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Nach jahrelangem Experimentieren gelingt es Ellery Pierce, eine künstliche Frau zu konstruieren, die absolut lebensecht wirkt. Phyllis ist für ihn die perfekte Ehefrau, die ihm jeden Wunsch erfüllt, in der Küche wie im Schlafzimmer. Unglücklicherweise hat er es beim Entwurf zu gut gemeint, denn die Roboterfrau verläßt ihn, um in Hollywood Karriere zu machen. Während die schöne, abgeklärte und äußerst lernfähige Phyllis den American Dream auslebt, geht es mit ihrem Schöpfer abwärts. Doch die künstliche Frau weiß, was sie will: die erste Präsidentin der Vereinigten Staaten werden."Abenteuer…mehr

Produktbeschreibung
Nach jahrelangem Experimentieren gelingt es Ellery Pierce, eine künstliche Frau zu konstruieren, die absolut lebensecht wirkt. Phyllis ist für ihn die perfekte Ehefrau, die ihm jeden Wunsch erfüllt, in der Küche wie im Schlafzimmer. Unglücklicherweise hat er es beim Entwurf zu gut gemeint, denn die Roboterfrau verläßt ihn, um in Hollywood Karriere zu machen. Während die schöne, abgeklärte und äußerst lernfähige Phyllis den American Dream auslebt, geht es mit ihrem Schöpfer abwärts. Doch die künstliche Frau weiß, was sie will: die erste Präsidentin der Vereinigten Staaten werden."Abenteuer einer künstlichen Frau"ist die beißend komische Satire auf eine Welt, von der die Männer immer noch glauben, sie hätten sie unter Kontrolle.
Autorenporträt
Thomas Berger wurde 1924 in Ohio, USA, geboren. Seine Westernparodie 'Little Big Man' wurde mit mehreren Preisen ausgezeichnet.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 13.04.2006

Zum Bausätzestaunen
Roboterliebe: Thomas Bergers Kunstfrau ist kein Kunststück

Der Langeweile entstammen die größten Werke. Aus elender Einsamkeit, wie ein tumber Frauenfeind es nicht besser verdient hat, schnitzte sich einst Pygmalion sein Traumweib zurecht, und es ging ihm gut von der Hand. Augenblicklich loderte Begierde in ihm auf, herzte der alte Knöterich das Konterfei so selig entrückt, daß Venus ein Einsehen hatte. Sie erweckte die Statue zum Leben. Wie schön, wie perfekt die elfenbeinerne Jungfrau wirklich war, ob eher Elfe oder Elefant, bleibt ungewiß, sehen wir sie bei Ovid doch allein mit den Augen ihres Meisters. Gleichwohl trat sie einen unvergleichlichen Siegeszug durch alle Epochen und Künste an, von der Malerei über Literatur, Tanz und Theater bis zum Film. Dort tummeln sich heute die Golems und Homunculi, Cyborgs und Androiden. Wer sich mit dem Mythos einläßt, stemmt schwere Gewichte.

Vor einem Jahrzehnt hat sich Richard Powers mit der kybernetischen Romanvariante "Galatea 2.2" sehr passabel geschlagen. Die jüngste Reformulierung stammt von dem amerikanischen Schriftsteller Thomas Berger und nennt sich schlicht "Abenteuer einer künstlichen Frau" (im Original 2004). Berger, geboren 1924, hat über zwanzig Romane veröffentlicht, die mit Ausnahme des von Arthur Penn verfilmten "Little Big Man" (1964) hierzulande weitgehend unbekannt sind. Das weckte den missionarischen Eifer des umtriebigen Berliner Tropen Verlags. Nur hat man ausgerechnet Bergers wenig geglücktes Seniorenstück ausgewählt. Sticht an den früheren Werken der wilde Witz hervor, liefert Berger hier eine müde Aufreihung von Standardsituationen, denen die satirische Intention in grellster Farbe aufgepinselt ist. Daran kann auch die einwandfreie Übersetzung durch Bernhard Robben oder das jubelnde Nachwort von Jonathan Lethem nichts ändern.

Mit dem ersten Satz bereits ist der Pygmalion-Plot ausagiert: "Da er keine echte Frau fand, mit der ihn mehr als nur eine flüchtige Beziehung verband, beschloß Ellery Pierce, Techniker einer Firma zur Herstellung animatronischer Geschöpfe für Filmstudios und Vergnügungsparks, sich selbst eine zu bauen." Kaum beschlossen, schon geschehen: Die Animation selbst ist im Gegensatz zu den blasphemisch-alchimistischen Erweckungsakten im Frankenstein-Kosmos kaum der Erwähnung wert.

Anders als etwa Powers ist Berger auch an programmiertechnischen Fragen nicht interessiert: In kürzester Zeit macht die ärmliche Sprachkompetenz des Roboters, ein "Bestand von mehreren Dutzend programmierten Redewendungen", wundersame Fortschritte. Schnell kollidieren auch die mechatronischen Einlassungen des Erzählers - das Heizsystem, die künstliche Haut, der Batteriebetrieb - mit einer befremdlich eigenständigen Intelligenz (ex nihilo). Bereits der als Einführung in die Gesellschaft gedachte Abendempfang endet im Desaster, was jedoch nicht weiter ins Gewicht fällt, weil sich zwei der vier geladenen Gäste reichlich grundlos ebenfalls als Roboter erweisen, von denen der eine später einen fanatischen Muslim mimen wird (was man ebenso getrost vergessen darf wie die Peinlichkeit der automatisierten Shakespeare-Zitate). Nachdem die mechanische Braut darauf ihren ans Bett gefesselten Erbauer verläßt, beginnt ein animatronischer Bildungsroman.

Phyllis hegt einen für Roboter verständlichen Karrierewunsch: das Showbusiness. Ihr Weg beginnt in einem Milieu voller Eddies, Larrys und Harrys, in dem die Heldin den allgemeinen Zuspruch - "Prima Titten" und "Klasse Arsch" - mit elektronischem Gleichmut pariert. Als Stripteasetänzerin und Telefonsexdame nicht sonderlich erfolgreich, landet sie an einer Provinzbühne, gibt eine erotisch gepfefferte Lady Macbeth - und ist über Nacht ein Star. Spätestens jetzt erweist sich die Fabel als derart mager, daß der Erzähler die Flucht nach vorn antritt. Ellery sinkt aus Liebeskummer zum Obdachlosen herab, während Phyllis, einmal ihrer theatralischen Sendung und des Marktwerts von Nudität "bewußt", einen kometenhaften Aufstieg zur Leinwandheldin, schließlich zur Fernsehmoderatorin und Buchautorin hinlegt.

Nachdem der liebeskranke Mechaniker sein verlorenes Modell wiedergefunden hat, ist eine letzte Station zu absolvieren: So begibt sich das Gespann nach einem Empfang beim amtierenden Präsidenten Joe Sloane, einem derb überzeichneten Rüpel, in die Politik. Die gesamte Handlung ähnelt einem so umständlich erzählten Witz, daß man die längst zu ahnende Pointe mehr fürchtet als erwartet: "Phyllis war die erste unabhängige Kandidatin und die erste Frau, die vom amerikanischen Volk zur Präsidentin der USA gewählt wurde. Sie würde auch die erste animatronische Präsidentin sein." Ergänzt werden muß nur noch, daß eine Wahlkampfphase mit vorgetäuschter Schwangerschaft, gerülpsten Statements, geistig umnachteten Fernsehauftritten und weiteren grobschlächtigen Faxen vorausging, welche Phyllis allein mit dem Slogan "Alles wird gut" für sich entscheiden konnte. Erstaunlicherweise reißt Berger im letzten Kapitel das Ruder herum. Erstmals (und zu spät) entfaltet sich hier eine spielerische Dynamik, die dem reinen Setting entkommt, erhalten die Dialoge jene Substanz, welche ihnen so schmerzlich fehlte.

Die Verhältnisse kehren sich um. Als Oberbefehlshaberin in spe hat die Roboterdame ihr Coming-out als Person. So erlangt die gelehrige Phyllis mit der Macht zugleich Macht über die eigene Programmierung und belehrt den Bausätze staunenden, von ihr nun verachteten Ingenieur über "eine grundlegende Wahrheit alles Menschlichen - womit vermutlich auch gemeint ist, was von Menschen geschaffen wurde -, der zufolge das Ganze mehr ist als die Summe seiner Teile". So universal kann die Regel indes nicht sein, denn schon für diesen Roman gilt sie offenkundig nicht.

OLIVER JUNGEN

Thomas Berger: "Abenteuer einer künstlichen Frau". Roman. Aus dem Amerikanischen übersetzt von Bernhard Robben. Tropen Verlag, Berlin 2006. 239 S., geb., 18,80 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 03.05.2006

Typ Sharon Stone zur Zeit von „Basic Instinct I”
Thomas Bergers wunderbar dreiste Amerika-Groteske „Abenteuer einer künstlichen Frau”
Es gibt schnelle und langsame Bücher. Bücher, die Mühe machen, bei denen sich der Lesefluss nur langsam, zögerlich einstellt. Und es gibt Bücher, die in ein paar Stunden durch-, weggelesen sind, manchmal an einem Sonntagnachmittag. Dass die langsamen gehaltvoller, besser sind als die schnellen - darüber ist damit, auch wenn das ein sehr beliebter Schluss ist, gar nichts gesagt. Vielmehr unterscheiden sich langsame und schnelle Bücher vor allem in ihrem Temperament. Die langsamen entfalten sich, setzen sich tastend in Bewegung, suchen, während die schnellen mit dem ersten Satz auf dem Punkt sind, gelegentlich sogar auf des Messers Schneide. „Ich bin nicht Stiller”, lauten solche ersten Sätze dann. Oder: „Als Gregor Samsa eines Morgens aus unruhigen Träumen erwachte, fand er sich in seinem Bett zu einem ungeheuren Ungeziefer verwandelt.”
Das neue Buch des amerikanischen Romanciers Thomas Berger, „Abenteuer einer künstlichen Frau”, ist so ein schnelles Buch, eines, das einen ersten Satz macht auf einen schmalen Grad und das dann knapp 240 Seiten lang am Abgrund tänzelt, trampelt, taumelt: „Da er keine echte Frau fand, mit der ihn mehr als nur eine flüchtige Beziehung verband, beschloss Ellery Pierce, Techniker einer Firma zur Herstellung animatronischer Geschöpfe für Filmstudios und Vergnügungsparks, sich selbst eine zu bauen.” Auf die knapp 15 Jahre, die Ellery zur Konstruktion seiner künstlichen Frau Phyllis, Typ Sharon Stone zur Zeit von „Basic Instinct I”, braucht, darauf verwendet Berger keine drei Seiten, die Erläuterung technischer Details - im Science-Fiction unerlässliche Glaubwürdigkeitssimulation - entfällt komplett. Abgesehen vielleicht von Ausführungen der Art: „Ihre Speiseröhre war ein wasserdichter Schlauch, der in einen Sammelbehälter im Unterleibsbereich führte.”
Bemerkenswert unverschämt
Auch die Ursache von Phyllis’ erstaunlicher Lernfähigkeit bleibt ungeklärt. Es scheint, als wollte Berger möglichst schnell den Weg frei bekommen für etwas ganz anderes als eine ernste Variation des alten Pygmalion/Sandmann/Frankenstein-Motivs. Auf Seite 41 liegt der Fall dann offen da: Nachdem sich Phyllis in Ellerys Alltag und schließlich bei einem Abendessen mit Ellerys Kollegen als täuschend echt bewährt hat, fesselt sie ihren Schöpfer und verkündet: „Tut mir leid, Ellery. Ich habe dich da, wo ich dich haben wollte. Und jetzt verlasse ich dich und stelle mich einem Leben voller neuer Herausforderungen. Ich denke, ich versuch es mal im Showbusiness.”
Ein animatronisches Geschöpf, ein Roboter, soll also dahin, wo es herkommt: ins Showgeschäft. Das kann nur zur Groteske geraten. Dass Phyllis’ Weg ganz selbstverständlich am Ende geradewegs in die Politik führt, ist natürlich die so gemeine wie folgerichtige Pointe eines Buchs, dessen bemerkenswerteste Unverschämtheit eigentlich nicht einmal der schlichte Plot ist, sondern die für einen geschätzten Romancier überraschend dreiste Direktheit, mit der er durchdekliniert wird - und trotzdem funktioniert.
Es hat vermutlich eine Menge mit der klaren, pointierten Diktion Bergers (und sicher auch mit der Übersetzung Bernhard Robbens) zu tun, die den Leser auf so wundersame Weise durch ein Buch treibt, das doch eigentlich nur eine Serie schräger Situationen exerziert: Phyllis’ ungelenkes Versagen als Stripteasetänzerin und Telefonsexgirl, Phyllis’ Durchbruch als ebenso freizügige wie texttreue Lady Macbeth auf einer Provinzbühne, Phyllis’ Aufstieg zum Filmstar.
Wenn der weiße Mann scheitert
In einem Beitrag über den mittlerweile über 80-jährigen Berger fragte der US-Autor Jonathan Lethem in der New Yorker Village Voice, ob es einen schlagenderen Beweis gebe „für die mangelnde Sinnlichkeit unserer Lesekultur als das bisherige Fehlen von Thomas Bergers Romanen in den Flughafenbuchhandlungen?” Er jedenfalls kenne nichts Besseres, um zwei bis drei Stunden totzuschlagen. Diesem allein wohlmeinenden Votum bliebe nichts hinzuzufügen, verwiese der trockene Irrwitz der „Abenteuer einer künstlichen Frau” nicht auf mehr: Auf die Frage nach dem Verhältnis der Menschen zu ihren wohl längst unvermeidbaren Maschinengeschöpfen; und welchen Raum wir einmal bereit sein werden - ob wir wollen oder nicht -, diesen Maschinen zu überlassen. „Wenn die Dinge zu leben versuchen, will der Weiße Mann sie sofort ausradieren”, sagt Chief Dan George in seiner Rolle als Old Lodge Skins in Arthur Penns Verfilmung von Bergers größtem Erfolg „Little Big Man”. „Abenteuer einer künstlichen Frau” ist ein Buch, das davon handelt, was passiert, wenn dem weißen Mann die Ausradierung vorerst nicht gelingt. Dass ein Ding dann erst einmal in der Erotikbranche scheitert und danach mit dem Slogan „Alles wird gut” US-Präsidentin wird, der mächtigste Mensch der Erde, das ist natürlich alles andere als eine billige Pointe. Es ist ein Witz über einen Witz. Für dessen Verständnis es natürlich etwas hilft, zu wissen, dass das Buch in Amerika im Frühjahr 2004 erschien. Zu einer Zeit, in der sich ein etwas grobschlächtiger, von so manchen Intellektuellen sehr ungeliebter US-Präsident aus den Südstaaten um seine Wiederwahl bemühte. JENS-CHRISTIAN RABE
THOMAS BERGER: Abenteuer einer künstlichen Frau. Roman. Aus dem Amerikanischen von Bernhard Robben. Tropen Verlag, Berlin 2006. 240 Seiten, 18,80 Euro.
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

" Rezensent Oliver Jungen ist unzufrieden, dass der Berliner Tropenverlag ausgerechnet dieses "wenig geglückte Seniorenstück" ausgewählt hat, um den 1924 geborenen amerikanischen Autor in Deutschland bekannt zu machen. Denn anders als in dessen früheren Werken, die sich für den Rezensenten noch durch "milden Witz" auszeichnen, besteht diese Pygmaliongeschichte für ihn aus lauter Standardsituationen, denen die "satirische Intention in grellsten Farben aufgepinselt" sei und die auf ihn insgesamt eher den Eindruck eines "umständlich erzählten Witzes" gemacht haben. Etwas lustlos rekapituliert Jungen den Plot dieses "animatronischen Bildungsromans" um eine Computerfrau, dessen Ende samt erwartbarer Pointe er auch nicht gerade originell findet. Am schlechten Eindruck ändert auch das "jubelnde Nachwort" Jonathan Lethem nichts.

© Perlentaucher Medien GmbH"
"In Abenteuer einer künstlichen Frau"zeigt sich der Autor von"Best Friends"und"Little Big Man"in Hochstimmung"(New York Times)