Produktdetails
  • Verlag: Heinrichs-Verlag
  • Seitenzahl: 96
  • Abmessung: 305mm
  • Gewicht: 835g
  • ISBN-13: 9783898890359
  • ISBN-10: 389889035X
  • Artikelnr.: 10668785
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 22.05.2003

Hoch zu Roß seit achthundert Jahren

Thronend über der Stadt, will uns der Bamberger Dom wie die Manifestation eines himmlischen Jerusalems erscheinen. Seinem Stifter, König Heinrich II., schwebte Irdischeres vor, als er am 6. Mai 1012 den Ursprungsbau weihen ließ: eine zweite Peterskirche, so wie er Bamberg auf seinen sieben Hügeln zum zweiten Rom und zur neuen Hauptstadt der kaiserlichen Herrschaft umgestalten wollte. Die Grundzüge des Doms - das römische Petrus-Patrozinium und die kaiserliche Doppelchörigkeit - überstanden alle Umbauten. So, wie der Bau heute vor uns steht, ist er wesentlich ein Werk seines Wiederaufbaus nach dem Brand von 1185. Die ansässigen Bischöfe waren nun die treibende Kraft, allen voran Ekbert (1203-1237). Ein Mann mit einem bewegten Leben, das Christine Freise-Wonka nun nacherzählt: 1208 richtete Ekbert in Bamberg seinem Bruder eine glanzvolle Hochzeit aus, auf der König Philipp von Schwaben, der Ehrengast, ermordet wurde. Der Bischof mußte fliehen, wurde rehabilitiert, war 1217 und 1218 auf Kreuzzug, dann unterwegs in diplomatischen Diensten, bis er 1225 mit Geldern, die er für vermittelte Lehen von Kaiser Friedrich II. erhalten hatte, den Dombau vorantrieb. Das triumphale Ergebnis, eine Mischung aus französischer Kathedralgotik und romanischen Traditionalismen, erlebte der umtriebige Hirte nicht mehr. Er starb in Wien, wo er kurz zuvor vom Kaiser als Statthalter eingesetzt worden war. Spätestens nun weiß der Leser, warum der Untertitel des Buchs "Eine Kathedrale erleben" heißt. Die Autorin erzählt ebenso wie über den Bau auch über Menschen und Heilige, über Skulpturen, Altäre und deren aller Schicksale. Wie elegant sie dabei Kunst und Geschichte zu verbinden und beim Mitteilen neuerer Forschungsergebnisse den trockenen Gelehrtenton zu meiden weiß, bezeugt ihre Schilderung des Bamberger Reiters: Die strittige Identität der um 1220 entstandenen, von den Nazis als Beleg ihrer rassistischen Wahnideen mißbrauchten Skulptur - der ersten lebensgroßen Reiterfigur nach der Antike - scheint nun gesichert. Es ist der heilige Stephan, Ungarns erster christlicher König. Einige Jahre vor der mutmaßlichen Anfertigung des Reiters nämlich war der flüchtende Bischof Ekbert am Hof des ungarischen Königs Andreas II. aufgenommen und bis zu seinem Freispruch beherbergt worden.

bat.

"Der Bamberger Dom" von Christine Freise-Wonka. Heinrichs Verlag, Bamberg 2002. 96 Seiten, zahlreiche Abbildungen. Gebunden, 20 Euro. ISBN 3-89889-035-X.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Elegant findet der mit "bat" zeichnende Rezensent in diesem Buch Kunst und Geschichte miteinander verbunden. Besonders freut "bat", dass die Autorin auch beim "Mitteilen neuerer Forschungserlebnisse" den trockenen Gelehrtenton zu vermeiden weiß. So konnte er die im Buch enthaltenen Schilderungen des Bamberger Doms und seiner Geschichte, der damit verbundenen Menschen und Heiligen, Skulpturen und Altäre ausgesprochen genießen.

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