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Der 1923 in Paris geborene Fotograf Édouard Boubat gehört zu den ganz großen Künstlern Frankreichs. "Poet der Zeiten" ist die erste Retrospektive, die den Fotografen in allen seinen Facetten zeigt: den Poeten des Alltags, der die ganze Welt bereiste, um wesentliche Augenblicke des Menschseins festzuhalten.
Édouard Boubat war als Fotograf nicht der Typ des klassischen Reporters, der die ganze Welt durchquert, um auf die neuesten Ereignisse zu lauern. Vielmehr zeigen seine scheinbar wie aus dem Stegreif aufgenommenen Bilder "die raren Momente der Beschaulichkeit, die eher seltenen Augenblicke
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Produktbeschreibung
Der 1923 in Paris geborene Fotograf Édouard Boubat gehört zu den ganz großen Künstlern Frankreichs. "Poet der Zeiten" ist die erste Retrospektive, die den Fotografen in allen seinen Facetten zeigt: den Poeten des Alltags, der die ganze Welt bereiste, um wesentliche Augenblicke des Menschseins festzuhalten.
Édouard Boubat war als Fotograf nicht der Typ des klassischen Reporters, der die ganze Welt durchquert, um auf die neuesten Ereignisse zu lauern. Vielmehr zeigen seine scheinbar wie aus dem Stegreif aufgenommenen Bilder "die raren Momente der Beschaulichkeit, die eher seltenen Augenblicke der Erfüllung", wie Robert Doisneau einmal sagte.
Fünf Jahre nach seinem Tod 1999 wird ihm mit diesem Band ein Denkmal gesetzt, das seine gesamte Schaffenszeit umfasst.
Viele seiner Bilder, die zu Ikonen der Fotografiegeschichte wurden, sind uns auch in Deutschland geläufig, ohne dass bisher eine breite Schicht seinen Namen kennt. In diesem repräsentativen Band, mit dem Édouard Boubat auch bei uns die verdiente Aufmerksamkeit finden soll, sind seine berühmten Schwarzweißaufnahmen zu sehen, aber auch viele bislang unveröffentlichte. Begleitet werden sie von Tagebuchauszügen und anderen Texten des Fotografen, sowie Texten befreundeter Literaten, wie Marguerite Duras, Michel Tournier und Jacques Prevert.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Ganz hinreißend findet Rezensent Hubert Spiegel diesen "schönen Band" mit Fotografien Edouard Boubats, den Bernard Boubat, der Sohn des Fotografen, und Genevieve Anhoury herausgegeben haben. Spiegel berichtet, dass der Band nicht nur dreihundert chronologisch geordnete Fotografien aus dem Privatarchiv bietet, sondern auch Auszüge aus dem schriftlichen Nachlaß Boubats: Exzerpte aus 75 Heften, in denen der Künstler seine Einfälle, Reflexionen und Meditationen festhielt. Diese offenbaren für Spiegel das Wesen eines Fotografen, der sich dem Schönen verschreiben hat und der eine Perspektive kultivierte, der "die naive Weisheit der Kindheit und des Alters zugleich innewohnt". 

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 13.10.2004

Der Mann, der das Licht ganz sich selbst überlässt
1954 in Brügge – oder ein Jahrhundert früher: Eine Gruppe von Beguinennonnen zieht auf das vielfenstrige Klostergebäude zu, eine Prozession aus Weiß und Schwarz zwischen schlanken Stämmen, ein Spiel auch aus Licht und Schatten, wie ihn die Bäume auf die Klosterfront werfen. Édouard Boubats Fotografie ist nicht einfach ein schöner Moment, nicht ein besonders gut getroffenes Bild, nicht einmal ein entscheidender Augenblick, wie ihn sein großer Landsmann Henri Cartier-Bresson verstand. Boubats Foto erscheint vielmehr als Quintessenz all dessen, was mit dem Begriff Kloster umrissen wird: So und nicht anders kann und muss es dort sein. Wer bisher keine rechte Vorstellung davon hatte, dem wird sich dieser Zug der Beguinen einprägen als Archetyp jenes abgeschiedenen, in sich gekehrten, frommen, auch uniformierten Lebens.
In einem opulenten Band (Édouard Boubat. Eine Monografie, konzipiert und realisiert von Bernard Boubat und Geneviève Anhoury. Knesebeck Verlag, München 2004, 80 Euro) wird das fotografische Werk von Édouard Boubat (1923-1999) entfaltet, dass einem die Augen übergehen. Boubat suchte nicht vorsätzlich das Spektakuläre, er war kein Begleiter des Todes wie die Kriegsfotografen. Er begriff sich viel mehr als empfindsam-empfänglicher Flaneur täglichen Lebens, dem fotografische Erfüllung geschieht: Ein Huhn läuft zwischen Lehmmauern in der Sahara; die Silhouetten zweier Glocken schweben über dem hellen Bethlehem; Kinder spielen im ersten Schnee des Jardin du Luxembourg wie von Seurat gemalt; Schlepper dampfen auf die Londoner Towerbridge zu, als hieße der Fotograf William Turner. Auch in Boubats dramatischen Bildern herrscht Ruhe, die Ruhe im Auge des Orkans.
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Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 10.01.2006

In immer neuem Licht: Édouard Boubat

"Ein Foto geschah", so schrieb Édouard Boubat im Jahr 1992 über seine erste Aufnahme. "Das kleine Mädchen mit den toten Blättern" (unsere Abbildung) entstand 1946 in Paris. Boubat war jung, Anfang Zwanzig, der Krieg war zu Ende und Boubat glücklich aus Leipzig zurückgekehrt, wo er zwei Jahre lang als verschleppter Zwangsarbeiter in einer Fabrik gearbeitet hatte. Jetzt war er verliebt, ein angehender Poet, der seine Bücher verkauft und von dem Erlös eine Rollei erworben hatte. Von nun an sollten Fotografien entstehen, die "geschahen", so wie sich Geschichten zutrugen: scheinbar zufällig, scheinbar absichtslos.

Boubat, der hierzulande längst nicht so bekannt ist wie in Frankreich, verzichtete zeitlebens weitgehend auf strenge Arrangements und bis ins Detail durchdachte Kompositionen. Und tatsächlich beruhte auch sein erstes Foto auf einer Zufallsbegegnung im Jardin du Luxembourg. Es ist ein Bild wie eine Hommage an Lewis Carroll, den Autor von "Alice im Wunderland", dessen Porträts von Alice Liddell hier als Vorbild gedient haben könnten.

Aber erst vierzig Jahre danach wird Boubat einem seiner Bilder den Titel "Hommage an Lewis Carroll" geben. Zu diesem Zeitpunkt, 1986, zählt Édouard Boubat längst zu den großen Namen der internationalen Fotografie. Mit den frühen, in der Bretagne der vierziger Jahre entstandenen Porträts seiner Muse und späteren Ehefrau Lella wird er bekannt, schon 1947 erringt der damals Vierundzwanzigjährige den Prix Kodak (für "Das Mädchen mit den toten Blättern"), vier Jahre später hängen seine Fotografien neben Aufnahmen von Brassai und Doisneau in einer Gruppenausstellung französischer Fotografen. Das berühmte Magazin "Réalités" nimmt den gelernten Grafiker Anfang der fünfziger Jahre unter Vertrag, und Boubat beginnt zu reisen: Spanien, Casablanca, Nordafrika, die Vereinigten Staaten, das sind die Ziele allein des ersten Jahres. Bis zu seinem Tod im Jahr 1999 reist Boubat in zahllose Länder, ohne darüber je zu einem klassischen Reisefotografen geworden zu sein. Die Bildreportagen Boubats illustrieren den Ort ihres Entstehens nicht im Sinn der Bildstrecke des Magazin-Journalismus, sie fangen ihn nicht ein, sondern nehmen ihn zum Anlaß, einen Moment festzuhalten, der zu einer Geschichte zu gehören scheint: "Ein Foto geschah".

Bernard Boubat, der Sohn des Fotografen, und Geneviève Anhoury, Filmemacherin und Fotografin, haben für diesen schönen Band mehr als dreihundert chronologisch geordnete Fotografien aus dem Privatarchiv Édouard Boubats ausgewählt und ihnen Auszüge aus dem schriftlichen Nachlaß Boubats beigegeben, Exzerpte aus fünfundsiebzig Heften, in denen der Künstler seine Einfälle, Reflexionen und Meditationen festhielt. Sie offenbaren das Wesen eines Fotografen, der sich vor allem der Poesie und der Schönheit verpflichten wollte und der Menschen, Orten und Dingen mit einem Blick entgegentrat, dem die naive Weisheit der Kindheit und des Alters zugleich innewohnt. Sie spricht auch aus Reflexionen wie dieser aus dem Jahr 1993: "Ist es immer noch das gleiche Licht, das schon die ersten Fotografen bezauberte? Es ist noch das gleiche, immer neue. Endlich etwas, das sich nicht abnutzt." ("Édouard Boubat". Konzipiert und zusammengestellt von Bernard Boubat und Geneviève Anhoury. Knesebeck Verlag, München 2005. 368 S., geb., 300 Abb., 80,- [Euro].)

HUBERT SPIEGEL

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