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In seinem Roman"Medicine River"porträtiert Thomas King mit einzigartigem Humor und voller subtiler Wahrheiten das Leben in einer Kleinstadt nahe einem Blackfoot-Reservat im Westen Kanadas. Das Buch erhielt mehrere Auszeichnungen und stand auf der Shortlist des Commonwealth Writers'Prize. Will, ein Fotograf aus Toronto, kehrt in seine Heimatstadt Medicine River zurück, um an der Beerdigung seiner Mutter teilzunehmen. Eigentlich soll es nur ein kurzer Aufenthalt werden, doch Will hat die Rechnung ohne seinen Freund Harlen Bigbear gemacht. Harlen, ständig darum bemüht, das Leben von Nachbarn und…mehr

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Produktbeschreibung
In seinem Roman"Medicine River"porträtiert Thomas King mit einzigartigem Humor und voller subtiler Wahrheiten das Leben in einer Kleinstadt nahe einem Blackfoot-Reservat im Westen Kanadas. Das Buch erhielt mehrere Auszeichnungen und stand auf der Shortlist des Commonwealth Writers'Prize.
Will, ein Fotograf aus Toronto, kehrt in seine Heimatstadt Medicine River zurück, um an der Beerdigung seiner Mutter teilzunehmen. Eigentlich soll es nur ein kurzer Aufenthalt werden, doch Will hat die Rechnung ohne seinen Freund Harlen Bigbear gemacht.
Harlen, ständig darum bemüht, das Leben von Nachbarn und Freunde zu regeln, versucht ihn von der Idee zu überzeugen, ganz nach Medicine River zurückzukehren und als einziger Native-Fotograf ein Studio zu eröffnen. Will aber fühlt sich von seinen Wurzeln, der Familie und den Freunden entfremdet. Doch Harlen findet auf alles eine Antwort, und schon bald spielt Will im örtlichen All-Native-Basketball-Team und lernt die schwangere, unverheiratete Louise Heavyman kennen ...
Jenseits von Ethno-Romantik oder aufgesetzter Sozialkritik schreibt King mit einer guten Dosis Humor über das Alltagsleben der Native Americans im Nordamerika von heute, über gebrochene Biographien, menschliche Schwächen, Freundschaft, Liebe und Tod.
Bei seinen grandiosen Dialogen und Wendungen, die er beherrscht wie kaum ein anderer, ist es nahezu unvermeidlich, dass man beim Lesen zuweilen laut auflachen muss.
Autorenporträt
Thomas King, 1943 als Sohn eines Cherokee und einer Griechin geboren, ist Autor von Romanen, Kurzgeschichten, Drehbüchern und Kinderbüchern. Er lebt in Kanada und lehrt an der Universität von Guelph. Für sein literarisches Werk erhielt er zahlreiche Auszeichnungen. 2004 wurde ihm der "Order of Canada", die höchste kanadische Ehrung, verliehen.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 15.09.2008

Das Halbblut Großer Bär
Indianisch: Thomas King greift in die Kitschkiste

Der Name Harlen Bigbear klingt nach Zotteligkeit, Bräsigkeit, einem treudoofen Halbbruder Samsons aus der Sesamstraße; er passt aber zur Romanfigur wie die Laus ins Fell. Harlen Bigbear ist die beste Seele in einem Ort voller passabler Seelen, jederzeit besorgt und bemüht um seinen Nächsten. Er sieht die Talente in jedem Menschen, so wenige es auch sein mögen. "Hey-Uh", sagt er gern, mischt sich in alles ein und quält die Leute mit Monologen. Harlen Bigbear ist eine Hauptfigur des Romans "Medicine River" des kanadischen Autors Thomas King. Noch besser hieße er Harlen Nag (Nervensäge).

Der Roman, mit achtzehn Jahren Verzögerung ins Deutsche übersetzt, handelt von Herkunft, Heimat, Tradition und Moderne. Thomas King lässt den Ich-Erzähler Will, der wie der Autor selbst halb indianischer Abstammung ist, aus Calgary zu einer Beerdigung in das Städtchen Medicine River, den Ort seiner Herkunft nahe einem Blackfoot-Reservat, zurückkehren. Will wächst zunächst in Calgary auf, am sogenannten Rand der Gesellschaft. Dort lassen die Mutter und ihre Freundin den Kleinen schon mal stundenlang Batman-Comics am Supermarktregal lesen, während sie sich selbst im Büro des Ladendetektivs um Kopf und Kragen reden. Aber Will sieht das alles ganz positiv. In der Kleinstadt Medicine River gibt es dann zwar auch Alkoholiker, Schläger und Selbstmörder, jedoch keine Geheimnisse, kaum Isolation, jeder sorgt sich um jeden, insbesondere sorgt sich Harlen Bigbear.

Es war zu befürchten, dass das Buch Ethno-Romantik verbreitet, wenn der Umschlagstitel ein Werk "jenseits von Ethno-Romantik" ankündigt. Die Leute von Medicine River rechnen nicht, denken nicht an morgen, sind keine bösen Geschäftsleute, aber irgendwie glücklich. Auch wenn hier alltägliche Schlichtheit manchmal originell karikiert ist, bleibt die Grundaussage eben doch Kitsch.

Die Ansprüche, Themen und Träume der Leute im Dorf kreisen um Scheidungen, fettiges Essen, dicke Autos und dicke Brüste. King schildert über viele Seiten Szenen vorm Basketball, beim Basketball, nach dem Basketball. Alle trinken zu viel, Spinner, Hochstapler, Lebenskünstler, deren Namen so gut zu den Charakteren passen wie Harlens zu Harlen: Ray Little Buffalo, Big John Yellow Rabbit. Big John leidet unter akuter Was-guckst-du-Mentalität, brüllt beleidigt "Niemand nennt mich einen Apfel" (außen rot und innen weiß) oder "Der Hurensohn hat mich Pseudoindianer genannt". Seine komisch mit Enten bestickte Krawatte nimmt ihm die Bedrohlichkeit. Über zwei weitere Einwohner lernt der Leser: "Wenn Floyd eine Geschichte über eine Frau mit großen Brüsten erzählte, fiel Ray sofort eine Geschichte über eine Frau mit riesigen Brüsten ein." Die Metaphern, die der Dozent für Creative Writing Thomas King inflationär verwendet, sind manchmal - im Deutschen - allzu kreativ: "Helfen war Harlens Spezialität. Er war wie eine Spinne im Netz."

Will eröffnet ein Fotostudio in der Provinz, lässt sich zum Bleiben überreden. Das Heimatgefühl siegt also am Ende einer langen Seifenoper. Zwar mit großer Beobachtungsgabe erzählt, ermüdet die Lektüre trotzdem durch die unendliche Schlichtheit am Fuße der Rocky Mountains.

JAN GROSSARTH

Thomas King: "Medicine River". Roman. Aus dem Amerikanischen übersetzt von Cornelia Panzacchi. A1 Verlag, München, 261 S., geb., 19,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Wohlwollend, am Ende dennoch gähnend präsentiert sich Rezensent Jan Grossarth nach der Lektüre dem Publikum. Über das 18 Jahre nach Erstveröffentlichung bei uns erschienene Buch von Thomas King, das um Heimatgefühle in einem Kaff am Fuß der Rocky Mountains und um gutmütige "Pseudoindianer" mit Faible für Basketball und große Brüste kreist, würde Grossarth gern mehr sagen, als dass es Ethno-Romantik verbreitet. Doch genau das macht das Buch, erklärt der Rezensent. Die Metaphern-Inflation, die der Creative-Writing-Dozent King loslässt, tut das ihre. Und am Ende überwiegt die Schlichtheit des Textes sogar die "große Beobachtungsgabe" des Autors.

© Perlentaucher Medien GmbH