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Produktdetails
  • Beiträge zur Friedensforschung und Sicherheitspolitik Bd.20
  • Verlag: Köster, Berlin
  • Seitenzahl: 210
  • Deutsch
  • Gewicht: 278g
  • ISBN-13: 9783895745614
  • ISBN-10: 3895745618
  • Artikelnr.: 14463770
Autorenporträt
Hans Krech wurde 1956 in Halle/S. in der ehemaligen DDR geboren. Studium der Geschichte an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. 1984 Promotion am Institut für Allgemeine Geschichte. 1984-89 Bürgerrechtler, Fußballer und Schriftsteller. Aus politischen Gründen fünf Jahre lang Berufsverbot. Im September 1989 Übersiedlung in die Bundesrepublik Deutschland. 1990/91 wiss. Mitarbeiter am Institut für Friedensforschung und Sicherheitspolitik (IFSH) an der Universität Hamburg. Seit 1991 wiss. Mitarbeiter und freier Mitarbeiter am Deutschen Orient-Institut in Hamburg als Experte für die Sicherheitspolitik am Persischen Golf, auf dem Balkan und im Kaukasus. Initiator des Projektes Golf-Friedenskonferenz. Lehrveranstaltungen an der Führungsakademie der Bundeswehr in Hamburg. Hauptmann d. R. Hans Krech ist Autor von acht weiteren Büchern und mehr als 220 Aufsätzen und Artikeln. Er hat mehrere Patente angemeldet. FDP-Außenpolitiker.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 14.10.2005

Endzeitfreuden
Traum und Trauma - zweierlei Erfahrung im Sozialismus

Hans Krech: Das letzte Jahr der DDR. Das Tagebuch eines Bürgerrechtlers aus Halle/S. (1988-1989). Verlag Dr. Köster, Berlin 2005. 206 Seiten, 24,80 [Euro].

Stefan Bollinger (Herausgeber): Das letzte Jahr der DDR. Zwischen Revolution und Selbstaufgabe. Karl Dietz Verlag, Berlin 2004. 528 Seiten, 29,80 [Euro].

Was die einen als Befreiung empfanden, war für andere das Ende ihrer großen Zeit. Unter demselben Titel - "Das letzte Jahr der DDR" - belegen zwei Bücher, wie ungleich Zeitgenossen die Geschichte erlebt und verarbeitet haben. Hans Krech wünschte sich den Untergang des SED-Regimes von ganzem Herzen. Sein "Tagebuch eines Bürgerrechtlers aus Halle" enthält Erlebnisse aus den Jahren 1988 und 1989, die sich für den Autor ganz logisch und unmittelbar mit der Analyse des Verfalls der DDR und seiner Wahrnehmung des internationalen Geschehens verschränken.

Die Niederlage der sowjetischen Interventionsarmee in Afghanistan steht aus Krechs Weltsicht in einem direkten Zusammenhang mit der Alltagserfahrung des Siechtums der späten DDR. Im November 1988 vertraute er seinem Tagebuch an, er könne "dieses Dahinvegetieren in völliger Hoffnungslosigkeit" nicht länger ertragen. "Am Nachmittag habe ich im Bett gelegen, traurig wütend, mich nach meiner Freiheit sehnend. Ob ich sie jemals erreichen werde? Ich hasse die Mauer!" Zu diesem Zeitpunkt hatte Krech, dem die zuständigen DDR-Behörden keine Arbeit mehr gaben, bereits seinen 38. Ausreiseantrag gestellt. Um sich fit zu halten, absolvierte er täglich im Wald Langstreckenläufe. Nachts träumte er von einer Karriere als Fußballspieler beim FC Bayern oder von seiner Auswanderung in die Vereinigten Staaten, wo er es zum Außenminister bringen wollte, um den Kommunismus zu bekämpfen. Am 20. September 1989 war es dann endlich soweit, er durfte die DDR verlassen und freute sich im Nachtzug gen Westen auf ein neues Leben.

Als für Hans Krech das Trauma im eingemauerten Land endete, sahen sich Stefan Bollinger und seine Mitautoren kurz vor dem Ziel ihrer Träume. Die damals überwiegend in nachgeordneten Einrichtungen der SED-Führung beschäftigten Akademiker litten unter dem verkrusteten Regime. Im Unterschied zur Mehrheit ihrer Mitbürger, für die mit dem Mauerfall am 9. November 1989 ganz andere lang ersehnte Veränderungen in greifbare Nähe rückten, begann für die SED-Erneuerer nach einer kurzen Zeit der Reformeuphorie der unaufhaltsame Niedergang. "Nicht ein erneuerter demokratischer Sozialismus, sondern eine Ausbeutergesellschaft mit erheblichen Benachteiligungen für die abhängig Beschäftigten wie für Klein- und Mittelunternehmer" sei die Folge einer seit der Wiedervereinigung vorangetriebenen "neoliberalen Umprofilierung der deutschen Wirtschaft und Gesellschaft", schreibt Bollinger. Doch die Chance eines neuen Versuches liegt auf der Hand: "Die menschliche Zivilisation steckt in der Krise", und da drängen auch in Deutschland die Verhältnisse letztendlich auf einen "größeren, radikaleren Umbruch" hin.

Die meisten der achtzehn Autoren, die in Bollingers Sammelband über die von den Bürgern verschmähten Chancen eines reformierten Realsozialismus räsonieren, arbeiten heute in nachgeordneten Einrichtungen oder im Umfeld der PDS. Als sie ihre Beiträge schrieben, war von Neuwahlen und einer Verbindung der PDS mit Oskar Lafontaine noch keine Rede. Doch nun - am Ende des rot-grünen Projektes - könnten fast schon vergessene Glasperlenspiele aus dem letzten Jahr des zerfallenden Realsozialismus mit der neuen "Linkspartei" einen unerwarteten Bedeutungszuwachs erringen. Warum eigentlich, fragt am Ende des einleitenden Beitrages der Herausgeber, sollten "emanzipatorische Ansätze", die im letzten Jahr der DDR als "neues Entwicklungsmodell" hervortraten, "nicht Ideen für einen Neubeginn in Deutschland sein"?

JOCHEN STAADT

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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Äußerst unterschiedlich waren die Erfahrungen des realexistierenden Sozialismus. Das wird Rezensent Jochen Staadt bei der Lektüre zweier Bücher gleichen Titels über das "letzte Jahr der DDR" wieder einmal deutlich: Während Stefan Bollinger und seine Mitautoren die Wende überaus skeptisch betrachten, war für Hans Krech der Mauerfall ein Grund für überschwänglicher Freude. In seinem "Tagebuch eines Bürgerrechtlers aus Halle" halte Krech die Erlebnisse aus den Jahren 1988 und 1989 fest. Diese verschränkten sich für ihn ganz logisch und unmittelbar mit der Analyse des Verfalls der DDR und seiner Wahrnehmung des internationalen Geschehens. Staadt berichtet, dass sich Krech den Untergang des SED-Regimes von ganzen Herzen wünschte. Nicht unverständlich, schließlich hatte er bereits seinen 38. Ausreiseantrag gestellt und die zuständigen DDR-Behörden gaben ihm keine Arbeit mehr. Die Geschichte ließ seinen Traum in Erfüllung gehen: Am 20. September 1989 durfte er die DDR verlassen.

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