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Die stillen Helden - Zivilcourage im Dritten Reich Dieses Buch schildert anhand von individuellen Schicksalen die Bedingungen des Überlebens von Juden zur Zeit des "Dritten Reiches". Wer waren die Menschen, die sich dem Deportationsbefehl widersetzten? Und wer leistete ihnen Hilfe? Die Geschichten in diesem Band bieten einen unmittelbaren Einblick in den dramatischen Alltag der Verfolgten und ihrer Helfer, die mit Erfindungsreichtum und unter großem Risiko handelten - ein wichtiger Beitrag zur Geschichte des Nationalsozialismus.

Produktbeschreibung
Die stillen Helden - Zivilcourage im Dritten Reich
Dieses Buch schildert anhand von individuellen Schicksalen die Bedingungen des Überlebens von Juden zur Zeit des "Dritten Reiches". Wer waren die Menschen, die sich dem Deportationsbefehl widersetzten? Und wer leistete ihnen Hilfe?
Die Geschichten in diesem Band bieten einen unmittelbaren Einblick in den dramatischen Alltag der Verfolgten und ihrer Helfer, die mit Erfindungsreichtum und unter großem Risiko handelten - ein wichtiger Beitrag zur Geschichte des Nationalsozialismus.
Autorenporträt
Wolfgang Benz, geboren 1941, ist Mitgründer und Mitherausgeber der Dachauer Hefte und war von 1969 bis 1990 Mitarbeiter des Instituts für Zeitgeschichte in München. Er ist Prof. em. der Technischen Universität Berlin; Wolfgang Benz leitete bis März 2011 das Zentrum für Antisemitismusforschung in Berlin. 1992 erhielt er den Geschwister-Scholl-Preis.
Rezensionen
literaturtest.de
Von Helden, guten und weniger guten Menschen
Annähernd 10.000 Juden lebten während der Nazi-Zeit im Untergrund, cirka die Hälfte in Berlin, einige Hundert in Wien. Etwa 1.400 von ihnen erlebten den 8. Mai 1945 als Tag der Befreiung in der deutschen Hauptstadt, unter ihnen später Prominente wie Quizmaster Hans Rosenthal oder Schauspieler Michael Degen. Überleben im Dritten Reich erinnert an ihren schweren Lebensweg und setzt den vielen Unbekannten und ihren Helfern ein Denkmal.
Nicht nur Schindlers Liste
Es waren Ehepaare und Witwen, kleine Händler und Landwirte, Leute unterschiedlicher Herkunft und Bildung, die Juden versteckten, ihnen Nahrung oder Brotkarten zusteckten, sie ins Ausland schmuggelten und dadurch selbst in höchste Not gerieten. Sie brachten es nicht wie der Krakauer Fabrikant Oskar Schindler posthum zu Filmehren oder wie Berthold Beitz, der gleichfalls vielen Menschen das Leben gerettet hatte, zu hoher gesellschaftlicher Anerkennung. Er wurde einer der Väter des deutschen Wirtschaftswunders nach dem Krieg.
Taufe als Gegenleistung
Die Retter waren "nicht immer Heroen der Moral, die selbstlos den Verfolgten Obdach, Nahrung und Schutz boten", wie der Herausgeber kritisch bemerkt. Hab und Gut der Juden wechselte oft gegen Hilfe den Besitzer, auch Arbeitsleistungen wurden verlangt. Und wenn christliche Nächstenliebe das Motiv der Helfer war, wurde oftmals ganz selbstverständlich die Taufe als Gegenleistung erwartet. Besonders perfide handelte ein Berliner SS-Mann, der ein ihm gut bekanntes jüdisches Ehepaar zwar nicht an die Gestapo verriet, aber dafür monatlich 298 Mark erpresste, eine horrende Summe für die damalige Zeit. Als der Erpresser an der Ostfront fiel, setzte der Sohn dieses Prozedere bis zum Kriegsende fort. Das Überleben hatte seinen Preis.
(Mathias Voigt)
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 10.12.2003

Helfer der Verfolgten
Juden im Untergrund: Eine Geschichte einzelner Menschen in dunkler Zeit

Wolfgang Benz : Überleben im Dritten Reich. Juden im Untergrund und ihre Helfer. Verlag C.H. Beck, München 2003. 349 Seiten, 24,90 [Euro].

Ein Auswanderungsverbot für die noch im Deutschen Reich lebenden Juden erließen die nationalsozialistischen Machthaber im Oktober 1941. Um der drohenden Deportation in die Vernichtungszentren zu entgehen, flohen daraufhin mehr als 10 000 jüdische Menschen in die Illegalität. Von den etwa 5000 in Berlin untergetauchten Juden - im Volksmund "U-Boote" genannt - sollen annähernd 1500 das Ende der nationalsozialistischen Herrschaft überlebt haben. Diese Zahlen mögen gering erscheinen, sie sind jedoch nicht nur ein Indiz für jüdische Resistenz, sondern auch für die Hilfs- und Widerstandsbereitschaft zahlreicher Nichtjuden. Um einen Verfolgten zu retten, waren immer mehrere Personen nötig, denn die Versteckten mußten ihr Quartier häufig wechseln. Wolfgang Benz, dem Herausgeber des vorliegenden Sammelbandes, ist zuzustimmen in der Einsicht, daß sich die Motive und das Ausmaß solidarischen Handelns einer systematisch-quantitativen Betrachtung entziehen. Die Historie der Hilfsmaßnahmen für Juden sei vielmehr eine Geschichte einzelner Menschen. In diesem Sinne dokumentieren die Einzelbeiträge des Sammelbandes auf eindrucksvolle Weise den dramatischen Alltag der Verfolgten und ihrer couragierten Helfer. Die Rettung jüdischer Menschen vor dem mörderischen Rassenwahn der Nationalsozialisten hatte viele Facetten. Gemeinsam war den Geretteten die Erfahrung der Hilfsbereitschaft und Solidarität von Nichtjuden, die - ungeachtet der drakonischen Strafandrohung - flüchtigen Juden Unterkunft gewährten, Lebensmittelkarten zur Verfügung stellten oder dringend benötigte Ausweise besorgten. Sie, Helfer und Retter, kamen aus fast allen Schichten der Bevölkerung. Unter ihnen waren sozialistische Arbeiter und christliche Freiberufler, Pastoren der Bekennenden Kirche und katholische Ordensangehörige, Menschen aus dem Rotlichtmilieu und manchmal auch Polizeibeamte. Grenzen fanden die Rettungsversuche durch habgierige Nachbarn, die sich als Erpresser, Nutznießer oder "Judenfledderer" erwiesen, indem sie zu Wucherpreisen kümmerliches Obdach boten oder Wertgegenstände aus jüdischem Besitz unterschlugen. Gefährdet wurden Rettungsmaßnahmen durch Denunziationen von seiten unbarmherziger Nationalsozialisten und jüdischer "Greifer", die Spitzeldienste für die Gestapo leisteten, um so ihre eigene Haut zu retten.

HANS-JÜRGEN DÖSCHER

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension

Warum, fragt sich Klaus Harpprecht, haben die Deutschen nach dem Krieg nicht diejenigen unter sich geehrt, die während des Dritten Reiches solidarisch blieben mit ihren jüdischen Mitbürgern, sie versteckten und dabei beträchtliche Risiken eingingen? Warum das lange "betretene Schweigen"? War es die Beschämung der meisten über ihre eigenen Versäumnisse? Jedenfalls zeige die von Wolfgang Benz herausgegebene Studie, in der 19 Einzeluntersuchungen zu einer Gesamtdarstellung des (Über)lebens von Juden im Untergrund zusammengefügt sind, dass die Illegalen mehr Helfer hatten als bisher angenommen - eine verschwindende Minderheit noch immer, aber doch eine erhebliche Anzahl von Menschen, die für Menschlichkeit einstanden. Dabei stelle sich Benz von Anfang an "jeder verklärenden Heroisierung" entgegen; vielmehr gehe es darum, den beschwerlichen Alltag des Überlebens bewusst zu machen. Die verschiedenen Berichte belegen für Harpprecht, dass es weder ein bestimmtes Helferprofil noch einheitliche Motive gab, und gerade die "komplexe Realität jener Elendsjahre", als auch berüchtigtste Judenhasser manchmal ihre Opfer warnten, löse Beklemmung aus. "Ein Blick ins Inferno" sei dieses Buch, das den Nachgeborenen den "Zugang zur schrecklichen Wirklichkeit jener Jahre" öffnen könne, aber auch ein "Buch der Ermutigung".

© Perlentaucher Medien GmbH…mehr