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Harper Lee (geb. 1926) und Truman Capote (1924-1984): Zwei herausragende Autoren wuchsen als Nachbarskinder auf. Eng befreundet, begannen die beiden schon früh, in der Zurückgezogenheit von Lees Baumhaus ihre ersten Stories auszuhecken. Besessen von der Idee, zu großen Schriftstellern zu reifen, arbeiteten sie jahrelang gemeinsam an der Verwirklichung dieses Ziels. Der Erfolg sollte sich jedoch bald störend auf ihre Freundschaft auswirken.

Produktbeschreibung
Harper Lee (geb. 1926) und Truman Capote (1924-1984): Zwei herausragende Autoren wuchsen als Nachbarskinder auf. Eng befreundet, begannen die beiden schon früh, in der Zurückgezogenheit von Lees Baumhaus ihre ersten Stories auszuhecken. Besessen von der Idee, zu großen Schriftstellern zu reifen, arbeiteten sie jahrelang gemeinsam an der Verwirklichung dieses Ziels.
Der Erfolg sollte sich jedoch bald störend auf ihre Freundschaft auswirken.
Autorenporträt
Alexandra Lavizzari, geb. in Basel, studierte Ethnologie und Islamwissenschaft. Aufenthalte in Nepal, Pakistan und Thailand. Sie lebt mit ihrem Mann und drei Kindern in Rom. Alexandra Lavizzari schreibt für die NZZ und den "Bund" und ist Autorin kunstgeschichtlicher und literaturkritischer Werke, so u.a. von Gwen John: Rodins kleine Muse (Zytglogge/dtv)
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 29.06.2010

Er war das Rehlein, sie der Tomboy mit dem harten Schlag

Freundschaft im Baumhaus: Ein Porträt über Truman Capote und Harper Lee, diese zwei ganz Großen der amerikanischen Literatur.

Sie im verratzten Overall, er im feinen Oberhemd, sie ein Tomboy mit hartem Schlag, er ein effeminiertes Weichei - aber beide nie ohne Buch: Die zwei Kinder passten nicht ins Kleinstadtmilieu von Monroeville, Alabama. Sie waren anders: "Apart People" nannte Truman Capote sich und seine Herzensfreundin Nelle später. Und Sonderlinge sollten sie bleiben ihr Leben lang: Truman Capote und Nelle Harper Lee, zwei der ganz Großen der amerikanischen Literatur nicht nur der sechziger Jahre.

"Er ist der vollkommenste Schriftsteller meiner Generation", schwärmte Norman Mailer schon 1959 von Capote, der damals gerade "Frühstück bei Tiffany" veröffentlicht hatte und jede Szeneparty aufmischte: Wo die Fistelstimme des ehrgeizigen kleinen Kerls zu hören war, da spielte die Musik. Im Jahr 1960 erschien dann Harper Lees Roman "Wer die Nachtigall stört . . ." (To Kill a Mockingbird), der aus der unbekannten, 1926 geborenen Anwaltstochter einen Shootingstar machte; der Pulitzer-Preis, die Übersetzung des Romans in zehn Sprachen und seine Verfilmung folgten auf dem Fuße. Jetzt hat die Schweizer Publizistin Alexandra Lavizzari ein lesenswertes Bändchen über die beiden Autoren vorgelegt: "Glanz und Schatten: Truman Capote und Harper Lee - eine Freundschaft".

Lavizzari zeichnet mit leichter Hand für lebhaft imaginierte Szenen das Entstehen und Vergehen einer Freundschaft, die der Literatur unsterbliche Figuren schenkte, ihrerseits aber an der Literatur zerbrach. Sie erzählt vom knapp sechsjährigen Truman, der im Sommer 1930 wieder einmal von seiner Mutter bei den Verwandten in Monroeville deponiert wird. Und sie stellt dem Leser die frühreife Vierjährige vor, die im Nachbargarten, von ihrem Baumhaus aus, das Abschiedsdrama beobachtet und beschließt, sich um den "Kleinen" zu kümmern. Nur zwei Jahre werden Truman und Nelle Nachbarn sein. Doch in dieser Zeit halten sie zusammen wie Pech und Schwefel. Sie verbringen ganze Tage im Baumhaus, lesen einander vor, tippen auf einer alten Underwood Nr. 5 ihre eigenen Storys, erleben den erdrückenden Kleinstadtmief, die schwülen Alabama-Sommer und die kaum verdeckten Klassen- und Rassenkonflikte: den Stoff, aus dem ihre furiosen Romandebüts sind, Capotes "Andere Stimmen, andere Räume" (1948) und Harper Lees "Wer die Nachtigall stört ...".

Capote hatte nicht damit gerechnet, dass ihn ein Mädchen auf dem Feld der Literatur überholen würde, aber "Wer die Nachtigall stört . . ." gilt noch heute als meistgelesener Roman in den Vereinigten Staaten. In einer Umfrage über "das inspirierendste Buch aller Zeiten" landete die Geschichte über einen zu Unrecht der Vergewaltigung bezichtigten Schwarzen im letzten Jahr auf Platz 1 - vor der Bibel. Es fiel dem Star Capote schwer, sich ungetrübt über den Erfolg seiner Kindheitsfreundin zu freuen.

Als Capote 1966 schließlich seinen großen Wurf, "Kaltblütig", publiziert, eins der ersten Doku-Fiction-Bücher überhaupt - er nannte es "nonfiction novel" -, spielt er Harper Lees Anteil daran herunter. Zwei Monate lang hatte sie mit ihm in Kansas den Mord an einer Farmerfamilie recherchiert und dort als Türöffner gewirkt, wo der schwule Schriftsteller aus New York die Provinz-Patriarchen in Garden City vor den Kopf stieß. Capote hatte Harper Lee Ende November 1959 angefleht, ihn zu begleiten und zu beschützen. Sie hatte alles stehen und liegen lassen und war gekommen.

Zwei Filme schilderten in den letzten Jahren die langwierige Genese von Capotes Opus magnum - "Capote" (2005) und "Infamous" (2006). Das Bändchen von Lavizzari liest sich wie das Buch zu den Filmen, angereichert mit Dokumentationsmaterial. Die Schweizerin liefert zwar nichts Neues über die Geschichte der beiden Autoren, aber dafür gepflegt aufbereitetes Altes, die etablierten Deutungen der Lebenswege ebenso wie die bis heute ungeklärten Aspekte. Der prominenteste darunter ist das literarische Verstummen von Harper Lee. Während Capote sich in den siebziger Jahren mit der Veröffentlichung von Kapiteln aus "Erhörte Gebete" ins soziale Aus manövriert hatte und 1984 an einer Überdosis Tabletten starb, scheiterten alle Versuche Harper Lees, einen zweiten Roman zu schreiben. Und über ihr Schweigen schweigt sie bis heute.

ALEXANDRA KEDVES.

Alexandra Lavizzari: "Glanz und Schatten". Truman Capote und Harper Lee - eine Freundschaft. Edition Ebersbach, Berlin 2009. 178 S., br., 16,80 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Mit Wohlgefallen hat Alexandra Kedves die Geschichte der Freundschaft von Truman Capote und Harper Lee gelesen, wobei sie darin zwar keine bahnbrechenden Neuigkeiten gefunden hat, dafür aber die bekannten Fakten lebendig und anschaulich dargestellt sieht. In den Augen der Rezensentin lässt es sich zudem gut als Begleitbuch zu den beiden 2005 und 2006 entstandenen Filmen zu Capotes wichtigstem Roman "Kaltblütig" lesen, und so zeigt sie sich rundum zufrieden, auch wenn es die Schweizer Autorin nicht schafft, die großen Rätsel dieser beiden literarischen Außenseiter zu lösen, insbesondere die Frage, warum Harper Lee nach ihrem spektakulären Erfolgsroman "Wer die Nachtigall stört..." nie wieder einen Roman schrieb.

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