Produktdetails
  • Verlag: avant-verlag
  • Seitenzahl: 76
  • Abmessung: 320mm
  • Gewicht: 728g
  • ISBN-13: 9783980772518
  • ISBN-10: 3980772519
  • Artikelnr.: 10224864
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Brav. Nun bespricht auch die FAZ Comics und stellt heute - natürlich nicht irgendeinen - sondern den "grandiosen Comic" der Spanier Cava/ Raul vor, der ursprünglich in der Wochenendbeilage von 'El Pais' als Fortsetzungsgeschichte erschienen ist - und zwar 1991, berichtet Andreas Platthaus. Das ganze erschien in Spanien bald darauf als komplettiertes Album und wurde bald darauf auch ins Französische übersetzt - in Deutschland harrte das Werk, das doch in Berlin spielt, bis jetzt der Entdeckung. Und natürlich ist es mal wieder ein Kleinstverlag, der sich dieser Aufgabe annimmt. Platthaus gerät ins Schwärmen: die Geschichte ist ein Krimi, der alle politischen Ingredienzien jener Zeit Anfang der 30er Jahre aufweist - ganz nett, aber nichts im Vergleich zu den Farb-, Bild- und Seitenkompositionen des Zeichners Raul. Der benutzt kräftige Acrylfarben, macht Anleihen beim Expressionismus, aber ebenso bei den Plakatmalern, Munch, Grosz und Beckmann. Selten, schwelgt der Rezensent, sei im Comic "so souverän und eklektizistisch zugleich" vorgegangen worden. Im übrigen stimme auch der Rest: Übersetzung und Aufmachung gut, Druckqualität sehr gut.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 04.12.2001

Bildgewordene Unruhe: Ein historischer Berlin-Comic von Cava und Raúl

Ist das denkbar, ein grandioser Comic über das Berlin der frühen dreißiger Jahre, der noch nicht ins Deutsche übersetzt worden ist? So war es zehn Jahre lang, denn 1991 hatten die beiden jungen Spanier Felipe H. Cava und Raúl in der Wochenendbeilage der großen Tageszeitung "El País" einen Fortsetzungscomic veröffentlicht, der zwar an jener Stelle damals nicht abgeschlossen werden konnte, aber wenig später komplett als Album erschien: "Berlin 1931". Schnell schlugen auch die Franzosen zu, die mit dem sicheren Auge der größten Comicliebhaber in Europa die Qualitäten des Bandes erkannten und schon 1993 für eine Übersetzung sorgten. Nur in Deutschland interessierte sich kein Mensch für die Sensation.

Das ist jetzt endlich Vergangenheit, denn in Berlin hat sich ein Kleinstverlag gegründet, der in sein erstes Programm (das ohnehin nur aus zwei Titeln besteht) "Berlin 1931" aufgenommen hat. Ergänzt wurde die Originalausgabe um zwei Kurzgeschichten, die in derselben Epoche und auch in der Reichshauptstadt angesiedelt sind: eine schöne Boxerparabel und eine spannend gestaltete, nur zwei Seiten lange Geschichte um einen Mord in der proletarischen Gegend rund um das Hallesche Tor. Doch die beiden kurzen Arbeiten verblassen gegen den Hauptbestandteil des Albums, die 56 Seiten lange Bildgeschichte "Reise nach Swinemünde". Sie berichtet über das Doppelspiel des Engländers Hewitt, der von der deutschen Polizei in eine kommunistische Untergrundbewegung eingeschleust wird. Dort verliebt er sich in eine Jüdin und lernt bei einem Ferienaufenthalt auf Rügen die antisemitische Stimmung in Deutschland kennen. Am Ende führt er seinen Auftrag aus und rettet doch seine Geliebte.

Die verrätselte Handlung aus der Feder von Cava aber tritt zurück hinter die unglaublichen Bilder und Seitenkompositionen von Raúl. Er füllt seine Panels mit kräftigen Acrylfarben, denen er durch Auslassungen und breiten Pinselstrich das Ansehen von expressionistischen Darstellungen verleiht. Die Zeit der Handlung wird gespiegelt in den Bildzitaten, die sich bei den Plakatmalern der zwanziger und dreißiger Jahre ebenso bedienen wie bei Malern wie Munch, Grosz oder Beckmann. Und die Stilmittel wechseln von Sequenz zu Sequenz, oftmals gar von Bild zu Bild, so daß die gesellschaftliche Unruhe der deutschen Metropole ihr Echo in der vielfältigen Graphik Raúls findet. Selten ist im Comic so souverän und eklektizistisch zugleich agiert worden.

Die Übersetzung ist gut, die Druckqualität hervorragend, der Einband schön - von welcher deutschern Comicproduktion könnte man das sonst sagen? Das verspätete Debüt des spanischen Autorenpaares war längst überfällig, das Debüt des Avant-Verlags jedoch ist eine echte Überraschung.

ANDREAS PLATTHAUS.

Felipe H. Cava, Raúl: "Berlin 1931". Aus dem Spanischen von Aura Nukari und David Permantier. Avant-Verlag, Berlin 2001. 76 S., Abb., geb., 38,- DM.

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