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Trucker, Kaputt in der City, Kalter Krieg, Die Wahrheit über Shelby, Die Haie von Lagos - die 1980er gehörten Matthias Schultheiss. Auf dem 'Umweg' über Frankreich eroberte der Hamburger die Comicwelt mit außergewöhnlichen Storys, die zwischen bittersüßer Melancholie und brachialer Härte neues Terrain erschlossen. Nun kehrt Schutheiss zurück und legt eine 288seitige Graphic Novel vor, die einmal mehr beweist, dass er zu den ganz großen Erzählern des Mediums gehört. Die Reise mit Bill erzählt von Luke und seiner Tochter Tweety, die ziellos auf den Straßen Amerikas unterwegs sind und auf das…mehr

Produktbeschreibung
Trucker, Kaputt in der City, Kalter Krieg, Die Wahrheit über Shelby, Die Haie von Lagos - die 1980er gehörten Matthias Schultheiss. Auf dem 'Umweg' über Frankreich eroberte der Hamburger die Comicwelt mit außergewöhnlichen Storys, die zwischen bittersüßer Melancholie und brachialer Härte neues Terrain erschlossen. Nun kehrt Schutheiss zurück und legt eine 288seitige Graphic Novel vor, die einmal mehr beweist, dass er zu den ganz großen Erzählern des Mediums gehört. Die Reise mit Bill erzählt von Luke und seiner Tochter Tweety, die ziellos auf den Straßen Amerikas unterwegs sind und auf das eine, entscheidende Ereignis warten, das ihr Leben verändert. Als sie dem Krüppel Bill begegnen ahnen sie noch nicht, dass er ihrem Schicksal die Wende geben wird. Es ist der Auftakt eines großen, elegischen Abenteuers zwischen Traum und Realität, nach dem nichts mehr ist wie zuvor.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 10.11.2010

Glutauge
Matthias Schultheiss’ „Reise mit Bill“ wirkt aus der Zeit gefallen – aufregend gezeichnet ist sein Comeback aber doch
Er war ein Star. Wenn in den achtziger Jahren deutsche Leser von einer Comic- Szene träumten, die so lebhaft sein sollte wie etwa in Frankreich, dann war immer von ihm die Rede, von Matthias Schultheiss. Der Hamburger Künstler war seiner spärlichen heimischen Konkurrenz weit voraus. Mit Serien wie „Die Wahrheit über Shelby“ und „Die Haie von Lagos“ bewies er, dass er nicht nur lebhaft- dramatische Bilder aufs Papier bannen, sondern auch spannende Abenteuerstories für Erwachsene erzählen konnte. Mit seiner drastischen Darstellung von Sex und Gewalt machte er sich allerdings nicht nur Freunde; künstlerische Freiheit wurde im Comic damals noch unter dem Aspekt des Jugendschutzes betrachtet. Und so fulminant diese Karriere begonnen hatte, so plötzlich brach sie ab. Nach Versuchen, in den USA und Japan Fuß zu fassen, gab Schultheiss das Zeichnen auf und verdingte sich beim Fernsehen.
Jetzt meldet er sich nach rund 15-jähriger Pause wieder zurück, und zwar mit Nachdruck: Nahezu 300 Seiten umfasst seine Graphic Novel „Die Reise mit Bill“. Erzählt wird von Luke, der mit Tweety, seiner kleinen Tochter, durch die Vereinigten Staaten fährt. Ziellos lassen sie sich treiben; woher sie kommen, bleibt offen. Luke möchte Tweety „die Schönheit der Welt“ zeigen und verzweifelt daran, überall nur „traurige und kranke Menschen“ zu finden. Eines Tages lesen sie am Rande des Highways den dicken Veteranen Bill auf, der bei einem Hubschrauberabsturz zum Krüppel geworden ist. Er ist überzeugt davon, dass es irgendwo einen Schamanen gibt, der seine verlorenen Beine wieder wachsen lassen kann. Ein Weg zu dritt beginnt, der vom Mississippi-Delta bis ins schneebedeckte Kanada führt.
Wann genau die Geschichte spielt, ist unklar. Die USA, die Schultheiss schildert, sind jedenfalls in den Sechzigern, Siebzigern stecken geblieben: Man fährt in großen, klapperigen Autos herum, es gibt weder Mobiltelefone noch Internet, und der Ku-Klux-Klan macht Jagd auf Schwarze. Vor allem aber wird der Geist dieser Epoche beschworen: „Die Reise mit Bill“ ist ein gezeichnetes Road Movie, das an „Easy Rider“, an Filme von Monte Hellman und Wim Wenders anzuknüpfen versucht. Das wirkt aus der Zeit gefallen, wäre aber tolerabel, würde Schultheiss nicht auch den spirituellen Obsessionen der Hippie-Zeit gründlich nacheifern. Je weiter die Handlung voranschreitet, desto esoterischer wird’s – und am Ende muss man schon ein großer Verehrer von Castañeda oder Alejandro Jodorowsky sein, um an diesem Comic Spaß zu haben.
Ebenfalls nicht sehr glücklich ist der Umgang mit Worten. Die Dialoge stecken voll überflüssiger Wiederholungen, und die Erzählereinschübe tendieren stark ins Pathetisch-Sentimentale. Es ist, als traute Schultheiss der Aussagekraft seiner Bilder nicht – und dies sehr zu Unrecht: Denn „Die Reise mit Bill“ zeigt auch, dass er nach wie vor ein aufregender Zeichner ist. Vom Film hat er sich viel abgeschaut; für Plansequenzen und subjektive Kameraeinstellungen findet er bestechende Äquivalenzen. Am stärksten ist er, wenn er in leuchtenden Rot-, Blau- und Gelbtönen über den tiefen Süden der USA phantasieren kann. Schultheiss’ Sonne ist ein Glutauge, und seine Wüste gleicht der Oberfläche eines fernen, fremden Planeten. Es sind solche Bilder, die einen über dieses Comeback doch froh sein lassen.
CHRISTOPH HAAS
MATTHIAS SCHULTHEISS (Text und Zeichnungen): Die Reise mit Bill. Splitter Verlag, Bielefeld 2010. 288 Seiten, 29,90 Euro.
Fremder Planet: In leuchtenden Rot-, Blau- und Gelbtönen phantasiert Matthias Schultheiss über den amerikanischen Süden. Abb. aus dem besprochenen Band
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Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension

Christian Schlüter feiert mit Matthias Schultheiss' Comic "Die Reise mit Bill" die Wiederkehr eines in seinen Augen herausragenden Zeichners und Erzählers. Ausgiebig schwärmt er von den zeichnerischen und erzählerischen Feinheiten dieser Geschichte, in der ein Vater mit seiner kleinen Tochter einen traumatisierten Kriegsveteran auf der Suche nach einem Schamanen quer durch Amerika begleitet, wie er uns wissen lässt. Schlüter preist quasifilmische Darstellung, atmosphärische Dichte und Schultheiss' subtile Erweiterung "unserer Wahrnehmung", wenn die drei Reisenden auf ihrer Fahrt in immer abgelegenere und geheimnisvollere Gegenden geraten. Mit diesem "Roadmovie" bewegt sich der Autor in den Augen des hingerissenen Rezensenten auf alle Fälle auf der Höhe seiner besten Werke.

© Perlentaucher Medien GmbH