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Karl Franz Lembke war ein Mann mit vielen Gesichtern. Für die einen, die ihn kennenlernten, war er der Dr. Allwissend, erfahren in Politik, Medizin, Pferdezucht und was immer gerade gefragt war, für andere, zu anderen Zeiten, ein mitleiderregender Zuchthäusler, doch stets ein Mann mit außergewöhnlichen Qualitäten. KFL wusste seine Talente geschickt zu nutzen - in Deutschland ebenso wie in Frankreich. Als junger, mehrmals straffällig gewordener Mann verlässt er sein Heimatland, gelangt im Zuge der Emigrantenströme nach Paris, wo er sich mit Charme und Verführungskunst in höhere Regierungskreise…mehr

Produktbeschreibung
Karl Franz Lembke war ein Mann mit vielen Gesichtern. Für die einen, die ihn kennenlernten, war er der Dr. Allwissend, erfahren in Politik, Medizin, Pferdezucht und was immer gerade gefragt war, für andere, zu anderen Zeiten, ein mitleiderregender Zuchthäusler, doch stets ein Mann mit außergewöhnlichen Qualitäten. KFL wusste seine Talente geschickt zu nutzen - in Deutschland ebenso wie in Frankreich. Als junger, mehrmals straffällig gewordener Mann verlässt er sein Heimatland, gelangt im Zuge der Emigrantenströme nach Paris, wo er sich mit Charme und Verführungskunst in höhere Regierungskreise einschmeichelt, Generäle und Verwaltungsbeamte düpiert, bei Ausbruch des Krieges nach Südfrankreich flüchtet und mit allerhand Hochstapeleien seine Haut vor dem Zugriff der deutschen Besatzer rettet. Nach dem Krieg vagabundiert er durch Westdeutschland, betört Frauen durch märchenhafte Geschichten und erdichtet sich immer neue Identitäten. Er landet im Knast, bringt eine Aufführung von "Warten auf Godot" in eigener Übersetzung zustande, wechselt herzerweichende Briefe mit dem Autor Samuel Beckett und beschäftigt die deutsche und die französische Justiz nach seiner Freilassung noch jahrzehntelang.
Erika Tophoven, deren Mann Elmar unmittelbar in das Geschehen involviert war, rekonstruiert in einem spannenden Text den kurvenreichen Weg dieser Beckett'schen Bühnenfigur. Es ist ihr gelungen, anhand von unveröffentlichten zeitgeschichtlichen Dokumenten einen Blick auf die Lebensverhältnisse des vorigen Jahrhunderts diesseits und jenseits des Rheins zu werfen.
Autorenporträt
Erika Tophoven-Schöningh, geboren in Dessau, hat vierzig Jahre lang, teilweise zusammen mit ihrem Mann Elmar Tophoven, Romane, Theaterstücke und Hörspiele aus dem Englischen und Französischen übersetzt, vorwiegend Werke von Samuel Beckett und Nathalie Sarraute. Ihr Hauptinteresse gilt Becketts Verhältnis zu Deutschland. Dazu erschienen der Kunstband "Alles kommt auf so viel an" (2003) und die Bücher "Becketts Berlin" (2005) und "Glückliche Jahre - Übersetzerleben in Paris" (2011).
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension

Rezensentin Christina Lenz staunt über die Recherchefunde der Beckett-Spezialistin Erika Tophoven, die sich in diesem Band an die Fersen des Hochstaplers, Knastis und Beckett-Übersetzers Karl Franz Lembke heftet. Arkribisch, so Lenz, klappert die Autorin Akten und Stationen eines Mannes ab, der der Rezensentin durch seine Zwielichtigkeit, seine schillernde Begabung und seine Ruhelosigkeit schließlich nicht nur selbst als Beckettsche Figur erscheint, sondern zugleich als typischer Vertreter einer von Lügen und Optimismus gleichermaßen geprägten Nachkriegsära. Für Lenz eine spannende Lektüre.

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