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Israel erlebt tiefgreifende Veränderungen - auch in seiner Armee, lange Rückgrat der Gesellschaft. Dies spiegelt sich besonders in der Haltung der jungen Generation zum Militärdienst. Zum ersten Mal kommen in diesem brisanten Buch wehrpflichtige israelische Männer und Frauen selbst zu Wort. Sie berichten erstaunlich offen über ihre Hoffnungen und Erwartungen, über ihre politischen Ansichten und moralischen Nöte mit dem israelischen Staat. Diese überraschenden "Innenansichten" gewähren einen höchst authentischen und aufschlussreichen Blick ins Zentrum der israelischen Gesellschaft. David Ranans…mehr

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Produktbeschreibung
Israel erlebt tiefgreifende Veränderungen - auch in seiner Armee, lange Rückgrat der Gesellschaft. Dies spiegelt sich besonders in der Haltung der jungen Generation zum Militärdienst. Zum ersten Mal kommen in diesem brisanten Buch wehrpflichtige israelische Männer und Frauen selbst zu Wort. Sie berichten erstaunlich offen über ihre Hoffnungen und Erwartungen, über ihre politischen Ansichten und moralischen Nöte mit dem israelischen Staat. Diese überraschenden "Innenansichten" gewähren einen höchst authentischen und aufschlussreichen Blick ins Zentrum der israelischen Gesellschaft.
David Ranans profunde Einleitung über die Geschichte Israels lässt den Nahost-Konflikt besser verstehen. Und deutlich werden vor allem die aktuellen Spannungen zwischen den Gruppen, die die israelische Gesellschaft spalten: die radikalen Siedler und die Orthodoxen auf der einen und die Liberalen und Linken auf der anderen Seite.
David Ranan, der die Interviews führte, hat selbst in der israelischen Armee gedient. In seiner Einleitung gibt er einen Überblick über die Geschichte Israels und einen profunden Einblick in die Strukturen der Armee. Vor allem aber beschreibt er die Spannungen zwischen den Gruppen, die die israelische Gesellschaft spalten: die radikalen Siedler und die Orthodoxen auf der einen und die Liberalen und Linken auf der anderen Seite.
Autorenporträt
David Ranan entstammt einer deutsch-jüdischen Familie. Er wuchs in Israel auf, 1965 wurde er zum Dienst in der israelischen Armee eingezogen. Er studierte Wirtschaftswissenschaften in Israel und London, arbeitete als Banker und Unternehmensberater, absolvierte dann noch einmal ein Studium der Kultur- und Politikwissenschaft. Heute lebt Dr. David Ranan als freier Autor in London.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension

Der Politikwissenschaftler David Ranan hat für diesen Band etliche Israelis nach ihrer Sicht auf die Armee und Wehrdienst befragt. In insgesamt 27 Interviews berichten sie von ihren Erfahrungen und bekunden nach Informationen von Rezensentin Martina Doering durch die Reihe, wie sehr sie vor allem eine Frage beschäftigt: Wo verläuft bei der Verteidigung Israels oder dem Dienst in den besetzten Gebieten die Grenze zwischen legitimer Härte und illegitimer Brutalität? Die Rezensentin erweckt mit ihren Einlassungen zur israelischen Armee und den vielen zertrümmerten Mythen den Eindruck, als hätte sie sich das alles viel kritischer vorstellen können. Dass die Ausführungen der Interviewten ein "buntes Kaleidoskop der israelischen Gesellschaft" widerspiegeln, lässt sie etwas "orientierungslos" zurück. Eine eindeutige Antwort auf die Titelfrage gibt es augenscheinlich nicht.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 12.03.2012

Immer im Kriegszustand
David Ranan spricht mit jungen israelischen Soldaten über ihre Haltung zur Armee
Israels Armee ist anders als andere Armeen. Seit ihrer Gründung vor mehr als 60 Jahren ist sie praktisch immer im Kriegszustand, und der Mythos des Militärs nimmt eine zentrale Rolle ein im chronisch bedrohten Staat. Die Armee sichert zudem nicht nur das Überleben, sondern sie dient seit jeher auch als ein Spiegelbild der Gesellschaft. Der Staatsbürger in Uniform, der in Deutschland höchstens proklamiert wird, ist in Israel mit seiner Wehrpflicht für Männer wie Frauen eine selbstverständliche Wirklichkeit. Doch die Gesellschaft ist im ständigen Wandel, und mittlerweile bedroht dieser Wandel auch die Grundfesten des Militärs. Alte Gewissheiten wer-den in Frage gestellt. David Ranan legt den Finger in die Wunde mit seinem prägnanten und gewiss für manche provozierenden Buchtitel: „Ist es noch gut, für unser Land zu sterben?“
Die im Kampf mit dem äußeren Feind erprobte Armee, die einst ihre Wehrhaftigkeit auch aus dem Trauma des Holocaust bezog, ist heute von innen bedroht. Eine Studie hat prognostiziert, dass schon im Jahr 2020 bis zu 60 Prozent der Israelis nicht mehr zum Militär gehen. Die Frommen werden befreit, und viele andere drücken sich – das ist der Trend. David Ranan, der lange schon in London lebt, aber in Israel aufwuchs und in den Zeiten des Sechstagekriegs von 1967 seinen Wehrdienst ableistete, ist dem Wandel auf den Grund gegangen. Er hat junge Israelis befragt nach ihrer Einstellung zum Armeedienst – Ultra-Orthodoxe und Säkulare, Rechte und Linke, Siedler und Städter. Seine 27 Interviews ergeben das Mosaik einer zerrissenen Gesellschaft, deren Bruchlinien sich auch in der Armee zeigen.
Die Aussagen sind offen, authentisch und widersprüchlich, also sehr israelisch. Durchgängig deutlich wird allerdings, dass der Wendepunkt für die Armee im Sommer 1967 kam – als Israel im Sechstagekrieg die noch heute besetzten palästinensischen Gebiete, den Ostteil von Jerusalem inklusive, eroberte. Seitdem ist aus der Zahal, den „Israelischen Verteidigungsstreitkräften“, wie sie offiziell heißen, eine Besatzungsarmee geworden. Das prägt das Bewusstsein der Soldaten.
Gewiss, es gibt noch die Wehrpflichtigen wie den 19-jährigen Ofer, der gleich zu Beginn bekennt: „Ich bin begeistert vom Militärdienst.“ Von moralischen Dilemmata will er ebenso wenig wissen wie von der Wehrdienstverweigerung. „Das ist wie 90 fahren, wo nur 50 erlaubt ist“, meint er – also verboten. Auch die strikten Befehlsempfänger wie der 24-jährige Elad sind noch zu finden: „Es ist nicht meine Sache, das Gesamtkonzept einzuschätzen“, meint er. Doch für viele der jungen Männer und Frauen wird die Realität der Besatzung zum psychologischen oder politischen Mühlstein. Ido, 21 Jahre alt, berichtet von Misshandlungen an Checkpoints, die ihn dazu brachten, in einem Brief seinen Vorgesetzten mitzuteilen, er wolle „nicht mehr an der Unterdrückung der palästinensischen Bevölkerung teilnehmen“.
Die 18-jährige Noa zog schon vorab die Konsequenz, als Akt des „Widerstands gegen die Besatzung“ den Wehrdienst zu verweigern. Nun spricht sie nicht nur von der drohenden Haft, sondern auch von der Isolation im Freundeskreis. Viele, die nicht zur Armee wollen, wählen den leichteren Weg. Der führt in der Regel über den Militärpsychologen, der anscheinend oft in aller Stille die Unwilligen befreit. So wird der Schein gewahrt und das unbequeme Thema aus dem gesellschaftlichen Diskurs herausgehalten. „Wer wirklich will, kann sich freistellen lassen“, bekennt der 20-jährige Amir. „Es ist eine Prozedur, aber es ist machbar.“ Wesentlich leichter haben es da die Ultra-Orthodoxen wie der 23-jährige Mosche. In seinen Kreisen, so merkt er an, „glaubt man eigentlich nicht an den Staat“. Vom Armee-Dienst sind sie befreit, wenn sie in einer Jeschiwa, einer Talmudschule, studieren. Das tun die meisten, und weil ein Viertel der Erstklässler in Israel heute ultra-orthodox erzogen wird, tut sich auch hier ein großes Loch auf für die Armee.
Die Lücke füllen jedoch immer stärker die national-religiösen Soldaten, die vor allem in den Kampfeinheiten das Kommando übernehmen. Einer von ihnen ist der 28-jährige Alon, für den die Armee „Ideal und Mission“ zugleich ist. Als Offizier beruft er sich auf sein „Sendungsbewusstsein“ – doch genau das droht in Zukunft zur größten Zerreißprobe für Israels Militär zu werden. Denn die National-Religiösen bringen die Siedler-Ideologie in die Armee – und damit in die Mitte der Gesellschaft.
PETER MÜNCH
DAVID RANAN: Ist es noch gut, für unser Land zu sterben? Junge Israelis über ihren Dienst in der Armee. Nicolai, Berlin 2011. 271 Seiten, 19,95 Euro.
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