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Lieferbar nur ab Jung und Jung VerlagEr kommt aus Treuchtlingen und lebt lange schon als Schriftsteller in Wien. Er ist nicht mehr der Jüngste, und er hat sich mehr erwartet von seinen Jahren des Schreibens und von sich selbst.In dieser Situation trifft er auf etwas, womit er nicht rechnen konnte, etwas, das ihn vollkommen entwaffnet und Das ihn, sozusagen, in die Bahn wirft: ein kleines winziges neugeborenes Kind mit einer in diesen Breitengraden ungewöhnlichen Eigenschaft: Es ist schwarz, das Kind nigerianischer Eltern.Was den Schriftsteller von nun an umtreibt, sind zwei Dinge: eine Odyssee…mehr

Produktbeschreibung
Lieferbar nur ab Jung und Jung VerlagEr kommt aus Treuchtlingen und lebt lange schon als Schriftsteller in Wien. Er ist nicht mehr der Jüngste, und er hat sich mehr erwartet von seinen Jahren des Schreibens und von sich selbst.In dieser Situation trifft er auf etwas, womit er nicht rechnen konnte, etwas, das ihn vollkommen entwaffnet und Das ihn, sozusagen, in die Bahn wirft: ein kleines winziges neugeborenes Kind mit einer in diesen Breitengraden ungewöhnlichen Eigenschaft: Es ist schwarz, das Kind nigerianischer Eltern.Was den Schriftsteller von nun an umtreibt, sind zwei Dinge: eine Odyssee durch Wiener Ämter und schwarzafrikanische Quartiere, immer in der Hoffnung, die Lebensbedingungen von Mutter und Kind zu regeln, zu verbessern;und dann der Glaube - ja, der Glaube - an das Erscheinen und die Erscheinung dieses Kindes, das ihm als lebendige Erneuerung aller vergessenen und verdrängten Hoffnungen und Möglichkeiten gilt. Was hier geschieht, ist einigermaßen verrückt, und zugleich das einzig Richtige.Das kleine schwarze Baby und der große weiße Mann - es ist eine Liebesgeschichte der besonderen Art, die hier erzählt wird, aber es ist eine Liebesgeschichte.
Autorenporträt
geboren 1946 in Treuchtlingen, Franken, gestorben 2021 in Wien, wo er seit den achtziger Jahren lebte. Seit 1973 Schriftsteller, zahlreiche Veröffentlichungen als Lyriker und Erzähler, daneben Arbeiten für Hörspiel und Theater. Mit Romanen wie Ein Unding der Liebe (1981) oder Kanakenfauna (1982) wurde Fels einem größeren Publikum bekannt. Zuletzt erschienen: Die Hottentottenwerft (2015), Mondbeben (2020).
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 08.12.2009

Brabbeln mit Frischluftzufuhr
Ludwig Fels, gereift und geläutert, schiebt ein nigerianisches Ersatz-Enkelkind durch die „Parks von Palilula”
„Reise zum Mittelpunkt des Herzens” hieß der letzte Roman von Ludwig Fels, der den einstmals eher derben, an Alan Ginsberg und Jack Kerouac geschulten Autor in einem neuen Licht zeigte. Er erzählte von einem todkranken Mann, der an einem hellen Sommertag aus dem Krankenhaus entlassen wird und sich noch einmal dem Leben und der Liebe hingibt. Mit seinem neuen Buch, „Die Parks von Palilula", verfolgt der 1946 im fränkischen Treuchtlingen geborene Autor jenen Weg weiter, aber gewissermaßen vom anderen Ende her. Diesmal ist es nicht der Tod, der das Herz öffnet, sondern die Geburt. Hals über Kopf stürzt sich ein alternder Schriftsteller in die närrische Liebe zu einem kleinen Menschenwesen. „Udoka” heißt es, kommt am Anfang des Buchs zur Welt und ist die Tochter nigerianischer Eltern, die in Wien Asyl gefunden haben, wo der Schriftsteller und seine Frau seit langem leben.
Das Buch kommt ohne Gattungsbezeichnung aus, lässt sich aber als Roman lesen, auch wenn Ludwig Fels die Form eines fingierten Tagebuchs gewählt hat, um seiner Geschichte Präsenz und Dringlichkeit zu geben. Er selbst ist das uneheliche Kind einer einfachen Frau, die sich und den Sohn mit Putzjobs über Wasser hielt. Eindringlich versammelt er hier noch einmal seine Lebensthemen, gründend auf der Solidarität mit den so genannten kleinen Leuten, die sich ein Leben lang schinden, um am Rand einer Gesellschaft zu existieren, in der man längst nicht mehr mit Arbeit allein zu Reichtum kommt. Ohne Larmoyanz vereint der Roman zwei Aspekte des Daseins, die selten zusammenkommen: die nüchterne Diagnose eines gesellschaftlichen Zustands, der nach wie vor auf Ausbeutung der Armen beruht, und die Würde der großen Gefühle, die der menschlichen Existenz erst Bedeutung verleihen.
Es wirkt anstrengungslos und ist doch ein Kunststück, wie der Autor das Porträt eines ganz der Entdeckung des Neuen zugewandten Kindes mit dem Porträt des Schriftstellers als alternder Mann verknüpft. Von ihm erfahren wir nur den Vornamen „Ludwig”. Seinen Nachnamen schmuggelt Ludwig Fels wie andere Authentizitätssignale listig ein. „Jesus ist der Fels” steht als Inschrift an der Kirchenwand der Baptistengemeinde, die der Schriftsteller besucht, seit er B., die Mutter Udokas, einfach an einer Ampel angesprochen hat. Es ist dies auch eine Erweckungs- und Erlösungsgeschichte. Allerdings ist sich der Mann, der das kleine Mädchen vor seinem absehbaren Schicksal retten will, sehr wohl bewusst, dass er selbst mindestens ebenso sehr der Gerettete ist. „Die Parks von Palilula” ist kein hochmütiges, eher ein demütiges Buch. Beinahe jeden Tag bittet der Schriftsteller Udokas Mutter um die Gunst, die kleine „Prinzessin” im Kinderwagen spazieren fahren zu dürfen. Er erfreut sich an ihrem Gesicht, an ihrem Lachen, Glucksen, Brabbeln, und er ist glücklich, dass sie so an die frische Luft kommt. Denn ihre Mutter führt einen kleinen „Shop” für nigerianische Waren, wo sich ihre Landsleute nicht nur zum Einkaufen treffen, sondern vor allem um zu rauchen und zu trinken.
Es ist nicht ohne Komik, wenn ein Autor, der einst als rauchender Trunkenbold galt, sein Alter Ego mit einem Ersatz-Enkelkind zur Frischluftzufuhr durch die Parks von Wien schickt. Aber diese Komik ist, wie so oft, die Schwester der Tragik. Der Roman mit dem Namen eines Belgrader Stadtteils im Titel – er steht für Wien als Zufluchtsort für Flüchtlinge – beschreibt nicht nur den harten Alltag der Asylanten, sondern auch, was es heißt, lebenslang ein Schriftsteller zu sein. Davon macht sich kaum jemand eine Vorstellung. Den meisten Menschen ist es ohnehin piepegal, was Leute treiben, die glauben, es käme auf die richtige Wortwahl an. Schließlich sind andere Dinge wichtig im Leben: Taten, Fakten, Geldanlagen. Natürlich hofft auch der Autor nicht nur auf Leser, sondern darauf, eines Tages ohne Zukunftssorgen leben zu können. Wie hart es ist, wenn es bei der Hoffnung bleibt, auch davon erzählt dieses Tagebuch eines Schriftstellers, der sich jeden Tag am eigenen Schopf aus dem Sumpf ziehen muss. Nur wenn ihm etwas nahe geht, kann er schreiben und den Leser berühren. Und nur dann verkauft sich sein Buch – in seinen kühnsten Träumen so oft, dass er ein Haus bauen kann, in dem alle Menschen Platz finden, die er liebt, allen voran seine Frau und die kleine Udoka.
Aber wer am Schreibtisch hockt, verpasst das Leben, so beißt sich die Katze in den eigenen Schwanz. Als Inbild verpasster Lebenschancen geistert der Fötus durch das Buch, den der Schriftsteller und seine Frau in ihrer Jugend abgetrieben haben und „Simonetta” nannten. „Die Parks von Palilula” ist Trauer- und Freudengesang in einem. „Willkommen!”, ruft der Autor einem kleinen Mädchen zu, und das ist auch ein Akt nachgetragener Liebe, für die es im Leben zu spät ist, nicht aber in der Literatur.
MEIKE FESSMANN
Ludwig Fels
Die Parks von Palilula
Verlag Jung und Jung, Salzburg 2009. 256 Seiten, 22 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.sz-content.de
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 24.12.2009

Manche Frauen sind direkt von Gott geschaffen

Uns ist ein Kind geboren: Mit seinem Tagebuch über die Parks von Wien-Palilula hat Ludwig Fels eine Art Weihnachtsgeschichte und ein inniges Glaubensbekenntnis verfasst.

Von Sabine Doering

Dieses Buch ist vieles auf einmal: Tage- und Erinnerungsbuch, Chronik der laufenden Ereignisse und Medium der kritischen Selbsterforschung. Vor allem aber ist es eine grenzenlose, überschäumende, hingebungsvolle Liebeserklärung. Die Liebe des Autors - ganz hemmungslos darf man vermuten, dass das "Ich" dieses Tagebuchs mit seinem dreiundsechzigjährigen Verfasser Ludwig Fels identisch ist - gilt einer atemberaubenden Schönheit: "Ihr perfekt proportionierter Kopf mit dem geringelten Haaransatz an den Schläfen ist von einer Ästhetik, die mich glauben lässt, dass ein paar Menschen direkt von Gott erschaffen sind. Der Rest sind Auftragsarbeiten, die an irgendwelche müden Engel oder gelangweilte Teufel vergeben wurden."

Menschliche Anmut gerät so zum unmittelbaren Gottesbeweis. Ludwig Fels wird nicht müde, die Vorzüge seiner großen Liebe zu preisen, ihren leichten Milchgeruch und den dunkelgoldenen Glanz ihrer Haut, ihre weißen Zähnchen und die Konzentration, mit der sie sich auf wackligen Kinderbeinen hält. Denn das ideale Wesen ist keine Diva, kein Filmstar und kein hochbezahltes Model.

Udoka heißt dieses Geschöpf, das mit der Plötzlichkeit eines biblischen Wunders den Alltag des Ich-Erzählers verändert. In der Sprache seiner nigerianischen Mutter verheißt der Name Gesundheit und Stärke. Ludwig Fels glaubt fest daran, dass sich das Versprechen der Namensgebung erfüllt, dass das afrikanische Baby, noch in Windeln gewickelt und auf schäbigem Teppichboden liegend, zu einem kräftigen und glücklichen Menschen heranwachsen wird. Die Voraussetzungen dafür sind freilich nicht gut.

Udokas Mutter, die stets nur mit der Initiale "B." genannt wird, ist mit einem Flüchtlingstransport nach Europa gekommen; in Wien wartet sie auf die Anerkennung als Asylbewerberin. Dort trifft sie an einer Straßenkreuzung auf den mehr als doppelt so alten Ludwig. Der kümmert sich freundschaftlich um die zunächst misstrauische, oftmals harte Frau und ihre Tochter, die bald darauf, im September 2007 zur Welt kommt: "Ihr Gesicht war zart und wunderschön, so schön, dass ich nach keinem anderen Wort mehr suchen musste." Der Vater dieser kleinen Schönheit, offenbar ein Landsmann B.s, tritt so gut wie nie in Erscheinung.

So übernimmt der Erzähler mehr und mehr die Rolle eines Ersatzgroßvaters. Hingerissen verfolgt er die Entwicklung des kleinen Mädchens, holt es so oft wie möglich zu Spazierfahrten aus dem kleinen, verräucherten Laden, in dem seine Mutter Waren aus ihrer Heimat verkauft und afrikanischen Gästen Bier und Schnaps ausschenkt. Die Welt möchte der alternde Mann dem Kind zeigen und kommt doch nur in die Parks von Palilula, wie der Wiener Bezirk mit dem größten Ausländeranteil genannt wird. Sie sind schäbig und staubig, diese kleinen Parks, doch findet der Babysitter immer wieder ein Fleckchen Grün oder einen Sandkasten, in dem Udoka unbeschwert herumkrabbeln kann.

Die Sorge für das fremde Kind wird für den Erzähler zur kritischen Abrechnung mit seinem eigenen Leben. Seit langem arbeitet er als Schriftsteller, hat ein paar erfolgreiche Romane und Theaterstücke veröffentlicht - unschwer ist hier ein Selbstporträt von Ludwig Fels zu erkennen, dessen Bücher einst als deutsche Antwort auf die amerikanischen Beat-Poeten Ginsberg, Kerouac und Bukowski gefeiert wurden. Nun aber, so lesen wir in diesem Tagebuch, sind die schöpferischen Kräfte erloschen, und mit dem Schreiben ist kaum noch Geld zu verdienen. Deshalb kann er auch Udokas Mutter, deren Geschäft kurz vor dem Ruin steht, keine materielle Unterstützung geben. "Der erfolglose Schriftsteller und die afrikanische Pleiteuse: welch an der freien Marktwirtschaft gescheitertes Traumpaar!"

Den Zynismus der Frühzeit also hat Ludwig Fels behalten und auch seinen analytischen Blick auf die wirtschaftlichen und politischen Verhältnisse. Durch die Nähe zu den afrikanischen Migranten lernt er neue Vokabeln, mit denen die Behörden auf die wachsende Zahl von Flüchtlingen zu reagieren versuchen. "Schubhaft, Abschiebung, Zwangsausweisung" lautet der bittere, österreichisch gefärbte Refrain seiner Versuche, Udoka und ihrer Mutter zu einem bürgerlichen Leben zu verhelfen.

Doch auch ganz neue Töne schlägt Ludwig Fels an. Hatte er früher seine Leser gern mit derben Obszönitäten provoziert, entdeckt der einstmalige Bürgerschreck nun die christliche Friedensbotschaft. Durch Udokas Mutter wird er Mitglied der Wiener Kephas-Gemeinde, einer multikulturellen Freikirche, deren fröhliche Gottesdienste belebend auf ihn wirken. Ob er ihren Namen, das griechische Wort für "Fels", womöglich als ganz persönliche Einladung für sich versteht? Kleine Gebete jedenfalls und ein inniges, oft variiertes Glaubensbekenntnis durchziehen das gesamte Tagebuch, das zu einem Zeugnis skeptischer Frömmigkeit wird: "Ich bete zu Gott, aber nicht immer werde ich von ihm ergriffen", erklärt Ludwig Fels, und: "Ich glaube an Gott, und das, ich weiß, klingt leicht dahingesagt. Aber ich glaube an ihn, schon deswegen, weil wir uns sonst totträumen müssten."

Der deutlichste Gottesbeweis aber bleibt für Fels die Existenz der kleinen Udoka, und er scheut weder Pathos noch Kitsch, wenn er den afrikanischen Säugling, der "Einzug in sein Herz gehalten hat", mit dem Kind der christlichen Heilsbotschaft vergleicht: "Wir werden nicht nach Ägypten flüchten, selbst wenn eines Tages der österreichische Innenminister Herodes heißt." Als moderner Josef weiß Ludwig Fels zwar, dass Wunder heutzutage selten sind, und das erst recht, wenn es um die Bestimmungen der Ausländerpolitik geht. Und doch schließt seine persönliche, transkontinentale Weihnachtsgeschichte mit einem hoffnungsvollen Ausblick.

Die Aufzeichnungen enden im März 2009; Udoka, inzwischen anderthalb Jahre alt, wohnt mit ihrer Mutter in einer ruhigen Vorstadtwohnung und besucht einen Kinderhort. Dort fühlt sich das Mädchen mit der dunklen Haut offenbar pudelwohl und hat sogar schon einen Verehrer, den flachsblonden Ovid aus Polen. Im Kleinen scheint hier möglich, was sich Ludwig Fels, Rebell und Träumer noch immer, für die ganze Menschheit erhofft: die Utopie einer Welt, die groß genug ist "für jeden Glauben, jede Rasse, jedes Volk". Sein Tagebuch über die Parks von Palilula ist ein anrührendes Zeugnis dieses Vertrauens in die Menschlichkeit.

Ludwig Fels: "Die Parks von Palilula". Verlag Jung und Jung, Salzburg 2009. 256 S., geb., 22,- [Euro].

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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Große Gefühle und Gesellschaftsanalyse ganz "ohne Larmoyanz" hat Ludwig Fels in seinem neuesten Roman vereint, weiß Rezensentin Meike Fessmann und macht einen neuen Ton im Werk des an Ginsberg und Kerouac geschulten Autors aus. "Die Parks von Palilula" ist nämlich ein "demütiges" Buch, so Fessmann: Ein Buch, in dem ein alternder Wiener Schriftsteller seine Zuneigung für ein neugeborenes Flüchtlingskind entdeckt und dabei den Alltag von Asylbewerbern kennenlernt. "Listig" findet sie dabei, wie Ludwig Fels es gelingt, immer wieder seinen eigenen Namen in den Roman zu schmuggeln und so Authentizität zu suggerieren. Und was es heißt, ein ganzes Leben lang Schriftsteller zu sein, das erfährt man ebenso in diesem Roman, auch wenn das den meisten Menschen bisher "piepegal" war, wie Fessmann kritisch markiert. Komödie und Tragödie in einem.

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