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Produktdetails
  • Edition Rasch und Röhring
  • Verlag: Tecklenborg
  • Seitenzahl: 127
  • Abmessung: 285mm
  • Gewicht: 848g
  • ISBN-13: 9783934427228
  • ISBN-10: 3934427227
  • Artikelnr.: 10735743
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 19.12.2002

Die schönste
Gegend der Welt
Der weit gereiste und weltkundige Alexander von Humboldt ernannte nach einem Aufenthalt während des Winters 1797/98 in Bayerns Südostecke das Land um Berchtesgaden zur schönsten Weltgegend neben Konstantinopel und Neapel. Dieses Urteil bestätigt Hubert Zierl, der als Leiter der Nationalparkverwaltung von 1978 bis 2001 hier „Festspiele der Natur” erlebte. Er beschreibt sie in einem an Informationen und prächtigen Fotos überaus reichen Buch mit dem schlichten Titel „Berchtesgadener Land”.
Forstmann Zierl hat seine Doktorarbeit über Waldbaukonzepte für Hochlagen im Bayerischen Wald verfasst und in der dortigen Nationalparkverwaltung gearbeitet, ehe er nach Berchtesgaden kam. Als bekennender Freund der Wildnis schildert er die geologische Dramatik, mit der Gebirgsmassive wie der Watzmann entstanden sind, sowie die Klimaextreme und ihre ökologischen Folgen bis hin zur Heilwirkung auf den Kurgast.
Zierl erklärt die Prägung der Kulturlandschaft um Berchtesgaden, Bad Reichenhall, Marktschellenberg und Ramsau aus dem Leben der Bauern und dem Streit der Landesherren um das Recht zum Abbau des einst so kostbaren Salzes. Er beschreibt die heimische Tier- und Pflanzenwelt vom ersten „Pflanzenschonbezirk” 1910 bis zum 21 000 Hektar großen Nationalpark von 1978. Dieser genießt international höchstes Ansehen, wurde aber von der eingesessenen Land- und Forstwirtschaft bis in die neunziger Jahre als „Brutstätte des Borkenkäfers” und Hindernis für die wirtschaftliche Entwicklung angefeindet.
Ganz anders schätzten Alpenbegeisterte, die seit 1888 mit der Bahn anreisen konnten, Wanderer, Bergsteiger und Skiläufer, die Herausforderung der Landschaft. Romantische Maler wie Ludwig Richter und Caspar David Friedrich wurden einst vom ästhetischen Zauber der erhaltenen Wildnis angelockt, spätere Künstler vom Reiz wieder entstehender unberührter Natur.
Heute ist der Nationalpark, der auf 240 Kilometer Wegen durchwandert werden kann, ein großer Erfolg. Auch Einheimische sagen jetzt „unser Nationalpark”. Zierl hat daran ein großes Verdienst. Geduldig hat er geworben. Das ist im Buch noch zu spüren, wenn er das Brauchtum, Wanderwege, Traditionen oder Wallfahrten schildert. Er hat aber auch die Freunde technischer Kultur nicht vergessen und führt zur letzten Kugelmühle und zu der 1817 gebauten Solepumpe, damals die „größte Kunstmaschine der Welt”.
Die zum Teil wahrhaft spektakulären Illustrationen stammen von vierzehn Fotografen. Sie zeigen das Berchtesgadener Land und seine Bergwelt zum Teil aus Perspektiven, die der durchschnittliche Wanderer nicht erreicht.
Christian Schütze
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 21.08.2003

Fünfundzwanzig Jahre

Schade, daß dieser Band über das Berchtesgadener Land den Untertitel "Festspiele der Natur" trägt. Die Anleihe beim Jargon des modernen Freizeitmarketings läßt Postkartenbilder mit Texten im Animatorenton erwarten; dabei ist die Sorge unberechtigt. Hubert Zierl, der Autor, weiß sehr gut, daß die Natur keine Festspiele veranstaltet, er weiß es schon deshalb, weil er zwanzig Jahre lang Leiter des Nationalparks Berchtesgaden war und dabei gegen ein verklärendes, einseitig auf den Menschen bezogenes Naturbild zu Felde ziehen mußte. Deshalb ist der umfangreiche Textteil nicht von Werbeprosa, sondern von informativen Beiträgen bestimmt. Das wichtigste Kapitel widmet sich der Entwicklung der Landschaft. In knappestmöglicher Form und in leichtverständlicher Sprache wird dem Leser verdeutlicht, wie sehr forstlicher Raubbau und Hofjagd die Natur rund um den Watzmann in den vergangenen Jahrhunderten verändert haben - und wie weit der Weg zurück zu jener Wildnis ist, die die Nationalparkverwaltung vor nunmehr fünfundzwanzig Jahren zu ihrem Leitbild machte. Postkartenfotos enthält der Band ebenfalls nicht, zumindest nicht durchgehend. Statt bloß erhabene Gipfel und romantische Szenerien zeigen die von verschiedenen Fotografen stammenden Bilder die Natur- und Kulturlandschaft des ehemaligen Klosterstaates in all ihren Facetten, selbst aus ungewöhnlichen Perspektiven aufgenommen und mit düsterer Anmutung. Trotz aller Konzentration auf die Naturseite kommen auch Architektur, Kunst und Brauchtumspflege nicht zu kurz. Wundern muß man sich über die Gestaltung des Einbands. Hoffnungslos bunt, läßt auch er jenen romantisch-kitschigen Blick auf den abgelegensten Landstrich Bayerns befürchten, gegen den sich der Autor so erfolgreich zur Wehr setzt.

fitz

"Berchtesgadener Land - Festspiele der Natur" von Hubert Zierl. Erschienen in der Edition Rasch & Röhring. Tecklenborg Verlag, Steinfurt 2002. 128 Seiten, 200 Abbildungen. Gebunden. 24,50 Euro. ISBN 3-934427-22-7.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Rezensent "fitz" hat einiges zu tun, um dem Buch zu seinem Recht zu verhelfen, denn sowohl der großspurige Untertitel als auch die Gestaltung des Einbandes ließen ihn zunächst Böses ("Jargon des modernen Freizeitmarketing") vermuten. Doch im Innern fand "fitz" das Buch von informativen Beiträgen bestimmt. In knappestmöglicher Form und in leichtverständlicher Sprache werde dem Leser verdeutlicht, wie sehr forstlicher Raubbau beispielsweise die Natur um den Watzmann verändert habe. Auch die Fotos werden dem Rezensentenanspruch gerecht: von verschiedenen Fotografen stammende Bilder einer Natur- und Kulturlandschaft, in denen er auch Architektur, Kunst und Brauchtumspflege berücksichtigt fand.

© Perlentaucher Medien GmbH