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Als die Maler Vanessa Bell und Duncan Grant in das südlich von London gelegene Landhaus Charleston einzogen, bemalten sie erst einmal Wände, Tische und Schränke fantasievoll in bunten Farben. Ihr Haus ist heute das bedeutendste Zeugnis für den Stil des legendären Bloomsbury-Kreises.
Die meisten Künstler haben zu ihren Häusern eine ganz besondere Beziehung, als Ort der Muße und der Kreativität. Doch Häuser sind mehr als Inspirationsquellen - sie fordern ihre Bewohner zur Gestaltung geradezu heraus. Damit werden sie selbst zu kreativen Schöpfungen, die uns viel über ihre Bewohner verraten. In…mehr

Produktbeschreibung
Als die Maler Vanessa Bell und Duncan Grant in das südlich von London gelegene Landhaus Charleston einzogen, bemalten sie erst einmal Wände, Tische und Schränke fantasievoll in bunten Farben. Ihr Haus ist heute das bedeutendste Zeugnis für den Stil des legendären Bloomsbury-Kreises.

Die meisten Künstler haben zu ihren Häusern eine ganz besondere Beziehung, als Ort der Muße und der Kreativität. Doch Häuser sind mehr als Inspirationsquellen - sie fordern ihre Bewohner zur Gestaltung geradezu heraus. Damit werden sie selbst zu kreativen Schöpfungen, die uns viel über ihre Bewohner verraten.
In welchem Haus lebte Claude Monet in Giverny? Welche Atmosphäre schuf Gabriele Münter im Innern ihres winzigen Landhauses? In welchen Räumen lebten und arbeiteten so unterschiedliche Künstler wie Alfred Kubin, Alfons Mucha, Rene Magritte, Gustave Moreau und William Morris?

Eine Reise von London bis Murnau am Staffelsee, von Brüssel und Paris bis Zwickledt in Oberösterreich.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 18.06.2004

Künstlers Küche, Künstlers Häuschen
Dies ist nicht irgendeine Toilettenspülung. Es ist die von Charleston, dem Refugium des Bloomsbury-Kreises, der in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts einen Einfluss ausgeübt hat wie kaum ein anderer Literaten- und Intellektuellenzirkel. In seinem Mittelpunkt: Virginia Stephen, nach ihrer Heirat Virginia Woolf. Ihre Schwester Vanessa, Malerin und Bildhauerin und verheiratet mit dem Kunstkritiker Clive Bell, ersteht 1916 Charleston, ein bäuerliches Anwesen im Südwesten Englands. Für Vanessa Bell ist es Liebe auf den ersten Blick. An einem See gelegen, inmitten weiter Wiesengründe, entspricht das alte Haus dem Ideal, von dem sie immer geträumt hat. Sie beschließt, es im „Bloomsbury-Stil” einzurichten. Das Ehepaar Bell sowie die übrigen Bewohner, darunter der Maler Duncan Grant und der Theoretiker Roger Fry, verstanden das Haus als ein sich ständig wandelndes Kunstwerk. Sie schufen ein Potpourri aus schimmernden Stoffen, fremdartigen Gegenständen aus aller Welt, aus mit Fantasiemotiven bemalten Möbeln, moderner Kunst und englischer postimpressionistischer Malerei. Alles scheint wild zusammengewürfelt, und doch entsteht die Harmonie gerade durch die erstaunliche Vielfalt der Stile.
Neben der Wohnstatt des Bloomsbury-Kreises eröffnen Gérard-Georges Lemaire und Jean-Claude Amiel (Künstler und ihre Häuser, Knesebeck 2004, 184 S., 49,90 Euro) auch Einblicke in das Zuhause von Künstlern wie Alfons Mucha, Gabriele Münter, Claude Monet, Giorgio de Chirico und Alfred Kubin sowie in die Brüsseler Wohnung von René Magritte. Dieser kehrte 1929 nach dem jähen Ende der Freundschaft zu dem Pariser Künstlerkreis um André Breton in seine belgische Heimat zurück. Seine Wohnung in Jette, einem Vorort der Hauptstadt, bezeugt als Einrichtungskompromiss eindrucksvoll die ästhetischen Differenzen des Ehepaars Magritte. Während Ehefrau Georgette den Wohnraum im kleinbürgerlichen Stil dekorierte, richtete ihr Mann das Schlafzimmer im postkubistischen Stil ein. Als Arbeitsplatz diente Magritte nicht das im Hinterhof errichtete großzügig, lichtdurchflutete Atelier, sondern das schmale Esszimmer. Für die Mahlzeiten mit seiner Frau musste er regelmäßig den Tisch räumen.
anme
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 08.04.2004

Home-Stories ohne Gastgeber: Künstlerhäuser

Nur in des Künstlers Land zu reisen ist heute keinem Urlauber genug. Bildung hin, Anstand her: Es muß das Haus des Künstlers sein - zumal, wenn dort, wie Gérard-Georges Lemaire es formuliert, "der Wille des Künstlers, seine häusliche Bleibe als Bühne der eigenen ästhetischen Überzeugung zu nutzen", überdeutlich wird und Vokabeln wie Aura oder genius loci, möchte man hinzufügen, gleichsam über die Eingangstür gemeißelt scheinen.

Vierzehn solcher Wohnhäuser hat Lemaire besucht und darüber kleine Artikel verfaßt, als seien es Home-Stories für ein buntes Magazin - nur eben, ohne mit den Gastgebern zu sprechen, weil die Bildhauer und Maler allesamt schon lange tot sind. Ihren Geist immerhin hat der Fotograf Jean-Claude Amiel auferweckt: in stimmungsvollen Zimmeransichten und in überraschenden Stilleben, in denen etwa das schwarze Telefon Magrittes seltsam gespenstisch wirkt oder sich ein Strauß getrockneter Rosen im Salon von Alfons Mucha dem Stil des Jugendstilkünstlers unterwirft.

Die Reihe der Künstler reicht von Monet bis de Chirico, von Ensor bis Gabriele Münter. Kaum irgendwo freilich tritt die Absicht eines Künstlers so offen zutage wie in Kelmscott Manor, dem Anwesen von William Morris in der Nähe Oxfords. Einem stark romantisierten Bild des Mittelalters folgend, hielt Morris in der zweiten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts den Begriff der Manufaktur als ästhetisches wie soziales Programm den Auswirkungen der Industrialisierung entgegen. Im Dunstkreis der Präraffaeliten malte und dichtete er, entwarf Möbel, Stoffe und Tapeten und vollendete sein Haus zum Gesamtkunstwerk - unser Bild zeigt das Treppenhaus. Daß Kelmscott Manor, wie elf andere der vorgestellten Häuser, Besuchern offensteht, verschweigt der opulente Bildband leider. Aber dafür gibt es ja das Internet.

F.L.

"Künstler und ihre Häuser" von Gérard-Georges Lemaire (Text) und Jean-Claude Amiel (Fotografien). Knesebeck Verlag, München 2004. 184 Seiten, 120 Abbildungen. Gebunden, 49,90 Euro. ISBN 3-89660-208-X.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Der Rezensent mit dem Kürzel "anme" bewundert das Bloomsbury-Haus, Refugium von Virginia Woolf, ihrem Gatten und den anderen des berühmten Kreises: "Alles" - die Stoffe, die Exotika, die bemalten Möbel, die moderne Kunst - "scheint wild zusammengewürfelt, und doch entsteht die Harmonie gerade durch die erstaunliche Vielfalt der Stile". Die Impulse zur Einrichtung, so "anme", kamen von Vanessa Bell, der Schwester der Autorin, und dann wurde das Haus zu einem Work in Progress, einem sich wandelnden "Potpourri". Grund zur Freude für den Rezensenten also, dass man mit diesem Buch einen virtuellen Rundgang durch das Haus unternehmen kann. Und nicht nur durch dieses, denn die beiden Autoren eröffnen noch mehr Einblicke: in die Häuser von Monet und Chirico beispielsweise, und auch in jenes von Magritte nebst Gattin, wo der "Einrichtungskompromiss" nicht zu übersehen ist: "Während Ehefrau Georgette den Wohnraum im kleinbürgerlichen Stil dekorierte, richtete ihr Mann das Schlafzimmer im postkubistischen Stil ein."

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