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Mark Lammert ist bildender Künstler. Seine erste Arbeit für das Theater ist der Raum für Heiner Müllers Inszenierung Duell Traktor Fatzer 1993 im Berliner Ensemble. Aus dieser Zeit datieren die Grundzüge eines szenischen Denkens, das Mark Lammert in reduzierten, abstrakten und gleichzeitig konkreten Bühnenräumen und Kostümen jenseits jeglicher Dekoration realisiert. Seine Räume bilden niemals nur ein ästhetisches Additiv zur Inszenierung. Sie gestalten keine Umgebung und streben keine Komplementarität an. Sie wollen sich nicht passend machen,Mark Lammert ist bildender Künstler. Seine erste…mehr

Produktbeschreibung
Mark Lammert ist bildender Künstler. Seine erste Arbeit für das Theater ist der Raum für Heiner Müllers Inszenierung Duell Traktor Fatzer 1993 im Berliner Ensemble. Aus dieser Zeit datieren die Grundzüge eines szenischen Denkens, das Mark Lammert in reduzierten, abstrakten und gleichzeitig konkreten Bühnenräumen und Kostümen jenseits jeglicher Dekoration realisiert. Seine Räume bilden niemals nur ein ästhetisches Additiv zur Inszenierung. Sie gestalten keine Umgebung und streben keine Komplementarität an. Sie wollen sich nicht passend machen,Mark Lammert ist bildender Künstler. Seine erste Arbeit für das Theater ist der Raum für Heiner Müllers Inszenierung Duell Traktor Fatzer" 1993 im Berliner Ensemble. Aus dieser Zeit datieren die Grundzüge eines szenischen Denkens, das Mark Lammert in reduzierten, abstrakten und gleichzeitig konkreten Bühnenräumen und Kostümen jenseits jeglicher Dekoration realisiert. Seine Räume bilden niemals nur ein ästhetisches Additiv zur Inszenierung. Sie gestalten keine Umgebung" und streben keine Komplementarität an. Sie wollen sich nicht passend" machen, beharren aber auch nicht auf einer bedeutungsvoll aufgeladenen Autonomie. Sie treten nicht dezent in den Hintergrund, sondern sie exponieren sich. Sie spielen mit: Bewegliche Objekte, Licht und Farben, die sich in ständiger, fast unmerklicher Bewegung befinden und permanent wechselnde Relationen herstellen, ändern, zulassen. Lammerts Arbeiten für Heiner Müller, Jean Jourdheuil, Dimiter Gottscheff, Volker Schlöndorff u. a. werden in einer Dramaturgie von Bildern und Texten dokumentiert, die diesen Bühnenräumen gerecht zu werden sucht.
Durchgehend farbig illustriert
Mit freundlicher Unterstützung der Stiftung Preußische Seehandlung und Kunststiftung NRW
Autorenporträt
Ulrike Haß ist Professorin am Institut für Theaterwissenschaft der Ruhr-Universität Bochum.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Die Bühne mal im Vordergrund sieht Irene Bazinger in diesem Fotoband mit Arbeiten des Bühnenbildners Mark Lammert. Wie Lammert mehr als bildender Künstler denn als Bühnenarbeiter pointiert und puristisch klar Farben und Formen gestaltet und damit dem Drama immer wieder neue Dimensionen erschafft, vermag Bazinger anhand der großformatigen Fotos im Band gut zu erkennen. Die Texte der Herausgeberin allerdings scheint die Rezensentin nicht für sehr hilfreich zu halten, die ein oder andere erhellende Kontextualisiserung ausgenommen. Im Wesentlichen gilt hier wohl: Die Bilder sprechen für sich.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 06.05.2014

Skulpturen
auf Zeit
Mark Lammerts Bühnenräume
in einem prächtigen Band
In seinem Essay über den „Tod der Tragödie“ denkt George Steiner über eine Figur nach, die nicht in ein Theater der Aufklärung zu passen scheint: „Die tragische Gestalt wird von Kräften zerbrochen, die man weder völlig verstehen noch durch rationale Klugheit überwinden kann.“ Die Bühnen, die Mark Lammert entwirft, ähneln diesen Kräften. Die hohe gelbe Wand, die sich in Dimiter Gotscheffs Berliner „Perser“-Inszenierung im leeren Bühnenraum drehte, schien die kleinen Menschlein einfach wegzuwischen. Der riesige gelbe Stoffsack, der in „Ödipus Tyrann“ am Hamburger Thalia-Theater drohend über den Spielern pendelte wie eine monströse Eiterbeule oder die Keule eines launischen Gottes, schien die armen Sterblichen mit einem Schlag zermalmen zu können.
  Ein prächtiges Buch, herausgegeben von der Theaterwissenschaftlerin Ulrike Haß, dokumentiert die Bühnenräume und beweglichen Skulpturen, die Mark Lammert in den vergangenen zwei Jahrzehnten geschaffen hat. Es ist ein Buch, das seinen Bühnen entspricht: Vielschichtig wie ein Palimpsest und schön wie ein Rothko-Gemälde. Dank des dichten Essays von Ulrike Haß erschließen sich die Referenzräume von Lammerts Bühnenkunst, ohne dass sie ihr Geheimnis verliert.
  Gleich die erste Bühne, die der Maler und Bildhauer Mark Lammert auf Wunsch Heiner Müllers 1993 für dessen „Fatzer“-Inszenierung am Berliner Ensemble entworfen hat, zeigt seine Theaterästhetik: Sparsam gesetzte Zeichen, Spiegel, Stelen, Tücher gliedern seine Bühnenräume, die von größter Sachlichkeit und doch rätselhaft wie Artefakte untergegangener Kulturen sind. Bis heute ist Lammerts Theaterarbeit von seiner Beschäftigung mit Heiner Müller geprägt. Seine wichtigsten Regie-Partner, der vor wenigen Monaten verstorbene Dimiter Gotscheff und der französische Theater- und Opernregisseur Jean Jourdheuil sind Müller-Schüler. Wie Müller versteht Lammert die Bühne als Schauplatz der Tragödie, nicht als Unterhaltungsspielplatz für Spaßwütige: Hier warten „die Toten an der Gegenschräge“ (Müller) auf die Lebenden. Lammerts Bühnenräume behaupten immer eine Eigenlogik des Theaters. Es sind Bühnen, die Denk- und Spielräume schaffen und wirken, als wären sie immer schon da gewesen. Wir dürfen sie betrachten, aber eigentlich haben sie uns nicht nötig. Deshalb brauchen sie auch keine auftrumpfenden Überwältigungseffekte oder einschmeichelnden Oberflächenreize.
  Lammert, seit einigen Jahren Professor an der Berliner Universität der Künste, versteht sich als Fremdkörper im Theater, nicht als Dienstleister. Er ist vor allem Maler und Zeichner, seine Bühnen sind Skulpturen auf Zeit. Auch das trifft sich mit Heiner Müllers Theaterverständnis, demzufolge die Texte den Routinen des Theaters „Widerstand“ zu leisten hätten. Es ist auch diese Fremdheit, die die enigmatische Schönheit von Lammerts Bühnenräumen ausmacht.
PETER LAUDENBACH
   
Urike Haß (Hrsg.): Mark Lammert Bühnen Räume Spaces. Verlag Theater der Zeit, Berlin 2014. 232 Seiten, zahlreiche Abbildungen, 40 Euro.
Denkeinladungen und
Tragödienlabyrinthe
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