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Eine Ethik der Bürgergesellschaft - das neue Buch von Otfried Höffe Otfried Höffes neues Buch versteht sich als Beitrag zu einer eminent praktischen und politischen Ethik. Nach grundsätzlichen Überlegungen zu den drei Rollen jeden modernen Bürgers geht es zu so aktuellen Fragen über wie: Braucht es für Manager einen hippokratischen Eid? Läßt sich die repräsentative mit direkter Demokratie verbinden? Was sagt die Toleranz zum Kopftuchstreit? Ist die Türkei schon europäisch? Hegemonie der USA oder eine faire Weltrechtsordnung?

Produktbeschreibung
Eine Ethik der Bürgergesellschaft - das neue Buch von Otfried Höffe Otfried Höffes neues Buch versteht sich als Beitrag zu einer eminent praktischen und politischen Ethik. Nach grundsätzlichen Überlegungen zu den drei Rollen jeden modernen Bürgers geht es zu so aktuellen Fragen über wie: Braucht es für Manager einen hippokratischen Eid? Läßt sich die repräsentative mit direkter Demokratie verbinden? Was sagt die Toleranz zum Kopftuchstreit? Ist die Türkei schon europäisch? Hegemonie der USA oder eine faire Weltrechtsordnung?
Autorenporträt
Otfried Höffe, geboren 1943, ist Professor für Philosophie und Leiter der Forschungsstelle Politische Philosophie an der Eberhard Karls-Universität Tübingen, ist einer der produktivsten und einflussreichsten Denker der Gegenwart.
Er ist Mitglied der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina und erstes ausländisches Mitglied der Teheraner Akademie für Weltweisheit und Philosophie. Er ist Ehrendoktor der Universität (PUCRS) in Porto Alegre/Brasilien und Träger des Karl Vossler-Preises für wissenschaftliche Werke von literarischem Rang.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 12.09.2013

Werktagsglück oder Sonntagsglück?
Stets gibt er verständliche Hinweise auf das Vertretbare: Der Philosoph Otfried Höffe führt in die Ethik ein

Die philosophische Ethik hat es nicht leicht. Zwar wird sie vielfach nachgefragt, für Kommissionen beispielsweise, die der Politik Rat geben sollen. Fast jeder gesellschaftliche Konflikt scheint Moralfragen aufzuwerfen: Tierethik, Medizinethik, Umweltethik. Sogar Unternehmen beanspruchen, ethische Standards einzuhalten. Doch ob die Beteiligung an der Produktion der entsprechenden Gütesiegel selbst moralisch vertretbar ist, daran melden sich Zweifel.

Verzieren nicht vielleicht Politik und Wirtschaft nur, was sie für mehrheitsfähig halten, mit güldener Wertarbeit? Und ist das Gute wirklich ein Wissen, eine Frage des richtigen Durchdenkens, der besseren Begründung? Soll man sich den guten Menschen als besonders begründungsstark vorstellen? Zugleich hat die moderne Gesellschaft gemischte Erfahrungen mit dem Guten gemacht.

Sie kennt die guten Folgen zweifelhafter Absichten: den Markt. Sie kennt die zweifelhaften Folgen guter Absichten: die Pädagogik. Und schließlich kennen wir die Unvermeidbarkeit der Doppelmoral, der Kasuistik. Otfried Höffe hat ein ganzes Philosophenleben der Ethik gewidmet. Duisburg, Fribourg und Tübingen waren dabei seine Stationen. Es gibt kein Moralgebiet, über das er nicht geschrieben hat, keine Tugend und keinen Wert, die von ihm nicht hochverständlich erläutert worden wären. Das Kopftuch und die Spitzengehälter, der Datenschutz und der Generationenvertrag, das Urheberrecht und der Föderalismus, Höffe hat zu all dem aus seinem Studium der Klassiker - für ihn vor allem Aristoteles, Kant und Rawls - Hinweise auf das Vertretbare gezogen.

Wenn Höffe, der heute siebzig Jahre alt wird, jetzt eine Einführung in die Ethik vorlegt, ist das ein neuerlicher Beweis dieser Unermüdlichkeit. Sie zeigt sich auch in seiner Ansicht, wer die Frage nach dem Gutsein einer Handlung vorzeitig abbreche, müsse sich rechtfertigen. Dass man, um zu handeln, aufhören muss zu reflektieren, Termindruck also oder "Endlichkeit" genügen Höffe nicht. Im Leben mag dieses Insistieren auf Begründungen zu Schwierigkeiten führen. Der herrliche Satz jener entnervten Mutter, deren Kind unnachgiebig gute Gründe fürs Zubettgehen verlangte, "Du gehst jetzt ins Bett! Ich werd dich später überzeugen", belegt den Sinn fürs vordiskursiv Notwendige.

Zum Prinzip erhoben, würde das aber jede Einführung in die Ethik stark abkürzen. Was uns Höffe statt dieser Abkürzung zeigt, ist ein zerklüftetes Gebiet. Das Gute ist teils an das Menschenmögliche gebunden. "Unmögliches ist nicht verlangbar", sagt der Jurist. Teils ist der Mensch aber auch zum guten Handeln wider seine Natur befähigt. Tugenden, sagen die einen, tun uns selber gut. Märtyrer, entgegnen die anderen, sind tugendhaft, ohne dass es ihnen guttäte. Und selbst wenn man sich auf hervorgebrachtes Glück als Kriterium für gute Taten einigen könnte - mehr als Dissens, worin es besteht, ist nicht zu erreichen. Die einen finden es im Frieden, die anderen würden ihn der Ehre nicht opfern wollen. Höffe schlägt die Unterscheidung von "Werktagsglück" und "Sonntagsglück" vor, aber man hört heraus, dass dem Kantianer in ihm das nicht gefallen kann.

So hinterlässt uns diese Einführung gerade dadurch, dass sie alle Positionen erwähnt, unentschieden. Das aber muss in Fragen der Ethik kein Nachteil sein. Denn erstens scheint guter Rat nicht teuer, sondern überreich vorhanden. Und zweitens verdeutlicht das Studium der ethischen Argumente, gerade weil es so viele davon gibt, dass Güte zumeist nicht auf ihnen beruht und Bösartigkeit wohl nur selten ein Mangel an Philosophie ist.

JÜRGEN KAUBE

Otfried Höffe: "Ethik". Eine Einführung.

Verlag C. H. Beck, München 2013. 128 S., br., 8,95 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 08.10.2004

Eine Straßenverkehrsordnung für alle
Otfried Höffe entwirft eine politische Ethik im Zeitalter der Globalisierung
Natürlich hat jemand, der die Straßenverkehrsordnung kennt, noch lange kein richtiges Bild vom dem, was sich auf Deutschlands Straßen abspielt. Andererseits wäre jede noch so detaillierte Beschreibung des Straßenverkehrs unvollständig, sparte sie jene Regeln aus, an die sich alle Verkehrsteilnehmer zu halten haben. Ohne die Kenntnis dieses Regelwerks könnte niemand verstehen, wie sich die Verkehrsteilnehmer beispielsweise bei einem Konflikt verständigen. Dabei ist es in Wahrheit nicht nur so, dass solche Konfliktlösungen unbegreifbar blieben, nein, sie könnten ohne die Straßenverkehrsordnung gar nicht zustande kommen, jedenfalls nicht als ein geordnetes Verfahren, das Entscheidungen ermöglicht, die von den Beteiligten akzeptiert werden.
An solche Binsenwahrheiten ist zu erinnern, wenn es - wie in Otfried Höffes jüngstem Buch - um politische Normen, genauer gesagt: um den Entwurf einer politischen Ethik im Zeitalter der Globalisierung geht. Denn einem geläufigen Vorurteil zufolge neigen Philosophen, die über ethische Grundsätze politischen Handelns nachdenken, dazu, den Straßenverkehr mit der Straßenverkehrsordnung zu verwechseln. Nun mag es tatsächlich Aussagen zur politischen Ethik geben, die einem politisch engagierten Zeitgenossen einigermaßen blutleer vorkommen. Während er sich in der von Max Weber beschriebenen Kunst übt, harte Bretter mit Leidenschaft und Augenmaß zu bohren, faselt der Philosoph bloß von Wünschbarkeiten. So ziehen die Experten des Sollens den Argwohn der Tatmenschen auf sich.
Allerdings steht im Hintergrund solcher Skepsis häufig die dogmatische Überzeugung, für ein Verständnis des Straßenverkehrs, sprich der Politik, sei die Straßenverkehrsordnung unwichtig. Gewöhnlich kleiden sich derartige Ansichten in die Behauptung, Politik sei die Durchsetzung von Interessen und sonst nichts. Moral spiele keine Rolle, im Zentrum stehe das moralfreie Ringen um möglichst viel Macht. Und die kommt, wie eine chinesische Weisheit des letzten Jahrhunderts sagt, am Ende immer aus den Gewehrläufen.
Selbstverständlich ist auch bei Höffe von Wünschbarkeiten die Rede, sogar ziemlich ausführlich. Doch reagiert sein Buch auf einen höchst realen Tatbestand, den selbst normativ völlig Unmusikalische nicht werden bestreiten wollen: Die Globalisierung hat zu handfesten Problemen in der demokratischen Legitimierung politischen Handelns geführt. Als aktueller Inbegriff solcher Problemlagen darf der jüngste Irak-Krieg gelten, insofern er, woran für den Tübinger Philosophen kein Zweifel besteht, eine eklatante Verletzung des geltenden Völkerrechts darstellt. Spätestens seit dem Angriff auf die New Yorker Twin Towers ist für jedermann sichtbar, dass die Globalisierung, wie Höffe mehrfach akzentuiert, „weit mehr als ein bloß wirtschaftlicher Vorgang” ist.
Weil weder Güter noch Dienstleistungen, weder Arbeitskräfte noch Kapitalien, weder Religionen noch Kulturen, weder Risiken noch Ängste staatliche Grenzen respektieren, hat sich ein globaler Handlungsbedarf ergeben, der eine ebenso globale Ordnung verlangt. Da es diese Ordnung aber nicht gibt, ist die Beschäftigung mit der Frage, wie sie für eine Weltgesellschaft beschaffen sein soll, durchaus kein Glasperlenspiel entrückter Seminaristen. Deshalb umschreibt das facettenreiche Problem einer demokratisch legitimierten Weltrechtsordnung den letzten Horizont, unter dem Otfried Höffe seine politische Ethik als eine „realistische Utopie” konzipiert. Es ist die Utopie einer „föderalen und subsidiären Weltrepublik”, in der mittels des Rechts, öffentlicher Gewalten, Menschenrechten und der Demokratie der anhaltenden Gefahr von Willkür und Gewalt begegnet werden soll.
Dass auch in dieser Utopie alle Teufel im Detail stecken, dessen ist sich Höffe auf jeder Seite seines Buches bewusst. So resultiert der reklamierte Realismus seiner Vision aus einem Habitus nüchterner Sachlichkeit, der nicht nur für argumentative Disziplin bei prinzipientheoretischen Überlegungen sorgt, sondern noch bis in tagespolitische Einzelfragen hinein mit ebenso gut informierten wie pointierten Urteilen aufwartet. Geradezu exemplarisch verbinden etwa Höffes Überlegungen zu den Aufgaben der Entwicklungspolitik die Vorzüge einer gelehrten Abhandlung mit den Qualitäten eines blendend geschriebenen Leitartikels. Ob Höffes Zeitkritik im Einzelnen überzeugt, mag dahingestellt sein, politisch kontrovers ist der normative Kern seiner Ethik gewiss. Ihren Nukleus bildet ein „säkularer Begriff” von Gerechtigkeit, in dem - wie Höffe formuliert - „moralische, jedoch gerechtigkeitsfremde Gesichtspunkte wie Mitleid, Wohltätigkeit und Nächstenliebe oder das ‚Zwischenphänomen‘, die Solidarität ” ausgeblendet bleiben.
Anders als in konkurrierenden, stärker egalitaristisch argumentierenden Gerechtigkeitstheorien legt Höffes Konzeption mithin allergrößten Wert darauf, Gerechtigkeit minimalistisch aufzufassen. Für Höffe bezeichnet sie innerhalb der Sozialmoral nur „jenen elementaren Teil, deren Anerkennung sich die Menschen gegenseitig schulden”. Aus dieser Auffassung folgt zwingend, dass Gerechtigkeit primär Tauschgerechtigkeit ist. „Wer nur Rechte und Gaben in Anspruch nimmt”, stellt Höffe unmissverständlich fest, „hat sich von der Gerechtigkeit verabschiedet.” Das ist der Sprengsatz, den seine Ethik an die Straßenverkehrsordnung des Sozialstaates legt. Wenn die Zeichen nicht trügen, geht er gerade in die Luft.
MARTIN BAUER
OTFRIED HÖFFE: Wirtschaftsbürger, Staatsbürger, Weltbürger. Politische Ethik im Zeitalter der Globalisierung. C.H. Beck, München 2004. 296 Seiten, 22,90 Euro.
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Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension

Otfried Höffe hat sich an einer "Philosophie der Globalisierung" versucht, erklärt der Rezensent Hauke Brunkhorst. Doch bei seinem Versuch, das Übel der Globalisierung - Individualismus - mit Tugenden auszubalancieren, scheint Höffe gescheitert zu sein. In der Tat führe der Autor den müder werdenden Leser durch die "schwindelnden Höhen" der "reinen Ideen", bis dass selbst die Erinnerung an eine mögliche Bodenhaftung verblass, klagt der Rezensent. Das hauptsächliche Problem in Höffes Überlegungen sieht Brunkhorst darin, dass der Philosoph die Geschichte des politischen Denkens zu einer "Geschichte ohne Geschichte" mache, indem er die Denker außerhalb ihres ideengeschichtlichen Kontextes betrachte. So komme es dazu, dass an einer Stelle (etwa bei Kant) Mängel festgestellt werden, die der Autor dann "mit einem Griff in die Vorratskiste" der weltbesten Ideen (etwa Hobbes) behebe, was jedoch jeglichem historischen Verständnis zuwiderlaufe. Im juristischen Bereich zeigt sich Höffe ähnlich naiv, schreibt Brunkhost: Er wirft ihm eine Verwechslung von "Wesensgehalt der Verfassung" und der "konkreten Gestalt ihrer Institutionen" vor. Mit diesem Buch, so das bittere Fazit des Rezensenten, wird wieder einmal die Misere der neuen Philosophie demonstriert, die sich des Elends der Welt annehmen will, sich dabei aber auf "ethisches Räsonieren" beschränkt.

© Perlentaucher Medien GmbH
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