Marktplatzangebote
Ein Angebot für € 60,00 €
  • Gebundenes Buch

Produktdetails
  • Verlag: Landpresse
  • Seitenzahl: 1036
  • Abmessung: 220mm
  • Gewicht: 1716g
  • ISBN-13: 9783930137954
  • ISBN-10: 393013795X
  • Artikelnr.: 27802503
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Mit einem dezidierten Urteil hält sich Walter Hick in seiner Rezension weitgehend zurück, dafür erzählt er dem Leser, worum es in diesen Büchern inhaltlich geht. So werde in dem Band "Zweikampf mit Rotwild" das Motiv des Gottesurteils (aus Kleists Novelle "Der Zweikampf") hier in modernisierter Fassung aufgegriffen - im Politikermilieu. Zum Band "Seelenämter" merkt Hick an, dass seiner Ansicht nach der Kriminalfall zu weiten Teilen von der Schilderung eines "kölnischen Lebensoptimismus" überlagert wird. Zwar mache dies den Leser durchaus mit einer typisch kölschen Lebensart vertraut, doch wirklich begeistert zeigt sich der Rezensent darüber nicht. Vielmehr drohe der Roman dadurch "aus den Nähten zu platzen".

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 18.01.2001

Rheinschiene
Sauberes Oxfordkölsch: Das Werk von Heinz Küpper

In einem unentscheidbaren Gerichtsfall offenbart Gott die Wahrheit durch ein Zeichen. Diesen Brauch des "Gottesurteils" kennen wir aus Kleists "Zweikampf". Durch den Beischlaf mit dem Grafen Jakob der Rotbart bringt die Kammerzofe Rosalie ihre Herrin Littegarde von Auerstein in Verdacht und sichert dem Mordanstifter Jakob ein Alibi. Kämmerer Friedrich von Trota verbürgt sich für die Unschuld Littegardes, unterliegt aber im Zweikampf mit Jakob. Doch das scheinbare Gottesurteil wird korrigiert, als sich der Körper Jakobs in Fäulnis auflöst. Der Kaiser verhilft dem durch unbedingtes Vertrauen verbundenen Paar zum Glück und setzt der Praxis des "Gottesurteils" Grenzen.

Nicht ruhen ließ das Motiv den Erzähler Heinz Küpper. Er modernisiert es in einem der drei ausgewählten Werke, die zu seinem siebzigsten Geburtstag in einer Kassette erschienen sind, dem Roman "Zweikampf mit Rotwild". Im rhein-pfälzischen Nonnenbach, einer Mischung aus Schilda oder Krähwinkel, und dem Bonn Wolfgang Koeppens und Heinrich Bölls sorgt eine ehemalige Linksextremistin für kriminalistischen Wirbel. Sie verschafft sich unter der Maske ihrer Freundin, einer Lehrerin, Bettfreuden mit einem Bundestagsabgeordneten und diesem Politiker ein Alibi in einem nächtlichen Verkehrsunfall mit Todesfolge. Die Handlung spielt in der Zeit nach der Studentenrevolte. In die fünfziger Jahre zurück blendet die Kriminalerzählung "Wohin mit dem Kopf?", eigentlich eine Detektivgeschichte, denn Jakob, ein Geistlicher, führt seine Ermittlungen gegen die Order der Kirche und in Konkurrenz zur Polizei. Er ist ein rheinischer Pater Brown. Schon im Roman "Zweikampf mit Rotwild" beteiligt sich dieser frühere Offizier und Marine-Oberpfarrer an der Spurensuche.

In die Zentrale des "lachenden Christentums auf der Rheinschiene", nämlich nach Köln, führt der Roman "Seelenämter". Diesmal ist der Hobbydetektiv persönlich motiviert, denn er fahndet nach dem Mörder seiner Haushälterin. Aber der Kriminalfall taucht streckenweise ganz unter in den Wellen, die hier der kölnische Lebensoptimismus schlägt. Der Erzähler überläßt nun ganz dem Humor das Szepter. Sein Held Jakob zählt zu den Geistlichen, die fünf gerade sein lassen können wie der Kölner Kardinal Frings, der in hochwinterlicher Nachkriegszeit ein Herz für die Kohlendiebe hatte. Man nennt Jakob bald den "Alkoholikerpfarrer", denn er widmet sich den "Abstinenten Alkoholikern", einer Selbsthilfegruppe. Bei Fahrten der Clique zum Kloster Maria Laach oder nach Berlin, wo unter Schikanen der Kontrollorgane eine Erbschaft von fünfzigtausend Mark über die Mauergrenze geschmuggelt wird, bewährt sich kölnische Pfiffigkeit. Wer etwas auf sich hält, bemüht sich um "sauberes Oxfordkölsch". Doch die Kölner Lokalatmosphäre wirft Blasen, der Roman droht aus den Nähten zu platzen. So verdient das Buch "Seelenämter" wohl einen rheinischen Literaturpreis, nicht aber das Prädikat "episches Meisterwerk". (Heinz Küpper: "Jakob Romane". Jubiläumsausgabe in drei Bänden. Landpresse Verlag, Weilerswist 2000. 3 Bde. in Kass. Zus. 1036  S., geb., 100,- DM.)

WALTER HINCK

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr