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"Orsenna verwandelt Kummer in Literatur. Er tut dies mit Zartgefühl und einem traurigen Lächeln. Ein wunderschönes Buch." Le Figaro
"Welches Bild von ihr kann ich für immer in mir bewahren, welches Bild, das niemand mir stehlen kann, nicht einmal das Leben, das weitergeht?" Nur vier gemeinsame Jahre waren dem Erzähler dieses Romans und seiner einzigen wahren Liebe vergönnt, bevor sie an einer Krankheit starb. Alleingelassen, will er einen Weg finden, wie er mit der Geliebten weiterleben und die Verbindung mit ihr aufrechterhalten kann. Dazu begibt er sich auf die Suche nach seinen…mehr

Produktbeschreibung
"Orsenna verwandelt Kummer in Literatur. Er tut dies mit Zartgefühl und einem traurigen Lächeln. Ein wunderschönes Buch."
Le Figaro

"Welches Bild von ihr kann ich für immer in mir bewahren, welches Bild, das niemand mir stehlen kann, nicht einmal das Leben, das weitergeht?" Nur vier gemeinsame Jahre waren dem Erzähler dieses Romans und seiner einzigen wahren Liebe vergönnt, bevor sie an einer Krankheit starb. Alleingelassen, will er einen Weg finden, wie er mit der Geliebten weiterleben und die Verbindung mit ihr aufrechterhalten kann. Dazu begibt er sich auf die Suche nach seinen Erinnerungen – und nach dem Ort, an dem die Toten sind. Er befragt die Menschen in seiner Umgebung, er wendet sich an Experten, an fremde Religionen und Kulturen. Und während er sich weigert, seinen Verlust hinzunehmen, wird die Geliebte erneut zur Begleiterin für sein Leben, das gleichwohl nicht in der Vergangenheit stehenbleibt. Orsennas Buch, diese postume Liebeserklärung, ist ein Stück erzählter Autobiographie, das Märchen einer großen Liebe und der Bericht von einer philosophischen Wanderung. Es spricht von der Verzweiflung, aus der den Erzähler am Ende nur dreierlei rettet: sein stiller Humor, seine unaufdringliche Weisheit und die Entschlossenheit, seine Suche nach der Toten nicht aufzugeben.
Autorenporträt
Érik Orsenna, geb. 1947, veröffentlichte eine Reihe von Romanen. Für "La vie comme Lausanne" erhielt er 1978 den Prix Roger Nimier, sein großes Opus "L'Exposition coloniale" wurde 1988 mit dem Prix Concourt ausgezeichnet. Seit 1998 ist Orsenna Mitglied der Academie Francaise in der Nachfolge von Jacques Yves Cousteau.

Holger Fock, geboren 1958 in Ludwigsburg, übersetzt seit 25 Jahren französische Literatur. Er lebt zusammen mit der Übersetzerin Sabine Müller und zwei Kindern im Raum Heidelberg.
Gemeinsam mit Sabine Müller wurde er 2011 mit dem "Eugen-Helmlé-Übersetzerpreis" ausgezeichnet und 2015 erhielt er den "Prix Lémanique de la Traduction".

Sabine Müller, geboren 1959 in Lauffen/Neckar, ist seit 1994 Übersetzerin für französische und englische Literatur. Sie lebt zusammen mit dem Übersetzer Holger Fock und zwei Kindern im Raum Heidelberg.
Gemeinsam mit Holger Fock wurde sie im Jahr 2011 mit dem Eugen-Helmlé-Übersetzerpreis ausgezeichnet.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 30.03.2011

Ist die Sirene wirklich nötig?

Vollendete Zukunft: Erik Orsennas subtiles Geleitlied für eine Tote ist Autobiographie, Übung zur Schmerzlinderung und Verhaltensstudie in einem.

Aus dem Trauergesang beim Tod eines geliebten Menschen ist in unserer geschäftigen Welt die Trauerarbeit geworden. "Was macht die Trauerarbeit? Kommst du voran?", fragen die Freunde einfühlsam den Protagonisten dieses Buchs, einen im Allgemeinen durchaus arbeitswilligen Mann, der dem Autor Erik Orsenna zum Verwechseln ähnlich sieht. Ein Mann aber, der nach dem Tod seiner Geliebten sich dieser Arbeit verweigert. Lieber kommt er auf andere Weise voran, um den Schmerz als Begleiter der Erinnerung freundlicher zu stimmen. Er lernt bei Madame Ochoa trotz seiner Ungeschicklichkeit Tango und Salsa tanzen, lernt mit der Zeitform der vollendeten Zukunft umzugehen und macht sich mit jenem diskreten Lächeln vertraut, das seine abgrundtiefe Trauer in der Öffentlichkeit dezent kleiden soll.

Erik Orsenna hätte mit seinen brillanten Literaturreportagen der letzten Jahre über die Wohltaten des Golfstroms, die Globalisierung am Beispiel der Baumwollproduktion, über Le Nôtre, den Gärtner von Versailles, oder über die Zukunft des Wassers beinah vergessen machen können, wie souverän er die Register des Intimen beherrscht. Der Verlust der unter zahlreichen Liebschaften offenbar einzigen dauerhaft geliebten Frau, nach nur vier Jahren Gemeinsamkeit, führte ihn dann zu einer reflexiven Schmerzbetrachtung, die wir lieber nicht "Roman" nennen möchten. Orsenna hat zwar in früheren Jahren den Goncourt- und andere Romanpreise erhalten, hatte aber nie die im Material der Fiktion knetende Hand des Romanciers. Dafür ist der hohe Staatsbeamte, ehemalige Redenschreiber Mitterrands und Angehörige der Académie française zu geistreich, zu selbstironisch, zu verspielt. Wie würdig Verspieltheit, Humor und selbst Witz jedoch am Grab eines lieben Menschen stehen, wie wirksam sie den Untröstlichen stützen können, beweist dieses wunderliche Buch. Es ist zugleich ein Stück Autobiographie, eine Übung zur Schmerzlinderung, eine Meditation an der Schwelle des Jenseits, eine Skizze über Gesellschaftsverhalten, eine mythologisch überhöhte Parabel, ein Nachgesang auf die Verstorbene: bewegend, aber ohne Rührseligkeit.

Die Sache beginnt mit der Kindheit zweier Brüder in einer Pariser Durchschnittsfamilie. Der Ältere lernt die Liebe im Mosaikspiegel aufeinanderfolgender Frauengeschichten kennen, der Jüngere in der Ausschließlichkeit einer Dauerbeziehung: zwei Formen von Treue, die sich allenfalls in den zwischen Glück und Leid unschlüssigen Chansons treffen, die von früh an in der Kinderstube der Nachkriegszeit vom Plattenspieler erklangen. Dann strahlte aber plötzlich auch dem Älteren die Unbedingtheit einer Begegnung, die alle weiteren Frauenbekanntschaften in seinem Leben ausblendete. Das Glück war intensiv, wenn auch kurz. Es dauerte so lange, bis der Arzt in der Kehle der Frau einen bösen Tumor entdeckte. Dann wurde es eine Liebschaft zu dritt. Zunächst schlich der Tod sich noch diskret durch die Nebensätze des Gesprächs, bald stand er aber immer schamloser überall mit dabei - bis zu jenen letzten Stunden im Haus der Bretagne, aus dem die Sanitäter die Frau zum Sterben abholten. "Glauben Sie wirklich, die Sirene ist nötig?" - "Lassen Sie das ruhig unsere Sache sein."

Zu den Mitteln, mit denen der Erzähler die Gefühle am Zähwerden hindert, gehört sein peripherer Blick aufs Weiterbestehen der Welt, selbst in Momenten tiefster Verzweiflung. "Sie haben Glück, dass Sie den Leichnam haben", sagt Madame Maudez, die Putzfrau im bretonischen Landhaus, und sieht keinen Anlass, wegen eines Begräbnisses ihren Putztag zu verschieben: Beim Bruder ihres Mannes, der Fischer war, sei die Leiche nie mehr aufgetaucht. Beim Trauerzug zum neuen Friedhof mit den noch viel zu kurzen Pappeln bemerkt der Erzähler dann die kaum noch lesbaren Inschriften auf dem Asphalt, die offenbar einmal dort vorbeikommende Radrennfahrer anspornen sollten. Dem Trauernden können diese Ermunterungsworte keine Hilfe sein bei der Suche nach dem neuen Aufenthaltsort seiner Frau, die er weder einfach ziehen lassen kann noch - wie Orpheus - mit einem Lied zurückholen will.

Die Suche führt ihn zu Ärzten, Physikern, Philosophen, Weisen. Aber allenfalls im Vierzeiler "Mille Regretz" (Tausendfaches Leid), dem oft vertonten Lieblingslied des ruhelosen Karl V., das den Autor zum Originaltitel des Buchs veranlasste, hört Erik Orsenna eine Ahnung von Lösung heraus. Holger Fock und Sabine Müller haben seine Reise auf den Spuren einer Entschwundenen in all seinen Feinheiten mustergültig übersetzt.

JOSEPH HANIMANN

Erik Orsenna: "Lied für eine geliebte Frau". Roman.

Aus dem Französischen von Holger Fock und Sabine Müller. Verlag C. H. Beck, München 2010. 158 S., geb., 16,95 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Souverän geschrieben, verspielt und humorig und doch voller Würde, mustergültig übersetzt auch, gibt dieses Buch Joseph Hanimann tatsächlich eine Ahnung davon, wie sich ein großer Schmerz, der Verlust des geliebten Partners, überstehen lässt. Zuvor aber muss der Rezensent zusammen mit dem (dem Autor Erik Orsenna, wie Hanimann findet, sehr ähnelnden) Protagonisten dem Schmerz ins Auge sehen, mythologisch, soziologisch, rührend, doch nicht rührselig, wie Hanimann erleichtert feststellt. Ein wunderliches, ein buchstäblich feines Buch, findet er.

© Perlentaucher Medien GmbH