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Drei Freunde, in Thüringen und Ostberlin aufgewachsen, ziehen durchs Leben, schlittern durch Deutschland, Kneipen und über die Wende. Georg Hull ist Journalist; Wilfried Tenz, einst aus der DDR abgehauen und in Braunschweig hinter Gitter geraten, Auftragskiller; und Berny, originellster Flüchtling am Checkpoint Charly, ist Übersetzer aus dem Spanischen. Die drei sind aber manchmal auch nur 'Nebendarsteller'. Die Erzählspanne der lose miteinander verknüpften Geschichten reicht von den 1950er Jahren (Schul- und Nachkriegsgeschichten) bis zur Gegenwart im mauerlosen Berlin. Die Protagonisten, zum…mehr

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Produktbeschreibung
Drei Freunde, in Thüringen und Ostberlin aufgewachsen, ziehen durchs Leben, schlittern durch Deutschland, Kneipen und über die Wende. Georg Hull ist Journalist; Wilfried Tenz, einst aus der DDR abgehauen und in Braunschweig hinter Gitter geraten, Auftragskiller; und Berny, originellster Flüchtling am Checkpoint Charly, ist Übersetzer aus dem Spanischen. Die drei sind aber manchmal auch nur 'Nebendarsteller'. Die Erzählspanne der lose miteinander verknüpften Geschichten reicht von den 1950er Jahren (Schul- und Nachkriegsgeschichten) bis zur Gegenwart im mauerlosen Berlin. Die Protagonisten, zum Teil früheren Werken des Autors entnommen, sind von immer wieder 'auftauchenden' Randfiguren umgeben. Ihre Desillusionierung, mühsam mit Esprit und schwarzem Humor gewürzt, verbindet sie; wobei die Erzählperspektive ständig wechselt, so daß der Leser allmählich den Eindruck gewinnt, es mit Kurzgeschichten zu tun zu haben, hinter denen sich Biographien oder Romane verbergen. Am Ende wird nur
einer der Freunde überleben.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 13.01.2006

Lust, das Gras zu streicheln
Jürgen K. Hultenreichs Erzählband „Westausgang”
Als die DDR sich am 3. Oktober 1990 aus der Existenz der Staatenwelt verabschiedete, nahm sie für diese kollektive Flucht quasi den „Westausgang” der Geschichte. Das war insofern nicht originell, aber konsequent, als in den vier Jahrzehnten zuvor bereits Millionen ihrer Bürger diesen Ausweg gesucht hatten. So auch der aus Erfurt stammende, aber lange in Ost-Berlin lebende Schriftsteller Jürgen K. Hultenreich, der 1985 - nach Gefängniserfahrung und gesell- schaftlicher Randexistenz - endlich in den Westteil der Stadt wechseln durfte.
„Westausgang” heißt denn auch sein neues Buch, das „64 Storys” versammelt: Geschichten im Anekdotenformat - aber aus dem epischen Reich des alltäglichen Wahnsinns vor und nach der Wende, hü- ben wie drüben. Bruchstücke bizarrer deutscher Zustände, denen Zufall und Notwendigkeit etwas Erratisches, Unausweichliches geben, vor dem einem das Lachen, das sie provozieren, schnell wieder vergeht. Hultenreich, der Lyriker („Langsam rückwärts ist eine kräftige Gangart” 1985) und Aphoristiker („Einschüsse”, 2003), war jedenfalls auch als Erzähler („Die Schillergruft”, 2001) schon immer ein Meister des melancholischen Sarkasmus und damit geschworener Feind ebenso wohlfeiler wie zynischer Satire.
Drei Figuren stolpern durch die Ge- schichten - die Freunde Hull, Berny und Terz. Vor allem durch Kneipen- oder in Kneipen erzählten Geschichten, in denen, an einer Art Berliner Tresen-Front, aus jedem idyllischen Anfang noch immer ein Desaster erblüht. Wie im wahren Leben, selbst wenn die Tragödie ausbleibt. Hultenreichs Geschichten beginnen so: „Ich vertrieb mir die Zeit mit Cervantes, wobei mir die Wolzogensche Übersetzung dermaßen auf den Keks ging, daß ich den Don schließlich hinter mich ins Grüne, den Hügel runterwarf. Es war ein wunderbarer Tag, man bekam Lust, das Gras zu streicheln.”
Es endet damit, dass zwei Männer sich gegenüberstehen: „Ich öffnete die Jacke, so daß er mein Messer sehen konnte. ’21 Uhr im Zwiebelfisch.‘” Dazwischen, im Zentrum der grotesken Konstellation, steht natürlich, wie im wahren Leben, nichts anderes als eine Frau. Über allen diesen kleinen großen Geschichten von Liebe und Verrat, Gewalt und Leidenschaft, Diktatur und Freiheit, Einheimischen und Fremden, von Kindheit und Greisentum, Dummheit und Weisheit im 20. Jahrhundert leuchtet, wie ein Motto ohne Verfallsdatum, der schöne Ewigkeitssatz: „Unser Mond bekommt seit Jahrtausenden einiges zu sehen, dennoch läßt seine Neugierde nicht nach.” Die Story, in der er zu finden ist, trägt den Titel: „Wenn er aufgeht, tu ich’s”. ULRICH SCHACHT
JÜRGEN K. HULTENREICH: Westausgang. 64 Storys. Verlag Vorwerk 8, Berlin 2005. 159 Seiten, 12 Euro.
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Bestens gefallen haben Rezensent Ulrich Schacht diese "64 Stories" aus dem "epischen Reich des alltäglichen Wahnsinns vor und nach der Wende, hüben wie drüben", die Jürgen Hultenreich in seinem neuen Erzählband "Westausgang" versammelt. Schacht würdigt Hultenreich, der bereits als Lyriker, Aphoristiker und Erzähler hervorgetreten ist, als einen "Meister des melancholischen Sarkasmus". Die vorwiegend in Berliner Kneipen spielenden Geschichten beginnen idyllisch, um dann in einem Desaster zu münden. Schacht versteht die Geschichten dieses Bandes als "Bruchstücke bizarrer deutscher Zustände, denen Zufall und Notwendigkeit etwas Erratisches, Unausweichliches geben, vor dem einem das Lachen, das sie provozieren, schnell wieder vergeht."

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