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Kann es eine allein auf das Individuum gegründete Ethik geben, eine Ethik, die noch dazu nur gelebt wird? Das Leben des Wiener Philosophen Ludwig Wittgenstein (1889 bis 1951) scheint diese Frage zu bejahen. Der Autor stellt vor dem Hintergrund der Zeitereignisse das Leben eines Menschen dar, der als Philosoph seine Studenten in den Bann zog, der als Lehrer, Architekt und Laborassistent arbeitete, der versuchte, als Mönch zu leben und Gärtnergehilfe wurde, und der sich mit künstlerischen Fragen gleichermaßen wie mit ingenieurtechnischen oder psychologischen Problemen beschäftigte.

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Produktbeschreibung
Kann es eine allein auf das Individuum gegründete Ethik geben, eine Ethik, die noch dazu nur gelebt wird? Das Leben des Wiener Philosophen Ludwig Wittgenstein (1889 bis 1951) scheint diese Frage zu bejahen. Der Autor stellt vor dem Hintergrund der Zeitereignisse das Leben eines Menschen dar, der als Philosoph seine Studenten in den Bann zog, der als Lehrer, Architekt und Laborassistent arbeitete, der versuchte, als Mönch zu leben und Gärtnergehilfe wurde, und der sich mit künstlerischen Fragen gleichermaßen wie mit ingenieurtechnischen oder psychologischen Problemen beschäftigte.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 11.02.2003

Pfeif mir das Lied vom guten Leben
Mathias Iven rekonstruiert Wittgensteins Ethik
Wenn man ihn richtig verstehen wolle. schrieb der junge Wittgenstein einmal, müsse man nur Einleitung und Schluss seiner „Logisch- Philosophischen Abhandlung” genau lesen. Generationen von Philosophen haben dies getan – und stets mit etwa demselben Erfolg: Es verschlug ihnen letztlich die Worte. Denn: Wovon man nicht reden könne, darüber müsse man schweigen, heißt es an jenen Randstellen des Textes, dazwischen finde der Leser allenfalls Erläuterungen zu dieser tief-oberflächlichen Einsicht. Und wie um die Verwirrung komplett zu machen, äußerte Wittgenstein, dass in diesem Satz der ethische, aber ungeschriebene und – weil eben der ethische – erst gar nicht zu schreibende Teil des Buches enthalten sei.
Was für den Traktat gilt, kann man auch zu Ivens Buch über die „gelebte Ethik” Wittgensteins sagen: Man lese am besten den Anfang und den Schluss. Am Anfang verweist der Autor darauf, dass jede Ethik für den Begründer der Sprachphilosophie letztlich unaussprechlich bleibe und nur als gelebte sich verwirklichen könne, am Schluss zieht der daraus die Konsequenz, dass die Vermittlung von Ethik weniger in der Formulierung von Maximen oder Imperativen bestehe, sondern in der Erziehung zur Verantwortung. Dies ist in der Tat ein mit Wittgenstein fast deckungsgleiches Ergebnis.
Die dazwischenliegenden, mehrhundertseitigen Ausführungen Ivens erläutern diesen Gedanken auf eine erheblich einfachere und fasslichere Art als Wittgensteins zerklüftete Gedanken zur Logik. Iven analysiert einerseits Schlüsselszenen im Leben Wittgensteins. Andererseits unternimmt er eine ertragreiche Lektüre der wenigen expliziten Stellen zur Ethik im philosophischen Werk Wittgensteins.
Ivens Untersuchungen bestätigen den Eindruck, dass man aus dem wenigen, was Wittgenstein explizit zur Ethik sagt, kaum eine ethische Theorie wird ableiten können. Iven versucht nicht, das Unsagbare des Ethischen auszusprechen oder es, wie Wittgensteins Freund Ramsey einmal ironisch formulierte, gar zu pfeifen. Besonders der späte Wittgenstein scheint – trotz seines unübersehbaren ethischen Rigorismus in Bezug auf die persönliche Lebensführung – philosophisch stärker einer ethnologischen Betrachtungsweise der Philosophie geneigt zu haben. Aus einer solchen Haltung folgt am Ende ein ethischer Relativismus, dem ein ethischer Absolutismus der individuellen Lebensführung recht unvermittelt gegenübersteht.
Solche Schroffheit wird manchen Leser des Wittgensteinschen Werkes irritieren. Doch spürt der Leser, dass Iven dem Prinzip Verantwortung im Sinne der persönlichen Rechtschaffenheit mit jener Sympathie begegnet, die er für die Persönlichkeit Wittgensteins insgesamt zu empfinden scheint. Er wendet es auch in seiner Arbeit an, indem er alle nur erdenklichen philosophischen Bezugsquellen Wittgensteins aufspürt und ausgiebig aus der mittlerweile sehr umfänglichen Sekundärliteratur zum Thema zitiert.
Im deutschen Sprachraum findet sich keine materialreichere und tiefschürfendere Darstellung zu diesem Thema, das nicht nur für die Wittgenstein-Forschung immer noch rätselhaft ist, sondern eine Herausforderung für jede ethische Theoriebildung.
MATTHIAS KROSS
MATHIAS IVEN: „Wenn etwas Gut ist so ist es auch Göttlich.” Die Ethik im Leben Ludwig Wittgensteins. Schibri Verlag Berlin, 2002. 548 Seiten, 29,80 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Mathias Ivens Rekonstruktion von Wittgensteins Ethik hat Rezensent Matthias Kross rundum überzeugt. Wie Kross ausführt, verweist Ivens darauf, dass jede Ethik für Wittgenstein letztlich unaussprechlich bleibe und nur als gelebte sich verwirklichen könne. Daraus ziehe er die Konsequenz, dass die Vermittlung von Ethik weniger in der Formulierung von Maximen oder Imperativen bestehe, sondern in der Erziehung zur Verantwortung. "Dies ist", erklärt Kross, "in der Tat ein mit Wittgenstein fast deckungsgleiches Ergebnis." Allerdings gelingt es Ivens nach Ansicht des Rezensenten, diesen Gedanken auf eine "erheblich einfachere und fasslichere Art" zu erläutern als Wittgenstein selbst. Dazu analysiere Iven einerseits Schlüsselszenen im Leben Wittgensteins und unternehme andererseits eine ertragreiche Lektüre der wenigen expliziten Stellen zur Ethik im philosophischen Werk Wittgensteins, lobt Kross. "Im deutschen Sprachraum", resümiert der Rezensent, "findet sich keine materialreichere und tiefschürfendere Darstellung zu diesem Thema, das nicht nur für die Wittgenstein-Forschung immer noch rätselhaft ist, sondern eine Herausforderung für jede ethische Theoriebildung."

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