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Clare Allan entführt uns in eine Welt, die auf dem Kopf steht. Was ist normal? Und was ist verrückt? Wer Poppy Shakespeare gelesen hat, weiß darauf keine Antwort mehr. Dieser elektrisierende Roman - das Aufsehen erweckendste britische Debüt des Jahres - ist eine bitterböse Satire auf das Leben in unseren psychiatrischen Anstalten. Geistreich, wild und lustig. Brutal lustig.

Produktbeschreibung
Clare Allan entführt uns in eine Welt, die auf dem Kopf steht. Was ist normal? Und was ist verrückt? Wer Poppy Shakespeare gelesen hat, weiß darauf keine Antwort mehr. Dieser elektrisierende Roman - das Aufsehen erweckendste britische Debüt des Jahres - ist eine bitterböse Satire auf das Leben in unseren psychiatrischen Anstalten. Geistreich, wild und lustig. Brutal lustig.
Autorenporträt
Clare Allan, 38 Jahre alt, wurde in Newcastle geboren, studierte Anglistik und später kreatives Schreiben. Sie lebt heute als freie Autorin in London, schreibt Theaterstücke und Artikel für u.a. "The Guardian", sowie an ihrem zweiten Roman. Sie verbrachte rund zehn Jahre in psychiatrischen Institutionen, was sie zu "Poppy Shakespeare", ihrem Debüt, inspirierte. Für ihre Kurzgeschichten wurde sie mit dem "Orange/Harpers Short Story Prize" ausgezeichnet.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 11.07.2007

Am Besten mit Blut unterschreiben
Clare Allan erzählt vom Tausch zwischen Wahn und Norm
Poppy trägt schicke Kostüme und High Heels. Sie arbeitet in einer Werbeagentur, ist geschieden und hat eine sechsjährige Tochter. Als sie sich, plötzlich arbeitslos geworden, um einen Job bewirbt, ergibt der Eignungstest ein bestürzendes Ergebnis: Poppy ist angeblich verrückt und wird gezwungen, sich in einer psychiatrischen Tagesklinik am Rande von London behandeln zu lassen. Dass sie sich als völlig normal empfindet, interpretiert man dort als ärgerliche Therapieresistenz. Und um den Anwalt finanzieren zu können, der sie aus ihrer verzweifelten Lage befreit, muss sie sich zuvor als krank erklären – sonst gibt es keine staatliche Unterstützung.
Zum Glück trifft Poppy auf eine Expertin für alles, was mit Wahnsinn zu tun hat. N. ist, seit ihre Mutter sich vor einen Zug geworfen hat, nirgendwo anders als in Heimen und Kliniken gewesen und hat nicht die geringste Lust, diesen Kosmos, in dem sie sich auskennt, je zu verlassen. Wenn sie ihren Antrag auf „WAHN-Geld” ausfüllt, verzerrt sie ihre Handschrift gekonnt ins Krakelige; statt einer Unterschrift drückt sie den blutigen Daumen aufs Papier. Steht eine Begutachtung ihres Zustandes an, versteht sie es, sich so zu verhalten, dass dem Ärztegremium nichts anderes übrig bleibt, als N. das begehrte Prädikat „selbstmordgefährdet” zu verpassen.
Das Debüt von Clare Allan ist witzig und schwungvoll geschrieben. Dass es in England, der angestammten Heimat schrägen Humors, ein großer Erfolg war, verwundert nicht; Channel 4 hat bereits die Filmrechte erworben. Insofern die Autorin von einer wunderbaren Frauenfreundschaft erzählt, erfüllt sie ein Stück weit gängige unterhaltungsliterarische Ansprüche. Wer eine proseccoleichte Lektüre erwartet, geht aber fehl. Der Jargon, in dem die Ich-Erzählerin N. sich äußert, ist derb, und die grotesken Übertreibungen, zu denen sie gerne greift, spiegeln ihre wahnhafte Wahrnehmung. „Poppy Shakespeare” ist eine scharfe satirische Attacke auf das britische Gesundheitssystem, dessen Streben nach Effizienz offenbar eher einer glänzenden Statistik als dem Wohle der Patienten gilt. Dass die Autorin sich zwischen phantastisch-kafkaeskem und realistischem Erzählen nicht recht entscheiden kann, mindert die Durchschlagskraft des Buches allerdings etwas. Auch einige Kürzungen hätten nicht geschadet.
In seiner Darstellung des Irren unterscheidet sich „Poppy Shakespeare” von den beiden Rollen, die dieser Figur in den komischen Formen der populären Kultur traditionell reserviert sind. N. ist weder ein liebenswerter Träumer, wie ihn James Stewart in „Mein Freund Harvey” verkörpert, noch rebelliert sie gegen die Zwangsjacke bourgeoiser Repression wie die Patienten in „Einer flog über das Kuckucksnest”. Der feine Faden, der sich von der mythischen Imagination, dass der Irre nicht nur ein Geschlagener, sondern auch ein Erwählter sei, bis ins Heute spann, ist gerissen. N.s Wahnsinn besitzt kein utopisches Moment mehr. Die junge Frau pflegt das Ethos eines Fußgängerzonen-Punks: Wenn sie schon keine Chance hat, dann will sie die „Checker”, wie sie die Normalen spöttisch nennt, wenigstens ordentlich abzocken.
In einem Gespräch mit Poppy erklärt N. ihre Weltsicht. Ebenso sehr wie die Kranken die Gesunden brauchen, sind diese auf jene angewiesen: „Damit sie sich als was Besseres vorkommen, wenn wir uns vollsabbern und einscheißen. Sie können auf uns herabgucken und sich sagen: Gott sei Dank bin ich nicht so! Das ist eine Art Dienst an der Gemeinschaft. Man braucht seine Bekloppten, sonst gäbe es keine Checker.” Dass scheinbar sichere Werte als relative Größen aufgezeigt werden, ist eine Tradition, die tief in die Narrenliteratur zurückführt. Hier erhält sie im Zeichen des globalen Kapitalismus eine zynische Note: Wahn und Norm sind nicht nur ein Geschäft auf Gegenseitigkeit.CHRISTOPH HAAS
CLARE ALLAN: Poppy Shakespeare. Roman. Aus dem Englischen von Thomas Stegers. Karl Blessing Verlag, München 2007. 350 Seiten, 19,95 Euro.
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Rezensent Christoph Haas ist im Großen und Ganzen angetan von Clare Allans Romandebüt - auch wenn es seiner Meinung nach der "Durchschlagskraft" des Romans schadet, dass sich die britische Autorin nicht so richtig zwischen "phantastisch-kafkaeskem und realistischem Erzählen" entscheiden kann. Auch hat der Roman in Haas' Augen einige Längen. Trotzdem empfindet er den zynischen Tenor der Geschichte als recht gelungen. Den romantisierenden Blick, den es in der Literatur immer wieder auf psychische Störungen gebe, spare sich Allen, konstatiert Haas einverstanden, in ihrem Buch hat der "Wahnsinn kein utopisches Moment mehr." Trotzdem habe das Buch einen hohen Unterhaltungswert, versichert der Rezensent, es sei "witzig und schwungvoll geschrieben".

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