Marktplatzangebote
Ein Angebot für € 33,41 €
  • Buch mit Leinen-Einband

Im Zentrum der vorliegenden Unternehmensgeschichte stehen zum einen die Funktionsweise des Unternehmens selbst, die Herrschafts- und Lenkungsverhältnisse, das Finanzsystem, aber auch die unternehmerischen Entscheidungsprozesse, die die wissenschaftlichen Errungenschaften, die der BASF seit nunmehr fast 140 Jahren eine Spitzenstellung in der chemischen Industrie sichern. Die Autoren befassen sich eingehend mit der allgemeinen wirtschaftlichen Dynamik und der expandierenden Weltwirtschaft vor 1914, mit der Rolle der BASF in der Kriegswirtschaft des Ersten Weltkriegs, mit I.G.Farben) zur…mehr

Produktbeschreibung
Im Zentrum der vorliegenden Unternehmensgeschichte stehen zum einen die Funktionsweise des Unternehmens selbst, die Herrschafts- und Lenkungsverhältnisse, das Finanzsystem, aber auch die unternehmerischen Entscheidungsprozesse, die die wissenschaftlichen Errungenschaften, die der BASF seit nunmehr fast 140 Jahren eine Spitzenstellung in der chemischen Industrie sichern. Die Autoren befassen sich eingehend mit der allgemeinen wirtschaftlichen Dynamik und der expandierenden Weltwirtschaft vor 1914, mit der Rolle der BASF in der Kriegswirtschaft des Ersten Weltkriegs, mit I.G.Farben) zur nationalsozialistischen Politik und seiner Verstrickung in das System von Auschwitz sowie mit dem Wiederaufbau nach 1945 und der Entwicklung der BASF hin zu einem transnationalen Unternehmen unserer Gegenwart. Den renommierten Autoren gelingt es dabei auf eindrucksvolle Weise, Unternehmens-, Wissenschafts-, Gesellschafts- und politische Geschichte miteinander zu vereinen.
Autorenporträt
Prof. Werner Abelshauser lehrt als Wirtschaftshistoriker an der Fakultät für Geschichtswissenschaft und Philosophie der Universität Bielefeld. Er ist Gründungsmitglied des 'Instituts Weltgesellschaft'.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Es handelt sich bei dem Buch um die erste "wissenschaftliche Gesamtdarstellung der BASF", und der Impuls zu ihrer Entstehung ging von der Diskussion um NS-Zwangsarbeiter aus. Schließlich war die BASF, wie der Rezensent Jürgen Dunsch feststellt, eine der "tragenden Säulen der I.G. Farben". Die Gründung der BASF verdankte sich dem diplomatischen Geschick Friedrich Engelhorns, freilich auch seinem recht skrupellosen Vorgehen mit "Kartellabsprachen", "Industriespionage" und komplettem Desinteresse an Umweltfragen. Im Ersten Weltkrieg verdankte die BASF vier Fünftel des Umsatzes Rüstungsaufträgen - von den Krisen der zwanziger Jahre wurde sie dann hart getroffen. An der "Machtzusammenballung" in der I.G. Farben war der Vorstandsvorsitzende Carl Bosch an führender Stelle beteiligt - und die I.G.-Farben-Fabrik in Auschwitz nahm den Tod von "bis zu 25.000 Menschen billigend in Kauf". Das dunkelste Kapitel der BASF ist also gut dokumentiert - zur Geschichte der letzten zwanzig Jahre jedoch erfährt man, wie Dunsch bedauert, fast gar nichts.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 08.10.2002

Sprudelnde Gewinne im Sodageschäft
Das erste wissenschaftliche Gesamtwerk über die BASF blendet die jüngste Vergangenheit weitgehend aus / Von Jürgen Dunsch

Die deutsche Unternehmensgeschichte hat durch die sogenannte Zwangsarbeiter-Diskussion in jüngerer Zeit ihre wichtigsten Impulse erfahren. Im Gegensatz zu den lobhudelnden Selbstdarstellungen vieler Adressen aus Industrie und Finanzwelt zeichnet sie das Bemühen um eine unabhängige Aufarbeitung der Hoch- und Tiefpunkte im Leben der Betriebe aus. Dabei entstanden wegweisende Arbeiten, etwa über die Geschichte der Deutschen Bank oder über Robert Bosch und sein Verhalten im Dritten Reich.

Auch die erste wissenschaftliche Gesamtdarstellung über die BASF entsprang der Debatte über ihre Rolle in der nationalsozialistischen Diktatur. Gerade der Großchemie, seit Ende 1925 gebündelt in der I.G. Farbenindustrie AG als einem der größten Konzerne der Welt, werden ja viele - und in vielen Fällen zu enge - Verbindungen mit den Nazis angelastet. Die BASF war eine der tragenden Säulen der I.G. Farben. Doch Werner Abelshauser, Mitbegründer des Instituts für Weltgesellschaft der Universität Bielefeld, blieb dabei nicht stehen. Er hat zusammen mit drei anderen Historikern, Wolfgang von Hippel aus Mannheim sowie den in den Vereinigten Staaten und Großbritannien lehrenden Jeffrey Alan Johnson und Raymond G. Stokes, den großen Wurf gewagt.

Fast überflüssig zu erwähnen, daß die Verfasser die Unabhängigkeit ihrer Arbeiten betonen, auch wenn die BASF zum Beispiel dem Verlag die Abnahme von fünftausend Exemplaren des Buches zugesagt hat. Es muß sie besonders gereizt haben, die BASF als einen frühen Vertreter der "neuen Industrien" im neunzehnten Jahrhundert zu untersuchen. Heute erscheint der Konzern vielen als Lordsiegelbewahrer traditioneller Organisationsstrukturen und Produktionsmethoden. Was mit der synthetischen Herstellung von Farben, den sogenannten "Teerfarben", begann, besteht im wesentlichen immer noch aus so "langweiligen" Sparten wie Chemie, Kunststoffen, Öl und Gas und Pflanzenschutz. Ausflüge in die Informationstechnik und in das Pharmageschäft sind beendet worden. Andererseits läge die BASF nicht mit an der Spitze der Weltchemie, hätte sie nicht immer wieder die Bereitschaft zu Neuerungen und Anpassungen gezeigt. Die Fragestellung des letzten Kapitels ist daher logisch: alte Industrie oder New Economy?

Auch die BASF durchlebte ihre wilden Gründerjahre. Friedrich Engelhorn, der Initiator und Motor dieser Gründung am Rhein, spielte bei der Ansiedlung der ersten Fabrik die Nachbarstädte Mannheim und Ludwigshafen trefflich gegeneinander aus. Nach einem atemberaubend schnellen Genehmigungsverfahren am linksrheinischen Standort trieb Engelhorn den Ausbau mit Macht voran. Da wurde schon einmal eine hochgiftige Produktion ohne Genehmigung angefahren und der Amtsarzt als nebenamtlicher Werksarzt in die Interessen des jungen Unternehmens eingebunden. Engelhorn schreckte weder vor Kartellabsprachen noch vor Industriespionage zurück. Fragen der Umweltbelastung etwa im Rhein drückten ihn nicht. Heute würde es wohl in Ludwigshafen heißen: Der Zweck hat zu viele Mittel geheiligt.

Die Badische Anilin- und Soda-Fabrik war zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts zumindest im Bereich der organischen Produktion unbestritten die größte chemische Fabrik der Welt, konstatiert Wolfgang von Hippel. Ungefähr die Hälfte der Produktion ging schon in das europäische Ausland. Ob man dies als frühe Globalisierung bezeichnen kann, steht auf einem anderen Blatt: Das "patriotisch eingefärbte Credo" der Führungskräfte verhinderte eine Bearbeitung der Auslandsmärkte in diesen Ländern selbst. Gründungen in Rußland und Frankreich erfolgten unter dem Zwang der dort herrschenden Zoll- und Patentbestimmungen.

Gemessen an späteren Einflußnahmen, war diese Vermischung von Politik und Wirtschaft noch vergleichsweise harmlos. Im Ersten Weltkrieg war die BASF zum Rüstungsbetrieb geworden; am Ende machte sie fast vier Fünftel ihres Umsatzes mit dem Militär. Ihre wichtige Ammoniakproduktion diente nicht mehr zur Herstellung von Düngemitteln, sondern von Sprengstoffen. Darüber hinaus war der Konzern bei der Produktion von Giftgasen zu Diensten. Nach dem Krieg trafen Reparationen, die Inflation und die Weltwirtschaftskrise auch die BASF hart. Sie blieb aber zumindest in Deutschland eine bestimmende Größe. Ihr legendärer Vorstandsvorsitzender Carl Bosch war auch eine treibende Kraft bei der Zusammenfassung der Chemiebranche in der I.G. Farben. Angesichts der damals fast unglaublichen Machtzusammenballung, die selbst das Bollwerk der Vereinigten Stahlwerke überragte, hätte man gerne mehr über die Kräfte und Gegenkräfte erfahren, die das Entstehen des Chemiemonopols begleiteten. Hier bleibt die Darstellung merkwürdig kurz.

BASF-Manager besetzten in der I.G. Farben viele Schaltstellen. Die enge Interaktion mit der Politik geriet im Dritten Reich zur unheilvollen Verstrickung. Daran änderte auch die Tatsache nichts, daß die Nazis den Konzern anfangs als "vaterlandslose und jüdische Organisation" einstuften, wie Raymond G. Stokes schreibt. Das Stichwort war Auschwitz. Die I.-G.-Farben-Gründung von Auschwitz-Monowitz in Oberschlesien bediente sich bei ihrem Aufbau mehrerer tausend KZ-Häftlinge, die die SS bereitstellte. Die Aufnahme der Produktion von synthetischem Kautschuk für das Militär verhinderte das Kriegsende. Stokes: "Der Vorstand der I.G. entschied sich also nicht für Auschwitz, weil man dort Häftlinge als Zwangsarbeiter einsetzen konnte. Aber er wählte Auschwitz aus, weil dieser Ort unter anderem auch genügend Arbeitskräfte bereitzustellen schien." Und nahm dabei den Tod von bis zu 25 000 Menschen billigend in Kauf, muß man wohl hinzufügen.

Das KZ-Mordgas Zyklon B produzierte die Deutsche Gesellschaft für Schädlingsbekämpfung mbH. An ihr war unter anderem die I.G. Farben beteiligt, und die BASF-Manager Carl Wurster (später der erste Vorstandsvorsitzende nach der Neugründung 1952) und zuvor Curt Schumann saßen im Verwaltungsrat. Stokes allerdings hat nach seinen Worten keinerlei Anzeichen dafür gefunden, daß Schumann und Wurster der tödliche Mißbrauch dieses Mittels bekannt war. Im übrigen habe die neuere Forschung gezeigt, daß die Liaison des Anteilseigners Degussa mit der Degesch sehr viel enger war als die der I.G. Farben.

Der Abschnitt über die BASF seit der Neugründung 1952 bis zur Gegenwart gewinnt seine Bedeutung nicht zuletzt durch die Tatsache, daß dem Autor Abelshauser erstmals die Vorstandsprotokolle bis 1975 zur Verfügung standen. Vor diesem Hintergrund registriert der Leser um so schmerzlicher, daß die Betrachtung mit Beginn der achtziger Jahre immer mehr verebbt. Daher sind zwar die Expansion in die Vereinigten Staaten und der Kraftakt des früheren Vorstandsvorsitzenden Bernhard Timm zugunsten einer Verbundstruktur unterschiedlicher Produktionen in dem Buch gut dokumentiert. Aber Hinweise auf die Tätigkeit der beiden Vorstandsvorsitzenden Hans Albers (1983 bis 1990) und danach Jürgen Strube fehlen fast völlig. Dasselbe gilt für den Aufbau des Erdgas-Geschäfts, mit dem der "müde Rohstoffladen" BASF seine wohl wichtigste Erweiterung in jüngster Zeit erfahren hat.

Am Ende kehrt das Buch zur Ausgangsfrage zurück, wie eine inzwischen "reife" Industrie in neuer Zeit ihr Überleben sichert. Eine wichtige Rolle spielt die weltumspannende Tätigkeit des Unternehmens, das zum Beispiel in der Nafta-Region heute mehr verkauft als in Deutschland. Es ist die ganz normale Globalisierung im Absatz wie in der Produktion, die die BASF verfolgt. Aufsehenerregender ist ein anderer Befund. "Am Ende erwies sich die Unternehmenskultur der BASF in einem überraschend hohen Maße gegenüber dem Veränderungswillen der Führungsspitze resistent", schreibt Abelshauser. Konkret: Die Vorwärtsstrategie hin zum Endkunden, die vor allem Timm betrieb, erwies sich als Fehlschlag - sei es bei Tonbändern, Pharma, in der Informationstechnik oder als industrieller Weiterverarbeiter bei Fasern.

So bleibt der Konzern, was er ist, und tut am besten, was er wirklich kann, meint man herauszuhören. Ganz so ist es nicht. Zweifellos liegt die Stärke der BASF in ihrer traditionellen technischen Kompetenz, ihren sich gegenseitig ergänzenden Produktionen und in ihrer Kostenführerschaft mit großen Stückzahlen für industrielle Weiterverarbeiter. "Als einer der am wenigsten materialintensiven Produzenten der chemischen Industrie", so Abelshauser, "hatte die BASF schon in den sechziger Jahren die höchste immaterielle Wertschöpfung und Veredelungsquote unter den I.-G.-Nachfolgern und verdankte auch dies nicht zuletzt ihrer Verbundstruktur." Die Kompetenz in Forschung und Entwicklung bildet dabei den Sicherungsanker. Die "Ressource Wissen" wird auch als das große Potential des Industriestandorts Deutschland hervorgehoben. So gesehen, empfiehlt sich der Traditionskonzern am Rhein als Pilgerstätte deutscher Manager - der alten wie der neuen Ökonomie.

Werner Abelshauser (Hrsg.): "Die BASF". Eine Unternehmensgeschichte. Verlag C. H. Beck, München 2002. 763 S., 19 Abb. im Text, 75 Farb- u. S/W-Abb. auf Tafeln, geb., 39,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr