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Der opulent ausgestattete Band entführt den Leser in die versunkene Welt der alten Kaiserstadt an der Moldau: Er verarbeitet über dreihundert historische Fotografien und zahlreiche unbekannte Schriftzeugnisse zu einem faszinierenden Bild der Prager Kaffeehäuser, Restaurants, Varietebühnen und Nachtlokale in den letzten Jahren der Donaumonarchie und in der Zwischenkriegszeit.

Produktbeschreibung
Der opulent ausgestattete Band entführt den Leser in die versunkene Welt der alten Kaiserstadt an der Moldau: Er verarbeitet über dreihundert historische Fotografien und zahlreiche unbekannte Schriftzeugnisse zu einem faszinierenden Bild der Prager Kaffeehäuser, Restaurants, Varietebühnen und Nachtlokale in den letzten Jahren der Donaumonarchie und in der Zwischenkriegszeit.
Autorenporträt
Hartmut Binder, geb. 1937 in Schwäbisch Hall studierte an der Universität Tübingen Germanistik und evangelische Theologie. Er ist seit 1973 Professor für Deutsche Literatur an der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg. Er veröffentlichte Bücher und Aufsätze zu Kafka, Rilke, Urzidil, Werfel und anderen. Seine Komentare zu den Romanen und Erzählungen Kafkas sowie das von ihn herausgegebene "Kafka-Handbuch" gelten als Standardwerke der Forschung.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 12.12.2000

Bitte einmal Tinte mit Milch und Zucker
Hartmut Binder über die Prager Cafés / Von Hanns Zischler

Als der "Caféhausliterat" Anton Kuh 1938 auf dem Wiener Westbahnhof den Zug ins Exil bestieg, wurde er von den zurückbleibenden Freunden gefragt, was er denn um Gottes Willen in Amerika anstellen wolle. "Schnorrer braucht man überall!" rief Kuh und entschwand. Das war der pointierte Nachruf auf die Wiener und die Prager Caféhauskultur. Beide Länder wurden annektiert, und die Caféhausbesucher waren die ersten, die vor den Knobelbechern flohen. Anton Kuh war in Prag kein Unbekannter, obzwar er zur ,Fraktion' von Karl Kraus zählte, der mit den deutschprager Schriftstellern in einer Dauerfehde lag.

Wie nachhaltig die Prager Caféhäuser den ,commerce' der Kultur, die ästhetischen Debatten, nationalistischen Polemiken und Geschmackspräferenzen beförderten, kann man in dem opulent ausgestatten Band des Kafka- und Pragforschers Hartmut Binder nachlesen. Neben großformatigen Abbildungen - Binder verwendet nur historische Dokumente - tauchen in den Marginalspalten beredte Fundstücke auf: Edison in Prag 1911, zweisprachige Caféhausannoncen (ähnlich den bilingualen Kinoprogrammen), Karikaturen "großer" Kellner wie Pollok, Salda und Erhard; oder der Garderobier Hahn, der gegen Ende des Ersten Weltkriegs den unsterblichen Kalauer riskierte: "Kennen Sie den Unterschied zwischen Italien und Österreich? - Über Italien lacht ein ewig blauer Himmel, und über Österreich lacht die ganze Welt!"

Die Geräumigkeit und die (gelegentlich zerschlissene) Pracht der Einrichtungen ist überwältigend - heute können wir sie nur noch an wenigen Orten, wie der großen, pariserischen "Kavarna" des ehemaligen "Repräsentationshauses" nächst dem Pulverturm bewundern. Diese Räume erzählen von der exklusiven Offenheit und Öffentlichkeit dieser verschwundenen Welt, deren Viktualien Kaffee, Tinte und Druckerschwärze waren. Binder gelingt es, das Kontinuum der Vielfalt vor uns aufzuschlagen - so erscheinen diese Caféhäuser und Cabarets und Bordelle wie ein Theater, das immer neue Guckkastenbühnen hervorzaubert: mit wechselndem Dekor, somnambul oder noktambul, betrieben von emsigen Statisten und wachen Inspizienten und grundiert von einem Fließtext, der unvorhersehbar sich zu Literatur, Strichzeichnung oder Melodie verdichtete. Die Schriftsteller, Künstler und Habitués hatten darin den ihnen zugewiesenen Platz und Rang für lärmende Auftritte - und Abgänge. Staunend und ein wenig sehnsüchtig sehen wir auf diese ferne Prager Welt zurück, und fast geht es uns wie Kafka, der einmal eine schöne Stunde in der "Gartenlaube" von 1863 geblättert hatte und zu seiner Verwunderung eines "alten, ans Herz gehenden, wartenden Deutschland" gewahr wurde.

Hartmut Binder: "Wo Kafka und seine Freunde zu Gast waren". Prager Kaffehäuser und Vergnügungsstätten in historischen Bilddokumenten. Vitalis Verlag, Furth im Wald 2000. 262 Seiten, zahlr. Abb., geb., 49,80 DM.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

"Hanns Zischler erzählt mit leicht gespreiztem Ton ein paar Geschichten aus der untergegangenen Welt der Prager Caféhaus-Kultur. Allerdings wird nicht klar, ob sie nun aus Binders "opulent ausgestattetem" Buch stammen, oder aus der Wissensschatz unseres gebildeten Rezensenten. Doch Zischlers Ausführungen ist zumindest zu entnehmen, dass es diesem Buch gelingt, "das Kontinuum der Vielfalt", das diese Welt besaß, "vor uns aufzuschlagen". Neben großformatigen Abbildungen, die allesamt "historische Dokumente" seien, teilt uns Herr Zischler weiter mit, würden "in den Marginalspalten beredte Fundstücke" auftauchen. Was darunter zu verstehen ist? "Edison in Prag, 1911, zweispaltige Caféhausannonce". Aber auch Karikaturen bedeutender Kellner sind in dem Buch zu finden.

© Perlentaucher Medien GmbH"