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Von den frühen Katakomben bis zu den gewaltigen Pilgerkirchen, von den Stadtpalästen der Kardinäle bis zur Urbanistik des Barock und des 19. Jahrhunderts, von der faschistischen Architektur bis zum Filmschaffen der Gegenwart: Römische Kunst erweist sich auf den Mythos Rom fixiert. Dieser Konstanz verdankt sie - paradox genug - ihre erstaunliche Innovationskraft. Grundlagen der bildlichen Selbstfixierung Roms sind die christliche Ikonographie und das auf liturgische Funktionen abgestimmte Baurepertoire. Zu den Bedingungen des Ortes treten die Strategien der führenden Auftraggeber - allen voran…mehr

Produktbeschreibung
Von den frühen Katakomben bis zu den gewaltigen Pilgerkirchen, von den Stadtpalästen der Kardinäle bis zur Urbanistik des Barock und des 19. Jahrhunderts, von der faschistischen Architektur bis zum Filmschaffen der Gegenwart: Römische Kunst erweist sich auf den Mythos Rom fixiert. Dieser Konstanz verdankt sie - paradox genug - ihre erstaunliche Innovationskraft. Grundlagen der bildlichen Selbstfixierung Roms sind die christliche Ikonographie und das auf liturgische Funktionen abgestimmte Baurepertoire. Zu den Bedingungen des Ortes treten die Strategien der führenden Auftraggeber - allen voran der Päpste und des hohen Klerus. Die "Hofkunst" am Stuhl Petri, die Legitimationszwänge, in die das Zentrum der katholischen Welt durch die Glaubensspaltung gerät, die vielfältigen Erneuerungsbewegungen der Bildkunst im 19. Jahrhundert sind noch ebenso bestimmt von jenen Prägungen, die für den Mythos Rom stehen, wie die opulenten Produktionen von Cinecittà oder die wichtigen Strömungen der modernen Malerei seit dem Zweiten Weltkrieg. Nach langer Zeit liegt mit diesem Buch für Rom wieder ein kurzer, historisch präziser und dem Reisenden wie Studierenden unverzichtbarer Überblick über mehr als 1500 Jahre stadtrömische Kunst vor.
Autorenporträt
Andreas Tönnesmann, geb. 1953, ist nach Lehrtätigkeit in München, Augsburg und Bonn seit 2001 ordentlicher Professor für Kunst- und Architekturgeschichte an der ETH Zürich und liest Kunstgeschichte an der Universität Basel. Seine Forschungs- und Publikationsschwerpunkte sind die Kunst- und Architekturgeschichte Italiens sowie die Architektur des 20. Jahrhunderts. Bei C.H.Beck erschien 1996 Der europäische Manierismus (zus. mit Daniel Arasse, UdK, Band 43).
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 26.03.2003

Kapitolausschüttung
Andreas Tönnesmanns kleine Kunstgeschichte Roms
Eine „kleine Kunstgeschichte Roms” zu schreiben, ist ein riskantes, anspruchsvolles Unternehmen. Wie lässt sich auf knapp 300 Seiten die bauliche und künstlerische Gestalt einer Stadt, die in allen Epochen Bedeutendes hervorgebracht hat, würdigen, ohne dabei in ein ermüdendes Aufzählen des „auch Wichtigen” zu verfallen? Andreas Tönnesmann ist dieses kleine Kunststück gelungen. Wenn er die Kunst Roms von der Katakombenmalerei bis Kounellis, dem griechischen Wahl-Römer, darstellt, dekliniert er keine Stile, referiert keine Daten, sondern setzt die Monumente in ihre kulturellen und geschichtlichen Kontexte. Er zeigt, wie eine künstlerische Lösung aus der spezifischen Aufgabenstellung und den faktischen Gegebenheiten entstand und wie mit ihr bestimmte Erwartungen verknüpft wurden.
So macht er Konstantins Wahl der Basilikaform für die öffentlichen Gebetsstätten der frühen Christen als kalkulierte nachvollziehbar: Der Bautyp, der in der Antike für Versammlungen genutzt wurde, erfüllte die notwendigen Funktionen und machte gleichzeitig die Differenz zu den heidnischen Tempeln überdeutlich. Mit der Schlichtheit des Äußeren – die Basiliken hatten ungegliederte, allenfalls verputzte Ziegelfassaden – wurde eine mögliche Provokation der heidnischen Eliten vermieden, im Inneren signalisierten die Granitsäulen dem christlichen Zielpublikum jedoch durchaus den Rang des Baus als kaiserliche Stiftung; in Details – Bögen ruhen auf Säulen statt auf Pfeilern – wich man vom antiken Regelwerk ab, setzte also auf architektonische „Pragmatik statt Dogmatismus”.
Zwei Faktoren bestimmten das bauliche Gesicht Roms durch die Jahrhunderte: die Bedeutung der Stadt als Zentrum der antik-römischen Welt und der westlichen Christenheit. Wie diese Bedingungen auch als Vorstellungsgehalte immer wieder nutzbar gemacht wurden, beobachtet Tönnesmann am Kapitolshügel. Er war der Siedlungskern der antiken urbs, er beherbergte das Staatsarchiv und trug den Tempel für die „kapitolinische Trias” Jupiter, Juno und Minerva; das Kapitol war also das politische und religiöse Zentrum der Stadt. Seit dem Mittelalter versammelte sich hier der römische Senat, respektive Magistrat.
Die Errichtung der Kirche S. Maria in Aracoeli über Resten eines antiken Tempels durch die Franziskaner erfolgte ebenso kalkuliert wie der Bau einer monumentalen Treppe durch den Volkstribun Cola di Rienzo, der um die Mitte des 14. Jahrhunderts das Kapitol einnahm, den Adel entmachtete und eine „römische Republik” ausrief, die allerdings nur wenige Monate existierte.
Das Beispiel zeigt idealtypisch, wie gezielt in Rom an die mit einem spezifischen Ort verbundenen Traditionslinien und Inhalte angeknüpft und wie sie für die eigenen repräsentativen und politischen Ansprüche funktionalisiert wurden. Es ist dieser Palimpsest-Charakter der Stadt – ihre „Überschreibungen” lassen den „Urtext” immer durchscheinen –, der sie so faszinierend macht. VALESKA VON ROSEN
ANDREAS TÖNNESMANN: Kleine Kunstgeschichte Roms. C.H. Beck Verlag, München 2002. 288 S., 22,90 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Wie kann man auf knapp dreihundert Seiten eine Stadt, die in allen Epochen Bedeutendes hervorgebracht hat, in ihrer künstlerischen und baulichen Gestalt würdigen, fragt Valeska van Rosen. Andreas Tönnemann vermag das, lautet ihre Antwort, indem er den Palimpsest-Charakter Roms - die Überschreibungen, die das Ursprüngliche immer durchscheinen lassen - zum Prinzip erhebt. Tönnemann referiere keine Daten der Bau- und Kunstgeschichte, sondern zeige die Monumente in ihren verschiedenen Entstehungskontexten. Am Beispiel des Kapitolshügel oder der Kirche S. Maria in Aracoeli kann er illustrieren, wie an alte Traditionslinien angeknüpft wurde und diese zugleich für die eigenen politischen oder repräsentativen Ansprüche funktionalisiert wurden, schreibt Rosen bewundernd. Von der Katakombenmalerei bis zu Kounellis, der heutzutage in Rom lebt - Tönnemann biete auf dreihundert Seiten eine interessante "Kleine Kunstgeschichte Roms", deren Mut zum Risiko die Rezensentin ausdrücklich lobt.

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