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Ohne Bitterkeit, ohne Selbstheroisierung und vollkommen uneitel erzählt Fred Wander von seinem Leben. »Ich bin unterwegs, mein Gepäck ist leicht«, lautet der letzte Satz dieser Lebenserinnerungen. Fred Wander schreibt ihn als fast Neunzigjähriger, gleichermaßen eine lange und fürwahr bewegte Lebensstrecke bilanzierend und einen Blick nach vorn werfend. Dieser Satz kann vielleicht als eine Art Lebensmotto Wanders gelesen werden: Er hat sich eine durch nichts zu erschütternde Neugier auf das Leben bewahrt, trotz aller Demütigungen, die er schon als jüdischer Junge im Wien der zwanziger Jahre…mehr

Produktbeschreibung
Ohne Bitterkeit, ohne Selbstheroisierung und vollkommen uneitel erzählt Fred Wander von seinem Leben. »Ich bin unterwegs, mein Gepäck ist leicht«, lautet der letzte Satz dieser Lebenserinnerungen. Fred Wander schreibt ihn als fast Neunzigjähriger, gleichermaßen eine lange und fürwahr bewegte Lebensstrecke bilanzierend und einen Blick nach vorn werfend. Dieser Satz kann vielleicht als eine Art Lebensmotto Wanders gelesen werden: Er hat sich eine durch nichts zu erschütternde Neugier auf das Leben bewahrt, trotz aller Demütigungen, die er schon als jüdischer Junge im Wien der zwanziger Jahre erfahren mußte, trotz aller existentiellen Gefährdungen, denen er an den wechselnden Exilorten der Enddreißiger und schließlich in den Konzentrationslagern Buchenwald und Auschwitz ausgesetzt war. Er, der allen Grund zu Bitterkeit hätte, erzählt mit einer fast fröhlichen Leichtigkeit von den »kleinen Leuten«, bei denen er immer wieder Solidarität und Hilfe fand: etwa als er 1938 ohne Gepäck undohne Geld in Paris ankam, später auf den Stationen der Flucht durch Europa und in den Lagern. Er erzählt von den Nachkriegsjahren in Wien, von den Freunden, die er in der DDR und auf den Reisen als Schriftsteller fand, und von der Zeit seit 1983 wieder in Wien. Wander will weder als Held bewundert noch als Opfer bemitleidet werden, sondern sich und uns Zeugnis ablegen.
Autorenporträt
Fred Wander, geboren 1917 in Wien, verließ mit 14 die Schule und wenig später das Elternhaus und zog als Gelegenheitsarbeiter durch Europa. Während des Krieges wurde er in Frankreich interniert, schließlich deportiert nach Auschwitz und Buchenwald. 1945 ging er zurück nach Wien, arbeitete als Zeichner, Fotograf und Zeitungsreporter. 1958 siedelte er in die DDR über, die er einige Jahre nach dem Tod seiner Frau Maxi Wander 1977 wieder Richtung Wien verließ. 2003 erhielt Fred Wander den Theodor-Kramer-Preis für Schreiben im Widerstand und Exil.
Fred Wander starb im Jahr 2006 89-Jährig in Wien.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 26.05.2006

Unterwegs
In seinen Erinnerungen beschreibt sich Fred Wander als „Ahasver”
Über seine Erlebnisse im KZ Buchenwald hat Fred Wander 1968 ein Buch publiziert: „Der siebte Brunnen” war in der DDR viel gelesen. Dies lag nicht zuletzt an der anständigen Seite des DDR-Antifaschismus, der es mit sich brachte, dass solche Literatur unterstützt wurde. Fred Wander war 1958, weil er das Nachkriegswien nicht mehr aushielt, in die DDR übersiedelt. Seit Anfang der achtziger Jahre lebt er indes wieder in Wien.
Die Erinnerungen, die er jetzt vorlegt, handeln davon, was in „Der siebte Brunnen” nicht vorkam, von Wanders Leben vor und nach der Deportation. Seine Ehe mit Maxie Wander, seine Arbeit als Fotograf, Bekanntschaften und Erlebnisse in der DDR sowie seine Liebe zur Provence kommen ausführlich vor. Fesselnder sind indes die frühen Erinnerungen: Wander erzählt von dem Antisemitismus, den er, der 1917 geborene Sohn jüdischer Einwanderer aus dem Osten, in den Jahren vor 1938 in Wien erlebte. Er erzählt von seiner Flucht nach Paris, wo er von Gaunern und Clochards angenommen und mit den Anfangsgründen des Französischen (Schimpfwörter) sowie mit den Gebräuchen im Obdachlosenasyl bekannt gemacht wurde. Er erzählt davon, wie er es allmählich vom Asyl in eine schäbige Absteige brachte - und wie er dann nach dem Einmarsch der Deutschen wieder fliehen musste. Es ist eine fremde, ferne Welt von Schmutz und Solidarität, von der Wander berichtet. Ihretwegen vor allem lohnt sich die Lektüre.
augf
FRED WANDER: Das gute Leben oder Von der Fröhlichkeit im Schrecken. Erinnerungen. Wallstein Verlag, Göttingen 2006. 399 Seiten, 24 Euro.
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Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension

Wer kennt diesen Mann außerhalb der Ex-DDR noch, fragt Rolf Michaelis. Dabei lebt Fred Wander heute noch - der Name ist das Pseudonym des Kommunisten Fritz Rosenblatt, der von den Nazis ins KZ verschleppt wurde, dieses überlebte und mit "Der siebente Brunnen" eine der bekanntesten Lagererzählungen geschrieben hat. In Wien lebt er also heute noch, hochbetagt, wohin er in den 80er Jahren, nach dem Tod seiner Frau Maxie Wander, aus der DDR zurückkehrte. In Wanders Erinnerungen, bedauert Michaelis, erfährt man leider außer den Inhalt einiger bewegender Briefe fast gar nichts über Maxie Wander, die mit ihrem Interview-Buch "Guten Morgen, du Schöne" ihrerseits die prüde DDR so verstört hatte. Um so mehr kehrt Wander in seinen Erinnerungen in die Haftzeit zurück, die er mit ihren Schrecken und auch um so intensiver empfundenen Freuden schildert. Das bestimmende Gefühl ist Zeit seines Lebens die Fremdheit geblieben, fasst Michaelis zusammen, das gilt wohl auch für die DDR, in der er nie so richtig heimisch wurde. Dem Verlag hätte es gut angestanden, kritisiert der Rezensent, einige Wiederholungen und leicht "predigerhafte Töne" im Text zu streichen.

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