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„Ah! Opium aus einem Kinderschädel zu rauchen, die Beine lässig ausgestreckt auf einem Tiger!“ (Rollinat) In den Geschichten von Jules Boissière begegnet uns eine Gruppe europäischer Abenteurer, die als Goldsucher in Südostasien dem Opium verfallen, eine Schauspieltruppe, die auf ihrer Wanderschaft versehentlich das Dschungelversteck eines Warlords entdeckt und in Gefangenschaft gerät, ein desertierter französischer Soldat und dessen selbstzerstörerische Gewissensqualen. Der “Opiumraucher” thematisiert die Droge als ein Mittel, die Wahrnehmung vom “abendländischen” Ballast zu befreien und die…mehr

Produktbeschreibung
„Ah! Opium aus einem Kinderschädel zu rauchen, die Beine lässig ausgestreckt auf einem Tiger!“ (Rollinat)
In den Geschichten von Jules Boissière begegnet uns eine Gruppe europäischer Abenteurer, die als Goldsucher in Südostasien dem Opium verfallen, eine Schauspieltruppe, die auf ihrer Wanderschaft versehentlich das Dschungelversteck eines Warlords entdeckt und in Gefangenschaft gerät, ein desertierter französischer Soldat und dessen selbstzerstörerische Gewissensqualen. Der “Opiumraucher” thematisiert die Droge als ein Mittel, die Wahrnehmung vom “abendländischen” Ballast zu befreien und die Mysterien der Natur mit all ihrer Wildheit und Gefährlichkeit spürbar zu machen. Die Verrohung des Menschen im Dschungel, die Abstumpfung der opiumsüchtigen Männer führt zu erbarmungslosen Gewalteskalationen und grausamen Massakern. Boissière verhöhnt die dekadente Überheblichkeit der europäischen Besatzer, deren angebliche “Hochkultur” sich unter diesen extremen Bedingungen als tödliche Falle erweist. Die Grenzen zwischen Kultur und Barbarei verschwinden.
Mit Hilfe des Opiums gewöhnte Jules Boissière sein Ohr an die fremden Tonleitern, auf denen die Wörter im fernen Osten auf- und absteigen. Die expressiv-lyrische Sprache gibt dem Buch seine einzigartige Bedeutung als Zeitdokument, Abenteuer-roman und existenzielle Drogendokumentation.
Autorenporträt
Der Autor Jules Boissière (1863-1897) gehört zu den poètes maudites wie Baudelaire, Rimbaud oder O. Wilde. Seine ersten Bücher erschienen unter dem Pseudonym J. Rodde. Boissière verachtete das dekadente Paris und flüchtete als französischer Kolonialoffizier nach Hanoi. Der Gebrauch von Opium verschaffte Jules Boissière, seinen eigenen Worten zufolge, “das sicherste Mittel, den Chinesen und Vietnamesen aus einer erstaunlichen Nähe heraus zu begegnen”. 1890 erscheint "Propos d´un intoxique" (Der gute Vorsatz eines Süchtigen), 1895 folgt "Fumeurs d´Opium" (Opiumraucher). In diesem Hauptwerk stecken zehn Jahre kontinuierliche Arbeit. 1897 wird er Vizeresident von Tonkin, doch seine Gesundheit ist bereits angeschlagen. Er leidet an einem Darmverschluss, offensichtlich eine Folge der chronischen Opiumvergiftung. Am 12. August 1897 stirbt er im Alter von 34 Jahren.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 10.05.2005

Die Sonne ist ein rollender Kopf
Ein dicke, bunte Sumpfblüte der französischen Literatur in Indochina: Jules Boissière huldigt dem Opium
Welcher Zufall hat dieses Buch, eine der schillerndsten Sumpfblüten der französischen Literaturgeschichte, wieder an die Oberfläche getrieben? „Unter dem düsteren Grau der Wolken zogen die schwächlichen Wanderschauspieler ziellos durchs Gebirge, rauh angetrieben von den Februarwinden, dort unten in der Einsamkeit des Grenzlandes.” Die Geschichte, die dann folgt, ist von grausamer Schönheit,. Die Wanderschauspieler überleben sie nicht, die Liebe nicht, und über allem hängt der graue Dunst des Opiums, der sinnlich macht, träge und aufmerksam für Formen und Farben: „Der purpurfarbene Ball der Sonne rollte im Osten gleich einem abgeschlagenen Kopf zwischen dem fallenden Schnee und dem fleckigen Mousselin der Wolken.” Der „Opiumraucher”, ein zuerst 1895 erschienener Erzählband des französischen Kolonialbeamten Jules Boissière, eines Schülers von Mallarmé, ist ein schrilles und dekadentes Stück Kolonialliteratur: halb Geschichte und Landeskunde des damaligen Indochina, halb Huldigung an das Rauschgift im vollen Bewusstsein seiner Folgen. Überraschend ist es, dass es jetzt auf Deutsch erschienen ist (Maas Verlag, Berlin 2005. 420 Seiten, 18 Euro). Weniger überraschend aber, dass Ernst Jünger dieses Buch sehr bewunderte.
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Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension

Zumindest dieser deutschen Ausgabe der 1895 im französischen Original erschienen Erzählungen von Jules Boissiere kann Rolf Vollmann nicht viel abgewinnen. Der Autor lebte den größten Teil seines Lebens in Indochina und wurde dort selbst zum Opiumraucher, erklärt der Rezensent, der an den Erzählungen, die überwiegend in Tagebuch- oder Memoirenform von Opium rauchenden Protagonisten erzählten, vor allem den andauernden Opiumkonsum hervorhebt. Wenn sich der französische Autor in einem ebenfalls in dem Band enthaltenen Kurzroman von dieser Form löst und über einen "wahnsinnige gebildeten" Fürsten und seine dekadente Liebe zu einer Schauspielerin schreibt, die er am Ende umbringt, "wird es für ihn sehr schwierig", notiert Vollmann, der sich für diese Art der "Dekadenzliteratur- und Jugendstilimitation" nicht erwärmen kann. Seine Ablehnung rührt zu einem guten Teil wohl auch von der deutschen Übersetzung her, deren fehlerhafte Syntax er beklagt.

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