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Immer wieder tauchen bei Auktionen unbekannte Briefe und Notizen Flauberts auf. Die in Leben und Werke des Paters Cruchard versammelten vier Texte zeichnensich durch eine Besonderheit aus: Es sind persönliche, autofiktionale Aufzeichnungen - eine Entdeckung, weiß man um Flauberts Abneigung gegen Autobiografisches.Was bewegt einen Mann, der sich sonst nur in Briefen über sein Privatleben äußert, »seine tiefsten Eindrücke für sich selbst« aufzuschreiben? Der Tod des Freundes Alfred Le Poittevin, dem Flaubert Madame Bovary widmete, scheint nach einer persönlichen, intimeren Trauerarbeit verlangt…mehr

Produktbeschreibung
Immer wieder tauchen bei Auktionen unbekannte Briefe und Notizen Flauberts auf. Die in Leben und Werke des Paters Cruchard versammelten vier Texte zeichnensich durch eine Besonderheit aus: Es sind persönliche, autofiktionale Aufzeichnungen - eine Entdeckung, weiß man um Flauberts Abneigung gegen Autobiografisches.Was bewegt einen Mann, der sich sonst nur in Briefen über sein Privatleben äußert, »seine tiefsten Eindrücke für sich selbst« aufzuschreiben? Der Tod des Freundes Alfred Le Poittevin, dem Flaubert Madame Bovary widmete, scheint nach einer persönlichen, intimeren Trauerarbeit verlangt zu haben. Zu den Notizen über den Ball für Zar Alexander II. im Juni 1867 hat Flaubert etwas anderes bewegt: Er plante einen Roman über das Leben unter Napoleon III. - ein immer wieder aufgeschobenes und letztlich nie finalisiertes Projekt.Am wenigsten autobiografisch scheint die Vita des Paters Cruchard. Cruchard nannte sich Flaubert auch selbst, in Briefen später an George Sand, der der Text auch gewidmet ist. Nach ihrem Tod unterschrieb er einen Brief an Sands Kinder: »Für Sie Cruchard, für das Menschengeschlecht Polycarpe, für die Literatur Gustave Flaubert«.
Autorenporträt
Gustave Flaubert, in Rouen (Normandie) geboren, wuchs in unmittelbarer Nähe eines Krankenhauses auf, in dem sein Vater als Chirurg arbeitete. Obwohl er seit seiner Jugend Erzählungen schrieb, veröffentlichte er aufgrund seiner hohen Ansprüche keines seiner Manuskripte. Mit seinem ersten Roman Madame Bovary, sorgte er für einen Skandal und erschuff gleichzeitig einen Klassiker der Weltliteratur. Als einer der besten Stilisten der französischen Literatur prägte einen Realismus, der dauerhaften Einfluss auf die literarische Moderne ausübte. Gustave Flaubert starb 1880 im Alter von 59 Jahren in Croisset. Elisabeth Edl, 1956 in Österreich geboren, lehrte von 1983 bis 1995 deutsche Sprache und Literatur an der Universität und der École supérieure de commerce in Poitiers (Frankreich). Seit 1995 arbeitet sie als Literaturwissenschaftlerin und Übersetzerin in München. Für ihre Übersetzungen und Editionen französischer Literatur des 19. und 20. Jahrhunderts wurde sie mehrfach ausgezeichnet, u. a. mit dem Paul Celan-Preis (1992), dem Petrarca-Preis (1994), dem Hieronymus-Ring (2004), dem Johann Heinrich Voß-Preis (2005), dem Österreichischen Staatspreis (2006), dem Romain Rolland-Preis (2014) und dem Prix lémanique de la traduction (2018). Sie ist Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung und Chevalier de l'Ordre des Arts et des Lettres der Republik Frankreich. Elisabeth Edl, 1956 in Österreich geboren, lehrte von 1983 bis 1995 deutsche Sprache und Literatur an der Universität und der École supérieure de commerce in Poitiers (Frankreich). Seit 1995 arbeitet sie als Literaturwissenschaftlerin und Übersetzerin in München. Für ihre Übersetzungen und Editionen französischer Literatur des 19. und 20. Jahrhunderts wurde sie mehrfach ausgezeichnet, u. a. mit dem Paul Celan-Preis (1992), dem Petrarca-Preis (1994), dem Hieronymus-Ring (2004), dem Johann Heinrich Voß-Preis (2005), dem Österreichischen Staatspreis (2006), dem Romain Rolland-Preis (2014) und dem Prix lémanique de la traduction (2018). Sie ist Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung und Chevalier de l'Ordre des Arts et des Lettres der Republik Frankreich.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 14.11.2008

Sprung in der Schüssel

Es kommt selten vor, dass von einem der ganz großen Autoren des neunzehnten Jahrhunderts noch unbekannte Texte auftauchen. Von Gustave Flaubert aber fanden sich in einem Nachlass vier spielerisch autobiographische Texte in Abschriften seiner Nichte, die 2005 im Original publiziert wurden. Erstmals erschien der darin enthaltene Lebenslauf von Flauberts Alter Ego Pater Cruchard in dieser Zeitung am 18. Oktober 2008. Mit den Anmerkungen der Übersetzerin gelesen, bieten die Stücke einen vergnüglichen Einblick in die literarische Geselligkeit um den Dichter. Auf dem Anwesen der Baronin Dudevant, die als George Sand Berühmtheit erlangte, imaginierte eine illustre Gesellschaft 1873 das ideale Erzbistum. Flaubert hatte schon vorher scherzhaft als Pater Cruchard firmiert, unter dem Eindruck eines Aufenthalts bei George Sand erfand er diesem "auserwählten Gefäß" Gottes eine gelehrte Biographie. In einer Apfelweinpresse zur Welt gekommen und aus einfachen Verhältnissen zu einem vor allem von frommen Damen verehrten begnadeten Prediger, Autor und Gourmand aufgestiegen, soll er am Ende seines Lebens einen ziemlichen Sprung gehabt haben, was Flaubert 1875 zur ironischen Selbstcharakterisierung umformte: "Ich spüre, wie der Inhalt ausrinnt." George Sand war amüsiert, Flaubert selbst fand den Text noch nicht stimmig. Anscheinend hat ihn das Spiel mit der eigenen Identität noch eine Weile beschäftigt, seiner Nichte kündigte er 1880 an, die Erinnerungen des alten Cruchard nachzuliefern. Für das allgemeine Publikum waren die hier versammelten Texte aber offenbar nicht gedacht. Das Bändchen erinnert in der schlichten Schönheit von Wolffs Broschur an bessere Zeiten des literarischen Lebens. (Gustave Flaubert: "Leben und Werke des Paters Cruchard und weitere unveröffentlichte Texte". Aus dem Französischen übersetzt und kommentiert von Elisabeth Edl. Friedenauer Presse, Berlin 2008. 120 S., br., 18.- [Euro].)  fap

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Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension

Ganz köstlich geschmeckt hat Rezensentin Ina Hartwig das, was sie in diesem Bändchen aus Flauberts Nachlass serviert bekam. Und freut sich, dass mit den vier größtenteils autobiografischen Texten tatsächlich mal Unentdecktes im Nachlass eines großen Schriftstellers aufgetaucht ist. In allerhöchsten Tönen lobt sie Sprache und Stil Flauberts wie auch die "famose Übersetzerin" Elisabeth Edl, die sie vergessen lässt, dass es sich um eine Übertragung handelt. Eine deliziöse Vorspeise, findet sie, denn die Lektüre hat ihr Lust gemacht auf mehr Flaubert.

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