Das erhoffte Paradies bleibt ausFelicitas erhofft sich eine bessere Welt, als sie sich mit 34 umbringt, nachdem Domenico, der Geliebte, sie verlassen hat. Doch das erhoffte Paradies bleibt aus. Sie landet in einer harten Arbeitswelt, in der einzig Korbflechten und gute Gedanken der Hinterbliebenen zählen. Für beides fehlen ihr die Voraussetzungen. So packt sie ihr zweites Leben an und entdeckt sich neu: als Managerin einer von ihr geschaffenen Männerabteilung - mit einem Platz für Domenico.Zimmer 307 handelt von einer intelligenten attraktiven Frau, die sich in die (Verführungs-) Macht eines Mannes begibt und als Gegenmittel nur Selbstzerstörung oder gewalttätige Rache - entwickelt in einer anderen Welt - sieht.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 21.06.2012Eifer im Fegefeuer
Ist die Liebe noch zu retten? Die Schweizer Schriftstellerin Sandra Hughes winkt ab. Sie hat einen einfachen, kleinen, desillusionierenden Roman geschrieben. Ihre unglückliche Protagonistin heißt Felicitas und befindet sich zum Zeitpunkt des Erzählens im Fegefeuer, einem Ort, an dem es üblicherweise reinigend zugeht, hier aber auf wenig traditionelle Weise. Es wird zwar ein bisschen geröstet und mit spitzen Stangen gepiekst, sonst erscheint der Läuterungsbereich aber von Eigenschaften beherrscht, die man weniger von Dante als aus dem Diesseits kennt: Es wird im Akkord gearbeitet und in therapeutischen Sitzungen über die eigenen Verfehlungen nachgedacht. Alles ist streng organisiert und mit einer vagen Aufstiegshoffnung versehen. Felicitas schwitzt im Purgatorium, weil sie eine Selbstmörderin ist. Das ist sie geworden, weil sie an der Liebe verzweifelte. Sie ist besessen von den Erinnerungen an den romantischen Diabolo Domenico. Die Rückwendungen ins Diesseits wechseln sich brav mit den Schilderungen des merkwürdig marktkonformen Fegefeuers ab - ein etwas konstruierter Weltenbau, in dessen erzählerischem Gebälk es knirscht. Der Rahmen soll für Komik sorgen, denn das vorgeführte Scheitern der romantischen Liebe ist durchaus tragisch zu nennen. Die Liebe ist nicht mehr die Macht, die Himmel und Erde zusammenhält, und der große Liebesversprecher vielleicht nur ein gefallener Engel. Von Erlösung keine Spur. (Sandra Hughes: "Zimmer 307". Roman. Dörlemann Verlag. Zürich 2012. 192. S., geb., 18,90 [Euro]). sake
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Ist die Liebe noch zu retten? Die Schweizer Schriftstellerin Sandra Hughes winkt ab. Sie hat einen einfachen, kleinen, desillusionierenden Roman geschrieben. Ihre unglückliche Protagonistin heißt Felicitas und befindet sich zum Zeitpunkt des Erzählens im Fegefeuer, einem Ort, an dem es üblicherweise reinigend zugeht, hier aber auf wenig traditionelle Weise. Es wird zwar ein bisschen geröstet und mit spitzen Stangen gepiekst, sonst erscheint der Läuterungsbereich aber von Eigenschaften beherrscht, die man weniger von Dante als aus dem Diesseits kennt: Es wird im Akkord gearbeitet und in therapeutischen Sitzungen über die eigenen Verfehlungen nachgedacht. Alles ist streng organisiert und mit einer vagen Aufstiegshoffnung versehen. Felicitas schwitzt im Purgatorium, weil sie eine Selbstmörderin ist. Das ist sie geworden, weil sie an der Liebe verzweifelte. Sie ist besessen von den Erinnerungen an den romantischen Diabolo Domenico. Die Rückwendungen ins Diesseits wechseln sich brav mit den Schilderungen des merkwürdig marktkonformen Fegefeuers ab - ein etwas konstruierter Weltenbau, in dessen erzählerischem Gebälk es knirscht. Der Rahmen soll für Komik sorgen, denn das vorgeführte Scheitern der romantischen Liebe ist durchaus tragisch zu nennen. Die Liebe ist nicht mehr die Macht, die Himmel und Erde zusammenhält, und der große Liebesversprecher vielleicht nur ein gefallener Engel. Von Erlösung keine Spur. (Sandra Hughes: "Zimmer 307". Roman. Dörlemann Verlag. Zürich 2012. 192. S., geb., 18,90 [Euro]). sake
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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Als "bitter-leichten" Sommerroman kann Angelika Overath Sandra Hughes' neue Erzählung "Zimmer 307" zwar empfehlen, leider muss die Rezensentin aber auch feststellen, dass die hier anklingenden großen Themen wie Inzest, Missbrauch, Lust an Unterwerfung und sexuelle Abhängigkeit schnell in "Schöner-lesen-Design" verwandelt werden. Immerhin: Ganz amüsiert liest die Kritikerin hier die Geschichte von Felicitas, die sich bereits zu Beginn des Romans die Pulsadern aufschneidet und nun in einer geschlossenen Anstalt für Verblichene nicht nur über ihre Abhängigkeitsbeziehung mit dem gewalttätigen Domenico und ihren grauen Frauenalltag sinniert, sondern auch bald eine Führungsposition in der "Abteilung Supervision für Männer" in der Jenseits-Anstalt einnimmt. Nachhaltig beeindruckt klingt die Rezensentin am Ende nicht.
© Perlentaucher Medien GmbH
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