katholizismus der Epoche (der Kirchenstaat war 1815 wiederhergestellt worden), und damit von der politischen Seite der Romantik, die Bleek mit August Wilhelm Schlegels Berufung an die neue Bonner Universität allzu karikaturhaft auftreten lässt.
Trotzdem: Diese Darstellung ist unterhaltsam, vorzüglich zu lesen, lehrreich, eine Art Hausbuch. Die Grundspannung der Epoche zwischen der Intimität einer guten alten Zeit und bedrohlichen Fortschrittshorizonten zeigt ein Muster der Moderne: Verzeitlichung und Geschichtlichkeit haben nach der Epoche der Revolution die politische Sphäre verlassen und sind in den Alltag eingewandert. Ihn beherrschen sie bis heute.
Das Rheinland wurde zum
Anziehungspunkt eines neuen
bürgerlichen Massentourismus
Die politische Geschichte
im engeren Sinne bleibt
leider unterbelichtet
Die nachträglich kolorierte Lithografie von Erhard Joseph Benzinger zeigt den Festzug auf das Hambacher Schloss, 27. Mai 1832.
Foto: picture alliance/ullstein bild
Wilhelm Bleek: Vormärz. Deutschlands Aufbruch in die Moderne 1815-1848. Verlag C.H. Beck, München 2019. 336 Seiten, 28 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 04.03.2020

Quer durch die kleindeutsche Vielfalt
Wilhelm Bleek gibt ein Bild der Jahrzehnte des Vormärz in einer Folge von anregend erzählten Miniaturen

"Die deutsche Geschichte zwischen 1815 und 1848 hat keinen guten Ruf." Mit diesem Satz beginnt das Buch von Wilhelm Bleek über die Epoche des "Vormärz". Entsprechend ist es die implizite Absicht des emeritierten Bochumer Politikwissenschaftlers, das Ansehen dieser Zeit vom "anstößigen Hautgout" zu befreien, der der "Restaurationszeit bis heute" anhafte. Nun ist es seit dem Ende der großen Projekte zur deutschen Bürgertumsforschung unüblich geworden, die Geschichte des neunzehnten Jahrhunderts in einem rein nationalstaatlichen Rahmen zu betrachten. Schließlich war - nach einer Zeit des Vergessens - das neuerliche Interesse am neunzehnten Jahrhundert von einem globalgeschichtlichen Ansatz ausgegangen, wie ihn schnell zu Standardwerken avancierte Publikationen von Christopher Bayly und Jürgen Osterhammel vorgegeben hatten. Und auch Richard J. Evans Darstellung hatte sich immerhin dem "europäischen Jahrhundert" von 1815 bis 1914 gewidmet.

Gleichwohl ist es legitim, immer auch nach den nationalen Pfaden zu fragen, weshalb David Cannadines britische Geschichte des neunzehnten Jahrhunderts ungemein lesenswert ist. Allerdings ist die Geschichte Großbritanniens in diesem "Victorious Century" als Geschichte des Empires zwangsläufig von globaler Dimension.

Anders liegt der Fall bei Bleek. Zwar bemüht sich der Verfasser explizit um die Vielfalt seines Untersuchungsgegenstands. Aber durch die Fokussierung auf die Territorien, die später zum Deutschen Kaiserreich zählen sollten, fällt die imperiale Dimension des Habsburgerreichs von Beginn an unter den Tisch. Bleeks kleindeutsche "Vielfalt" spiegelt sich daher eher in der thematischen Heterogenität der Sequenzen, aus denen sich das Buch zusammensetzt: Der Verfasser bietet keine durchgängige Erzählung, sondern präsentiert einen reizvollen, bunten Strauß von 23 "Miniaturen". Mit ihnen greift der Autor Themen und Personen heraus, deren Summe die Bandbreite der damaligen Entwicklungen aufzeigen soll. Dabei schreitet Bleek zunächst im Jahresrhythmus voran: Auf den Wiener Kongress (1815) folgt ein Kapitel über die Einführung der Verfassung im Großherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach (1816). Darstellungen des Wartburgfestes (1817), die Gründung der Bonner Universität (1818) und das Attentat auf August von Kotzebue (1819) schließen sich an.

Erkennbar sind allerdings gewisse thematische Clusterbildungen, die das Vorverständnis verraten, mit dem Bleek an seinen Gegenstand herangeht. So verbirgt sich im Großen und Ganzen hinter den vielen Miniaturen eine traditionelle Modernisierungsgeschichte, fügen sich die Erzählungen letztlich doch zu Mustern fortschreitender Industrialisierung, Urbanisierung, Rationalisierung und Nationalisierung. Damit greifen sie jene Fundamentalprozesse auf, die schon im Fokus der historischen Sozialwissenschaft Bielefelder Prägung gestanden haben - nur eben damals nicht so unterhaltsam erzählt.

Auch die Deutung, wonach es im neunzehnten Jahrhundert in den deutschen Territorien zwar eine umfassende technische, wirtschaftliche und wissenschaftliche, nicht aber eine politische Modernisierung gegeben habe, ist schon bei Hans-Ulrich Wehler zu lesen. Bleek gesteht eingangs ein, dass es gar nicht seine Absicht sei, die geschichtswissenschaftliche Debatte um neue Perspektiven zu bereichern. Es gehe ihm darum, alte Klischees über die Vormärzzeit in Frage zu stellen. Die Annahme politischer Stagnation aber zählt heute ebenfalls zu den Klischees, die in Frage gestellt werden sollten. Auch wäre es wohl möglich gewesen, die latent immer wieder durchscheinenden Modernisierungstheorien durch konterkarierende Erzählungen zumindest zu modifizieren, etwa durch eine Miniatur über die Cholera des Jahres 1831 oder zum Thema Antisemitismus. Letzterer wird hier und da eher beiläufig erwähnt, aber die Gewalt der Hep-Hep-Krawalle gehört zum frühen neunzehnten Jahrhundert ebenso wie Goethes "Faust". Auch die Säkularisierungsthese ließe sich abschwächen, wenn neben dem Hambacher Fest von 1832 mit seinen 30 000 Teilnehmern eine Erzählung über die Wallfahrt zum Trierer Heiligen Rock 1844 mit rund 500 000 Pilgern stünde.

Schließlich geht das von Bleek erzählte halbe Jahrhundert auch dem bis heute nachwirkenden bürgerlichen Selbstverständnis auf den Leim: Sein Vormärz ist eine Epoche nahezu ohne Frauen. Dass sich in dieser Zeit eine "Revolution der Ehe- und Familienbeziehungen" vollzog, wird im Resümee festgehalten, aber nirgendwo näher ausgeführt. Ausschließlich Bettina von Arnim wird die Ehre einer eigenen Miniatur zuteil. Die "als eigenwillig und unbändig" charakterisierte Frau wird darin zur Sympathieträgerin, die nicht nur für eine Anstellung der in Göttingen entlassenen Brüder Grimm und Friedrich Christoph Dahlmanns in preußischen Diensten sorgt, sondern auch den König Friedrich Wilhelm IV. zu sozialpolitischen Maßnahmen motivieren will, um das Elend der in den Berliner Mietskasernen Eingepferchten abzumildern.

Bleek schreibt überaus lebendig und anschaulich, verzichtet aber zumeist darauf, das Erzählte in übergeordnete Perspektiven einzuordnen. Der Stand der Forschung über die "soziale Monarchie" findet sich in dieser Miniatur kaum berücksichtigt. Der Mord an Kotzebue wiederum wird nicht in die Geschichte der Attentate im neunzehnten Jahrhundert eingeordnet, und die am Beginn des Jahrhunderts durchaus zweifelhafte Reichweite nationaler Euphorie wird gar nicht erst diskutiert. Ernst Moritz Arndt und Theodor Körner gelten dem Autor als Protagonisten einer neuen Epoche.

Das Buch glänzt also durch das erzählerische Element, lässt aber den Leser ratlos zurück, sollte dieser dann doch nach Deutungen suchen. Die im Titel und durch die Auswahl der Erzählungen durchscheinende Interpretation vom "Aufbruch in die Moderne" hätte es verdient, vom Verfasser stärker reflektiert zu werden. Auch die postulierte "Eigenständigkeit der vormärzlichen Jahrzehnte" wird im Resümee nicht wirklich deutlich. Die sozialen, wirtschaftlichen und technischen-wissenschaftlichen Entwicklungen, die dort noch einmal zusammengefasst werden, lassen sich gerade nicht auf die erste Hälfte des Säkulums beschränken. Die verfassungsgeschichtliche Entwicklung kam 1848 erst recht nicht zum Stillstand.

Uneingeschränkt zu würdigen ist, dass das Buch ein Lesevergnügen bereitet und auch verdeutlicht, wie viel unsere Gegenwart dem neunzehnten Jahrhundert verdankt, sind doch selbst Bachs "Matthäus-Passion" und der Kölner Dom ohne die Umgestaltungen dieser Zeit nicht zu denken.

BIRGIT ASCHMANN

Wilhelm Bleek: "Vormärz". Deutschlands Aufbruch in die Moderne 1815-1848.

C. H. Beck Verlag, München 2019. 336 S., geb., 28,80 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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"Bleek will keine Gesamtdarstellung der Vormärzzeit liefern, sondern an einzelnen Beispielen einen Einblick in die komplizierten Wandlungsprozesse dieser Jahrzehnte geben. Dies ist ihm in den insgesamt 23 Episoden auf beeindruckende Weise gelungen."
Historische Zeitschrift, Hans-Werner Hahn

"Uneingeschränkt zu würdigen ist, dass das Buch ein Lesevergnügen bereitet und auch verdeutlicht, wie viel unsere Gegenwart dem neunzehnten Jahrhundert verdankt (...)."
Frankfurter Allgemeine Zeitung, Brigit Aschmann

"Ein unterhaltsames Lesevergnügen."
sehepunkte, Ewald Grohe

"Wilhelm Bleek holt in 'Vormärz' die Epoche aus dem Schattendasein und lässt sie in ihrer faszinierenden Vielfalt und Widersprüchlichkeit wiederaufleben."
Passauer Neue Presse

"Ein bestechendes Buch (...) Geradezu bestrickend an Bleeks Buch ist seine zwanglose, farbige Art des Erzählens."
Neue Zürcher Zeitung, Cord Aschenbrenner

"Wilhelm Bleek holt in 'Vormärz' die Epoche aus dem Schattendasein und lässt sie in ihrer faszinierenden Vielfalt und Widersprüchlichkeit wiederaufleben."
Passauer Neue Presse

"Ein stimmiges Panorama jener Zeit (...) Es gelingt Bleek, Vergnügen bei der Lektüre mit Erkenntnisgewinn zu verbinden."
DAMALS, Michael Wettengel

"Diese Darstellung ist unterhaltsam, vorzüglich zu lesen, lehrreich, eine Art Hausbuch."
Süddeutsche Zeitung, Gustav Seibt