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Erstmals Aki Kaurismäki im O-Ton!
Die reich bebilderte Monographie von Peter von Bagh ist eine Reise in das Kaurismäki-Universum. Dem finnischen Filmhistoriker ist es gelungen, dem sonst wortkargen Filmemacher eine Menge zu entlocken und finnische Kulturbezüge, die dem Nicht-Finnen bislang größtenteils verborgen waren, zu erhellen.
Kaurismäkis pointierter Gesprächsstil verschafft überraschende Einblicke in sein Werk und sein Leben. Filmkritische Essays von Peter von Bagh über alle Kaurismäki-Filme, kurze Abrisse von zentralen Motiven des Regisseurs, ein Film- und Namenregister und fast
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Produktbeschreibung
Erstmals Aki Kaurismäki im O-Ton!

Die reich bebilderte Monographie von Peter von Bagh ist eine Reise in das Kaurismäki-Universum. Dem finnischen Filmhistoriker ist es gelungen, dem sonst wortkargen Filmemacher eine Menge zu entlocken und finnische Kulturbezüge, die dem Nicht-Finnen bislang größtenteils verborgen waren, zu erhellen.

Kaurismäkis pointierter Gesprächsstil verschafft überraschende Einblicke in sein Werk und sein Leben. Filmkritische Essays von Peter von Bagh über alle Kaurismäki-Filme, kurze Abrisse von zentralen Motiven des Regisseurs, ein Film- und Namenregister und fast 200 farbige Abbildungen runden den Band ab.

'Daß in meinen Filmen so wenig gesprochen wird, ist kein Stilmittel oder Kommentar, sondern mir ist oftmals einfach nichts eingefallen. Mir geht es wie Kafkas Hungerkünstler, der in seinem Metier der größte Meister ist, aus dem einfachen Grund, weil es kein Essen gibt, das er mag. Es war jedoch interessant im Laufe der Zeit zu bemerken, daß man eigentlich überhaupt keinen Dialog braucht. Der Film ist wirklich ein Spiel von Licht und Schatten.' Aki Kaurismäki
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Freunde von Aki Kaurismäki und Freunde finnischen Humors werden dieses Buch lieben, versichert Rezensentin Susan Vahabzadeh. Mit "Kaurismäki über Kaurismäki" habe Peter van Bagh ein Standardwerk über den finnischen Regisseur herausgegeben, findet die Kritikerin, die ebenso vergnügt wie interessiert die hier abgedruckten Gespräche zwischen den beiden Filmemachern und Freunden Bagh und Kaurismäki gelesen hat. Ihr erscheint dieses Buch, das neben den über Jahre hinweg geführten Gesprächen auch Kapitel über Kaurismäkis Filme enthält, wie die Unterhaltung zwischen zwei "Verrückten", sie an ihrem Irrsinn teilhaben lassen. Und so kann sie diese herrlich absurden, zugleich aber auch tiefsinnigen Dialoge nur unbedingt empfehlen.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 09.10.2014

Léaud spielt Kaurismäki, der Léaud spielt

Das Wesentliche ist, sich an den gewählten Stil zu halten: Nach dieser Devise dreht Aki Kaurismäki seit 1981 Filme, in denen nicht viel gesprochen wird. Was hat der Regisseur selbst zu sagen?

Die Szene hätte gedreht werden müssen. Aki Kaurismäki, der von sich behauptet, bei seinen Auftritten als Schauspieler "direkt, wenn auch spontan" immer Jean-Pierre Léaud imitiert zu haben, dreht einen Film mit dem französischen Star der Nouvelle Vague: "I Hired a Contract Killer" heißt das Werk, und Léaud ist nervös, weil er seit fünfzehn Jahren keine Hauptrolle mehr gespielt hat. Und so stellt Kaurismäki sich vor ihn hin und macht ihn nach oder besser: macht ihm vor, wie er früher spielte, und Léaud macht wieder Kaurismäki nach und findet so zu sich selbst zurück.

Auf diese Weise funktioniert die Welt des Aki Kaurismäki. Mit Zärtlichkeit gegenüber denen, die er im Kino zu lieben gelernt hat. Mit Weisheit, Lakonie und Poesie. Nicht mit Zynismus, auch wenn der finnische Regisseur so ewig haltbarer Filme wie der "Proletarischen Trilogie" ("Schatten im Paradies", "Ariel" und "Das Mädchen aus der Streichholzfabrik") oder später auch "Le Havre" immer wieder ein Zyniker genannt wurde. Vielleicht, weil er klar sagt, was ist: Dass die Menschen versuchen, der Freiheit zu entfliehen, was den Zuschauerschwund der Kinos erklärt. "Die Menschen meiden den einzigen Ort, an dem sie ihrer Phantasie freien Lauf lassen könnten, und streben nach einem Zustand der beruhigenden Gefangenschaft, zum Beispiel in die Nähe eines Videorekorders."

Aki Kaurismäki ist Autodidakt, seine Erziehung zum Filmemacher fand beim Lesen und in den Kinos des Finnischen Filmarchivs in Helsinki und des Filmmuseums in München statt. Er wurde mit seinen Filmen und den Figuren in ihnen, von den Leningrad Cowboys bis zu den schweigsamen einsam Liebenden, die seine Hauptdarsteller Matti Pellonpää (der 1995 starb) und Kati Outinen in vielen seiner Filme verkörperten, der berühmteste Finne der Welt. Der Band "Kaurismäki über Kaurismäki", in Finnland schon 2006 und in überarbeiteter Fassung 2012 erschienen, kommt zum Buchmessenschwerpunkt jetzt auch auf Deutsch heraus.

Der Autor des Buchs ist der kürzlich verstorbene Peter von Bagh. Er war im finnischen Kino als leidenschaftlicher Kurator und Festivalgründer, als Drehbuchautor und Filmgelehrter eine strahlende Präsenz und mit Kaurismäki befreundet, seit er ihn schon als Kinozuschauer im Filmarchiv, dessen Programm er kuratierte, kennenlernte. Dieses Buch ist Teil seines Vermächtnisses und Ausdruck der immensen Ernsthaftigkeit, mit der von Bagh das Kino als wichtigste Kunst überhaupt und als Lebensaufgabe betrachtet hat.

Wären alle Filmbücher so! Eingangs ein mittellanges Interview, das den Ton setzt - lustig, tiefgründig, aberwitzig -, gefolgt von einer Filmographie, die kommentiert zu nennen eine Verniedlichung wäre: Zu jedem Film gibt es neben Bildern und einem ausführlichen kritischen Text von Baghs wieder Interviewauszüge, Ausschnitte von Texten, die Kaurismäki, der auch als Kritiker gearbeitet hat, selbst schrieb, collagenhaft verbunden mit ganz kurzen Essays etwa zu wichtigen Orten, den Schauspielern, den Hunden, dem Schnaps, der Musik. Außerdem Bilderleisten von Filmen, die Kaurismäki beeinflusst haben, Auszüge aus internationalen Kritiken und immer wieder große und kleine Abbildungen zu den Filmen Kaurismäkis oder von den Dreharbeiten. Bild und Text stehen gleichberechtigt nebeneinander. So sollte es sein, wenn es ums Kino geht und um einen Regisseur, der in seinen Filmen nichts Überflüssiges zulässt, keinen Satz, der nicht gebraucht würde, kein Bild, das im besonderen Rhythmus seiner Filmsprache nicht seine eigene Bedeutung hätte.

So wirken seine Filme, die besten allemal, als seien sie verschiedene Varianten des Extrakts von Kino - künstlich einerseits, weil niemand so spricht wie die Menschen in ihnen (es ist das Schriftfinnisch, so spricht wirklich niemand außer den Underdogs in Kaurismäkis Filmen) und weil die Einflüsse etwa des Film noir so deutlich sind; andererseits aber auch voller Zeitzeichen wie bunten Autos oder Rockmusik. Man sollte, das zeigt dieses Buch, wieder mehr Kaurismäki-Filme sehen.

VERENA LUEKEN

Peter von Bagh: "Kaurismäki über Kaurismäki". Aus dem Finnischen von Helmut Diekmann. Alexander Verlag, Berlin 2014. 278 S., Abb., geb., 38,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 07.10.2014

Lachen
in der Krise
Anarchie, Wasser, Sozialdemokratie.
Gespräche mit dem finnischen
Filmemacher Aki Kaurismäki
VON SUSAN VAHABZADEH
Aki Kaurismäki, schreibt Peter von Bagh im Vorwort zu „Kaurismäki über Kaurismäki“, verbringe so viel Zeit in Portugal, weil er vor der Hektik Finnlands auf der Flucht sei. Damit ist der Tonfall für dieses Buch schon gesetzt – schön sonderbar. Wenn man nie in Finnland gewesen ist, dann setzt sich das Bild, das man sich von diesem Land macht, überwiegend aus Versatzstücken von Kaurismäkis Filmen zusammen, in denen Hektik eine, sagen wir mal, untergeordnete Rolle spielt. Es geht dort ungefähr so hektisch zu wie Kaurismäkis Flüche ordinär klingen. Mögen diese Bücherdiebe, flucht Kaurismäki, als er vom Verlust einiger Werke erzählt, einen Stich im Herzen verspüren! Er regt sich so auf, dass ihm Bagh ein Glas Wasser anbietet. Wer als Nicht-Finne und Kaurismäki-Liebhaber gerne eine große Dosis finnischen Humors im handlichen Format hätte, wird dieses Buch lieben. Und auf eine verquere Art ist es das Kaurismäki-Standardwerk. Es setzt sich zusammen aus Gesprächen, dazwischen kleine Kapitel über Kaurismäkis Filme und andere wichtige Dinge wie die Corona-Bar und das Rauchen, und überall Bilder, die einen in eine andere Zeit und eine andere Welt versetzen.
  Der junge Aki Kaurismäki sah ein bisschen so aus wie der junge Jean-Pierre Léaud (mit dem nicht mehr so jungen Jean-Pierre Léaud drehte er 1990 „I Hired a Contract Killer“). Die Ähnlichkeit hat sich verwachsen, aber man kann, wenn er Peter von Bagh aus seinem Leben erzählt, sofort verstehen, dass jeder in der Filmgemeinde in Helsinki eine Ahnung gehabt haben muss, dass er von Aki Kaurismäki noch hören würde. Kaurismäki war vom Kino besessen, er habe damals, Ende der Siebziger, als er Peter von Bagh das erste Mal begegnete, Monate im Voraus gewusst, welchen Film er sich ansehen würde in der Cinemathek, behauptet er. 1980 spielte Aki in einem Film seines Bruders Mika mit, „Der Lügner“, dafür hatte er auch das Drehbuch geschrieben, machte dann einen Dokumentarfilm mit seinem Bruder, dann – gar nicht ambitioniert als erste eigene Regie! – eine Adaption von Dostojewskis „Schuld und Sühne“.
  Aki hatte seinen Bruder bald überflügelt, er fand mit seinen „Leningrad Cowboys“ und „I Hired a Contract Killer“ zu einem eigenen Stil: lakonisch, komisch und düster. „In mir“, sagt Kaurismäki, „stecken 60 Prozent von einem Existenzialisten, 20 Prozent von einem Kommunisten, 10 Prozent von einem Öko-Linken, 10 Prozent von einem Anarchisten, der Rest ist Wasser und normale Sozialdemokratie.“
  Über Jahre hinweg hat Peter von Bagh für diesen Band immer wieder mit Kau-
rismäki gesprochen. Bagh war selbst Filmemacher, er hat, zusammen mit den Kaurismäki-Brüdern, das Filmfest in der Mitternachtssonne Finnlands gegründet, war Filmhistoriker und Kritiker – am
17. September, also kurz vor Erscheinen des Buchs in deutscher Sprache, ist er gestorben.
  Die beiden waren Freunde, sie frotzelten, sie liebten das Kino – und der Zusammenschnitt ihrer Unterhaltungen ist ein bisschen wie ein Film von Aki Kaurismäki, eine einzigartige Mischung aus Absurdität und Tiefsinn, eine Unterhaltung zwischen zwei Verrückten, die einen hineinschauen lassen in ihren Irrsinn. Dabei kommen dann ganz wunderbare Dialoge heraus. Bagh: „Freud hat geschrieben, dass die Kindheit jene Zeit des Glücks sei, in der man noch keinen Humor brauche, um Schwierigkeiten und Konflikte zu bewältigen.“ Darauf Aki Kaurismäki: „Er muss sich geirrt haben, denn ich erinnere mich deutlich daran, wie wir mit den Beinen baumelnd auf dem Sofa gesessen und über die Kubakrise gelacht haben.“
Peter von Bagh (Hrsg.): Kaurismäki über Kaurismäki. Aus dem Finnischen von Helmut Diekmann. Alexander Verlag, Berlin 2014. 288 Seiten, 188 Abbildungen. 38 Euro.
Der Zusammenschnitt dieser
Unterhaltungen ist selbst
wie ein Film von Kaurismäki
Ein Neubeginn.
In Aki Kaurismäkis „Der Mann ohne
Vergangenheit“ hat der Held, gespielt von Markku Peltola, seine Erinnerungen verloren. Der Regisseur hilft ihm, zeigt,
wie man Kartoffeln pflanzt.
Fotos: Marja-Leena Hukkanen/Sputnik, Finnland
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