Marktplatzangebote
Ein Angebot für € 65,00 €
Produktdetails
  • Verlag: ACHILLA Presse
  • ISBN-13: 9783928398855
  • ISBN-10: 3928398857
  • Artikelnr.: 10843350
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 30.12.2002

Fledermaus und Bernsteinhexe
Ein Standardwerk: Blochs Bibliographie der phantastischen Literatur

Leser mit einem besonderen Interesse an der Phantastik werden es begrüßen, daß die Bibliographie von Robert N. Bloch zur phantastischen und utopischen Literatur in deutscher Sprache (Übersetzungen ins Deutsche eingeschlossen) nun nach achtzehn Jahren in einer völlig überarbeiteten Form und in schöner, stabiler Ausstattung vorliegt. Die eigentliche Bibliographie besteht aus einem durchnumerierten Autorenalphabet: von Edwin A. Abbott bis Hermynia zur Mühlen (3473 Posten). Ergänzt wird sie durch Angaben zu Verlagsserien und Heftreihen, einen chronologischen Index und ein Titelregister. Die Texte werden in Erst- und wichtigen Sammelausgaben angeführt; Folge-Editionen bleiben unberücksichtigt. Der Inhalt von Sammlungen ist aufgeschlüsselt. Der Zeitraum wurde gegenüber der ersten Ausgabe um das Jahrhundert 1650 bis 1750 erweitert, was allerdings nur an die zwanzig zusätzliche Titel zur Folge hatte. Auf einen wertenden Kommentar wird ausdrücklich verzichtet, was so bedauerlich wie begreiflich ist.

Eine derartige bibliographische Arbeit wirft verschiedene interessante Probleme der Abgrenzung auf. Die Beschränkung auf Erzählwerke ist einleuchtend, wenn auch dadurch so bedeutende Beispiele des Phantastischen wie etwa Hauptmanns Drama "Und Pippa tanzt. Ein Glashüttenmärchen" oder die Orplid-Bruchstücke von Mörike und Ludwig Bauer ausgeschlossen bleiben. Gegenüber der "hohen" Literatur weicht die Selektion vielleicht manchmal zu weit zurück - so ist zum Beispiel kein Text Goethes aufgenommen, obwohl die Aufnahme des "Märchens" oder des utopisch-satirischen Fragments "Reise der Söhne Megaprazons" den vom Autor gewählten Kritierien zufolge erwägenswert gewesen wäre. Ähnlich verhält es sich mit Gottfried Kellers Märchen "Spiegel, das Kätzchen". Von Wilhelm Busch findet man "Eduards Traum", nicht aber den "Schmetterling", der seines Hexenmotivs wegen Berücksichtigung verdient hätte. Gelegentlich müßte, bei aller selbstauferlegten Beschränkung, doch vielleicht eine kleine Anmerkung stehen, etwa die, daß Wilhelm Meinholds "Sidonia von Bork . . ." identisch ist mit dem sehr viel bekannteren Titel "Die Bernsteinhexe".

Im Falle Gustav Meyrinks wäre es wohl sinnvoll gewesen, die Werkausgabe 1917 aufzunehmen, da hier der Band VI ("Fledermäuse") sechs Texte mehr hat als die entsprechende Erstausgabe; das nicht aufgeführte Meyrink-Heft der Erzählungszeitschrift "Stimmen der Völker" (7/1947) enthält ein unveröffentlichtes Romanfragment. All dies sind Kleinigkeiten; niemand sollte sich durch solche winzigen Anmerkungen vom Kauf des großzügig angelegten und mit liebevoller Präzision gearbeiteten Buches abhalten lassen, dessen Verfasser die Liebhaber des Genres großen Dank schulden. Nach der Überarbeitung von Rein A. Zondergelds profundem "Lexikon der Phantastik" (F.A.Z. vom 27. Januar 1999) ist hier wiederum ein älteres Standardwerk stark erweitert und verbessert worden.

JOACHIM KALKA

Robert N. Bloch: "Bibliographie der Utopie und Phantastik 1650 - 1950 im deutschen Sprachraum". Achilla Presse, Hamburg / Gießen / Friesland 2002. 340 S., geb., 59,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Joachim Kalka ist von der "stark erweiterten" und "verbesserten" Wiederauflage dieser vor 18 Jahren zuerst erschienenen Bibliografie der fantastischen Literatur von Robert N. Bloch begeistert. Der Rezensent, der sich als echter Kenner und Fan der Fantastik zu erkennen gibt, führt zwar eine ganze Liste von Autoren und Werken auf, die ebenfalls zu nennen gewesen wären, hält diese Mankos aber letztlich für "Kleinigkeiten". Blochs Zusammenstellung sei ein "Standardwerk", das, jubelt Kalka, in der neuen Ausgabe noch schöner und lehrreicher daherkomme als vor 18 Jahren.

© Perlentaucher Medien GmbH