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  • Audio CD

Produktdetails
  • Verlag: Naxos
  • Anzahl: 1 Audio CD
  • Erscheinungstermin: 24. März 2003
  • Sprache: Deutsch
  • ISBN-13: 9783898161121
  • Artikelnr.: 11667565
Autorenporträt
Joseph Freiherr von Eichendorff, geboren 1788, lernte während seines Jura-Studiums in Halle, Heidelberg, Berlin und Wien die führenden Vertreter der Romantik kennen. Nach dem Examen geht Eichendorff in den Verwaltungsdienst und sucht seiner Langeweile durch Flucht in die Poesie zu entkommen. Mit der Novelle 'Aus dem Leben eines Taugenichts' und durch seine Lyrik wurde Eichendorff einer der bekanntesten deutsche Romantiker.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 17.10.2003

Herzliches Beileid
Lutz Görners Hörbuch der Befremdung
Sich über irreführende oder schlichtweg falsche Aussagen aufzuregen, mit denen Verlage die Beipackzettel ihrer Hörbücher gern bedrucken, ist zwar müßig, es sei aber darauf hingewiesen, dass Lutz Görner auf seiner neuen CD Lieder von Schumann und Schubert spricht. Nicht „die” Lieder. Hätte er sich dieselben tatsächlich allesamt vorgenommen, wie der Titel suggeriert, und nicht nur die absoluten Klassiker ausgewählt, wie es den Tatsachen entspricht, 20 CDs wären nicht genug gewesen.
Aber weg von den Feinheiten der deutschen Grammatik und hin zu einem Hörbuch, das befremdlich ist. Um „Gesprochene Lieder” also soll es sich handeln. Aber kann man Lieder überhaupt sprechen? Indem Robert Schumann Joseph von Eichendorffs „Auf einer Burg” mit einer Melodie versah und eine Klavierbegleitung komponierte, entstand das gleichnamige Lied. Dieses bedarf immer seiner musikalischen Realisierung. Belässt man nun die Klavierbegleitung und rezitiert dazu das Gedicht, entsteht noch lange kein Lied. Was man hört, ist ein Gedicht mit Klavierbegleitung, nichts anderes. Da mag sich der Interpret in einem hermeneutischen Gewaltakt auch auf Bert Brechts „Verfremdungseffekt” berufen, er zerteilt lediglich wieder, was einmal zusammengefügt worden war.
Görner ist weit davon entfernt, den Texten auf diese Weise neue Facetten abzugewinnen oder den Hörer in Staunen zu versetzen. Sein Vortrag ist, wo nicht einlullend, oberflächlich und klischeehaft. Liest er ein heiteres Gedicht, dann mit einer Feierlichkeit, die anzeigt, wie fein und sorglos es im Leben doch zugehen kann. Lyrik als Lebenshilfe. Kommt in einem Gedicht das Wort „Grab” vor, so wird Görner gravitätisch und seine Stimme füllt sich mit Gram. Oh ja, das Leben ist endlich und ich fühle mit allen, die gerade den Verlust eines lieben Menschen zu betrauern haben – Lyrik als Beileidsbekundung.
Sicher, Görner liest fehlerfrei und wohlartikuliert, seiner Stimme aber fehlt die Erdung, die entsteht, wenn ein Gegenstand gedanklich und emotional durchdrungen und ausgelotet wird. Von einer tieferen Auseinandersetzung mit den Gedichten Heines oder Goethes ist nichts zu spüren, der Vortrag bedient lediglich die Stereotype der Affektion. Retortengefühle.
Passend dazu kommt die musikalische Begleitung – Klavier und Bratsche, zuweilen Saxophon – hausbacken und uninspiriert daher. Es zeigt sich überdies, dass Sprecher deutscher Zunge in der Lage sind, Fremdsprachen mit starkem oder schwachem Akzent zu würzen, selten aber mit Charme. Und wenn Lutz Görner einmal Französisch rezitiert oder Meike Schmitz auf diesem Hörbuch dreimal etwas Englisches singt, dann wünscht man sich, solches nicht zweimal hören zu müssen.
TOBIAS LEHMKUHL
Gesprochene Lieder. the spoken lied. Lutz Görner spricht die Lieder von Schumann und Schubert. Naxos Verlag, Münster 2003. 1 CD, 56 Minuten, 11,90 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Ganz und gar vernichtend fällt Tobias Lehmkuhls Urteil über dieses Hörbuch aus. Beginnend bei der falschen Beschriftung des Ganzen ("einige", nicht "die" Lieder von Schumann und Schubert!), dem "wo nicht einlullend, oberflächlich und klischeehaften" Vortrag Lutz Görners bis hin zur "hausbackenen und uninspirierenden" musikalischen Begleitung - er lässt kein gutes Haar daran. Genervt hat ihn, wie einfallslos der Sprecher die Texte interpretiere: einmal als "Lebenshilfe", dann als "Beileidsbekundung" und heitere Gedichte mit einer "Feierlichkeit" vorgetragen, "die anzeigt, wie fein und sorglos es im Leben doch zugehen kann". Außerdem findet er es nicht besonders erstrebenswert, Lieder, die als Einheit von Text und Musik komponiert und geschrieben wurden, einfach wieder auseinander zu nehmen. Zu all dem Übel stöhnt der Rezensent am Schluss noch darüber, dass die Sprecher nicht in der Lage seien, Fremdsprachiges korrekt auszusprechen, was mit deutschem Akzent leider wenig Charme produziere.

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