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Malacarne – ein ungeschöntes Portrait über die Mafia und Ihre Organisationen: die Cosa Nostra, die ’Ndrangheta und die Camorra. Der Fotograf Alberto Guiliani vermittelt mit seiner Fotografien den Einfluss der Mafia auf das Leben und die Kultur der Menschen in den verschiedenen Regionen Italiens – in exklusiven, echten, schonungslosen Fotos. Mordwaffen und Tatorte, Jäger und Gejagte, Bosse und Opfer, Begräbnisse und Drogenhandel, Versteckte und Suchaktionen: Guilianis Fotos zeigen das Mafia-Land als archaisches Land, und sie zeigen dessen kulturelle Hintergründe. Beratend zur Seite stand ihm…mehr

Produktbeschreibung
Malacarne – ein ungeschöntes Portrait über die Mafia und Ihre Organisationen: die Cosa Nostra, die ’Ndrangheta und die Camorra. Der Fotograf Alberto Guiliani vermittelt mit seiner Fotografien den Einfluss der Mafia auf das Leben und die Kultur der Menschen in den verschiedenen Regionen Italiens – in exklusiven, echten, schonungslosen Fotos. Mordwaffen und Tatorte, Jäger und Gejagte, Bosse und Opfer, Begräbnisse und Drogenhandel, Versteckte und Suchaktionen: Guilianis Fotos zeigen das Mafia-Land als archaisches Land, und sie zeigen dessen kulturelle Hintergründe. Beratend zur Seite stand ihm dabei kein Geringerer als der Mafiaexperte und Bestsellerautor Roberto Saviano (''Gomorrha''). Malacarne erzählt von einem Land im Krieg.
Malacarne ist ein ungeschöntes Porträt der Mafia und ihrer Organisationen. Gleichzeitig ist es eine kulturelle Reise in die Landstriche Italiens, die die Mafia stärker geprägt hat als alles andere. Der Fotograf Alberto Giuliani vermittelt mit seinen preisgekrönten Bildern den Einfluss der Mafia auf das Leben und die Kultur der Menschen und erschafft mit einer ruhigen aber schonungslosen Bildsprache ein komplexes Porträt von einer zutiefst erschütterten Gesellschaft.
Die Fotografien Giulianis werden ergänzt durch Essays und Artikel über die Mafia, die die Situation in Italien aus den verschiedensten Perspektiven schildern. Verfasst wurden sie von so bedeutenden Autoren und Mafia-Kennern wie Roberto Saviano, Rita Borsellino (EU-Abgeordnete, Schwester des ermordeten Richters Paolo Borsellino) oder Pino Corrias (Redakteur bei RAI, Vanity Fair, La Repubblica).
Music-CDs: Die zwei beigefügten CDs mit Liedern der Mafia, den sogenannten "canti di malavita", vermitteln einen Eindruck von den Regeln und Bedingungen des organisierten Verbrechens, aber auch von dem Stolz mancher, Mitglied der Mafia zu sein.
Autorenporträt
Roberto Saviano, 1979 in Neapel geboren, arbeitete nach dem Philosophiestudium als Journalist. Seit Erscheinen seines Bestsellers Gomorrha steht er wegen andauernder Morddrohungen von Seiten der Camorra unter Personenschutz und lebt im Untergrund. 2012 erhielt er den Olof-Palme-Preis für seinen publizistischen Einsatz gegen organisiertes Verbrechen und Korruption.
Trackliste
CD & Buch 1
1Parlato: Se é lecitu giuvanottu...00:00:29
2'Ndrangneta, camura e mafia00:04:16
3Sangu chiama sangu00:03:12
4Parlato: Riempite sti biccheri...00:00:46
5A 'mbasciata00:02:52
6U lupu d'asprumunti00:03:37
7E lu processu00:03:32
8Cu sgarra paga00:03:21
9I cacciaturi i muntaltu00:04:52
10U ballu dda famigghja muntalbanu00:02:11
11Parlato: Davanti la gran curti nun si para00:00:12
12Ormetá00:03:33
13Parlato: Iu nun su lupu...00:00:18
14Nun su lupu00:02:55
15Pi fari u giuvanottu i malavita00:02:43
16Addiu 'Ndrangneta00:03:28
17Ammazzaru lu generali00:02:25
CD & Buch 2
1Parlato: Levatevi o cappellu...00:00:13
2U mastru di lu sonu00:02:53
3Muttetta pi nu carogna00:02:56
4Parlato: Cumpagni i cella00:00:10
5Arretu i sbarri00:03:44
6Tarantella di li tarantelli00:02:33
7Parlato: Cu tanti ramoscelli...00:00:10
8Nta nu giardinu di rosi e sciuri00:03:17
9Amuri e carceri00:02:55
10Pizzicarella malinconica00:02:15
11Si gari e si rivota00:06:15
12A casanza00:03:34
13Tarantella santissima00:02:00
14Mafia leggi d'onuri00:03:12
15Cantu pi la me sorti00:04:06
16Tarantella alla pizzicarola00:02:13
17Dialogo malandrino00:01:05
18Tarantella rosi e sciuri00:03:15
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 07.06.2010

Die Mafia, wie sie mordet und singt
Das Verbrechen anklagen und bewundern: Ein Bildband des Fotografen Alberto Giuliani sorgt für Empörung
Ein Handy liegt auf der Straße, fast verdeckt von zerborstenem Glas, überall sind Blutspritzer. Auf einem anderen Bild schaut ein Camorrista in Handschellen lächelnd in die Kamera. Es gibt Aufnahmen von Blitzaktionen der Carabinieri, von Verhaftungen und Beerdigungen. Der Band endet mit einem Foto der Autobahnabfahrt von Capaci: vierspurig, kaum befahren, eine zehn Meter hohe Straßenlaterne, auf der rechten Seite ein Gedenkstein. Es ist der Ort, an dem die Cosa Nostra am 23. Mai 1992 das Auto des Richters Giovanni Falcone in die Luft jagte.
„Malacarne. Leben mit der Mafia“ lautet der Titel dieses Buches (Edel Earbooks Hamburg 2010. 153 Seiten, 30 Euro). Es stammt vom Bologneser Fotografen Alberto Giuliani. Giuliani nähert sich dem Phänomen als Außenstehender. „Ich wollte ganz einfach eine Geschichte erzählen. Die Bilder sind gedacht für Leute wie meine Mutter, Norditaliener, die nichts von der Mafia wissen“, erklärt Giuliani. Das versteinerte Gesicht der Mutter eines Ermordeten in ihrem aufgeräumten Esszimmer, ein ’Ndrangheta-Mann, der in seiner Wohnung zwischen Stofftieren, Küchenbuffet und einer Katze auf einem Stuhl gefesselt ist, und die von Mauern umgebenen Villen der Clan-Chefs haben nichts Glamouröses. Man sieht Niedergang und Elend und registriert die Verwahrlosung des öffentlichen Raums.
Aber Giulianis zweisprachiger Band, der auch in Italien und anderen europäischen Ländern vertrieben werden soll, ist jetzt in Verruf geraten. Das Buch enthält nämlich neben Texten bekannter Anti-Mafia-Kämpfer auch zwei CDs mit Mafia-Gesängen. Die Autoren – Roberto Saviano, Verfasser von „Gomorrha“, der Staatsanwalt der Anti-Mafia-Behörde in Reggio Calabria Nicola Gratteri, Rita Borsellino, Politikerin und die Schwester des von der Mafia ermordeten Richters Paolo Borsellino, und die Journalisten Francesco La Licata, Pino Corrias und Andrea Amato – wussten nichts von den CDs. In Italien ist diese Musik, die mafiöse Werte mythologisiert und darüber hinweg täuscht, dass es sich um Verbrechen handelt, seit Jahren umstritten. Die Helden-Gesänge leisten einer Ästhetisierung der Mafia Vorschub. Vor diesem Hintergrund scheint auch die Opulenz des Bandes mit knallrot eingefärbten Satellitenbildern von Palermo und unkommentierten Zitaten aus Abhörprotokollen in einer überdimensionierten Schrifttype von einer eigentümlichen Faszination zu zeugen.
„Ich rief einfach mehrere Freunde und Bekannte an und fragte, ob sie Artikel oder Buchkapitel beisteuern wollten", erklärt Alberto Giuliani, der ein hervorragender Fotograf ist, aber die Brisanz der Zusammenstellung offenkundig nicht durchschaut. „Natürlich wusste ich, dass dem Band CDs beigelegt sind. Das ist schließlich das Profil dieser Reihe.“ Ihm habe der Vorschlag des Verlegers, ein Genuese, der seit langem in Deutschland lebt, eingeleuchtet. Auch die Liedtexte sind abgedruckt. „Die hatte ich allerdings nicht gelesen“, gibt Giuliani zu. Angesichts der vollmundigen Bemerkung auf der ersten Seite – „Ein besonderer Dank gilt all denen . . ., die täglich für Wahrheit und Gerechtigkeit kämpfen“ – ist die knappe Einleitung des letzten Kapitels „Die Musik der Mafia“ besonders verstörend. Die „wunderschönen Gesänge“ müssten „zweifelsohne als musikalisches Erbe Süditaliens bezeichnet werden“, heißt es dort. Man wolle „Bedeutung, Geschichte und Kultur der Mafia“ zugänglich machen. Zu diesem „Erbe“ zählt ein Lied, das die Ermordung des Generals Dalla Chiesa von 1982 rechtfertigt. In anderen Stücken werden die Gemeinschaft, die ehernen Regeln und die Omertà gepriesen.
Für den musikalischen Teil des Buches ist der Produzent, Regisseur und Fotograf Francesco Sbano verantwortlich. Seine Haltung zur organisierten Kriminalität ist mehr als fragwürdig. Von ihm stammt ein Film über die ’Ndrangheta mit einer romantisierenden und verharmlosenden Deutung: Die ’Ndrangheta sei entstanden, weil „der Staat ungerecht“ sei. „Mir war nicht ganz wohl zumute“, sagt Alberto Giuliani, er habe dann aber doch zugestimmt. Der Verleger, der sich die Erwähnung seines Namens in der Zeitung verbittet, betont, dass die Musikauswahl ausführlich diskutiert worden sei. Nichts läge ihnen ferner als eine Verherrlichung der Mafia. „Die Vorbemerkung stammt nicht von einer einzelnen Person, wir haben sie aus verschiedenen Zitaten zusammengesetzt. Aber das ganze Buch ist ein Anti-Mafia-Projekt. Alberto hat fünf Jahre daran gearbeitet; es ist die umfangreichste Dokumentation zu diesem Thema, die es im Moment gibt. In den italienischen Medien hat sich eine Polemik entzündet, ohne dass irgendjemand das Buch überhaupt nur gesehen hatte.“
Roberto Saviano, Nicola Gratteri und die anderen Autoren erfuhren erst aus der italienischen Presse, in welches Umfeld sie geraten waren. Das neu gegründete Blatt Il Fatto quotidiano – seit einigen Monaten ein Sammelbecken des kritischen Journalismus und Sprachrohr der Opposition – berichtete am 26. Mai darüber und veröffentlichte eine Erklärung von Saviano und Gratteri: Erzeugnisse wie diese CD trügen dazu bei, die Mafia als eine Daseinsform und nicht als kriminelle Organisation zu begreifen. „Unsere Arbeit darf nicht mit Ausdrucksformen wie den Gesängen der Malavita in Zusammenhang gebracht werden, die mafiöses Verhalten legitimieren oder verherrlichen.“
Die Angelegenheit ging durch die italienischen Medien; und jetzt soll das Buch in Italien möglicherweise ohne CDs verkauft werden. Alfredo Giuliani empfindet die Berichterstattung als sensationslüstern und übertrieben. Könne ein mündiger Leser das nicht selbständig einordnen? „Vermutlich war die ganze Arbeit jetzt umsonst“, meint er resigniert, „dabei verstehe ich meine Bilder als Anklage.“ Er hätte die Autoren über den Zusammenhang informieren müssen, offensichtlich habe er nicht genug Sorgfalt walten lassen. „Aber eigentlich macht es der Produzent der CDs doch nicht anders als die Regisseure der Sopranos “, fügt er noch hinzu, „er zieht auch sein kleines Mafia-Business auf“.
„Ich wollte meinem Freund Giuliani einen Gefallen tun“, erzählt uns der sizilianische Journalist Francesco La Licata, der jahrzehntelang für La Stampa über die Mafia berichtete. „Giuliani ist ein Profi, er ist ein anständiger Mensch und hatte sicher keine bösen Absichten.“ Die Zusammenstellung behage ihm gar nicht, denn die Lieder seien Teil einer Kultur der falschen Werte. Gegen die Musik an sich habe er nichts einzuwenden: „Aber man hätte sie durch einen musikwissenschaftlichen Essay begleiten müssen. Es fehlt der Kontext." In einer Phase, in der die Pressefreiheit wegen einer möglichen Gesetzesänderung der Abhörregelung auf dem Spiel stehe und man vielleicht bald nicht mehr über laufende Prozesse berichten dürfe, müsse man gerade in Deutschland aufpassen, welches Bild man vermittle, meint er abschließend.
Wirklich entsetzt ist Rita Borsellino. In den Liedern bekomme die Mafia ein Robin-Hood-Image, als handele es sich um gutmütige Briganten, die von den Reichen stehlen, um die Armen zu versorgen. Hinter der Gewaltherrschaft über ein bestimmtes Gebiet stünden nun einmal Bosse, die auf blutige Weise Geld verdienen wollten. Rita Borsellino überlegt nun, rechtliche Schritte gegen den Verlag einzuleiten. Derzeit darf das Buch in Italien nicht vertrieben werden.
Im italienischen Alltag spitzen sich die derweil die Dinge zu. In Neapel hat der Musiker Daniele Sepe mit einem Rap gegen Saviano einen Hit gelandet. Der neapolitanische Fußballspieler Marco Borriello, Stürmer bei AC Mailand, bezichtigte den Bestsellerautor der Nestbeschmutzung. Innerhalb der Linken setzt gerade ein typischer Selbstzerfleischungsprozess ein: Der Soziologe Dal Lago greift in seinem eben erschienen Buch „Eroi di carta“ („Papierhelden“), Ed. Manifesto 2010) Saviano als Märtyrer und Medienmanipulator an. Und wie sehr die Mafia Teil der politischen Geschichte und Gegenwart Italiens ist, wurde gerade erst vor ein paar Tagen deutlich. Pietro Grasso, leitender Staatsanwalt der nationalen Anti-Mafia-Behörde, sprach von Belegen für Verflechtungen zwischen den Attentaten auf Falcone und Borsellino, den Mafia-Anschlägen von 1993 in Florenz, Rom und Mailand und der Gründung einer neuen Partei im Jahr darauf – Berlusconis „Forza Italia“. Kein guter Moment für romantische Mafia-Songs. MAIKE ALBATH
Die Mafia als eine
Lebensform und nicht als
Verbrecherorganisation begreifen
In Italien darf dieses Buch
schon nicht mehr
vertrieben werden
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Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.sz-content.de
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

In ihrem Artikel zu diesem Bildband über die Mafia berichtet Maike Albath von dem Unbehagen, dass er in Italien ausgelöst hat, und lässt auch ihren eigenen Zweifel an der Sinnhaftigkeit dieser Produktion durchblicken. Der Band versammelt Fotografien von Alberto Giuliani, die Albath durchaus hervorragend findet, sie zeigen die versteinerten Gesichter von Mafia-Opfern, die Verwahrlosung des öffentlichen Raums und den dargestellten Clan-Chefs haftet nichts Verherrlichendes an. Dazugestellt sind Texte von berühmten Anti-Mafia-Kämpfern wie dem Autor Roberto Saviano, dem Staatsanwalt Nicola Gratteri oder der Politikerin Rita Borsellino, Schwester des ermordeten Richters. Allerdings sind dem Band auch zwei CDs mit den berüchtigten Mafia-Gesängen beigegeben, was die Autoren ziemlich empört hat, denn ihrer Ansicht dienten sie mit ihren Hymnen auf Malavita und Omerta der Ästhetisierung der Verbrecherorganisation. Albath selbst findet die Texte über die "wunderschönen Gesänge" auch recht verstörend. Die Opulenz des Bandes, knallrote Satelliten-Bilder von Palermo und unkommentierte Auszüge aus Abhörprotokollen lassen sie zweifeln, ob hier wirklich eine Anti-Mafia-Botschaft durchdringt.

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