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Jürgen Hübschen zeigt, daß der Krieg gegen den Irak nicht erst mit dem Überfall Saddam Husseins auf Kuwait am 2. August 1990, sondern bereits mit den Kampfhandlungen zwischen Irak und Iran begonnen hat und dokumentiert diese sehr genau. Er weist den Neokonservativen in den USA und ihren weit zurück reichenden Planungen die Hauptschuld an der brisanten Lage im Irak und in der gesamten arabischen, muslimischen Welt zu. Er definiert diese Planungen als Pax Americana, begründet ihr Scheitern und zeigt Alternativen zur derzeitigen amerikanischen Politik sowie Lösungsmöglichkeiten für die Situation im Irak auf.…mehr

Produktbeschreibung
Jürgen Hübschen zeigt, daß der Krieg gegen den Irak nicht erst mit dem Überfall Saddam Husseins auf Kuwait am 2. August 1990, sondern bereits mit den Kampfhandlungen zwischen Irak und Iran begonnen hat und dokumentiert diese sehr genau. Er weist den Neokonservativen in den USA und ihren weit zurück reichenden Planungen die Hauptschuld an der brisanten Lage im Irak und in der gesamten arabischen, muslimischen Welt zu. Er definiert diese Planungen als Pax Americana, begründet ihr Scheitern und zeigt Alternativen zur derzeitigen amerikanischen Politik sowie Lösungsmöglichkeiten für die Situation im Irak auf.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 24.07.2006

Interesse der Menschheit - ein „Nebeneffekt”
Ein Bundeswehroffizier und zwei UN-Diplomaten zur Vorgeschichte des Irakkrieges
Es wäre eher überraschend, wenn der Irakkrieg nicht dazu geführt hätte, dass sich eine Reihe von Autoren an dessen Aufarbeitung, seiner Vorgeschichte und seiner Konsequenzen, gewagt hätten. Unter ihnen hat manch einer die Geschichte ganz aus der Nähe verfolgt - wie etwa Jürgen Hübschen, Bundeswehroffizier und ehemaliger Militärattaché an der Deutschen Botschaft in Bagdad. Oder Hans von Sponeck, knapp zwei Jahre Beauftragter von UN-Generalsekretär Kofi Annan für das „Öl für Lebensmittel-Programm” in Bagdad. Und schließlich Scott Ritter, umstrittener UN-Waffeninspekteur innerhalb der UNSCOM, jener UN-Kommission, die nach der Niederlage des Irak im Krieg um die Befreiung Kuwaits (1991) die Abrüstung des Irak überwacht hat.
Das umfangreichste dieser drei Werke ist jenes von Hübschen. Auf 640 Seiten gibt er einen eindrucksvollen Überblick der Entwicklung, die von der Besetzung Kuwaits am 2. August 1991 bis zum vorerst letzten Irakkrieg des Jahres 2003 geführt hat. Vollkommen zu Recht sieht der Autor die Besetzung durch amerikanische und britische Truppen nicht als isoliertes Ereignis. Vielmehr stellt er den Krieg in den größeren Zusammenhang der regionalen Entwicklung.
Von vornherein lässt der Autor keinen Zweifel an seiner eigenen Haltung: Er wirft den USA Unilateralismus, einseitige Interessenvertretung vor. Gleich zu Beginn bringt er Zitate von Präsident George Bush senior und von Condoleezza Rice. Ihre Worte, wonach die USA im Interesse aller handelten, wenn sie ihre eigenen nationalen Interessen verfolgten, kann als leidvoller Leitsatz der US-Außenpolitik gelten - zumindest dann, wenn man diese Politik aus der Perspektive anderer Staaten sieht. Ehrlicherweise fügte Rice hinzu: „Es ist sicherlich nicht verkehrt, etwas zu tun, was der gesamten Menschheit zugute kommt. Allerdings ist das in gewisser Weise ein Nebeneffekt zweiter Ordnung.”
Überhaupt ist Hübschens Buch voller überraschender Zitate. Sein umfangreiches Werk wird dadurch lesbar, dass man fast überall einsteigen kann und sofort einen Einblick in den Verlauf der Ereignisse bekommt. Hübschen hat ein gut strukturiertes, ein fast enzyklopädisches Buch vorgelegt, das voll von Daten und Fakten ist. Inhaltlich setzt sich der Fachmann Hübschen deutlich von der amerikanischen Politik ab. Zu Recht moniert er, dass die nach 1991 aufrechterhaltenen Sanktionen gegen den Irak praktisch eine Fortsetzung des Krieges mit anderen Mitteln waren. Und ebenfalls zu Recht moniert er, dass das Ausbleiben des Versuches, eine allgemeine Friedens- und Sicherheitsordnung in der Region aufzubauen, zwangsläufig zum Irakkrieg des Jahres 2003 führen musste.
Allerdings ist fraglich, ob eine solche Friedensordnung mit einem Regime wie dem Saddam Husseins möglich gewesen wäre. Dabei war Saddam einst ein nützliches Werkzeug der USA gegen den Iran des Ayatollah Chomeini; und deshalb blockierten zum Beispiel die USA 1986 eine Resolution des Weltsicherheitsrates, in welcher der Irak wegen des Einsatzes von Senfgas gegen den Iran verurteilt werden sollte. Die Lösung der Irakkrise sieht der Autor im Zusammenhang anderen Krisen - etwa mit der Lösung des israelisch-arabischen Konfliktes. Hier zitiert er den Friedensplan, den der saudische König Abdallah bereits 2002 auf der arabischen Gipfelkonferenz in Beirut vorgelegt hat.
Die Nöte der Bürger übersehen
Einen anderen Aspekt der irakischen Dauerkrise behandelt Hans von Sponeck. Der damalige UN-Diplomat beschreibt seine Zeit als Verantwortlicher für das „Öl-für-Lebensmittel-Programm”, das 1996 begann, nachdem für alle Welt deutlich geworden war, dass das von den USA im Sicherheitsrat durchgesetzte Wirtschaftsembargo das Regime verschonte und die Zivilbevölkerung hart traf. Sponecks Buch erschien zunächst in arabischer Sprache, eine englische Ausgabe unter dem Titel „Iraq Autopsy” ist ebenso vorgesehen wie eine spanische Ausgabe. Finanziell wurde das Buch möglich durch Hilfe der Reemtsma Stiftung und des Weltkirchenrates, der ein Büro zur Verfügung stellte.
Sponeck argumentiert, dass das UN-Sanktionssystem von vornherein fehlgeleitet gewesen sei, weil die Nöte der irakischen Bevölkerung nicht einkalkuliert worden seien. Delegationen hätten Bagdad besucht, sich für Abhilfe eingesetzt - doch nichts sei geschehen. Andere hätten sich davon überzeugt, dass die irakische Ölindustrie wegen der Sanktionen in einem außerordentlich schlechten Zustand sei und dass auch deshalb eine Erhöhung der Förderung und damit der Einnahmen des Irak unmöglich gewesen seien. Der Autor bescheinigt den Saddam untergeordneten Regierungsbehörden insgesamt eine gute Zusammenarbeit bei der Verteilung der kargen Lebensmittel und Hilfsgüter. Sponeck, der im Jahre 2000 nach heftiger amerikanischer Kritik an seiner Amtsführung von seinem Posten in Bagdad zurücktrat und heute in Südwestdeutschland lebt, stellt Sanktionen als Mittel internationaler
Politik nicht grundsätzlich in Frage. Aber diese müssten der Zivilbevölkerung nicht so viel Schaden zufügen wie im Irak geschehen. Vor einem erneuten Embargobeschluss gegen ein Land
müssten die Lage und die Bedürfnisse der Bevölkerung genau geprüft werden, so dass nicht die Bürger, sondern das
Regime des betreffenden Staates getroffen werde.
Einen weiteren Bericht über seinen Aufenthalt im Irak hat Scott Ritter geschrieben - ehemals CIA-Agent und von den USA als Mitglied für die erste UN-Abrüstungskommission UNSCOM berufen. Ritter, einst als harter Hund der Amerikaner in Bagdad bekannt und verschrien, ist im Laufe seiner Tätigkeit in den neunziger Jahren zu der Überzeugung gekommen, dass der Irak keine Massenvernichtungswaffen mehr besitze und ein Krieg deshalb nicht gerechtfertigt sei. Ritter schildert ausführlich die Arbeit der UNSCOM - so lange er noch dabei war. Und er beschreibt, wie er sich in Israel mit Geheimdienstleuten und Militärs getroffen hat. Er bestätigt mithin, was auch Kofi Annan einst zugegeben hat: Dass die USA die UN-Abrüstungskommission zu Spionagezwecken gegen den Irak und gegen das Regime Saddams missbraucht haben.
Wer die drei Bücher im Zusammenhang betrachtet, kommt unweigerlich wieder einmal zum Schluss, dass der Irakkrieg 2003 mit fadenscheinigen Argumenten begründet wurde, dass er nicht gerechtfertigt war - und dass die Menschen des Irak die Leidtragenden waren und weiter sind - wie der Terror im Lande jeden Tag aufs Neue beweist.
HEIKO FLOTTAU
JÜRGEN HÜBSCHEN: Die Zukunft des Irak - Pax Americana ? Dr. Böttiger Verlags GmbH, Wiesbaden 2005. 640 Seiten, 28,80 Euro.
HANS VON SPONECK: Ein anderer Krieg. Das Sanktionsregime der UNO im Irak. Hamburger Edition HIS Verlag 2005. 364 Seiten, 35 Euro.
SCOTT RITTER: Iraq Confidential. The untold story of the intelligence conspiracy to undermine the UN and overthrow Saddam Hussein. I.B.Tauris, London und Nation Books, New York 2005. 312 Seiten, 23,50 Euro.
Der Irakkrieg - eine lange Geschichte von Unwahrheiten und Irrtümern. Selbst der vom amerikanischen Präsident George W. Bush zu einem Thanksgiving-Essen im November 2003 spektakulär zu den US-Truppen nach Bagdad gebrachte Truthahn-Festbraten war lediglich eine Plastik-Attrappe. Foto: dpa
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Großes Kopfschütteln bei Rezensent Wilfried von Bredow. Jürgen Hübschens vermeintliche Analyse der amerikanischen Irak-Politik sei nicht mehr als ein umfangreiches "Monster-Pamphlet" voller "unklarer und parteiischer Begrifflichkeiten". Als ehemaliger Generalstabsoffizier, so der Rezensent, leiste der Autor zwar eine durchaus interessante Beschreibung der Organisationsprobleme der amerikanischen Streitkräfte, sobald es jedoch um eine Erklärung der amerikanischen Politik gehe, verflüchtige sich jeder Sachverstand, schimpft Bredow. Hübschen habe keinerlei "sinnvoll ordnende Grundvorstellung" von internationaler Politik und gelange nie über seine "Ressentiments" hinaus. Der Rezensent konzediert zwar viele kritikwürdige Handlungsweisen der amerikanischen Politik, doch verstricke sich der Autor in seinem konzeptlosen Rundumschlag in einen Wald von widersprüchlichen Erklärungen und Behauptungen. Wenn beispielsweise, beginnt der Rezensent seine kleine Liste mit Widersprüchen, die amerikanische Nahostpolitik "einerseits" als "konzeptlos" bezeichnet werde, könne sie "andererseits" schlecht als "wohlkalkuliertes" Streben nach "Weltherrschaft" denunziert werden.

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