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Arbeit definiert unser Leben. Heute kann sich kaum jemand vorstellen, ein Leben ohne Arbeit zu führen. Sogar die Freizeit, die arbeitsfreie Zeit, steht im Zeichen des Leistungsdrucks, weil die Angebote der Unterhaltungs- und Freizeitindustrie ausgeschöpft werden müssen. Der »vita activa« entspricht keine »vita contemplativa « mehr. Aus dem schöpferischen »homo faber« wird zuletzt ein »animal laborans«, ein Arbeitstier, das zu keiner inneren Freiheit finden kann. Doch die Arbeitsgesellschaft befindet sich in heilloser Auflösung. Die Zeiten der Vollbeschäftigung sind vorüber, und die wachsende…mehr

Produktbeschreibung
Arbeit definiert unser Leben. Heute kann sich kaum jemand vorstellen, ein Leben ohne Arbeit zu führen. Sogar die Freizeit, die arbeitsfreie Zeit, steht im Zeichen des Leistungsdrucks, weil die Angebote der Unterhaltungs- und Freizeitindustrie ausgeschöpft werden müssen. Der »vita activa« entspricht keine »vita contemplativa « mehr. Aus dem schöpferischen »homo faber« wird zuletzt ein »animal laborans«, ein Arbeitstier, das zu keiner inneren Freiheit finden kann. Doch die Arbeitsgesellschaft befindet sich in heilloser Auflösung. Die Zeiten der Vollbeschäftigung sind vorüber, und die wachsende Zahl der Arbeitslosen wird auf eine Freiheit verwiesen, auf die sie gar nicht vorbereitet ist. Je weniger Arbeit es gibt und geben wird, desto dringlicher ist es, den Freigesetzten dazu zu verhelfen, ein Leben ohne Arbeit als sinnvolle und erfüllte Freiheit zu erfahren. Das aber gelingt nur, so Straubs provozierende These, wenn Arbeit und Leistung um ihr Ansehen gebracht werden und der Müßiggang nicht als aller Laster Anfang verurteilt, sondern vielmehr als Grundbedingung sittlicher Freiheit geschätzt und gefördert wird.
Autorenporträt
Eberhard Straub, geboren 1940, studierte Geschichte, Kunstgeschichte und Archäologie und war bis 1986 Feuilletonredakteur bei der »Frankfurter Allgemeinen Zeitung«. Seit 2001 lebt er als freier Publizist in Berlin. Zu seinen bekanntesten Büchern zählen »Drei letzte Kaiser« (1998), »Eine kleine Geschichte Preußens« (2001) und »Das spanische Jahrhundert « (2004).
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 03.06.2005

Gehe hin zur Ameise, du Fauler: Siehe ihre Weise an und lerne!
Nach Lektüre dieser beiden Bücher sind Sie nicht schlauer, aber weiser: Tom Hodgkinson und Eberhard Straub loben den Müßiggang

Tom Hodgkinson hat aus dem Müßiggang eine Industrie gemacht. Der Engländer ist Gründer sowie Herausgeber der Zeitschrift "The Idler" ("Der Müßiggänger") und propagiert das Faulenzen. "Anleitung zum Müßiggang" ist sein erstes Buch. Hodgkinsons Botschaft läßt sich in zwei Sätzen zusammenfassen: Wer die Arbeit kennt und sich nicht drückt, der ist verrückt. Und wenn man die Siesta um eine Stunde verlängert, spart man eine Stunde Arbeitszeit. Das kann man auch vornehmer ausdrücken. Wer weniger arbeitet und das auch mit weniger Streß, der arbeitet dafür so effizient, daß es immer noch für den Lebensunterhalt reicht. Die Zeit, die übrigbleibt, kann er mit Vergnügungen genußvoller ausfüllen. Nicht jede Arbeit dient wirklich dem Wohl der Menschheit. Zum Beispiel wenn jemand "sich neue Methoden ausdenkt, Popcorn unters Volk zu bringen". Das leuchtet ein.

Abgesehen von der etwas schlichten Grundidee ist das Buch amüsant. Hodgkinson hält sich an den kategorischen Imperativ. Er schildert sein eigenes Leben und destilliert daraus allgemeine Gesetze. Er steht nicht gerne früh auf, ergo ist es inhuman, von jemandem zu verlangen, früh aufzustehen. Damit hat er sich die Sympathien des Rezensenten verscherzt, der mehr die überlangen Abende im Bett schätzt. Wenn er Dr. Johnson (den Freund Boswells) mit dem Ausspruch "Wer vor Mitternacht schlafen geht, ist ein Halunke" zitiert, dann sollte ihn dafür einer von uns Halunken zum Duell fordern.

Hodgkinson breitet sein eigenes Leben vor uns aus, weil er uns ein Beispiel geben will. Er ist ein Hedonist von durchschnittlichem Geschmack. Unter anderem preist er: den bestimmungsgemäßen Gebrauch von Ruhemöbeln, Gedichte, ein geruhsames Mittagessen mit einem Nickerchen danach, Teetrinken im Sitzen, Spaziergänge, Ale, Absinth, Angeln, Pfeiferauchen und selbstgedrehte Zigaretten, Gespräche, Aufruhr und Anarchie, den Anblick des Mondes und der Sterne, Partys und Festivals, Meditieren, Träumen, Wohnen auf dem Land, Urlaub daheim sowie Sex, Drugs, Rock 'n' Roll. Doch nichts davon im Unmaß, um die Gesundheit nicht zu sehr zu belasten.

Hodgkinson hat englische Literatur studiert. Vermutlich ist es ihm peinlich zuzugeben, wie fleißig er dabei war. Auf jeden Fall legt er eine umfassende Kenntnis nicht nur der angelsächsischen Geschichte und Literatur an den Tag, zumindest soweit es sein Spezialanliegen erfordert. Die Einstellung unserer Altvorderen zum Müßiggang stellt er sowohl anhand von Befürwortern wie Chesterton und Wilde als auch anhand von Gegnern wie König Salomo ("Gehe hin zur Ameise, du Fauler; siehe ihre Weise an und lerne") dar. Indifferent sind die wenigsten seiner Zeugen. Dazwischen verstreut finden sich viele passende Gedichtverse von Klassikern wie Blake, Keats, Burns und Byron. Deren Übersetzung ist leider in der Regel etwas handgestrickt ausgefallen.

Auf den ersten Blick wirkt das Buch, das Eberhard Straub zum Thema Nichtstun geschrieben hat, völlig anders. Erst wenn man genauer hinhört, begreift man, daß er das gleiche Lied wie Hodgkinson singt. Beide fordern dazu auf, in Sachen Arbeit oder Nichtarbeit selbst die Spielregeln zu bestimmen und nicht naiv die Wertesysteme von anderen interessierten Parteien zu übernehmen. Straubs Titel "Vom Nichtstun - Leben in einer Welt ohne Arbeit" klingt ein wenig marktschreierischer, als das Buch tatsächlich ist. Erstens steht das Wort "Nichtstun" hier für alles, was nicht ganztägiger hektischer Broterwerb oder Konsum ist. Zweitens meint die "Welt ohne Arbeit" natürlich die Gegenwart (und auch das ist ja vorläufig noch leicht übertrieben). In Wirklichkeit beschäftigt sich das Werk größtenteils mit Geschichte. Schließlich hat Straub ja Geschichte und Archäologie gelernt. Seine diversen anderen Bücher beschäftigen sich genauso mit geschichtlichen Themen. Man sollte es gleich deutlich sagen: Der Autor trägt die Toga des Philosophen und nicht den dreiteiligen Anzug des Ökonomen. Wer so ein Buch liest, ist hinterher nicht schlauer, allenfalls weiser.

Thema ist das Verhältnis der Menschen zum Nichtstun im alten Griechenland, im alten Rom und im christlichen Europa bis hin zur Gegenwart. Das ist keine Universalgeschichte des Nichtstuns. Hier geht es nur um die eine Hauptwurzel unserer Zivilisation. Aber vielleicht ist die Vielfalt, die dabei zutage tritt, groß genug, um alle Möglichkeiten abzudecken, die in unseren Genen angelegt sind. Dann haben wir genug Material, um uns eine Meinung zu bilden, wie wir unser eigenes Leben sinnvoll gestalten sollten, falls sich dazu die Gelegenheit bietet. Zusätzlich können wir ja den Wirtschaftsteil der Zeitungen zu Rate ziehen.

Straub schildert eine lange Entwicklung und simplifiziert dabei nicht so, daß man gut zusammenfassen könnte, was er sagt. Im antiken Athen war Freiheit die Freiheit von körperlicher Arbeit, bei uns wurde gerade vehement die Abschaffung des freien Pfingstmontags gefordert. Beschränken wir uns auf zwei Erkenntnisse, die uns Laien vielleicht besonders wundern. Erstens: Die durchschnittliche Arbeitszeit war im Laufe der Jahrhunderte relativ konstant und human. Das gilt auch für den versklavten Teil der Bevölkerung. Erst die industrielle Revolution führte hier zu einer drastischen Erhöhung, die im zwanzigsten Jahrhundert zurückgenommen wurde. Zweitens: Einer der Unterschiede zwischen Katholiken und Protestanten, eventuell der wichtigste, hat wenig mit Religion, mit der Jungfrau Maria, dem Papst und dem Ablaß zu tun: Den Sinn des zweiten Gebots - du sollst den Feiertag heiligen - haben die Katholiken besser begriffen als die "sauertöpfischen" Protestanten. Das Kloster mit seinem durchdachten Wechsel von Arbeit und Muße war eine soziale Errungenschaft.

Für die Jetztzeit, die "Welt ohne Arbeit", liefert Straub kein Patentrezept. Er sieht Parallelen zur Spätantike, zum kaiserlichen Rom, ein Unbehagen nicht unbedingt an der Kultur, aber an der Kultur, in der man lebt. Die "Freigesetzten", die Arbeitslosen, sind ein bald unerschöpfliches Reservoir humaner Bildung. Warum junge Leute für Berufe ausbilden, die voraussichtlich der Rationalisierung zum Opfer fallen oder überflüssig werden? Zurück zu Humboldt! lautet Straubs vielleicht doch etwas optimistische Parole. "Aber dafür bedarf es wohl noch weiterer Krisen und weiterer Ratlosigkeit." Man wird sehen.

ERNST HORST

Tom Hodgkinson: "Anleitung zum Müßiggang". Aus dem Englischen von Benjamin Schwarz. Verlag Rogner & Bernhard bei Zweitausendeins, Berlin 2004. 376 S., geb., 15,90 [Euro].

Eberhard Straub: "Vom Nichtstun". Leben in einer Welt ohne Arbeit. wolf jobst siedler jr. verlag, Berlin 2004. 136 S., geb., 16,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 30.11.2004

Da sind wir schon verplant
Wider das Mitmachen und das Dabeisein: Eberhard Straubs gelassene Streitschrift „Vom Nichtstun” spricht gerade zur rechten Zeit von der Muße als des Menschen Zierde
Vielleicht lernt derjenige die Paradoxien der gegenwärtigen Kultur am leichtesten kennen, der sich vorbehaltlos der Stimmung eines trüben Kleinstadtsonntags hingibt, wenn die Zeiger der Uhr langsamer vorrücken, die Menschen gehen und reden, als hätten sie nichts vor, nirgends „etwas los” ist, und die Zeit dennoch kaum reicht, um Buchenswertes zu erfahren. In diesen Augenblicken erscheint der nahe Montag mit seinem Imperativ zum Mitmachen und Dabeisein, mit Schichtbeginn und Alltagsroutine, mit Stechuhr und Lärm wie Erlösung und Drohung zugleich: Es geht wieder los, es wird wieder in die Hände gespuckt. Die Arbeitswoche erlöst die Funktionstüchtigen vom Fluch der leeren Zeit und ersetzt das unerträgliche Gefühl der Langeweile durch den unerträglichen Zustand der Rastlosigkeit.
Die Emsigen, die Prominenten und Bestimmer haben gewiss auch den Sonntag gut genutzt, haben unaufschiebbare Termine wahrgenommen, Liegengebliebenes erledigt, Kontakte gepflegt oder sich fit gemacht, ertüchtigt für die kommenden Herausforderungen. Die Ausgeschiedenen hingegen, die Arbeitslosen, zum Nichtstun Verdammten, sind sonntags degradiert, aus dem Zentrum der Gegenwart verdrängt, wie an anderen Tagen auch. Für kaum einen aber ist der freie Tag ein wirklich freier Tag, frei von Arbeits- und Leistungsdruck, frei von Betriebsamkeit und „to-do”-Listen. Im besten Falle erscheinen die nicht verplanten, nicht vermieteten Stunden wie gewährte Frist, bevor es wieder beginnt, Frist, das „Eigentliche” zu erleben, das doch nicht das ist, was zählt in der Welt: „Müßiggang ist aller Laster Anfang.”
Dem Laster des Nichtstuns, den Wonnen der Muße hat der Historiker Eberhard Straub, der seine Leser mit geglückten Formulierungen und ideologischer Unzuverlässigkeit seit Jahren überrascht, einen Essay gewidmet, dessen Lektüre kaum mehr als einen Sonntagnachmittag beanspruchen dürfte. Diese gelassene Streitschrift wappnet für Dutzende Momente betriebsamer Ratlosigkeit. Werte und Lebensstil der heutigen „Leistungsträger”, so die Beobachtung, mit der Straub beginnt, hätten die Verachtung aller Aristokraten und freien Geister der europäischen Kulturgeschichte gefunden. Die selbstbestimmte Tätigkeit für die Polis, die Muße im Abseits des politischen Treibens, das glückselige Leben der Stoiker, die christliche Kultivierung des inneren Menschen - was immer geschätzt wurde, hatte nichts mit jener Vergötzung ruheloser, abhängiger Arbeit zu tun, die den Kosmos der Gegenwart beherrscht.
Gern hätte man gehört, was Charles Maurice de Talleyrand, der am französischen Außenamt die Devise „Nur kein Fleiß” anbringen lassen wollte, über ein Arbeitgeberverbandstreffen oder die Auslassungen der Chefideologen von McKinsey & Co. gesagt hätte. „Keiner dieser so vielfach Abhängigen und im klassischen Sinn Unselbständigen, weil gehetzt und verplant” käme, so Straub, „auf den Gedanken, unfrei oder sich selbst entfremdet zu sein. ... Ihre Prominenz, ihr Gefragt- und Gehört-Werden, ihre Auftrittsbereitschaft im Kampf ums Dabeisein weist eindeutig - für sie wie für die anderen - darauf hin, wichtig und ausschlaggebend zu sein.”
Die Mehrzahl der Menschen war zu allen Zeiten genötigt, ihren Lebensunterhalt durch Arbeit zu verdienen, aber erst den vergangenen zweihundert Jahren blieb es vorbehalten, die Werte einer „kleinlichen Elite” zu vergötzen, deren Streben von niedrigen Motiven wie Gewinnstreben und Gier nach materiellem Erfolg bestimmt ist. „Geld und Geschäft waren bis 1789 ein etwas umständlicher Umweg hin zum schönen Leben, zum Schäferspiel auf Freundschaftsinseln in Gärten.” Noch der Bourgeois, der Krämer und Koof-mich der Frühzeit, legte, sobald es nur ging, die Geschäfte nieder und imitierte, was er für aristokratischen Lebensstil hielt. Ein schöner Mensch sieht eben nicht verhetzt aus.
Der Blick, den Straub auf die Gegenwart wirft, vereint zwei Perspektiven, die üblicherweise nicht zueinander gehören: den stolzen Blick des Aristokraten und den scharfen des Kulturkritikers, der sein Handwerk von Schiller gelernt hat. Bei Marx, im „Kapital” fand Straub jene Stelle, an der sein Verfahren vorgebildet war: Die Heiden, heißt es da, „entschuldigten etwa die Sklaverei des einen als Mittel zur vollen menschlichen Entwicklung des anderen. Aber Sklaverei der Massen predigen, um einige rohe oder halbgebildete Parvenüs zu ,eminent spinners‘, ,extensive sausage makers‘, und ,influential shoe black dealers‘ zu machen, dazu fehlte ihnen das spezifisch christliche Organ”.
Es lässt sich einiges einwenden gegen die programmatisch elitäre Sicht, scheint sie doch zu übersehen, dass die große Maschinerie und die Anerkennung der Arbeit die Lebensbedingungen der Vielen, der großen Zahl erheblich gebessert haben, gibt sie doch vor, das „Wesen des Menschen” zu kennen und verkennt, dass zu aristokratischer Herrschaft, wo sie noch nicht operettenhafte Züge angenommen hat, eben immer auch Unterdrückung gehört. Aber sie öffnet auch die Augen für die seit zweihundert Jahren andauernde Tyrannei der „einflussreichen Schuhwichshändler”, in der die Unselbstständigen nur ein Ziel haben, „in gesicherter Abhängigkeit zu bleiben”. Die Vorstellung von selbstbestimmter, eigener Vervollkommnung gewidmeter Zeit, von Muße, die Straub gegen die heutige Arbeitswut aufbietet, mag manchen als humanistische Schreibtischphantasie erscheinen, die auch dadurch diskreditiert ist, dass die Institutionen des freien Lebens, Universitäten, Theater, Museen etwa, aus sich heraus längst jene bedenkenlose Betriebsamkeit und Verwertungsseligkeit entwickelt haben, zu denen kenntnislose Bürokraten sie erst noch bekehren wollen.
Aber wer so argumentiert, missversteht wohl Straubs raschen Durchgang durch die Kulturgeschichte der Muße und Arbeitslust. Die „Welt der Innerlichkeit”, die „Gegenwelt der Einsamkeit und der Ruhe” werden hier nicht als Idyllen vergangener Tage beschworen, sondern als etwas, das es - selten, aber doch - gegeben hat, an das geglaubt wurde, und das daher möglich ist. Antikapitalismus hat seine Energien stets aus zwei Impulsen bezogen: dem Widerwillen gegen die dauerhafte Ungleichheit der Güterverteilung und dem Verdacht, dass nichtig, menschenunwürdig sei, was in diesem Wirtschaftssystem als Höchstes gilt. „Der Mensch ist zur Freiheit berufen, nicht zur Arbeit”, schreibt Straub und hofft, dass die wachsende Zahl der Unbeschäftigten zu einer Wiederentdeckung der Muße führen könnte. Liberale, die nicht glauben, dass wir geboren werden, um Unternehmer zu sein, werden hier ebenso lehrreich unterhalten wie all jene, die des Reformchorals und der Rettungsrezepte müde sind.
Eberhard Straub
Vom Nichtstun. Leben in einer Welt ohne Arbeit
wjs verlag. Berlin 2004.
136 Seiten, 16 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Eberhard Straubs "gelassene Streitschrift" kommt nach Ansicht des Rezensenten Jens Bisky "gerade zur rechten Zeit", wappne sie doch gegen Dutzende Momente rastloser Betriebsamkeit. Lebensstil und Werte der heutigen "Leistungsträger" hätten nach Straub die Verachtung aller Aristokraten und freien Geister der europäischen Kulturgeschichte gefunden. Gegen die Vergötzung ruheloser, abhängiger Arbeit setze Straub die Vorstellung selbstbestimmter, eigener Vervollkommnung gewidmeter Zeit. Bisky sieht bei Straubs Blick auf die Gegenwart zwei Perspektiven vereint, die des Aristokraten und die des Kulturkritikers. Ein Missverständnis wäre es für Bisky, Straubs Ausführungen als "humanistische Schreibtischphantasie" zu verstehen. So gehe es Straub, wenn er von der "Welt der Innerlichkeit", der "Gegenwelt der Einsamkeit und Ruhe" spreche, nicht um die Beschwörung der Idylle vergangener Tage. Vielmehr wolle er aufzuzeigen, dass daran geglaubt wurde und dass sie möglich ist.

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