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Schiller und die Politik Schillers Ästhetik ist von Anfang an politische Ästhetik. In allen seinen Dramen wird um Herrschaft und um Freiheit gerungen. Um diese These zu belegen, faßt Walter Müller-Seidel Schillers Dramen neu ins Auge und befragt sie im Hinblick auf Herrschaftsformen, Widerstandsrecht und Tyrannenmord. Während tyrannische Herrschaftsformen nach Schillers Auffassung zu beseitigen sind, redet er dem Tyrannenmord lange Zeit keineswegs das Wort. Erst in seinem letzten abgeschlossenen Drama, in Wilhelm Tell, wird die Ermordung des Tyrannen bejaht. Müller-Seidel plädiert dafür, das…mehr

Produktbeschreibung
Schiller und die Politik
Schillers Ästhetik ist von Anfang an politische Ästhetik. In allen seinen Dramen wird um Herrschaft und um Freiheit gerungen. Um diese These zu belegen, faßt Walter Müller-Seidel Schillers Dramen neu ins Auge und befragt sie im Hinblick auf Herrschaftsformen, Widerstandsrecht und Tyrannenmord. Während tyrannische Herrschaftsformen nach Schillers Auffassung zu beseitigen sind, redet er dem Tyrannenmord lange Zeit keineswegs das Wort. Erst in seinem letzten abgeschlossenen Drama, in Wilhelm Tell, wird die Ermordung des Tyrannen bejaht. Müller-Seidel plädiert dafür, das Geschichtsdrama als zeitgeschichtliches Drama zu lesen - mit Napoleon als Hintergrundfigur.

Der Legende, wonach die Wortführer der Weimarer Klassik die Forderungen des Tages ignoriert hätten, wird in diesem Buch entschieden widersprochen. Schillers Denken ist auf Politik gerichtet, auf Veränderungen durch Ästhetik, die von Anfang an politische Ästhetik ist und es auch bleibt. Staatliche Themen - Verschwörung, Widerstandsrecht und Tyrannenmord - gewinnen in Schillers Dramen Vorrang vor individuellen Charakteren. Dabei wird ein Dilemma erkennbar: zwar gilt es, Tyrannei zu beseitigen, doch ist das Recht auf Leben zu achten. Die Dramen Schillers sind daher gegen Tyrannen, aber gegen Tyrannenmord gleichermaßen. In der Jungfrau von Orleans und vollends in Wilhelm Tell ändert sich das Bild. Es drängt sich die Erklärung auf, Schillers politische Positionen stünden im Zusammenhang mit dieser Wandlung. Im Zentrum der Argumentation steht Schillers Auseinandersetzung mit Napoleon, den Schiller niemals beim Namen nennt, der aber die erschließende Hintergrundfigur in den Dramen seit Wallenstein bildet. Anders als Goethe, Hegel oder Heine sieht Schiller in Napoleon nicht den "großen Menschen", sondern befindet sich zu ihm in dezidierter Gegnerschaft. Was er den jungen Piccolomini sagen läßt, ist aus der Sicht eines neuen Begriffsvon Humanität ganz in Schillers Sinne gesagt: "Nicht das Große, das Menschliche geschehe ..."
Autorenporträt
Walter Müller-Seidel, geb. 1918, ist emeritierter ordentlicher Professor für Neuere deutsche Literaturgeschichte an der Universität München. Zahlreiche Auszeichnungen und Ehrungen, darunter Mitgliedschaft der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Seine Veröffentlichungen gelten vor anderen der klassisch-romantischen Literatur, der literarischen Moderne und der Wissenschaftsgeschichte.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension

Als "unbestrittenes Ereignis des Schiller-Jahres 2009" bezeichnet Rezensent Claude Haas diese Studie des 91-jährigen Germanisten Walter Müller-Seidel. Denn aus Haas' Sicht wirft sie anhand von Friedrich Schillers Werk mit großer Dringlichkeit Grundfragen auf, über die Dramatisierbarkeit von Politik zum Beispiel, die hier unter anderem als "Wunschdenken in einer verwalteten Welt" beschrieben werde. Oder Schillers Bedeutung für die Moderne, die besonders im Kontext Politik und Theater deutlich werde. Speziell Müller-Seidels "analytische Kunstfertigkeit" bei der Schiller-Lektüre findet der Rezensent beeindruckend. Aber auch die "akribischen Reflexionen" des Tyrannenmords oder die Auslegung von Schillers Theaterbegriff als "Plädoyer für den Einzelnen", der keinem höheren Zweck geopfert werden dürfe. Wie Müller-Seidel in Schillers Werk auf dem Weg des Indizienbeweises über verdeckte Anspielungen Napoleon als "wichtige Figuration von Fremdherrschaft" ausmacht, fand der Rezensent schließlich spannend wie einen Krimi zu lesen.

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