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In dieser erstmals in deutscher Sprache vorliegenden Sammlung essayistischer Reportagen konfrontiert uns Joe Bageant auf ebenso erschütternde wie humorvolle Weise mit dem Alltag des amerikanischen Proletariats. Ausgehend von seinem Geburtsort Winchester, Virginia, führt uns der Autor in Arbeiterkneipen, Fabriken, Maklerbüros, Waffen-Hochburgen wie Fort Shenandoah, fundamentalistische Kirchen, Trailer Courts, Militärgefängnisse im Irak und Seniorenheime in West Virginia. Dabei lässt er Menschen zu Wort kommen, die laut der von den Medien propagierten Ideologie der klassenlosen Gesellschaft gar…mehr

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Produktbeschreibung
In dieser erstmals in deutscher Sprache vorliegenden Sammlung essayistischer Reportagen konfrontiert uns Joe Bageant auf ebenso erschütternde wie humorvolle Weise mit dem Alltag des amerikanischen Proletariats.
Ausgehend von seinem Geburtsort Winchester, Virginia, führt uns der Autor in Arbeiterkneipen, Fabriken, Maklerbüros, Waffen-Hochburgen wie Fort Shenandoah, fundamentalistische Kirchen, Trailer Courts, Militärgefängnisse im Irak und Seniorenheime in West Virginia. Dabei lässt er Menschen zu Wort kommen, die laut der von den Medien propagierten Ideologie der klassenlosen Gesellschaft gar nicht existieren dürften: Dottie, die zuckerkranke Karaoke-Sängerin und Ex-Putzfrau; Tom Henderson, Vorarbeiter bei Rubbermaid; Lynndie England, Hühner-Schlacht-Gehilfin und "Folter-Girl von Abu Ghraib"; oder Ruth McCauley, die verarmte Witwe eines Kurzstrecken-Truckers.
Dottie, Tom, Lynndie und Ruth äußern sich genauso direkt und unverblümt wie der für seine Sprachgewalt und Ironie bekannteJoe Bageant.
"Auf Rehwildjagd mit Jesus" ist nicht nur ein informatives Porträt des amerikanischen Lebensgefühls in der Bush-Ära, sondern auch eine gnadenlose Abrechnung mit der Arroganz, die Amerikas links-liberale Eliten "einfachen Leuten" gegenüber an den Tag legen.Indem er seine tiefgreifenden Analysen einer in den Fiktionen des "amerikanischen Hologramms" gefangenen US-Gesellschaft anhand von unter die Haut gehenden Einzelschicksalen verdeutlicht, ermöglicht Bageant ein ganz neues Verständnis der amerikanischen Seele.
Autorenporträt
Joe Bageant, geb. 1946, war ein US-amerikanischer Schriftsteller und Journalist. Er stammte aus Winchester, Virginia, und lebte in Colorado, Idaho, Oregon, Virginia, Belize und Mexiko. Aus ärmsten Verhältnissen kommend, wurde er Soldat in Vietnam und schloss sich dann der amerikanischen Friedensbewegung an. Joe Bageant schrieb für mehrere überregionale Zeitungen und moderierte landesweit übertragene Radiosendungen. 2000 kehrte er nach dreißig Jahren in seine Heimatstadt Winchester in Virginia zurück, wo er den Sieg George W. Bushs erlebte und seine Präsidentschaft durchlitt. Sein Bericht 'Deer Hunting With Jesus' wurde 2007 ein nationaler Bestseller. Joe Bageant starb im Frühjahr 2011 an Krebs.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 25.06.2013

Dumpfe Not
Packende Berichte über die
weiße Arbeiterschaft der USA
Der stoppelbärtige Mittfünfziger an der Kneipentheke hat vor Jahrzehnten auf einem Jahrmarkt einen Schimpansen im Boxen besiegt – eine Lebensleistung, die ihm bis heute noch Prominenz verleiht in dieser Szenerie aus dumpfer, frauenfeindlicher Stammtischrhetorik, monotonem Bier- und Fastfood-Konsum und kitschigen Karaoke-Nummern zwischendurch.
  Es geht um das „ungewaschene Amerika der Arbeiterschicht“, um „Menschen, denen es herzlich egal ist, wo sich Länder wie Irak oder Frankreich auf der Weltkarte befinden. Vorausgesetzt, dass sie einen Atlas besitzen“. Der Journalist Joe Bageant hat sich auf die Suche nach der weißen Mittelschicht Amerikas begeben. In seiner Heimatstadt im US-Bundesstaat Virginia, die er nach fast dreißigjähriger Abwesenheit und intellektuellem Aufstieg wieder besucht, beginnt und endet diese Reise. Und sie liefert deprimierende Erkenntnisse.
  Die weiße „Mittelschicht“ sei ein Euphemismus. Es gebe mehr arme Weiße als die Armen aller ethnischen Minderheiten addiert; und die Arbeiterklasse werde gerade „von den Kräften abgewertet und herabgewürdigt, denen sie in den Wahlkabinen so eindeutig den Rücken“ stärke. „Auf Rehwildjagd mit Jesus“ heißt Bageants Sammlung essayistischer Reportagen. Der Titel sagt bereits viel aus über das „kirchgängerische, jagende und fischende, Bud-Light trinkende, provinzielle Amerika“.
  Bageant schildert Wohnviertel, in denen zwei von fünf Bürgern keinen Schulabschluss haben und sich für Niedriglöhne als Montagekräfte oder Tierkadaver-Verarbeiter den Traum vom guten Leben aufrechtzuerhalten suchen, in denen gesundheitliche Probleme Alltag sind, aber ärztliche Versorgung schier unbezahlbar. Er konfrontiert den Leser mit Menschen, „deren Kinder die Abschlussfahrt der High School nicht ins Disneyland führt, sondern an die Front des Irakkriegs“; Menschen, denen „die Scheiße, die sie erlebt haben, ins Gesicht geschrieben steht“, die sich aber „an die Vorstellung klammern, zur amerikanischen Mittelschicht zu gehören“.
  Der Autor lässt all diese Menschen zu Wort kommen, mischt Szene und Analyse, garniert mit rabiatem Humor. Ein scharfsinniger Reporter und wütender Klassenkämpfer schreibt hier. Er stellt auch die Arroganz der linksliberalen Elite bloß: Diese habe keine Ahnung, wie die weiße Arbeiterschaft tickt. Die Recherchen des 2011 verstorbenen Journalisten fanden 2007 statt und sind nun erst in deutscher Fassung erschienen. Die geplatzte Immobilienblase spielt daher nur in Ansätzen eine Rolle. Jedoch zeigt es par excellence die Mechanismen auf, die dazu führten: Die Überschuldung, durch die Arbeiter auf dem Papier zu Hauseigentümern und Kreditkartenbesitzern werden, die ihnen ein erfolgreiches Leben suggeriert – in Wirklichkeit aber ihre Perspektivlosigkeit verschlimmert. Damit ist das Buch hochaktuell.
  Erschienen ist es im kleinen Verlag André Thiele. Dieser hat, nach Enthüllungen über Ausbeutung bei Amazon, den Vertrag mit dem Internethändler gekündigt. Ein Geschäftsmodell, das weder den Lieferanten noch den Mitarbeitern die Luft zum Atmen lasse, habe keine Zukunft. Das passt bestens zu Bageants Buch.
JOHANN OSEL
  
Joe Bageant: Auf Rehwildjagd mit Jesus. Meldungen aus dem amerikanischen Klassenkampf. André Thiele, Mainz 2013. 358 Seiten, 18,90 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Der Journalist Joe Bageant hat es sich zur Aufgabe gemacht, herauszufinden, wie die amerikanische weiße Arbeiterschaft tickt, berichtet Johann Osel. Mit "Auf Rehwildjagd mit Jesus" ist nun, fünf Jahre nach der Veröffentlichung im Original, endlich eine Sammlung seiner essayistischen Reportagen auch auf Deutsch erhältlich, freut sich der Rezensent. Das "kirchgängerische, jagende und fischende, Bud-Light trinkende, provinzielle Amerika" macht einen wesentlich größeren Teil der Bevölkerung aus als so manche Minderheit, die im politischen Diskurs besser vertreten ist, lernt Osel von Bageant. Zwei von fünf Bürgern dieser Schicht haben keinen Schulabschluss und sind auf Niedriglöhne angewiesen, ihr Gesundheitsrisiko ist enorm und ihre Versorgung unbezahlbar - irgendwie eine eigenwillige Art von Diskriminierung, findet der Rezensent. Trotz der verzögerten Übersetzung sind Bageants Texte jedenfalls noch immer hochaktuell, erklärt er.

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