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An den Grenzen der Menschlichkeit
Max Schohl war ein angesehener Bürger des Städtchens Flörsheim am Main. Er war im Ersten Weltkrieg mehrfach ausgezeichnet worden, seine Chemiefabrik leitete er mit großem Erfolg - ein beliebter und wohltätiger Arbeitgeber, der sich in erster Linie als deutscher Patriot empfand, erst in zweiter Linie als Jude. Und so fühlte er sich auch nicht bedroht, als die Nazis an die Macht kamen. Erst die Brutalitäten der "Kristallnacht" zeigten ihm unmissverständlich, dass er die Rettung für sich und seine Familie einzig in der Emigration suchen konnte. Ein tragischer…mehr

Produktbeschreibung
An den Grenzen der Menschlichkeit

Max Schohl war ein angesehener Bürger des Städtchens Flörsheim am Main. Er war im Ersten Weltkrieg mehrfach ausgezeichnet worden, seine Chemiefabrik leitete er mit großem Erfolg - ein beliebter und wohltätiger Arbeitgeber, der sich in erster Linie als deutscher Patriot empfand, erst in zweiter Linie als Jude. Und so fühlte er sich auch nicht bedroht, als die Nazis an die Macht kamen. Erst die Brutalitäten der "Kristallnacht" zeigten ihm unmissverständlich, dass er die Rettung für sich und seine Familie einzig in der Emigration suchen konnte. Ein tragischer Leidensweg begann.

Amerika war nie das Land seiner Träume, doch nach dem Pogrom im November 1938 scheint es die beste Wahl für den Chemiker Max Schohl, seine arische Ehefrau und die beiden Töchter. Ein amerikanischer Cousin stellt die finanziellen Mittel bereit, überwindet bürokratische Hürden und kann Schohl sogar als Lehrer an ein College vermitteln - alle Voraussetzungen sind damit erfüllt. Dennoch lehnt das Generalkonsulat in Stuttgart den Antrag auf Einwanderung ab. Was die verzweifelte Familie Schohl nicht wissen kann: Die USA betreiben eine extrem restriktive Einwanderungspolitik, erfüllen nicht einmal die vereinbarten niedrigen Quoten, das Schicksal europäischer Juden lässt sie kalt.

Als sich auch alle weiteren Pläne zerschlagen - die Schohls bemühen sich um eine Auswanderung nach England, nach Chile und nach Brasilien -, bleibt nur noch die Flucht nach Jugoslawien. Die Familie kann Atem schöpfen, lebt sich ein; doch 1941 besetzen deutsche Truppen das Land. Max Schohl stirbt 1943 in Auschwitz. Liesel Schohl und ihre Töchter Hela und Käthe werden 1944 in ein Arbeitslager bei Wiesbaden deportiert. Als Käthe sich kurz nach Kriegsende entschließt, nach Amerika auszuwandern, erhält sie umstandslos ein Visum - eine bittere Ironie der Geschichte.

Erst vor einigen Jahren stieß Käthe Schohl auf den Briefwechsel, der die Leidenszeit der Familie, das Schwanken zwischen Hoffnung und Verzweiflung, dokumentiert. Diese Briefe - ergänzt durch eine Fülle zusätzlicher Dokumente und Materialien - hat David Clay Large zum Ausgangs- und Angelpunkt seines bewegenden Buches gemacht.
Autorenporträt
David Clay Large, geb. 1945, ist Professor für Geschichte an der Montana State University. Sein Spezialgebiet ist die Kultur- und Politikgeschichte Deutschlands im 19. und 20. Jahrhundert. Von ihm ist ebenfalls erschienen "Hitlers München. Aufstieg und Fall der Hauptstadt der Bewegung" (1998).
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 19.10.2004

Ohne Lehrerfahrung

JUDENVERFOLGUNG. Max Schohl, geboren 1884 in der damals zu Bayern gehörenden Pfalz, wurde als Offizier im Ersten Weltkrieg mehrfach ausgezeichnet. Der promovierte Chemiker leitete während der Weimarer Republik - über alle Wirtschaftskrisen hinweg - ein international florierendes Unternehmen in Flörsheim am Main. Dort galt er bis 1933 als angesehener und wohltätiger Arbeitgeber, der sich stets als deutscher Patriot empfand, erst in zweiter Linie als Jude. Die Machtübernahme der Nationalsozialisten betrachtete er zunächst weniger als persönliche Bedrohung denn als vorübergehende Erscheinung. Die zunehmenden Drangsalierungen der Juden durch das Regime und die brutalen Ausschreitungen im Verlauf der Novemberpogrome 1938 bewogen ihn dann jedoch, Vorbereitungen für die Emigration zu treffen. Die Vereinigten Staaten wurden zum Land seiner Träume. Amerikanische Verwandte stellten die finanziellen Mittel bereit, überwanden bürokratische Hürden und vermittelten ihm einen Lehrauftrag an einem College. Alle Voraussetzungen schienen erfüllt, doch das amerikanische Generalkonsulat in Stuttgart lehnte den Antrag zur Einwanderung mit der Begründung ab, daß Schohl keine Lehrerfahrung als Professor habe. Die Vereinigten Staaten betrieben zur fraglichen Zeit eine restriktive Einwanderungspolitik, allen Quotenregelungen und Hilferufen der bedrängten Juden zum Trotz. Das Außenministerium und die für die Visumerteilung zuständigen Generalkonsulate vertraten den Standpunkt, daß es nicht im amerikanischen Interesse liege, eine größere Zahl von Juden aufzunehmen. Umfragen zufolge sollen sich rund 70 Prozent der Amerikaner dagegen ausgesprochen haben, mehr jüdische Flüchtlinge ins Land zu lassen. Als sich auch weitere Emigrationspläne - nach Großbritannien, Chile und Brasilien - zerschlugen, blieb nur noch die Flucht nach Jugoslawien. Dort wurde die Familie Schohl 1941 von der deutschen Okkupation überrascht und von deren kroatischen Helfershelfern verfolgt. Max Schohl wurde 1943 in Auschwitz ermordet. Seine Frau und die beiden Töchter wurden als "jüdisch Versippte" beziehungsweise "Mischlinge" in ein Arbeitslager deportiert, überlebten aber den Zweiten Weltkrieg. David Clay Large hat den Nachlaß der Familie ausgewertet und deren bewegendes Schicksal einfühlsam dargestellt. (David Clay Large: Einwanderung abgelehnt. Wie eine deutsche Familie versuchte, den Nazis zu entkommen. Aus dem Amerikanischen von Karl Heinz Siber. Karl Blessing Verlag, München 2004. 376 Seiten, 20,- [Euro].)

HANS-JÜRGEN DÖSCHER

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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Bewegt zeigt sich Rezensent Hans Jürgen Döscher von David Clay Larges Buch "Einwanderung abgelehnt", das das Schicksal des deutschen Juden Max Schohl und seiner Familie während des "Dritten Reiches" schildert. Nach den zunehmenden Drangsalierungen der Juden durch das Regime und die brutalen Ausschreitungen im Verlauf der Novemberpogrome 1938 plante der angesehene Unternehmer, der als Offizier im Ersten Weltkrieg mehrfach ausgezeichnet worden war, die Emigration seiner Familie in die USA. Die Vereinigten Staaten betrieben zur fraglichen Zeit allerdings eine restriktive Einwanderungspolitik, Schohls Anliegen wurde abgelehnt. Als sich auch weitere Emigrationspläne - nach Großbritannien, Chile und Brasilien - zerschlugen, blieb den Schohls nur die Flucht nach Jugoslawien, wo sie 1941 von der deutschen Okkupation überrascht und von deren kroatischen Helfershelfern verfolgt wurden. Schohl wurde 1943 in Auschwitz ermordet, seine Frau und die beiden Töchter wurden in ein Arbeitslager deportiert, wo sie den Zweiten Weltkrieg. Clay Large habe den Nachlass der Familie ausgewertet und deren bewegendes Schicksal "einfühlsam dargestellt".

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