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Wenn wir daran gehen, unser Haus einbruchsicher zu machen, dann wird das so wunderbar perfekt geschehen, daß wir am Ende selbst nicht mehr hineinkommen. Vielleicht daß wir es - in lauten Sommernächten - voller Stolz umrunden: wie ganz uneinnehmbar, wie schön! "Überleben in Deutschland" - so heißt der erste Teil dieser Sammlung von Erzählungen Ernst Augustins, die aus großer Not entstanden sind, wegen der Arztrechnungen, der Fahrradfahrer, der Hitparaden der Volksmusik. Aber auch "Die Welt und das Geld" oder "Kunst kommt von Können" sind Kapitel in diesem neuen Buch, das Perlen von Augustins…mehr

Produktbeschreibung
Wenn wir daran gehen, unser Haus einbruchsicher zu machen, dann wird das so wunderbar perfekt geschehen, daß wir am Ende selbst nicht mehr hineinkommen. Vielleicht daß wir es - in lauten Sommernächten - voller Stolz umrunden: wie ganz uneinnehmbar, wie schön! "Überleben in Deutschland" - so heißt der erste Teil dieser Sammlung von Erzählungen Ernst Augustins, die aus großer Not entstanden sind, wegen der Arztrechnungen, der Fahrradfahrer, der Hitparaden der Volksmusik. Aber auch "Die Welt und das Geld" oder "Kunst kommt von Können" sind Kapitel in diesem neuen Buch, das Perlen von Augustins "poetischen Journalismus" versammelt, die überwiegend noch nicht in Buchform erschienen sind. Ob es um Angela Merkel, Falschgeld als Pensionsrücklage oder Sitzplätze für die Alten geht, "Der Künzler am Werk" führt uns eine ganze Menagerie ungeahnter, dennoch altvertrauter Tierarten vor.
Autorenporträt
Ernst Augustin, geboren 1927, Arzt, Neurologe und Psychiater, jahrelang in Entwicklungsländern tätig, später als psychiatrischer Gutachter in München. Autor einer Reihe von Romanen. Literaturpreise: Hermann-Hesse-Preis, Kleist-Preis, Tukan-Preis, Literaturpreis der Stadt München, Mörike-Preis 2009 und Literaturpreis "Von Autoren für Autoren", 2012. Ernst Augustin ist Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung und der Bayerischen Akademie der Schönen Künste.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Diese Menagerie ist für Rezensent Albert von Schirnding vielleicht nicht das größte Werk von Ernst Augustin, aber mit Sicherheit das amüsanteste. Versammelt sind Reiseberichte, Feuilltons und Reden, in denen Augustin selbst dann "unterhaltsam und heiter" erzählt, wenn "gelitten, gestorben und getrauert wird". Schirnding nennt eine erotische Geschichte mit einer Nonne, exotische Bananenbäume von Tengelmann und an einen schwerelosen Liebestod in Arlbeck. Hin und wieder erreichten Augustins Texte sogar das "große Format der kleinen Satire", die den vergnügten Rezensent an niemand geringeren als Mark Twain erinnern.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 04.01.2005

53 Bananenbäume
Ernst Augustins Reisen und Reden: „Der Künzler am Werk”
Gäbe es einen Preis für das bestgelaunte Buch des Jahres, so müsste ihn für das Jahr 2004 der Schriftsteller Ernst Augustin erhalten. Die Texte, die er unter dem Titel „Der Künzler am Werk” versammelt hat, mögen Nebenarbeiten eines Autors sein, der seit seinem Debüt von 1962 („Der Kopf”) in regelmäßiger, wenn auch unüberstürzter Folge Romane veröffentlicht hat, von denen jeder, bei aller Unverwechselbarkeit im Ton, eine völlig eigenständige Welt darstellt. Aber der Romancier bleibt auch als Verfasser von Reiseberichten, Feuilletons und Reden stets der geborene Erzähler.
Und er hat viel zu erzählen. Augustin, 1927 im Riesengebirge geboren, wuchs in Schwerin auf, studierte in Rostock, arbeitete an der Berliner Charité, floh 1958 in die Bundesrepublik, war in Afghanistan, Pakistan, Indien, der Türkei und der Sowjetunion. Für die Verleihung des Münchner Literaturpreises bedankte er sich vor ein paar Jahren mit einer Rede über den Anfang seines inzwischen vier Jahrzehnte währenden Aufenthalts in München: Der junge Assistenzarzt für Neurologie und Psychiatrie betritt die Nervenklinik in der Nußbaumstraße, um schon bald mit einer der Krankenschwester-Nonnen eine ebenso erotische wie allegorische Geschichte zu erleben. . .
Höchst unterhaltsam und heiter geht es auch da zu, wo gelitten, gestorben und getrauert wird. Der letzte Text trägt den Tod sogar im Titel - „Tod in Arlbeck” -, aber es ist ein witzig amüsanter, nahezu schwereloser Liebestod, der in die grüne submarine Dämmerung führt. Die Trauerrede auf Afghanistan gerät zum Preislied auf eine verschwundene Wildnis, der „Abgesang” auf das unter chinesische Kuratel gestellte Hongkong macht dem Fragezeichen hinter seiner Überschrift alle Ehre: Es ist alles bei der alten Exotik und Erotik geblieben. Ein Abgesang ist es dennoch: Denn die Zeit ist absehbar, in der die Fremde, die Ferne entzaubert, jeder Dschungel an die Zivilisation verloren ist, die entlegenste Wüste ihr Luxushotel bekommt.
Der Abenteurer muss die Exotik zu Hause suchen, sie notfalls in seiner eigenen Wohnung erschaffen. So findet die SZ-Frage, welches Kunstwerk den Adressaten zuletzt zum besseren Menschen gemacht habe, ihre Antwort in einer farbigen Schilderung der 53 Bananenbäume, die sich, bei Tengelmann preisgünstig erworben, in der eigenen Wohnung breit machen. Aber man kann den Tropentraum auch im ganz normalen Münchner Alltag träumen.
Verrückt geht es zu und lebensgefährlich auf den sonntäglichen von den Radfahrern okkupierten Straßen. Oder in der Sprechstunde des Arztes, von dem man eigentlich nur ein verstopftes Ohr ausgespritzt haben wollte. Oder in der Kunstszene, aufs Würdigste vertreten durch den Alleskönner Alfons Kunz, dessen atemberaubende Laufbahn die Titelgeschichte des Bandes vorführt. Manche Texte von Ernst Augustin erreichen das große Format der kleinen Satire; sollten wir in seinem jüngsten Werk einem deutschen Mark Twain der Jahrtausendwende begegnet sein?
ALBERT VON SCHIRNDING
ERNST AUGUSTIN: Der Künzler am Werk. Eine Menagerie. Verlag C.H. Beck, München 2004. 215 Seiten, 18,90 Euro.
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