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Olivia verlässt ihren Mann und kehrt mit den Kindern zurück auf den Landsitz ihrer Mutter, mit der sie einst gebrochen hatte, weil diese gegen ihre Ehe war. Olivias unerwartete Rückkehr fällt zusammen mit den festlichen Vorbereitungen zur Ankunft ihres Bruders Marcus, dessen Frau Sophie soeben ein Kind zur Welt gebracht hat. Doch als die beiden eintreffen, kommt alles anders als erwartet. Ein tragischer Todesfall wird zum Auslöser für eine Reihe von makabren Zwischenfällen, bei denen die lange verdrängten Geheimnisse der Familie auf schmerzhafte Weise offenbar werden ... Julia Leighs brillant…mehr

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Produktbeschreibung
Olivia verlässt ihren Mann und kehrt mit den Kindern zurück auf den Landsitz ihrer Mutter, mit der sie einst gebrochen hatte, weil diese gegen ihre Ehe war. Olivias unerwartete Rückkehr fällt zusammen mit den festlichen Vorbereitungen zur Ankunft ihres Bruders Marcus, dessen Frau Sophie soeben ein Kind zur Welt gebracht hat. Doch als die beiden eintreffen, kommt alles anders als erwartet. Ein tragischer Todesfall wird zum Auslöser für eine Reihe von makabren Zwischenfällen, bei denen die lange verdrängten Geheimnisse der Familie auf schmerzhafte Weise offenbar werden ... Julia Leighs brillant erzähltes, eindringliches Buch handelt von Liebe und Verlust, von enttäuschten Träumen und dem Mut, diese zu überwinden. Der Leser findet sich in einer Welt zwischen morbidem Wahnsinn und naiver Gewalt wieder, einer Welt, die auf den ersten Blick unendlich weit weg zu sein scheint uns aber doch seltsam nah ist.
Autorenporträt
Julia Leigh wurde 1970 in Sydney geboren, wo sie nach ihrem Schulabschluss Kunstgeschichte und Jura studierte. Obwohl sie als Anwältin am Supreme Court zugelassen wurde, entschied sie sich dafür, Schriftstellerin zu werden. Nach längeren Aufenthalten in Paris und New York lebt Julia Leigh derzeit wieder in Sydney.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Wie sich aus Leid und Schrecken mit kühler Distanz Kunst machen lässt, hat Sandra Kerschbaumer in dieser Novelle von Julia Leigh bewundern können. Die spannende Familiengeschichte dreier Generationen, die sich auf einem französischen Landsitz ein Stelldichein geben, hat für Kerschbaumer von Beginn an etwas Irritierendes und Bedrohliches. Es geht um Verletzungen und Deformationen innerhalb der Familie, das merkt die Rezensentin rasch an der von Leigh geschaffenen Atmosphäre. Wenn Leigh die düsteren Erwartungen der Rezensentin noch übertrifft (tote Babys im Kühlschrank!), ist Kerschbaumer allerdings kaum erschüttert. Etwas zu formbewusst und genau, soll das wohl heißen, nutzt die Autorin das Unerhörte, um Schrecken zu erzeugen.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 26.03.2010

Picknick mit einem toten Kind
Julia Leigh hat in ihrem Roman viel damit zu tun, Schrecken in Literatur zu wandeln

Die Novelle von Julia Leigh hat einen verwunschenen, von alten und abweisenden Mauern umgebenen Schauplatz. Drei weitgereiste Protagonisten, die "Frau", der "Junge" und das "Mädchen" genannt, müssen sich zu diesem schauerromantischen Ort erst einmal Zutritt verschaffen. Der Junge wirft sich gegen eine hinter Ranken verborgene Eichentür, bis sein Hemd zerrissen und blutverschmiert ist. Als seine Mutter und Schwester schon verzagt sind, öffnet sich das Tor und gibt den Blick auf weit vor ihnen liegende Parkanlagen und ein düsteres Schloss frei. "An diesem Morgen war der Himmel ein Trost, grenzenlos und weiß durchsetzt das Blau." Sie treten ein und befinden sich inmitten einer vergangenen Pracht, die den Hintergrund für ein klassisches Familientableau bildet.

Die australische Autorin führt drei Generationen in den Gärten und hohen Sälen zusammen: Die Frau kehrt mit ihren beiden Kindern zu ihrer Mutter zurück, der distinguierten Herrin des französischen Landsitzes. Sie sucht Schutz vor einem gewalttätigen Ehemann, dessen Brutalität Knochenbrüche hinterlassen hat und in groben Äußerungen der Kinder nachklingt. Wegen der Verbindung mit diesem Mann hatten sich Mutter und Tochter einst voneinander losgesagt. Nun erwarten sie gemeinsam die Ankunft des Bruders Marcus, dessen Frau im Krankenhaus ein Kind bekommt und die erste Zeit nach der Geburt auf dem Familiensitz verbringen möchte. Julia Leigh macht mit kühler Distanz den Zustand der einzelnen Figuren und die Schwingungen zwischen ihnen sichtbar. Sie alle weisen Verletzungen oder Deformationen auf, die sich auch in ihrer Umgebung spiegeln. Die Gärtner haben eine Reihe giftiger Eiben zu "Zylinderhüten, Eiswaffeln und Hanteln" zurechtgeschnitten.

Von Beginn an erzeugt Julia Leigh in ihrem Buch eine Atmosphäre der Irritation und der latenten Bedrohung. Aber sie übersteigt die Erwartungen an ein schattenreiches Familienporträt, als Marcus und seine Frau Sophie aus der Klinik ein totes Kind mit nach Hause bringen. Es entspricht der derzeitigen gesellschaftlichen Realität, dass Eltern totgeborener Kinder sich diesen zuwenden, sie baden und kleiden können, ehe sie sich von ihnen verabschieden. Man sagt, der Verlust sei so besser zu verkraften. In der Novelle tritt diese Wirkung nicht ein. Die verstörte Sophie kann ihre Liebe nicht zurücknehmen, die kleine Alice nicht gehen lassen. Der Text zeigt sie beim Picknick mit dem toten Kind, sie spricht mit ihm, füttert es bei Tisch und verweigert eine Beerdigung. Erstaunlicherweise löst die unerhörte Begebenheit beim Leser kaum Erschütterung aus. Denn die Autorin benutzt sie, um ihrem Buch etwas Horribles zu geben, Schock und Schrecken zu erzeugen. So wird im Kühlschrank der Schlossküche ein Fach mit Satin ausgekleidet, um den Säugling dort über Nacht zu lagern, zum Grausen derer, die das Gerät ahnungslos öffnen. Als der Körper sich trotz allem langsam aufzulösen beginnt, nutzt Julia Leigh ihre präzise Sprache, um die ausgefallenen Haarbüschel auf dem Kaschmirpullover der Mutter zu beschreiben. Es ist die gleiche Präzision, mit der sie sonst das Interieur des Schlosses und die Üppigkeit des Rosengartens schildert.

Julia Leigh ist seit ihrem ersten, vor zehn Jahren erschienenen Roman "Der Jäger" bekannt für ihr hohes Formbewusstsein. Sie versteht es, die Handlung aufs Äußerste zu konzentrieren und die zwei Erzählstränge über das Motiv der Mutterschaft eng miteinander zu verbinden. So wie Sophie sich lösen muss, um fortexistieren zu können, muss die geschundene Ehefrau erst die absolute Bindung an ihre Kinder erfahren, um wieder ins Leben zu finden. Ihre Liebe deutet sich in Gesten und Blicken an, bevor sie in einer dramatischen Szene am See des Schlosses auf die Probe gestellt wird. In dieser Szene, in der wir Mutter und Kinder verzweifelt im Wasser sehen, zeigt die Autorin, dass sie das Abseitige und Abgründige sucht, aber mit Sentimentalitäten auch die konventionelle Gefühlswelt bedient. Den schaurigen Anteilen des Textes entspricht ein dichtes Netz von Andeutungen und Vorahnungen, die den Leser während der gesamten Lektüre unter Spannung halten: Das Schreckliche kann auf der nächsten Seite passieren.

"Es war jene Zeit des Tages, in der das letzte Licht vom Himmel absorbiert wurde, die Dunkelheit sich langsam über alles legte und die Wipfel der Bäume in sternwärts gerichtete Eisenpfeile verwandelte." Bei Julia Leigh verweisen fast alle äußeren Darstellungen auf Emotionen der Figuren, die sich nur an wenigen Stellen direkt und eruptiv entladen. Meist werden sie von der kühlen Erzählerin kontrolliert. Besonders der Himmel dient immer wieder als Reflektor der Gefühle. "Ein langer dunkler Schattenriss am Himmel wurde zu einer Wolkenbank. Die Frau beugte sich über das kleine Grab." Die Autorin überfordert sich allerdings und verlässt ihr Niveau, sobald sie versucht, die Natur auch metaphysisch aufzuladen. Sie hat genug damit zu tun, aus Leid und Schrecken Kunst zu machen.

SANDRA KERSCHBAUMER

Julia Leigh: "Unruhe". Roman. Aus dem Englischen von Marica Bodrozic. Verlagsbuchhandlung Liebeskind, München 2009. 128 S., geb., 14,90 [Euro].

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