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Der Titel ist einigermaßen belastet mit seiner Evokation von Kants Kritik der reinen und der praktischen Vernunft. Ein Anspruch ist gesetzt: dass Hölderlins poetisches Verfahren dem philosophischen Verfahren Kants entspricht. Ihm als poetisches Verfahren zu entsprechen, heißt aber gerade, ihm nicht gleich zu sein, sondern in der spezifischen Differenz des Poetischen jene Rückbesinnung auf die Grundlagen, Bedingungen und Grenzen einer poetischen Erkenntnismöglichkeit und einer poetischen Wahrheitsdimension zu vollziehen. Vorausgesetzt ist freilich auch, dass es eine poetische Vernunft, eine…mehr

Produktbeschreibung
Der Titel ist einigermaßen belastet mit seiner Evokation von Kants Kritik der reinen und der praktischen Vernunft. Ein Anspruch ist gesetzt: dass Hölderlins poetisches Verfahren dem philosophischen Verfahren Kants entspricht. Ihm als poetisches Verfahren zu entsprechen, heißt aber gerade, ihm nicht gleich zu sein, sondern in der spezifischen Differenz des Poetischen jene Rückbesinnung auf die Grundlagen, Bedingungen und Grenzen einer poetischen Erkenntnismöglichkeit und einer poetischen Wahrheitsdimension zu vollziehen. Vorausgesetzt ist freilich auch, dass es eine poetische Vernunft, eine poetische Erkenntnis und eine poetische Wahrheit gebe.Hölderlins intensive Beschäftigung mit Kant beschränkt sich nicht auf die frühe Periode seiner poetologischen und philosophischen Arbeit, sondern sie begleitet sein Denken und seine poetische Verfahrensweise bis zuletzt. Sie erreicht ihren Höhepunkt in den Anmerkungen zu den Sophokles-Übersetzungen, wo in spezifisch kantischer Terminologie das Verhältnis der Poesie zur Philosophie und ihre Differenz explizit artikuliert sind. In der Differenzierung von Philosophie und Poesie nimmt Hölderlin jenes Programm der kommenden Philosophie vorweg, das Walter Benjamin mehr als ein Jahrhundert später als immer noch zu leistende Aufgabe formuliert hat: in einer rigorosen Rückbesinnung auf Kant dessen Philosophie nicht aufzuheben, sondern sie um jene Dimension zu bereichern, die ihr Kants Zeitalter vorenthalten hatte und die Benjamin im Begriff der Erfahrung umschrieben hat. Eben diese aber ist in Hölderlins rigorosem kantischen Denken nicht der philosophischen Logik zugänglich, sondern allein in der poetischen Verfahrensweise, die alle Fakultäten des Empfindungssystems 'Mensch' zur Darstellung bringt.Rainer Nägele unterrichtet an der Johns Hopkins University in Baltimore, U.S.A. Sein Buch ist ein erster Ansatz eines Versuchs, Hölderlins Dichtung als umfassende und durchgängige Kritik der poetischen Vernunft zu verstehen und deren Verfahrensweise in einzelnen Gedichten nachzugehen.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Der mit dem Kürzel "kom" zeichnenden Rezensent würdigt diese "minuziöse" Analyse von Friedrich Hölderlins Gedichten "Der Rhein" und "Der Ister". "Eindrucksvoll" schildere Rainer Nägele die "ungeheure Intensivierung" der sinnlichen Wahrnehmung, die Hölderlin dort leistet. Diese Betonung der Sinne geht mit der Theorie der poetischen Vernunft Hölderlins konform, in der das "kalkulable Gesetz" der "Poeto-Logik" um einen unberechenbaren "lebendigen Sinn" erweitert wird. Unverständlich bleibt dem Rezensenten, dass bei so viel Scharfsinn die aktuelle Hölderlin-Forschung weitgehend ignoriert wird. So werde der "germanistische Hauptgegner" Jochen Schmidt nicht einmal beim Namen genannt. Diese "akademische Albernheit" hätte sich der Rezensent gerne erspart.

© Perlentaucher Medien GmbH