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Walt Whitman, geb. 1819 im Staat New York, gestorben 1892 im Staat New Jersey, begründete die moderne amerikanische Dichtung. Der Dichter erweiterte ständig sein Lebenswerk, den Gedichtband Leaves of Grass. Dieses Werk vergrößerte sich von Auflage zu Auflage und kontrastiert die Zeit der amerikanischen Industrialisierung und Kommerzialisierung.In der großen Sinnlichkeit und geradezu überbordenden Körperlichkeit, die von Whitmans Gedichten ausgehen, können Parallelen zu den eigenen Gedichten des Übersetzers Frank Schablewski gesehen werden. Von daher sind die ausgewählten Liebesgedichte…mehr

Produktbeschreibung
Walt Whitman, geb. 1819 im Staat New York, gestorben 1892 im Staat New Jersey, begründete die moderne amerikanische Dichtung. Der Dichter erweiterte ständig sein Lebenswerk, den Gedichtband Leaves of Grass. Dieses Werk vergrößerte sich von Auflage zu Auflage und kontrastiert die Zeit der amerikanischen Industrialisierung und Kommerzialisierung.In der großen Sinnlichkeit und geradezu überbordenden Körperlichkeit, die von Whitmans Gedichten ausgehen, können Parallelen zu den eigenen Gedichten des Übersetzers Frank Schablewski gesehen werden. Von daher sind die ausgewählten Liebesgedichte Ausdruck einer ganz persönlichen Sammlung.Ein Vorwort von Johannes Urzidil und ein Nachwort von Jürgen Brôcan begleiten diese Ausgabe und geben bedeutende Einblicke in die Zeit und das Wirken von Walt Whitman.
Autorenporträt
Frank Schablewski, geboren 1965 in Hannover, studierte Kunst und Literatur an der staatlichen Akademie der bildenden Künste in Düsseldorf.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 06.07.2012

Ein leichtsinnig gepflückter Strauß
Vom Sexskandal zur Übersetzerqual: Die Liebe in ausgewählten Gedichten von Walt Whitman

An sich ist es ja eine gute Idee, eine zweisprachige, frisch übersetzte Auswahl Whitmanscher Liebesgedichte vorzulegen. Der Lyriker Frank Schablewski tut dies soeben im Rimbaud Verlag, und der Klappentext deutet Parallelen "überbordender Körperlichkeit" zwischen dem Dichter der Vorlage und der Übertragung an. Nur: Die Auswahl ist schwierig bei einem Panerotiker wie Whitman. Ob er mal auf der Brooklyn-Fähre, mal im Geschiebe des Broadway sein euphorisierendes Bad in der Menge nimmt oder sich als Samariter des Bürgerkriegs über einen Verwundeten beugt, immer wird ein Liebesgedicht daraus: "so manches Soldaten Kuß liegt auf diesen bärtigen Lippen".

Seiner eigenen Zeit galt Whitman zunächst als sexueller Skandalautor; nicht so sehr wegen des homoerotischen Einschlags seiner Gedichte, eher aufgrund ihrer blasphemischen Gleichsetzung von Leib und Seele, ihrer Dämme brechenden Dringlichkeit, ihrer expliziten Aufzählung körperlicher Eigenschaften und Vorgänge; "heiß und ungeheuer zuckender Liebesgallert", so etwas gab es bisher nur im Zwielicht der Pornographie, nicht als Manifest einer zu völliger Freiheit und Ganzheit des Menschlichen drängenden Poetik.

Ja, Whitman ist ein unermüdlicher Aufzähler, und nicht immer erfolgreich darin, Expansion und Intensität zu verschmelzen. Aber wenn er bei einer Sklavenauktion dem Versteigerer das Wort aus dem Mund nimmt, um die Herrlichkeit der schwarzen Körper detailliert anzupreisen, wird der Katalog des Körperlichen zum Hymnus - zum großen Moment in einem großen Gedicht. Der Übersetzer hat es aufgenommen, aber er kapriziert sich mehr auf kürzere, öfter auch leichtgewichtige Texte, was den Radius dieser Liebesdichtung arg schrumpfen lässt.

Whitman scheint es mit seiner Reihungsstruktur und seinen ausufernden Freiverszeilen dem Übersetzer leichtzumachen, aber Wortklang und Satzrhythmus haben es in sich. Er ist ein Meister des Versauftaktes, der den Leser in Bann zieht. Wer ihm, wie Schablewski, aus verquerer Wörtlichkeit Auftaktzeilen unterjubelt wie "Dieses ich, frühlings singend, für die Geliebten binde" (es geht um einen poetischen Strauß) oder "Was denkst du, nehme ich meinen Stift zur Hand um festzuhalten?", der hat ihn schon erledigt.

Könnten unsere Verlage bei der momentanen Flut von Klassiker-Neuübersetzungen nicht auch ein wenig darauf achten, ob die neue Version etwas besser, oder - bescheidener formuliert - auf positive Weise anders ist als die vorhandenen? "Gebt mir das Durchnäßte meiner Leidenschaften", so schlimm klang Whitman doch bisher nicht auf Deutsch? "Dieser Strauß, wahllos mir selbst ausgerupft", als Charakteristik der Übersetzung nicht unzutreffend, kann doch unmöglich den Vers "this bunch plucked at random from myself" ausdrücken wollen? Und wenn der lyrische Dilettantismus sich schon an einem bedeutenden Dichter vergreift, wäre dann nicht etwas mehr fremdsprachliche Kompetenz als im vorliegenden Fall nützlich (von der muttersprachlichen ganz zu schweigen)?

Jürgen Brôcan, der erst kürzlich den ganzen Whitman übertragen hat, preist in seinem Nachwort beredt die Liebesdichtung seines Autors als "ungestüm, fleischlich, sinnlich", ohne sich offenbar am Schwund dieser poetischen Eigenschaften in Schablewskis Fassung zu stören. Vielleicht passt dazu ja das merkwürdige Titelbild des Bandes: der alte Whitman mit weißem Rauschebart im Lehnstuhl, den Sex-Appeal von Father Christmas ausstrahlend.

WERNER VON KOPPENFELS

Walt Whitman: "Liebesgedichte / Love Poems".

Ausgewählt und übertragen von Frank Schablewski. Rimbaud Verlag, Aachen 2011. 121 S., br., 20,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Glatter Verriss. Rezensent Werner von Koppenfels lässt an dieser Auswahl von Liebesgedichten Walt Whitmans kein gutes Haar. Die Auswahl, gibt er zu, ist zwar gerade im Fall Whitmans, der noch selbst bei einer Fahrt mit der Brooklynfähre in Extase geraten konnte, schwierig, aber so viele eher "leichtgewichtige Texte" hätte man vielleicht auch nicht auswählen müssen. "Lyrischen Dilettantismus" wirft er dem Herausgeber Frank Schablewski vor und dessen Übertragung… Ach, Schwamm drüber.

© Perlentaucher Medien GmbH