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Dies ist die grundlegende Biographie über Maximilian Graf von Montgelas, den Begründer des modernen bayerischen Staates, einen der bedeutendsten Minister der deutschen Reformzeit. Zugleich ist sie ein Beitrag zur Geschichte Bayerns und Deutschlands in den Epochen Napoleons und des Wiener Kongresses. Der hier vorgelegte (abschließende) Band umfasst die gesamte Ministerzeit 1799 -1817 mit einem Ausblick auf Montgelas' weiteres Leben bis 1838. Der früher erschienene erste Band (1988) stellt den persönlichen und geistigen Werdegang von Montgelas bis zu seinem Amtsantritt in München dar (1759…mehr

Produktbeschreibung
Dies ist die grundlegende Biographie über Maximilian Graf von Montgelas, den Begründer des modernen bayerischen Staates, einen der bedeutendsten Minister der deutschen Reformzeit. Zugleich ist sie ein Beitrag zur Geschichte Bayerns und Deutschlands in den Epochen Napoleons und des Wiener Kongresses.
Der hier vorgelegte (abschließende) Band umfasst die gesamte Ministerzeit 1799 -1817 mit einem Ausblick auf Montgelas' weiteres Leben bis 1838. Der früher erschienene erste Band (1988) stellt den persönlichen und geistigen Werdegang von Montgelas bis zu seinem Amtsantritt in München dar (1759 -1799).

Als gleichzeitiger Außen-, Innen- und meistens auch Finanzminister schuf Montgelas, gestützt durch den populären Kurfürsten und späteren König Max Joseph, den modernen bayerischen Staat in seinem geographischen Umfang und seiner Verwaltungsstruktur. Er führte so wichtige Neuerungen ein wie die Gleichheit vor dem Gesetz, die Abschaffung der Steuerprivilegien des Adels, den im Grundsatz gleichen Zugang aller zu öffentlichen Ämtern, eine modernisierte Rechtspflege, ein humaneres Strafrecht. Er setzte Toleranz und die Gleichberechtigung der drei christlichen Konfessionen durch, verbesserte die Rechtsstellung der Juden, trieb eine liberale Wirtschaftspolitik und schuf ein neues, auf Qualifikation und Leistung beruhendes Beamtentum. Er führte Pressefreiheit ein, verfasste persönlich die Konstitution von 1808 und bereitete noch die Verfassung von 1818 mit vor. In seinen letzten Ministerjahren schränkte er in einer konservativer gewordenen Umwelt und unter dem Einfluss der Finanznot einige seiner früheren Reformen ein, jedoch ohne sie aufzuheben. Im ganzen steht sein Reformwerk ebenbürtig neben dem von Stein und Hardenberg.
Autorenporträt
Eberhard Weis ist em. Professor für Neuere Geschichte an der Universität München und Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 22.02.2006

Ohne die zweite Reihe läuft gar nichts
Große Reformer werfen lange Schatten: Eberhard Weis hat die Biographie des Staatsmanns Montgelas vollendet
An Montgelas scheiden sich auch nach nahezu zwei Jahrhunderten noch die Geister. Verteufeln ihn die einen als Kirchenräuber und blindwütigen Zerstörer der bayerischen Klosterlandschaft und damit der bayerischen Kultur schlechthin, so heben ihn andere als konsequenten Reformer, ohne den es den modernen bayerischen Staat nicht gäbe, in den Himmel. Als sein Erbe geriert sich so mancher bayerischer Politiker, der glaubt, seiner Politik nur das Etikett „Reformen” aufkleben zu müssen. Zugegeben, es ist schon sehr verlockend, sich in eine Linie mit dem unzweifelhaft größten bayerischen Staatsmann der jüngeren Geschichte zu stellen. Aber Vorsicht: Wer dies tut, geht die Gefahr ein, an seinem Vorbild gemessen zu werden.
Eine unübertreffliche Grundlage für einen solchen Vergleich stellt Eberhard Weis mit dem zweiten Band seiner Montgelas-Biografie zur Verfügung. Durch zahlreiche gewichtige Beiträge, die er nach dem 1971 vorgelegten ersten Band („Montgelas. Zwischen Revolution und Reform 1759-1799”) veröffentlichte, hat er schon seit vielen Jahren unsere Kenntnisse über das Wirken dieses Staatsmannes und seines politischen Umfelds erheblich erweitert. Wer jedoch diesen gewichtigen Band von 782 Seiten mit der Erwartung in der Hand nimmt, darin die Quintessenz der vielfältigen Veröffentlichungen des Autors zu Montgelas vorzufinden, erlebt eine außerordentliche Überraschung. Diese Biographie ist ein völlig eigenständiges Werk aus einem Guss.
Bedrohung und Verwaltung
Dies bedarf in einer Zeit, in der oft wesentlich weniger anspruchsvolle Projekte arbeitsteilig durchgeführt werden, besonderer Betonung. Der Münchner Emeritus Weis steht mit seiner Arbeit in der Tradition jener Historiographie, die ihren Ursprung allein in der Neugier des Forschers hat. Und unbeeindruckt von den Diskussionen, ob eine Biographie noch zeitgemäß sei, hat er seine Ergebnisse in dieser Form niedergeschrieben. Dass er sich dabei auf dem neuesten Forschungstand bewegt und vor allem auf eigene Quellenstudien stützt, war zu erwarten. In welch enormem Umfang, mit welcher Akribie er dies getan hat, flößt jedoch größten Respekt ein. Weis kann nicht nur eine ganze Reihe von bisher noch bestehenden Lücken schließen und viele Unklarheiten beseitigen, er kann auch manche Unterstellungen als solche entlarven.
Während diese Korrekturen des Montgelas-Bildes vorrangig die Leute vom Fach ansprechen dürften, wird der historisch interessierte Laie in erster Linie von anderen Qualitäten dieses Buches angetan sein. Die erstaunlichste ist zweifellos sein Unterhaltungswert. Diese Biographie liest sich über weite Strecken höchst spannend. Kein Romancier hätte sich eine bedrohlichere Situation ausdenken können als die, in der sich Bayern um 1800 befand, als seine staatliche Existenz an einem seidenen Faden hing. Vom annexionslüsternen Österreich an drei Seiten umschlossen, musste der politisch unerfahrene Kurfürst Maximilian IV. Joseph versuchen, Verbündete zu finden, die ein Interesse am Fortbestand Bayerns als eines eigenständigen Staates hatten. Dabei bewegte er sich auf höchst gefährlichem Terrain zwischen Bayerns alten Feind Österreich, dem expandierenden Frankreich unter Führung des militärischen Genies Napoleon, den machtgierigen preußischen Hohenzollern, die nur darauf lauerten, die Habsburger als Führungsmacht in Deutschland abzulösen, sowie Russland und England, die sich mit ihren je eigenen Intentionen ins Geschehen einmischten.
Nicht zuletzt Dank Montgelas’ Maxime, wonach die Staatsraison in erster Linie die Sicherheit des Staates fordere, eine Vergrößerung aber nur insoweit, als sie die Grundlage der Selbstständigkeit bilde, überstand Bayern diese turbulenten Jahre, und dies deutlich gestärkt. Die Opfer, welche der Bevölkerung dafür abverlangt wurden, waren enorm. Zehntausende verloren ihr Leben, breite Bevölkerungsschichten wurden durch die hohen Steuer- und Abgabenlasten an den Rand des Ruins und auch darüber hinaus getrieben. Dennoch erreichte die Staatsverschuldung schwindelnde Höhen; sie übertraf schließlich die jährlichen Staatseinnahmen um rund 350 Prozent - heute kann ein Staat bei 250 Prozent beim IWF Antrag auf Schuldenerlass stellen.
Diesen Hintergrund muss man sich vergegenwärtigen, um die tiefgreifenden Reformen jener Zeit richtig einordnen zu können. Die Umwandlung Bayerns in einen modernen Staat erfolgte nicht aus ideologischen Motiven, sondern aus der nüchternen Erkenntnis, dass es entweder als moderner Staat oder aber nicht überleben werde. Darin, diese Erkenntnis konsequent in politisches Handeln umgesetzt zu haben, besteht die größte Leistung Montgelas’. Dass er sich damit viele Feinde machte, war nicht zu vermeiden; durchhalten konnte er diese Politik nur mit der Rückendeckung Max Josephs.
Nichts verblüfft den heutigen Betrachter aber so wie die Schnelligkeit und Konsequenz, mit denen Montgelas sein Reformprogramm trotz ungünstigster Rahmenbedingungen durchführte. Der Schlüssel dafür liegt, wie Weis zeigt, im Geschick Montgelas’, fähige Mitarbeiter zu gewinnen und sie, wie die Verwaltung insgesamt, zu höchsten Leistungen anzuspornen. Nicht zufällig ist Montgelas der Begründer des modernen Berufsbeamtentums, ohne das der moderne Staat undenkbar ist. Aus eigener langjähriger Erfahrung wusste er, dass jede Politik ins Leere läuft, wenn es am Vollzug hapert, weil sich die Verwaltung verweigert oder aber schlichtweg überfordert ist. Auch nahm er Kritik ernst und war fähig, aus Fehlern zu lernen.
Der opponierende Kronprinz
Aber auch die Protagonisten mit ihren unterschiedlicheren Charaktereigenschaften verleihen dieser Darstellung Spannung. Da ist zunächst der Kurfürst und spätere König Maximilian Joseph (bis 1825), ein Mann ohne große intellektuelle Gaben, aber mit guter Menschenkenntnis und der Fähigkeit, die eigenen Grenzen zu erkennen. Pragmatismus prägt seine Politik, Toleranz seine Haltung gegenüber den Mitmenschen, Fürsorge die gegenüber seinen Untertanen. Montgelas ist er ein loyaler, aber auch anspruchsvoller Dienstherr, der keinen Zweifel daran aufkommen lässt, dass er die Verantwortung für die politischen Entscheidungen trägt - auch wenn es ihm oft sehr schwer fällt, diese zu treffen.
Ganz anders geartet ist Kronprinz Ludwig, der sich, noch kaum volljährig, in die Politik einmischt und zum erbittertsten Widersacher Montgelas’ wird. Mit einem übersteigerten Selbstwertgefühl ausgestattet, steht er seiner Umgebung distanziert und misstrauisch gegenüber, Ratschlägen ist er kaum zugänglich. Frankreich identifiziert er mit der Revolution und diese wiederum mit einer Rebellion gegen die gottgewollte Ordnung. Sein Hass gegen Napoleon treibt ihn in heftige Opposition zu seinem Vater und dessen Ersten Minister, ja sogar zu Aktionen, die Bayerns Existenz ernsthaft gefährden und an Hochverrat grenzen. Daneben aber lässt Weis viele weiterer interessante Charaktere auftreten, und zwar nicht nur so bekannte wie Napoleon, Metternich oder Talleyrand, sondern auch viele Politiker, Diplomaten, hohe Militärs und Beamte der zweiten Reihe, ohne die auch damals nichts lief. Vielen Persönlichkeiten verleiht er erstmals klarere Konturen, womit er gleichzeitig auch ein sehr viel schärferes Bild der politischen Eliten jener Ära zeichnet.
Ernestine macht Kummer
Und schließlich ist da der Protagonist selbst, Maximilian von Montgelas. Der nationaldeutschen Geschichtsschreibung schon wegen seiner Abstammung aus Savoyen und seiner engen Beziehung zu Frankreich verdächtig, wurde er von dieser lange als Zerstörer des Reiches, Handlanger Napoleons, Vorkämpfer eines bayerischen Partikularismus und Feind der deutschen Nation dargestellt. Die bayerische Geschichtsschreibung dagegen tat sich vor allem mit dem Reformer Montgelas schwer, der eine über Jahrhunderte gewachsene politische und gesellschaftliche Ordnung zerstörten.
Das Bild, das Weis von Montgelas zeichnet, hat mit diesen holzschnittartigen Darstellungen nichts gemein, und es zeigt uns neben einem außergewöhnlichen Staatsmann auch einen bemerkenswerten Menschen. Den Staatsmann charakterisiert sein tiefes Verständnis für die grundlegenden politischen Konstellationen und für die großen Zusammenhänge. Er ist in der Lage, die essentiellen Bedürfnisse der politischen Partner und Gegenspieler genau so zu erkennen wie die Bayerns, was es ihm ermöglicht, deren Verhalten zu verstehen und ihre Reaktionen einzuschätzen. Dies gilt grundsätzlich auch in der Innenpolitik. Montgelas weiß genau, was er den bisher Privilegierten zumutet und wie diese empfinden müssen. Doch er weiß, dass seine Politik ohne Alternative ist.
Vor allem aber dem Bild des Menschen Montgelas fügt Weis unbekannte Facetten hinzu. Dazu zählt beispielsweise das Verhältnis zu seiner um 20 Jahre jüngeren Ehefrau Ernestine, einer geborenen Gräfin von Arco und sehr attraktiven und emanzipierten Frau, die ihm privat wie politisch manchen Kummer bereitete. Montgelas verliert auch bei diesen teilweise weit ins Intime reichenden Einblicken nicht an Statur. Die hierbei sichtbar werdenden Schwächen lassen ihn nur umso sympathischer erscheinen.
Mit dieser Biographie sichert Eberhard Weis Montgelas endgültig und unanfechtbar einen herausragenden Platz in der bayerischen Geschichte. Wie nebenbei entwirft er aber zudem ein höchst lebendiges Panorama Bayerns im Übergang vom absolutistischen Ständestaat zum modernen Gemeinwesen. Wer verstehen will, wie Bayern geworden ist was es ist, der sollte zu diesem Buch greifen. Denn auf angenehmere, ja unterhaltsamere Weise kann er sich ein wissenschaftlich fundiertes Wissen darüber nicht aneignen.
DIRK GÖTSCHMANN
EBERHARD WEIS: Montgelas. Der Architekt des modernen bayerischen Staates. 1799-1838. Verlag C. H. Beck, München 2005. 872 Seiten, 68 Euro.
Das Denkmal für Maximilian Joseph Graf von Montgelas (1759-1838) auf dem Münchner Promenadeplatz
Foto: ddp
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Eine einzige Lobeshymne ist Dirk Götschmanns Kritik von Eberhard Weis' Biografie des Maximilian von Montgelas. Nach einem ersten Band von 1971, in dem der Autor Montgelas' Leben bis 1799 nachzeichnet, und zahlreichen Einzelveröffentlichungen zum bayrischen Staatsmann hat er nun als zweiten biografischen Band überraschenderweise ein "völlig eigenständiges Werk aus einem Guss" vorgelegt, schwärmt der Rezensent hingerissen. Mit ihm befindet sich der Münchner Emeritus auf dem "neuesten Forschungsstand", versichert Götschmann, der auch die akribischen Quellenstudien des Autors zu würdigen weiß, von deren "enormen Umfang" er beeindruckt ist. Weis fülle mit seinem Buch weiße Flecken aus und räume mit Irrtümern und "Unterstellungen" auf, betont der Rezensent, der als besonderen Vorzug dieser Biografie nicht zuletzt ihren erstaunlichen "Unterhaltungswert" hervorstreicht. Denn "höchst spannend" lese sich die Darstellung der schwierigen politischen Situation Bayerns um 1800 und der "tiefgreifenden Reformen", die Montgelas auf den Weg brachte. Dass Weis dabei nicht nur die bekannten Protagonisten der Zeit auftreten lässt, sondern auch die Politiker der "zweiten Reihe" berücksichtigt, gibt der der Zeit laut Götschmann "klarere Konturen". "Angenehmer, ja unterhaltsamer" lässt sich Geschichte nicht präsentieren, lobt der sichtlich begeisterte Rezensent.

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