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John Updike, der große Romancier der amerikanischen Gegenwartsliteratur und ewige Nobelpreisanwärter, präsentiert sich seinen deutschen Lesern von einer bislang unbekannten Seite: als Lyriker, dessen fünf Jahrzehnte um-fassendes Werk immer auch eine Auseinandersetzung mit dem Meer enthielt.
Schlicht, schnörkellos und demokratisch bieten John Updikes Gedichte ihre Schönheiten, ihre Erkenntnisse an: erotische, politische, stets überraschende Gedankenlyrik voll Grazie, Witz und Eleganz.

Produktbeschreibung
John Updike, der große Romancier der amerikanischen Gegenwartsliteratur und ewige Nobelpreisanwärter, präsentiert sich seinen deutschen Lesern von einer bislang unbekannten Seite: als Lyriker, dessen fünf Jahrzehnte um-fassendes Werk immer auch eine Auseinandersetzung mit dem Meer enthielt.

Schlicht, schnörkellos und demokratisch bieten John Updikes Gedichte ihre Schönheiten, ihre Erkenntnisse an: erotische, politische, stets überraschende Gedankenlyrik voll Grazie, Witz und Eleganz.
Autorenporträt
John Updike, geboren 1932 in Shillington/Pennsylvania; Kindheit in materieller Bedrücktheit; 1950 Stipendium zum Studium am Harvard College, Hauptfach Anglistik; Abschluss des Untergraduiertenstudiums 1954 mit summa cum laude. 1953 Heirat mit der Kunststudentin Mary Entwistle Pennington, mit ihr zusammen - nach dem Studium - ein Jahr an die Ruskin School of Drawing and Fine Art in Oxford/England. Rückkehr in die USA. 1955 - 57 fest angestellt beim Magazin 'The New Yorker', danach freier Mitarbeiter mit Veröffentlichung von Kurzgeschichten sowie einflussreicher literarischer Kritiken. 1957 Umzug nach Ipswich im neuenglischen Massachusetts. 1964 Vortragsreisen durch die UdSSR, Rumänien, Bulgarien und Tschechien. Seit 1964 Mitglied des National Institute of Arts and Letters. 1973 Fulbright-Lektor in Afrika. 1976 Mitglied der American Academy of Arts and Letters. Auszeichnungen: 1983 Lincoln Literary Award und Distinguished Pennsylvania Artist Award, 1988 St. Louis Literary Award, 1989 National Medal of Arts, 1991 Premio Scanno, 1993 Common Wealth Award und Conch Republic Prize for Literature, 1995 Commandeur de l'ordre des arts et des lettres und The Howells Medal from the Adademy of Arts and Letters. John Updike verstarb 2009.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 26.03.2005

Verbale Stilleben
Es spukt der Vers: Gertrude Steins "Zarte Knöpfe", neu übersetzt

A propos Einstein-Jahr: Was, außer der zeitlichen Nähe, verbindet die Relativitätstheorie mit Gertrude Steins Sprachexperimenten, als deren Essenz der schlanke, wunderbar unverständliche Band "Tender Buttons" von 1912 gilt? Ein uralter Limerick über die bemerkenswerte Familie Stein beantwortet die Frage bündig ex negativo (und unter Einschluß des Bildhauers Epstein): "There's a notable family named Stein: / There's Gertrude, there's Ep, and there's Ein. / Gert's writing is hazy, / Ep's statues are crazy, / And no one can understand Ein." Es darf vermutet werden, daß Volkes Stimme noch heute so ähnlich spricht - und denkt. Differenzierter sieht es die Lyrikerin Barbara König als neueste Übersetzerin der zugleich harten und zarten Knöpfe und Knospen Steins.

In ihrem geistreich sprachspielerischen Nachwort fragt auch sie nach dem Zusammenhang von "Albert Ein- und Gertrude Stein"; und sie entdeckt eine wesentliche Gemeinsamkeit der beiden in der Aufgabe des privilegierten Standpunktes, von dem aus Zeit und Raum objektiv meßbar erscheinen. Von hier öffnet sich der Blick fast zwangsläufig auf den epochalen Bruch mit der Zentralperspektive, den die Malerei der Moderne zur gleichen Zeit vollzieht. Sind nicht Picasso und seine kubistischen Gefährten im berühmten Pariser Salon der Geschwister Stein aus und ein gegangen? Gerade am traditionell unbewegten Gegenstand der Kunst, am Stilleben, zeigt sich, so König, wieviel neue Bewegung das Medium der Einsicht in die unbeherrschbare Ordnung der Dinge verdankt. Gertrude Steins "Knöpfe / Knospen" erweisen sich, so gesehen, völlig einleuchtend als verbale Stilleben, die ihrem Betrachter seine meditative Versenkung mit frischer Erlebnisfähigkeit lohnen.

Von Horaz bis zu Lessings Einspruch im "Laokoon" galten Malerei und Dichtung als verschwisterte Künste, die mit ihren Mitteln der Farbe und des Wortes Wirklichkeit abbilden. Aparterweise läßt sich Stein gerade bei ihrer Abkehr vom mimetischen Prinzip, also auf dem Weg zur abstrahierenden und multiplen Sicht der Dinge, von der bildenden Kunst anregen. Ihre Prosagedichte zersplittern die Perspektive und zielen auf ebenjene Simultaneität der Erfahrung, die Lessing der Wortkunst abgesprochen hat. Ihrer Entstehung nach sind "Tender Buttons" die Notate einer Spanien-Reise; das Glück sinnlicher Anschauung und Gegenwart blitzt bereits in den Titeln auf: eine Karaffe, bunte Hüte, ein blauer Mantel; dazu viel Eßbares: Orange, Artischocke, Spargel, Fisch. Dazwischen tauchen so merkwürdige Überschriften auf wie Ein Stück Kaffee, Dreck und nicht Kupfer, Ein bißchen von einem Becher. Das Vertraute wird destabilisiert.

Auf Schritt und Tritt strafen die Texte den Anschein von Ordnung Lügen, den ihre Titel und ihre säuberliche Verteilung auf die drei Kategorien Gegenstände - Speisen - Räume vorspiegeln. Ihre Länge schwankt zwischen drei Worten und dreizehn Seiten; die Zeichensetzung beschränkt sich auf Punkt und Komma. Der Bezug zum Titel ist jeweils höchst punktuell und verliert sich meist rasch, denn die Beschreibung des Objektes wird zum subjektiven Assoziationsstrom des Betrachters, der freilich an keiner Stelle selber ins Bild kommt. Rhythmik, Klangechos und Wortspiele dienen statt kausaler und zeitlicher Verknüpfungen als Bindemittel. In ihrer - aus der Sicht der Lebensgefährtin Alice B. Toklas geschriebenen - höchst lesbaren Autobiographie wird die Autorin später erklären, es sei ihr darum gegangen, das Innere der Dinge "wie von außen gesehen" darzustellen. Ein großer, fast anarchischer Freiheitswille spricht aus diesen Texten, die ihre Objekte aus der Verankerung im Logischen und Normalen lösen und in Fluß bringen, um sie im Fließen zu betrachten.

Dabei dreht die Autorin spürbar übermütig am semantischen Kaleidoskop. Eine adamitische, besser: evitische Lust, die Dinge der Welt neu zu benennen, spricht aus ihr: "Ein weißer vogel, ein buntes bergwerk, ein gemischtes orange, ein hund". Diese Aufzählung umkreist, aus einer gewissen Distanz, das Thema "Zucker" ebenso wie die folgende: "Ein wirrwarr, ein riesenwirrwarr, ein schweres würgen . . ." Hier wie auch sonst macht sich Stein sichtlich über den verwirrten Leser lustig und gibt ihm zugleich, mit Bezug auf den Buchtitel, zu verstehen: The teasing is tender, "das albern ist zart"; zärtlich im Umgang mit den Objekten, keineswegs roh aber auch dem Leser gegenüber, dessen Sinnsuche die Autorin so unermüdlich durchkreuzt. Neues Lesen und neues Sehen im Zeichen eines ständigen Gestaltwandels sind angesagt.

Die Worte aus der Knechtschaft von Sinn und Syntax befreien, die Künste vermischen, die alte Logik aushebeln, Simultaneität erzeugen: Das sind lauter Ziele, wie sie die Futuristen um dieselbe Zeit in ganz Europa lautstark verkündeten. Aber wie kammermusikalisch gedämpft sind die Steinschen Töne im Vergleich zu dem futuristischen Gedröhn, wie ironisch verspielt und wieviel radikaler in ihrer Abkehr vom Prinzip der Verständlichkeit! Hier, in diesem surrealen Wunderland des Wider-Sinns, spukt der Geist von Lewis Carrolls Alice, die von der Übersetzerin zu Recht als Schutzpatronin angerufen wird. Beredt preist Barbara Köhler die Freiheit einer Sprache, "die hier einmal nicht vorgeführt wird als beherrschte, dressierte, disziplinierte, als objekt von gewalt und bemächtigung". Dieser Hieb, wir ahnen es, gilt generell dem männlichen Logo-&-Phallo-Zentrismus, und er gilt ausdrücklich dem Joyceschen "Ulysses" ("fast jedes wort ein sorgfältig gedrechseltes babeltürmchen"). Aber wer einmal seinen Joyce neben Steins Endlosroman "The Making of Americans" gelegt hat, weiß, daß Gertrudes Würze eher in der Kürze liegt und daß auch eine gewisse, noch so anspruchsvolle Lesbarkeit nicht unbedingt zu verachten ist.

Wie aber übersetzt man das Unübersetzbare? Zur radikalen Offenheit der "Tender Buttons" trägt die abenteuerliche Bedeutungsvielfalt der englischen Wörter ebenso bei wie die mühelose Konvertierbarkeit der grammatischen Klassen: "das verb substanzt" (Köhler). Vielerlei Wortspiele liegen, nur verschwommen wahrnehmbar, unter der Oberfläche der Wortströmung, und tiefer drunten vermutet man manchmal einen lesbischen Subtext: "rub her coke": ,rubber coat'; versteckt sich darin coker-nut, ein Slang-Ausdruck für die weibliche Brust? Wie dem auch sei - wahre Übersetzung ist die Kunst des Unmöglichen. Anders als die verdienstvolle ältere Übertragung von Marie-Anne Stiebel tritt die neue, endlich zweisprachige Fassung mit Elan die Flucht nach vorne an: "Reib ihrn koks. Rubbel ihr kicks". Die Sinn-Freiheit der Vorlage beflügelt Köhlers sprachschöpferisches Talent; zum Ausgleich für soviel Unübertragbares hat sie ihren Text durch eine Fülle von Wort- und Klangspielen bereichert: "wähl das rechte ringsherum, stell die resonanz in rechnung, kräusle jeden kragen grün" oder: "Es gibt kein entzicken keine mathematücken". Sie scheut sich nicht, einen Begriff durch zwei wiederzugeben, wo sie Mehrdeutigkeit vermutet: A plain: Eben ebne; an eye: aug und öhr.

Stellenweise lesen sich Barbara Köhlers "Knöpfe" nicht nur lustiger als das Original, sondern auch vertrackter. So lautet ihr deutscher Titel, weit paradoxer noch als der englische, "Zarte knöpft", da "buttons" theoretisch auch eine Verbform sein könnte. Über den Sinngewinn mag mancher Leser lange rätseln. Die Überschrift des ersten Stücks "A Carafe, that is a Blind Glass", die man als verkappte Poetik des Ganzen lesen darf, erscheint als "Eine Karaffe, die ein Widerspiegel ist". Im englischen Titel klingt mit großer Wahrscheinlichkeit die Absage an das alte mimetische oder widerspiegelnde Prinzip der Kunst an; Köhles Fassung hebt diese Pointe auf, es sei denn, man liest Widerspiegel als Anti-Spiegel. Das wäre Gertrude Stein in der Potenz, der Widersinn und seine Aufhebung in einem. Mit Stein/Köhler zu sprechen: "Entfalten ist der unterschied, differenz sprüht." Oder: "Was wäre die sprache die jeder kerl kapiert."

Als leichtverdaulicher Nachtisch zum Lese-Futter der "Knöpfe" sei ein neues Heft der schönen Friedenauer Presse-Drucke empfohlen, das Steins kurze, gemeinverständliche Essays über das liebe Geld versammelt. Sie, die Geldsorgen nur vom Hörensagen kannte, macht sich hier einigermaßen frivole Gedanken über die Berufsarbeitslosen und über den Sozialismus ("Es ist leicht die Reichen loszuwerden aber es ist nicht leicht die Armen loszuwerden") und erhofft für unser 21. Jahrhundert, wenn die unberührte Natur verbraucht und jeder überall gewesen sei, eine Rückkehr zum individuellen Leben. Die Botschaft eignet sich als Fußnote zum Thema Avantgarde und Utopie.

Gertrude Stein: "Zarte knöpft". Englisch/deutsch. Übertragung und Essay von Barbara Köhler. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2004. 156 S., geb., 19,80 [Euro].

Gertrude Stein: "Geld". Aus dem Amerikanischen übersetzt von Michael Mundhenk. Mit Magischen Quadraten geliefert von Friedrich Meckseper. Friedenauer Presse, Berlin 2004. 24 S., br., 9,50 [Euro].

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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

"Ein "stimmiges und anregendes" John-Updike-Bild haben diese 43 "maritimen" Gedichte aus fünf Jahrzehnten für Rezensent Tobias Döring ergeben. Den "Großmeister der amerikanischen Mittelklasse" sieht er darin "als souveränen Navigator weitgehend unfallfrei durch alle Meeresengen der Erlebnislyrik" steuern. Der Rezensent freut sich besonders an der "geradezu binnenländischen" Trockenheit dieser Meeresgedichte. Die Gnadenlosigkeit, mit der Updike Meer und Brandung "das stimmungsvolle Sehen" austreibt, erinnert den Rezensenten in den besten Texten des Bandes sogar "durchaus" an Heinrich Heine. Döring ortet in dem Band allerdings auch "allerhand Süßwasserpoesie" und wundert sich ein wenig, dass sogar "Wasserbetten besungen" werden. Für größte Irritation sorgt der längste Text des Bandes, der für Dörings Nase nach puritanischer, "sprachlich angestrengter Ekstase" riecht. Gerne hat er dagegen ein paar in der Sammlung enthaltene, klassische Übersetzungen bekannter Gedichte von Heinrich-Maria Ledig-Rowohlt wieder gelesen. Auch die Aufmachung des Bandes findet Döring "angenehm", die CD mit einer "eigens aufgenommenen Autorenlesung" einiger Gedichte wird ebenfalls freudig angehört.

© Perlentaucher Medien GmbH"